Anwendungsfelder der Käuferverhaltensforschung
Identifikation und Ausrichtung der Marketingaktivitäten und -prozesse an den Zielkäufern
Bindung von Kunden und Gewinnung von Neukunden
Verstehen der Determinanten, die zum Verhalten von Käufern und Nicht-Käufern führen
Entwicklung von Theorien und Modellen zur Erklärung von Käuferverhalten
Unterschiede zwischen privatem und organisationalem Käuferverhalten
Begriff und Dynamik des Käuferverhaltens
Definition Kaufentscheidung
Als Kaufentscheidung wird die Auswahl eines von mehreren vergleichbaren Angeboten von Sachgütern, Dienstleistungen, Rechten oder Vermögenswerten zum freiwilligen Austausch gegen Geld bezeichnet.
Möglichkeiten der Unterscheidung anhand von Konsumgüterkategorien
Covenience Goods: z.B. Fast food
Möglichst bequem in der nähe des Verbauchers
Shopping Goods z.B.: Klamotten
weitere Einkaufsmöglichkeiten
Preisvergleich / Konsumgut
Specialty Goods z.B.: Luxus Uhren
hohe beschaffungskosten
Limitierte Möglichkeiten (wenige Anbieter)
Wie kommt eine Kaufentscheidung zu Stande?
Nachdenken:
Wie gut ist das Produkt?
Was bringt es mir?
benötige ich es wirklich?
Bauchgefühl:
Marke des Vertrauens
Trends
Impulseinkäufe
Kaufentscheidung Mind vs Heart
Mind:
Langsam, anstrengend, selten impulsiv, logisch, berechnend bewusst
Entscheidungen Basieren auf Überlegungen und Argumenten
Heart:
Schnell, automatisch, immer impulsiv, emotional, stereotypisierend
Entscheidungen basieren auf Heuristiken (begrenztes Wissen/Zeit) und Emotionen
Arten von Kaufentscheidungen
Extensive Kaufentscheidung
Konsumiert viel Information, längerer Prozess, vergleiche, viel informationsaufwand (Hauskauf)
Limitierte Kaufentscheidung
z.B. Butter im Angebot im Supermarkt
Auf Erfahrung basierend aber ohne bestimmte Markenpräferenz
Habitualisiertes Kaufverhalten
Gewohnheitskauf, automatischer Einkauf, geringe Entscheidungszeit z.B. Shampoo
Impulskäufe
Impulsiv, Emotional, ungeplant, reizgesteuert
z.B. Snickers an der Kasse während man wartet
Arten von Kaufentscheidungen in Abhängigkeit von emotionalem und kognitivem Involvement
Positionierung von Kaufprozessen im Informationsökonomischen Dreieck
Sucheigenschaften:
Nachfrager können per Inspektion bereits vor dem Kauf die Leistungseigenschaften vollständig beurteilen
Erfahrungseigenschaften:
Nachfrager können erst nach dem Kauf die Leistungseigenschaften vollständig beurteilen
Vertrauenseigenschaften:
Nachfrager können weder vor noch nach dem Kauf die Leistungseigenschaften beurteilen
Behaviorsmus und Neobehaviorismus
Neobehavioristisches SOR-Modell als Grundlage für
Käuferverhaltensmodelle
Neobehavioristisches SOR-Modell (Prinzipiendarstellung)
Totalmodelle
Totalmoddel versuchen das komplexe System des Käuferverhaltens als Ganzes abzubilden und zu erklären, d.h. sämtliche Konstrukte, die das Käuferverhalten determinieren, in eine Gesamtbetrachtung einzubeziehen.
Charakteristiker:
Versuchen das gesamte Kauf- bzw. Entscheidungsverhalten abzubilden
Kombination von Konzepten und Theorien
Bieten Bezugsrahmen für das Käuferverhalten
Totalmodell von Blackwell/Miniard/Engel
Totalmodell von Howard/Sheth
Kritische Würdigung von Totalmodellen
Fokussieren extensive Kaufentscheidungen (High Involvement Situationen)
Unvollständigkeit (z.B. Fehlen von Emotionen)
Wenig praktikabel, kaum Berücksichtigung situationsspezifischer Einflussgrößen
Problem des Modelltests (Datenbeschffung/auswertung), fehlende empirische Überprüfungen
Partialmodelle
Partialmodelle betrachten und erklären einen bestimmtem abgrenzbaren Problembereich des Käuferverhaltens.
