6.2.1 Trait-Theorien

= Persönlichkeitstheorie

• Persönlichkeit wird anhand stabiler, biologisch verankerter Merkmale, die gewisse Regelmäßigekeiten im Erleben und Verhalten hervorrufen, beschrieben

• Trait und State als zentrale Aspekte:

  • Trait: Dispositionen, als zeitlich überdauernde und über Situationen generalisierten Verhaltensbereitschaft= stabiles Merkmal- zB Ängstlichkeit

  • State: vorübergehender psychischer Zustand = zeitlich fluktuierend und situationsspezifisch - zB momentane Angst vor einer konkreten Situation

Kann erklären warum zB. manche Personen ängstlicher sind als andere:

Beispiel: Innerhalb eines Semester steigt der Angstpegel bei fast allen Studierenden gegen Ende des Semesters an - es gibt jedoch jene Personen, die auch bereits am Anfang des Semesters Ängstlich sind und es gibt jene, die erst kurz vor einer wichtigen Prüfung Ängstlich sind.

• Modell unterscheidet State-Angst und Trait-Angst

  • State-Angst: Zustandsangst = im Beispiel die Angst während der Prüfungsphase

  • Trait-Angst: stabile Anfälligkeit für Angstreaktionen

Furcht= bezieht sich auf konkretes Objekt oder konkrete, reale Gefahr/Situation = gesunde Reaktion de Organismus, die zu Flucht oder Angriffssituation führt (Furcht weil man nachts im Bus von jemandem angepöbelt wird)

Ängstlichkeit= bezieht sich auf nicht konkrete Situationen bzw. sind sie nicht eindeutig bestimmbar. Hat mehr irrationale Aspekte und kann deshalb auch länger als Furch andauern (Ängstlich alleine druch das alleinige Bus Fahren am späten abend)

= begründet auf Hippokrates Vier-Säfte Lehre

=> Persönlichkeitstyp je nach vorherrschendem Körpersaft

• Sanguiniker (Blut - Freudig, Agil)

• Phlegmatiker (Schleim - langsam, freundlich)

• Choleriker (gelbe Galle - schnell, temperatmentvoll)

• Melancholiker (schwarze Galle - Traurig, betrübt)

Zuordnung an Typ erfolgt durch Konstellation besonders stark ausgeprägter Persönlichkeitseigenschaften.

Die Lehre hielt sich bis ins 20. Jh.

Eysenck (1916-1997) bezog sich auf Galens Temperamentenlehre

• postulierte durch Zwillingsstudien ein Persönlichkeitsmodell

• Persönlichkeit reduziert auch Interaktion zweier Dimensionen:

  • Extraversion vs. Introversion

  • Stabilität vs. Labilität

• verschiedene Persönlichkeitstypen laut Galens Temperamentenlehre lassen sich auf Eysencks Persönlichkeitsdimension einordnen:

= aktuell dominatestes Persönlichkeitsmodell der psychologischen Forschung

• ausgehend von 18000 eigenschaftsbezogenen Begriffen

• fünf große, basale Faktoren/Dimensionen der Persönlichkeit

  1. Openness to experience (Offenheit für Erfahrung)

  2. Conscientiousness (Gewissenhaftigkeit)

  3. Extraversion (Extraversion)

  4. Agreeableness (Verträglichkeit)

  5. Neuroticism (Neurotizismus)

! Es handelt sich nicht um Typen, sondern um verschieden starke Ausprägungen auf jeder dieser 5 Dimensionen !

• um Ausprägungen zu bestimmen werden meist Fragebogen eingesetzt. Die Selbsteinschätzung erfolgt durch einzelen Aussagen (Items) und einer Skala, auf der man einschätzt, wie sehr die Aussage zutrifft.

• NEO-Persönlichkeitsinventar = eines der ersten Verfahren für Erwachsene (also quasi eines der Fragebögen mit den Items zu selbsteinschätzung)

Offenheit für Erfahrung - Openness to experience

Beschreibung: ein generelles Gefallen an Kunst, Abenteuer, Emotionen, Neugier und einer Vielzahl von neuen Erfahrungen

Verhalten: Personen mit hohem Grad an Offenheit für Erfahrung tendieren zu einem originellen und ungewöhnlichen Einrichtungsstil, einem individuellen Musikgeschmack und besitzen oft eine Vielzahl verschiedenster Bücher.

Beispiel-Item NEO-FFI-30: „Ich habe oft Spaß daran, mit Theorien oder abstrakten Ideen zu spielen.“

Gewissenhaftigkeit - Conscientiousness

Beschreibung: Selbstdisziplin, verantwortungsvolles Verhalten, Zielstrebigkeit

Verhalten: Personen, die sehr gewissenhaft sind, präferieren geplantes Verhalten gegenüber Spontaneität, arbeiten eher genau und langsam als schnell und oberflächlich.

Beispiel-Item NEO-FFI-30: “Wenn ich eine Verpflichtung eingehe, so kann man sich auf mich bestimmt verlassen.“

Extraversion

Beschreibung: Suchen von positiven Emotionen, unter anderem durch die Gesellschaft anderer, Geselligkeit, Optimismus

Verhalten: Extravertierte Personen genießen es, Zeit mit anderen Menschen zu verbringen. In Gruppen führen sie oft Gespräche an und mögen es, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.

Beispiel-Item NEO-FFI-30: „Ich bin ein fröhlicher, gut gelaunter Mensch.“

Verträglichkeit - Agreeableness

Beschreibung: mitfühlend und kooperativ, reflektiert und gerecht im Sinne der allgemeinen Harmonie

Verhalten: Für Personen mit hohem Grad an Verträglichkeit ist es wichtig, dass sie sich mit anderen gut

verstehen. Sie sind meist rücksichtsvoll, hilfsbereit, freundlich und großzügig.

Beispiel-Item NEO-FFI-30: „Ich versuche, stets rücksichtsvoll und sensibel zu handeln.“

Neurozitismus - Neurocitism

Beschreibung: Tendenz, gehäuft negative Emotionen wie zum Beispiel Angst oder Ärger zu verspüren, Neigung zu depressiven Verstimmungen

Verhalten: Personen mit hohen Neurotizismuswerten beurteilen ganz normale, also ungefährliche Situationen schneller als bedrohlich oder frustrierend. Oft geht dies mit Schwierigkeiten in der Stressbewältigung einher sowie damit, Entscheidungen zu treffen oder klare Gedanken zu fassen.

Beispiel-Item NEO-FFI-30: „Zu häufig bin ich entmutigt und will aufgeben, wenn etwas schiefgeht.“

= Alternative zu Big-Five-Modell (Frage ob erschöpfend genug ist) - stellt es aber nicht infrage sonder ergänzt es eher

• sechs große Faktoren

  1. Honesty-Humility (Ehrlichkeit-Demut)

  2. Emotionality (Emotionalität)

  3. Extraversion

  4. Agreeableness (Verträglichkeit)

  5. Conscientiousness (Gewissenhaftigkeit)

  6. Open to experience (Offenheit für Erfahrungen)