Physikalische Zusammenhänge
Trägheit
Das Vestibularorgnaan macht sich die Trägheit der Endolymphe zu nutze. Bei einer Drehung oder Bewegung des Kopfes im Raum, bewegt sich das Vestibularorgan mit den Sinneszellen schneller als die sich darin befindliche Endolymphe.
Die Endolymphe setzt sich zeitlich verzögeet in Bewegung. Diese verzögerte Bewegung der Endolymphe wird von den Sinneszellen wahrgenommen und vom ZNS als Bewegung interpretiert
Verstibular-Organ
Macularorgane
Lage: Sie sind im Sacculus (Macula sacculi) und Utriculus (Macula utriculi) enthalten
Ausrichtung:
Sacculus: Vertikale Ausrichtung
Utriculus: horizontale Ausrichtung
Sie stehen im 90° Winkel zueinander
Sinnesepithel: Sitzt jeweils am Boden der Macula
Haarzellen:
Sind in verschiedene Richtungen ausgerichtet
ca 15.000 - 30.000 pro Macula
Stereozilien und Kinozilien ragen in die Otholitenmembran
Stützzellen:
Stehem mit Haarzellen und Perilymphe in Verbindung
Otholitenmembran
Gallertige Membran, die alle Haarzellen überzieht
Kalziumkarbonatkristalle sind in Ihr eingebettet (Otholiten)
Bogengangsorgane
(Ductus semicirculares anterior, lateralis und posterior)
Lage: Sie liegen in der Ampulle der jeweiligen Bogengänge in allen drei Raumebenen.
Ductus sc. anterior & posterior:
liegen 45° zur jeweiligen Schläfe hin ausgelenkt
liegen zueinander im 90° Winkel
D. sc. lateralis:
30° nach vorne angehoben
90° zu den anderen Bogengängen
Sinnesepithel (crista ampularis):
Sitzt jeweils am Boden der Ampulla
sind in die gleiche Richtung ausgelenkt
ca 7000 pro Crista Ampularis
Stereozilien und Kinozilien ragen in die Cupula
Stehen mit Haarzellen und Perilymphe in verbindung
Cupula:
Gallertige Membran überzieht alle Haarzellen (keine Otholiten)
Capulaauslenkung von 1/1000 Grad führen zur Änderung der Aktivität der Haarzellen
Perilymphe
Funktion:
Für den Ionenaustausch zur De- und Repolarisation
Ionenzusammensetzung: Hohe Na+, niedrige K+ Konzentration
Endolymphe
Füllt alle Bogengänge der Maculae aus
für den Ionenaustausch bei der De- und Repolarisation
Trägheit der Endolymphe verursacht die Auslenkung der Stereo- und Kinozilien
Sinneszellen
(Haarzellen)
wahrnehmung der Auslenkung der Cupula und der Otholitenmembran
Sind sekundäre Sinneszellen
Ab einer Auslenkung von 1nm offnen sich die Transduktionskanäle
Ausschüttung des Neurotransmitters Glutamat
Aufbau:
Pro Haarzelle ca 80 Stereozilien
Pro Haarzelle ist je ein Kinozilium als größtes Zilium vorhanden
Bewegung der Stereozilien ist in beide Richtungen möglich (zum Kinozilium hin und weg)
verbindung über Tip-Links
Im Bereich der Tip-Links befinden sich va. Kalium-Kanäle
negatives Ruhepotential von -70mV
Mechanismen zur Bewegungswahrnehmung
Maculaorgan
Bewegungswahrnehmung:
Bei aufrechter Kopfhaltung werden vorallem die Haarzellen der Macula sacculi erregt
Bei geneigter Kopfhaltung werden vorallem die Haarzellen der Macula utriculi erregt
Ausrichtung der Haarzellen in unterschiedliche Richtungen:
Bei einer Bewegung werden Haarzellen sowohl depolarisiert (aktiviert) als auch hyperpolarisiert (gehemmt)
Statische Information:
Durch die erhöhte Dichte der Otholitenmembran wirkt die Schwerkraft dauerhaft
Die Zilien der Sinneszellen werden dauerhaft erreigt
Das ZNS erhält eine statische Information über die Lage des Kopfes zum Erdmittelpunkt
Dynamische Information:
Bei der Beschleunigung bleibt die Otholitenmembran hinter dem beschleunigten Makulargewebe zurück. Die Stereo- und Kinozilien werden erregt
die Culpula besitzt keine Otholiten und kann daher keine dauerhafte statische Information liefern
Utriculopetale Auslenkung:
Auslenkung des Kinoziliums zum Utriculus hin (Aktivierung)
Utriculofugale Auslenkung:
Auslenkung des Kinoziliums vom Utriculus weg (Hemmung)
Bei Drehbeschleunigungen des Kopfes bleibt die Endolymphe hinter der Cupula zurück. Die Stereo- und Kinozilien werden erregt.
Keine dauerhafte auslenkung der Cupula möglich aufgrund der geringeren Dichte
Signaltransduktion des Vestibularorgans
Rezeptorpotential & Ruheaktivität
Das Rezeptorpotential / Sensorpotential der Haarzelle wird nach dem gleichen Prinzip der Haarzellen in der Cochlea erzeugt.
Ruheaktivität (Tonische Sinneszellen):
Durch eine hohe Grundspannung der Tip links werden die Transduktionskanäle ständig etwas offen gehalten. Dies bewirkt eine stetige Transmitterfreigabe (Glutamat)
Stereozilien werden in Richtung des Kinozilizms gezogen. Transdurktionskanäle eher offen (Erhöhte Aktivität)
Stereozilien werden in Gegenrichtung des Kinozilizms gezogen. Transdurktionskanäle eher geschlossen (Verminderte Aktivität)
-> Es wird also entweder mehr oder weniger Glutamat freigesetzt, wodurch in den nachgeschalteten Neuronen eine höhere oder niedrigere Aktionspotentialfrequenz freigesetzt wird.
