Das Organsystem
Terminologie
Elektrodenpositionen
Schweiß an Handfläche zur Haftung
die meisten Schweißdrüsen reagieren auf das Gehirn
-> Kühlungsmechanismus
-> reagieren nicht auf Reize
-> SCR korreliert mit der Hautfeuchtigkeit und der Hauttemperatur
Die beiden Elektroden werden an den Handflächen oder an den mittleren Fingergliedern befestigt
Die skin conductance response (SCR) - Elektrodermale Aktivität
oben: Amplitude
G: messbare Veränderung der Leitfähigkeit
Nach einer Latenz von ca. 2 sek nachdem der Reiz steigt die elekt. Leitfähigkeit der Haut zur 2 Elektroden, an denen eine Messspannung von 0,5 Volt anliegt, außerdem verändert sich das Hautpotenzial
-> Oberbegriff für versch. Aspekte und Messgrößen von Leitfähigkeits- und Potenzialänderungen der Haut
-> sensibler vegetativer Indikator psychophysischer Aktivierung
-> In der Regel werden Basiswert und der Reaktionswert gemessen außerdem die unspezifische Variabilität
->SCR dient als sensibles physiologisches Maß für die Neuheit bzw Bedeutung eines Reizes, u.a in der Aktivierungs-, Emotions- und Stressforschung, in der Forensischen Psychologie (Lügendetektor) und in der Medienforschung (Werbepsychologie)
Beteiligte Hirnstrukturen
Thermoregulation:
• Hypothalamus
Motorik:
• SMA • primärer motorischer Kortex • somatosensorischer Kortex • Basalganglien
Aufmerksamkeit (OR) und Muskeltonus:
• Retikulärformation
exekutive Funktionen:
• präfrontaler Kortex
Auslösebedingungen für SCRs
sind persönlich bedeutsame Kognitionen mit intentionalem Charakter und Handlungsbezug. Ein i.d.S. bedeutsamer Stimulus kann folgende Eigenschaften besitzen:
•Neuheit, Salienz
•Vertrautheit
•Emotion
•Aufmerksamkeit
•Wahlreaktion, Konsequenzen
Elektrokardiographie (EKG)
Herzstrommessung
Es werden Messfühler am Körper befestigt und mit einem Aufzeichnungsgerät verbunden
-> Bei einem gesunden Herz:
typisch wiederkehrende Kurve sichtbar
Phasen des Herzschlags
Die vier Phasen jedes Herzschlages, dargestellt am Beispiel des rechten Herzens. Die erste und die vierte Phase werden als Diastole, die zweite und die dritte als Systole zusammengefasst
Ableitorte / Bezeichnungen
Zentralnervöse Steuerung
Die Eigenfrequenz des Herzen betragt etwa 120 Schläge/Minute. Die autonome Innervation des Herzens erfolgt über Sympathikus (NA) und Parasympathikus (ACh), zusätzlich beeinflussen im Blut zirkulierende Katecholamine des Nebennierenmarks die Herztätigkeit.
Verändert werden
Frequenz (chronotrope Wirkung)
Systolische Kraftentwicklung (inotrope Wirkung)
Geschwindigkeit der atrioventrikulären Überleitung (dromotrope Wirkung).
Unter Ruhebedingungen überwiegt der Parasympathikotonus (Ruhepuls ca. 60-80).
Zentralnervöse Steuerung (Atmung)
Die Atmung wird durch ein Inspirations- und ein Expirationszentrum in der medulla oblongata gesteuert
Hier werden auch Reflexe gesteuert, bei denen die Atmung beteiligt ist bzw. kontrolliert werden muss (Husten, Niesen, Schlucken etc.)
Afferenzen vom Cortex (bewusste Kontrolle der Atmung), Hypothalamus, Kälterezeptoren der Haut, Dehnungsrezeptoren der Lunge
Messung der Atmung
Drucksensor
Atemflussthermistor
Dehnungssensor
Auswertung:
1. Atemfrequenz (in Ruhe ca. 12-15 Atemzüge pro Minute)
2. Atemtiefe
3. Gleichmäßigkeit
4. Unterbrechungen
Polygraphie (Lügendetektion)
Wenn ein Verdächtiger lügt, sollte es dafür ein physiologisches Korrelat geben.
Mit Hilfe einer Polygraphie sollte es also möglich sein , für das Lügen spezifische, körperliche Erregungsmuster in verschiedenen Biosignalen wie z.B. Hautleitfähigkeit, Herzrate oder Atmung zu identifizieren.
Rechtliche Situation in Deutschland
Der Bundesgerichthof hat 1954 die Verwendung von Polygraphen im Strafverfahren und in den Vorermittlungen unter Berufung auf die verfassungsrechtlich geschützte Menschenwürde des Angeklagten abgelehnt (Urteil vom 16.02.1954 – 1 StR 578/53).
