Was bedeutet HTC?
hydrothermale Carbonisierung
künstliche Inkohlung von Biomasse
ist ein thermisches Umwandlungsverfahren
imitiert den über Jahrmillionen ablaufenden Prozess der Umwandlung von Biomasse in Kohle innerhalb weniger Stunden
Prozessparamter der HTC
biochemische (pflanzl. Überreste wie Holz, Blätter etc.)und geochemische (Marine sedimente oder Torfablagerungen) Inkohlung —> Unterschied ist die Quelle des organischen Materials
Ablauf:
Prozessparameter:
180-220°C
wässrige Lösung
Druck 15-35 bar
pH-Wert: 3-6 (saurer Bereich)
4 bis 16 Stunden
Katalysator: Zitonensäure
exothermer Prozess (frei werdende Energie für Aufheizung nutzbar, gilt aber nicht für alle Biomassen!)
Energieumwandlung
Energiebilanz (vereinfacht)
Teilschritte der HTC
Hydrolyse
Dehydratisierung
Decarboxylierung
Aromatisierung
Polymerisation
chemische Reaktion mit Wasser
Zerlegung des komplexen Polymers in kleinere Bausteine (Mehrfachzucker)
Verlust der maktroskopischen Struktur
Wasserabspaltung in der Biomasse
Abspaltung von Carboxyl-Gruppen (T>200°C)
Veränderung des strukturellen Charakters der Kohle —> Bildung von aromatischen Verbindungen (T>270°C)
Reaktion von Intermediaten(Zwischenprodukte), die bei der Depolymerisation(Polymerabbau) der Biomasse entstanden sind
Warum Biomasse zu Kohle umwandeln? Vorteile im Vergleich zur direkten Verbrennung
auch sehr feuchte und flüssige Biomassen nutzbar
Endprodukt enthält deutlich weniger Störstoffe
Schaffung eines standartisierten Produkts in Form von Biokohle (Einsatz in konventionellen Kraftwerken ohne Umbau möglich)
Geringeres Volumen und Masse d.h. höhere Energiedichte!
geringere Transportkosten (aufgrund der höheren Energiedichte kann größere Menge an Kohle in kleinerem Volumen transportiert werden)
Vergleich HTC mit Pyrolyse-Verfahren
Endotherm= Energie wird von außen aufgenommen (Verdampfung von Wasser)
Exotherm= Energie wird an die Umgebung abgegeben (Verbrennung von Holz)
Einsatzstoffe für die HTC
grundsätzlich alle Biomassen
besonders geeignet ist feuchte Biomasse
landwirtschaftliche Produkte (Maissilage)
landwirtschaftliche Reststoffe (Erntereste, Schalen, Stroh)
Siedlungsabfälle (grüne Tonne)
Grünpflege (Gartenabfälle, Baumschnitt)
Industrieabfälle (Treber, Holzspäne)
Gärreste & Klärschlämme
Produkte der HTC
wässrige schwarze Flüssigkeit mit feinstverteilten kugelförmigen porösen Kohlepartikeln (Kolloide)
erheblicher C-Anteil (15-20%) in der flüssigen Phase, kleinerer Anteil auch in der Gasphase (5-10%)
Kohle gut abtrennbar (z.B. Saugfiltration)
Verwertung
energetische Nutzung
HTC-Kohle ist braunkohleartig und je nach Prozess-Bedingungen auch Torf-oder Steinkohleartig
Brennwert ca. 16 MJ/kg
Bodenverbesserung (Einsatz in Landwirtschaft)
Klärschlammtrocknung/P-Rückgewinnung (Phosphor wird in HTC-Kohle konzentriert)
dauerhafte Kohlenstoffspeicherung
Vorteile HTC-Kohle ggü. anderen Bioenergie-Verfahren
breites Substratspektrum, auch inhomogene&nasse Biomassen
Brennwert, Konsistenz und Eigenschaften sind homogener
hoher Brennwert
geringer Gehalt an Begleit- und Störstoffen wie Sand, Schwefel, Chlor usw.
geringe Neigung zur Teerbildung
Terra Preta im Amazonasgebiet
1540/41 spanischer Eroberer Francisco de Orella bereist als erster Europäer das Amazonasgebiet und stößt auf dicht besiedelte Flussufer
fruchtbare, stark humusreiche Schwarzerde “terra preta”
sonst sind in den feuchten Tropen eigentlich nährstoffarme, lateritische(hoher Eisenoxidgehalt) Böden
anthropogener Ursprung —> Entstehung durch Ausbringung von Holz- und Pfanzenkohlen, organischer Abfälle wie Dunk, Knochen, Muscheln..