Nervenbahnen und Kortexareale
Neuron:
beginnt mit den Haarzellen
Afferente innervation der Haarzellen, deren Zellkörper je nachdem im Ganglion vestibulare, pars sup. oder pars inf. liegen
Bilden den Beginn des N. Vestibulocochlearis (VIII), Radix vestibularis
Enden in den Ncll. vestibulares sup., lat., inf., medialis
Ncll. vestibulares sup., lat., inf., medialis:
-> Sind Integrationskerne, die auch somatosensorische, visuelle und cerebellare afferenzen enthalten
Ipsi- und Kontralaterale Verstibulariskerne:
-> Zur Verknüpfung der Informationen aus beiden Vestibularorganen
Augenmuskelkerne der drei Hirnnerven (II,IV,VI)
-> Über Fasciculus longitudinalis medialis
-> Kontrolle der Augenbewegungen (Vestibulo-Okular-Reflex)
-> Ncl. nervi oculomotorii, Ncl. assesorius nervi oculomotorii
-> Ncl. nervi trochlearis
-> Ncl. nervi abducentis
Kortex
-> über Fasciculus longitudinalis medialis durch Thalamus
-> Es gibt keinen primären vestibulären Kortex.
-> Sulcus intraparietalis
-> Sulcus lateralis
-> Parietoinsulärer und Inselkortex
Cerebellum:
-> über den Pedunculus cerebellaris inf.
-> initiierung von koordinierten Körperbewegungen
Tractus vestibulospinalis:
-> Er dient der Koordination unwillkürlicher Körperbewegungen für die Somatomotorik
-> Extrapyramidale Motorik
Vestibulookulärer Reflex und Naystagmus
Allgemein
Vestibulookuläre Reflexe laufen unbewusst ab und sind sehr effizient, da:
-> die Signaltransduktion im Vestibularorgan sehr schnell ist
-> Die Verschaltung nur über jeweils zwei Synapsen erfolgt (Vestibulariskerne und Augenmuskelkerne)
Vestibulookulärer Reflex
Stabile Bilder werden schärfer und genauer wahrgenommen, indem das Bild der Umbewlt bei einer Kopfbewegung auf der Retina stabilisiert wird. Regestrieren die Bogengänge eine Kopfdrehung, werden deshalb reflektorisch die Augen entgegengesetzt gedreht.
Reflexverschaltung (Kopfdrehung nach links):
Linke Bogengangafferenzen (Aktivierung)
1.Weg
Afferenzen ziehen in den kontralateralen Vestibularkern (rechts, aktivierend)
Interneurine der kontralateralen Vestibulariskerne führen zum kontralateralen Abduzenzkern (rechts, aktivierend)
-> Motoneurone des Abduzenzkerns werden aktiviert
-> M. rectus lateralis des rechten Auges kontrahiert
2.Weg
Afferenzen ziehen in den ipsilateralen Verstibulariskern (links, aktivierend)
Interneurone der ipsilateralen Vestibulariskerne führen zum upsilateralen Abduzenzkern (links, hemmend)
-> Motoneurone des Abduzenzkerns werden gehemmt
-> M. rectus lateralis des linken Auges relaxiert
Interneurone des ipsilateralen Abduzenzkerns führen zum kontralateralen Okulomotoriuskern (rechts, hemmend)
-> Motoneurone des kontralateralen Okulomotoriskerns werden gehemmt
-> M. rectus medialis des rechten Auges relaxiert
Vestibulookulärer Nystagmus
Dient der stabilisierung der Augen gegenüber der Kopfbewegung
Wird bei Reizung der Bogengänge ausgelöst und adaptiert sich bei anhaltender Drehbewegung
Ablauf:
Kompensation einer ausgedehnten Kopfbewegung über zwei Schritte:
Kompensatorische Augenrollbewegung in Gegenrichtung der Kopfbewegung zur fixierung eines Objekts
Schnellle Rückstellkaskade in Richtung der Kopfbewegung zur erneuten fixierung eines anderen Objekts
-> Nystagmus = Augenpendeln
Vestibulospinaler Reflex
ermöglicht der aufrechten Körperhaltung, des aufrechten Ganges, der Stabilisierung der Kopfhaltung (Vestibulozervikale Reflexe) und der reflektorischen Ausgleichsbewegung bei ungewollter Körperhaltung (Stolpern)
Das ist auch ohne visuelle Informationen möglich
Vestibularorgan kann nicht unterscheiden ob nur der Kopf oder der ganze Körper beschleunigt wird
somatomotorische eingänge von propriozeptiven Informationen (Gelenkstellung azs dem Hals- Rumpfbereich und Extremitäten)
unwillkürlich koordinierte Somatomotorik findet über den Tractus vestibulospinalis medialis und lateralis statt
Klinik:
Optokinetischer Nystagmus
Auslösung durch eine rotierende Streiftrommel
Durch die fixierung der rotierenden Streifen kommt es zum Nystagmus
Rotationsnystagmus
Pat. wird auf einem Drehstuhl konstant rotiert.
beim Andrehen wird ein Reiz in der Cupula ausgelöst, der zu einem Rotationsnystagmus führt
dieser hält nur 10 sek. an, da bei konstanter Drehbewegung keine beschleunigung mehr zum auslenken der Cupula führt
Beim Aprupten anhalten wird aufgrund der Trägheit der Cupula erneut angeregt
Das ZNS interpretiert dies als Beschleunigung
Es kommt zu schwindel und einem entgegengesetztem postrotatorischen Nystagmus
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