Mit dem Grundsatzurteil vom 17.12.1998 (1 StR 156/98) hat der BGH die verfassungsrechtlichen Bedenken aufgehoben. Falls der Beschuldigte freiwillig an einer polygraphischen Untersuchung teilnimmt, verstößt dies nicht gegen Verfassungsgrundsätze.
Der Kontrollfragentest (KFT)
Entwickelt 1947 in den USA von John Reid, Anwendung v. a. in den USA
Drei Fragetypen:
irrelevante (neutrale)
relevante (tatbezogene)
Kontrollfragen
Die irrelevanten Fragen dienen zur Vorbereitung und Auflockerung der Fragesequenz und sollen mit „ja“ beantwortet werden.
Relevante Fragen und Kontrollfragen sollen verneint werden. Im Gegensatz zu den relevanten Fragen stehen die Kontrollfragen nicht im Zusammenhang mit der Tat, sind jedoch ähnlich emotional belastend
Die Testlogik des KFT
Unschuldige sollten sich durch die Kontrollfragen in einem stärkeren Maße bedroht fühlen als durch die relevanten Fragen. Diese können sie wahrheitsgemäß verneinen, während die Verneinung der vage formulierten Kontrollfragen unsicher ist.
Schuldige hingegen sind gezwungen, bei den relevanten Fragen zu lügen und sollten daher auf diese stärker reagieren als auf die Kontrollfragen.
Sind die Reaktionen auf die Kontrollfragen deutlich stärker ausgeprägt als auf die relevanten Fragen, wird die Abstreitung der Täterschaft als glaubhaft beurteilt.
Gibt es deutlich stärkere Reaktionen auf die relevanten Fragen, gilt die Verneinung dieser Fragen als unglaubhaft.
Sind keine eindeutigen Unterscheide zu erkennen, gilt das Ergebnis als unentscheidbar.
Typische KFT-Fragensequenz
I = irrelevante Frage, R = relevante Frage, K = Kontrollfrage
I1 Ist Ihr Nachname XXX?
I2 Haben Sie die Absicht, alle Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten?
I3 Glauben Sie mir, dass ich Ihnen nur Fragen stellen werde, die wir zuvor vereinbart haben?
K1Haben Sie vor Ihrem 19. Lebensjahr jemals irgendwelches Geld gestohlen?
R1Haben Sie den betreffenden Ring genommen?
K2Haben Sie während der Schulzeit irgendeinen Gegenstand von Wert entwendet?
R2Haben Sie den betreffenden Ring aus der Schublade entwendet?
I4 Heißen Sie mit Vornamen XXX?
K3Haben Sie jemals gelogen, um unangenehme Konsequenzen zu vermeiden?
R3Waren Sie an dem Diebstahl des betreffenden Ringes beteiligt?
Schwierigkeit bei der Formulierung der Kontrollfragen (meist weniger Bedrohlichkeit als ein konkreter Tatvorwurf)
Die Beurteilung der Geeignetheit der ausgewählten Fragen obliegt dem Testleiter, es gibt kein objektives Außenkriterium.
Es gibt keine eindeutigen und verbindlichen Auswertungsregeln für die physiologischen Veränderungen.
Fehlklassifikationen von bis zu 50%, insbesondere falsch positive Entscheidungen.
Der Tatwissentest (TWT)
Entwickelt 1959 in den USA von David Lykken, Anwendung v. a. in Japan und Israel
Zwei Fragetypen:
Multiple-Choice-Fragen: Sowohl relevante als auch irrelevante (aber gleich plausible) Antwortalternativen sollen verneint werden.
Die Testlogik des TWT
Dem Verdächtigen werden neben neutralen Informationen solche Items präsentiert, die nur der Täter als mit der Tat in Verbindung stehend wieder erkennen kann.
Der Schuldige sollte auf die kritischen Fragen stärkere physiologische Reaktionen zeigen als auf neutrale Vergleichsinformationen. Unschuldige sollten aufgrund ihrer Unkenntnis der Tatumstände auf beide Arten von Fragen gleichermaßen stark reagieren.
Wenn der Proband konsistent auf die relevanten Fragen stärkere physiologische Reaktionen zeigt als auf die irrelevanten, gilt das Abstreiten der tatspezifischen Kenntnisse als unglaubhaft.
Alle anderen Fälle gelten als glaubhaft.
Fazit
Möglichkeiten zur Standardisierung und Objektivierung sind gegeben
Hohe Trefferquote (> 80%)
Geringes Risiko, unschuldige Personen irrtümlich als schuldig zu klassifizieren (z.B. 5 Fragen mit 5 Antwortalternativen 1 / 3125)
Allerdings schwierige Einbindung in polizeiliche Ermittlungen
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