Entstehung von stabilen organischen Strukturen (2 Meter Humus) durch Mikroorganismen
hohes Wasserspeichervermögen
hohe Pufferkapazität
hohe Fruchtbarkeit (mehrfache Ernten ohne Düngung)
Bodenverbesserung durch Biochar (Pyrolyse) vs. HTC-Kohle
Biochar
HTC-Kohle
höhere Wasserspeicherkapazität
Stabilisierung des Bodengefüges
Erhöhung der Gehalte an pflanzenverfügbaren Nährstoffen
Humus- und Nährstoffanreicherung
Verminderung Auswaschung von Stickstoff ins Grundwasser
Verminderunf der Treibhausgasemissionen
positive Auswirkungen auf Bodenlebewesen
verschiede Versuche mit sehr unnterschiedlichen Ergebnissen
positive Auswirkungen der Pyrolyse-Kohle können mit HTC-Kohle nicht bestätigt werden
Bodenverbesserug durch HTC-Kohle fraglich oder zum Teil sogar kontraproduktiv (hohe Sterbequote von Würmern, Phenol-Grenzwerte überschritten etc. )
Klimafarming
Kombination aus Produktion von Energie-Biomasse & Biokohle für Bodenverbesserung & CO2-Speicherung
Einlagerung von Biokohle im Boden (Überdauerung bis zu mehrere tausend Jahre möglich—>Pyrolysekohle)
10 bis 120 Tonnen Biokohle pro Jahr und Hektar (Kulturabhängig)
es können bis zu 400 t CO2 pro Jahr und Hektar gebunden werden
potentielle Wertschöpfungsmöglichkeit ist der Verkauf von CO2-Emissionsrechten
Stoffliche Nutzung als “HighTech-Biokohle”
für industriellen Gebrauch
als Elektroden in neuartigen Batterien
als Füllstoffruß für die Gummiindustrie
als Farbruß für die Einfärbung von Kunststoffen
Druckerfarbe für Toner
Klärschlammentsorgung
DL-weit ca 1,8 Mio Tonnen (TS) / Jahr
durch HTC-Verfahren wird Biomasse deutlich einfacher entwässerbar
Einsparung bei Wärme- und Strombedarf (bis zu 60%)
Rückführung der flüssigen Phase (Filtertechnik)
Phosphor-Rückgewinnung aus HTC-Kohle kostngünstiger und einfacher als aus Klärschlammmasse
Firma TerraNova Energy
Mengendurchsatz : ab 1.200 Tonnen Biomasse pro Jahr
Terra-Nova-Ultra-Verfahren:Kohle & Phosphorrückgewinnung aus flüssiger Phase (80% des P)
HTC-Anlage in Jining (ostchinesischen Provinz Shandong): jährlich ca. 14.000 Tonnen
pH-Absenkung —> Phosphor löst sich —> Zugabe von Calcium-Silicat-Hydrat Granulaten (CSH) —>Phosphor wird an CSH adsorbiert
AVA CO2 Schweiz AG
Demonstrationsanlage: Oktober 2010 in Karlsruhe
erste Anlage im industriellen Maßstab
2012: erste kommerzielle Anlage in Relzow (Mecklenburg-Vorpommern)
2014: Phosphor-Rückgewinnung: AVA cleanphos Technologie (nach eigenen Angaben 80%) direkt aus der HTC Kohle
2016: Pilotanlage ava cleanphos in Karlsruhe in Betrieb
Biomassepotenzial für hydrothermale Verfahren
Potenzial in DL: ca. 450 PJ/a (450.000.000.000 MJ/a)
Maissilage 32%
Wirtschaftsdünger 27%
Überschusstroh 25%
Pflanzenreste 7%
kommunaler Abfall 6%
Schwarzlauge 3%
HTC in Kombination mit Biogasanlagen und
Landwirtschaft
Gesamtpotenzial HTC in DL
Substratpotenzial Weltweit
leere Ölpalmen
Citrusschalen
Zuckerrohrrückstände
Ernterückstände (Kaffee-Pulpa, Pflanzenöl..)
gute Voraussetzungen, wenn Reststoffe an industriellen Verarbeitungsorten in großen Mengen anfallen:
Infrastruktur bereits vorhanden
kaum Transportkosten
Einsparung für Entsorgung
Wärme/Abwärme Synergien
Fazit HTC: Technik
Fazit HTC: Wirtschaftlichkeit
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