Prüfung ausgewählter emprischer Hypothesen (z.B. Preisniveau)
durch Marketingmaßnahmen steuerungsfähige unabhängige Variable (z.B. Qualitätsvorstellung)
Marketingzielwirksame unabhängige Variable
Ggf. EInbezug von Verbundwirkungshypothesen und Nebenwirkungshypothesen (wie reagiert a und b auf c?
Beispiel Partialmodell
Kritische Würdigung von Partialmodellen
mit Limitationen verbundene Generalisierbarkeit
Aktivierung und der Zusammenhang zu Emotionen, Motivation und Einstellung
Die aktivierung stellt die Grunddimension aller Antriebsprozesse dar, versorgt den Organismus mit Energie und versetzt ihn in einen zustand der Leistungsfähigkeit und -bereitschaft.
Beziehung zwischen Aktivierung und Leistung
Aktivierungstechniken im Marketing
Aktivierende Reize in Werbung und am PoS
Ziel: Wahrnehmung der Werbebotschaft
gezielt aktivierende Reize z.B.
physische (Licht, Geräusche, Geruch, Haptik etc.)
Affektive
Kognitive
Aktivierung ist notwendige, aber nicht hinreichende Vorraussetzung dafür, dass eine Werbebotschaft Wirkung erzielt.
Messungen von Aktivierung
Durch Veerbalaussagen
Mittels EDA (Elektrodermale Aktivierungsmessung, Mauszeiger wird getrackt)
Eyetracking
Begriffsbestimmung Emotionen
Emotionen sind Erregungsvorgänge, die angenehm oder unangenehm empfunden werden und mehr oder weniger bewusst sind. Sie ergeben sich aus einer AKtivierung und einer subjektiven Interpretation.
Messung von Emotionen
Selbstauskünfte
Verbal: Befragung mittels Ratingskalen
Nonverbal: Bilderskalen, Piktogramme
Ausdrucksverhalten
Gesicht, Körperhaltung, Stimme etc.
Durch Messung von z.B. Herzfrequenz, Puls etc.
Begriffsbestimmung Motivation
Motivation ist die psychische Antriebskraft, die das Handeln mit Energie versorgt und auf ein Ziel ausgerichtet ist.
Zwei Komponenten der Motivation
Motive und Bedürfnisse
Ein Motiv oder Bedürfnis kann definiert werden als ein wahrgenommener Mangelzustand, der die Veranlassung impliziert, nach Möglichkeiten zu suchen, diesen Mangelzustand zu beseitigen
Motivationshierachie von Maslow (Bedürfnispyramide)
Marketingrelevante Motive nach Maslow
Motivationale Konflikte - Widersprüchliche Handlungstendenzen
Ambivalenzkonflikt:
Ein Ziel löst zugleich negative und positive Verhaltenstendenzen aus
Präferenzkonflikt:
Mehrere Alternativen werden gleichzeitig bevorzugt
Aversionskonflikte: Mehrere ALternativen werden gleichzeitig gemieden
Messung von Motivationen und Motiven
Projektive Verfahren
Befragungen mittels standardisierter Interviews
Psychobiologische Verfahren
Experimentelle Verfahren
Begriffsbestimmung Einstellung
Einstllung ist die wahrgenommene Eignung eines Gegenstandes zur Befriedigung von Motiven. Demnach ist EInstellung stets auch eine situative Bewertung gegenüber einem Objekt, Sachverhalt oder einer Person inhärent (positiv wie negativ)
Verwendung von Einstellung im Marketing
Feststellung über IST-Situationen
Erfolgskontrollen für Absatzmethoden des Außendienstes
Werbung, Produkt- und Sortimentspolitik
Einstellungstransfer
Marktsegmentierung
Kundenzufriedenheit
Akzeptanz
Empfehlung zum Erreichen von SOLL-Zuständen
Positionierung
Idealpunkmodelle
Präferenzen (Conjoint Analyse)
Merkmale zur Beschreibung von Einstellungen
Richtung
Positive, negative oder neutrale Bewertung
Ausmaß
Intensität der Bewertung
Resistenz
Maß, zu dem die Einstellung widerstandsfähig gegenüber einer Veränderung ist
Zugriffsfähigkeit
Einfachheit, mit der eine Einstellung aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann
Sicherheit
Grad der Bestimmtheit, mit der bestimmte Einstellung oder Bewertung gehalten wird
Zentralität
Maß, in dem die Einstellung mit dem Wertesystem einies Konsumenten verbunden ist
Verfahren der Einstellungsmessung
Drei-Speicher-Modell
Involvement
Das Involvement-Konzept bezeichnet die Ich-Beteiligung, das innere Engagement, mit dem sich ein Individuum einem Sachverhalt oder einer Aufgabe widmet.
Involvement - “Ich-Beteiligung”
- Inneres Engagment, mit dem sich das Individuum einem Sachverhalt oder einer Aufgabe Widmet
- Aktivierungsgrad bzw. die Motivationsstärke zur objektgerichteten Informationssuche, -aufnahme, -verarbeitung und -speicherung.
Arten von Involvement
Persönlichkeitsinvolvement:
Das durch die individuelle Werthaltung des Menschen bestimmte Involvement
Objektinvolvement:
Das Engagement bezüglich eines Produktes, einer Dienstleistung etc.
Situiationsinvolvement:
Einfluss der unmittelbaren Kauf- oder Kommunikationssituation
Involvement Modell
Konsumentenverhaltensweisen bei unterschiedlichen Involvement
Beispiele für Merkmale von Low- und High Involvement Käufe
Messung von Involvement
Drei Phasenmodell des Kaufprozesses
Vorkaufphase
Die Vorkaufphase beginnt idealtypisch mit der Erkennung eines Bedürfnisses bzw. eines Problems durch den Konsumten, reicht über die Informationssuche bis hin zur Evaluierung
Einkaufsmotive:
versorgungsorienterte Einkaufsmotive
funktionales bzw. leistungsorientiertes Interesse; greifbare; Rationale Dimensionen
hedonistische Einkaufsmotive:
nicht-funktionales bzw. erlebnisorientiertes Interesse; nicht unmiitelbar greifbare Dimensionen
Vorkaufphase - Problem Typologie
Vorkaufphase - Evaluierung von Alternativen
Unter der Evaluierung der Alternativen wird jener Prozess verstanden, in dem der Konsument aus der vorhandenen Alternativenmenge jene Option herausfiltert, die für ihn den höchsten persönlichen Nutzen bringt
Vorkaufphase AIDA
Kaufphase
Die Kaufphase ist durch die Alternativenidentifikation, die Intentionsentwicklung und den Kauf i.e.S. - also durch die Kaufentschdung an sich und die Abwicklung des Kaufs gekennzeichnet
Kaufabsicht ≠ Kauf
Das ausgewählte Produkt ist nicht lieferbar bzw. verfügbar
Unmittelbar vor dem eigentlichen Kauf erfolgt eine neue Evalusierungsphase
Aspekte der Finanzierung werden erst beim Kauf bekannt
Beeinflussung der Kaufphase durch Marketingaktivitäten
Verkaufsraumgestaltung
Verkaufsgespräch
Verbundkäufe / Cross-Selling
Verkaufsservice
Charakteristika hoch- und minderwertiger Verkaufszonen
Nachkaufphase
Im Rahmen der Nachkauf- und Nutzungsphase erfolgt zunächst der Konsum i.e.S.
Danach folgt die Evaluierung der bis dahin erhaltenen Leistungen bzw. der gemachten Erfahrungen, die eine Beschwerde seitens des Konsumenten nach sich ziehen kann und damit für das weitere Bestehen der Kundenbeziehung zentral ist. Schließlich wird in dieser Phase über die Entsorgung i.w.S. entschieden.
Nachkaufphase - Faktoren die eine Beschwerde beeinflussen
Beschwerdekosten
Beschwerdenutzen
Produktmerkmale
Problemmerkmale
Eindeutigkeit der Ursachenattribuierung
personenspezifische Merkmale
situationsspezifische Merkmale
kulturspezifische Merkmale
Konnektivität Trends:
KI, Chatvertising, Cashfree Retail
Neo-Ökologie:
Zero Waste, Bio- Boom
Silver Society:
Golden Mentor
Individualisierung:
Instant Shopping, Wir-Kultur, Do-IT-Yourself
New Work:
Start-Up-Culture, Service Ökonomie
Globalisierung:
Local Commerce, Event Shopping
Gesundheit:
Detoxing, Sportivity
Sicherheit:
Trust Technology, Blockchain, Krypto
Herausforderung für die Käuferverhaltensforschung
Aktuelle Herausforderungen
Ziel der Käuferverhaltensforschung liegt im
Verstehen
Erklären und
Vorhersagen
des Erlebens und Verhaltens des Marktes, seiner Teilnehmer und im Speziellen der Käufer
Aktuelle Herausforderung ergeben sich durch
eine veränderte Rolle des Konsumenten
veränderte Umweltbedingungen (Corona)
neue Trends (Omnichanneling)
durch neue Methoden der Datensammlung und Datenauswertung (z.B. Eyetracking)
neue Medien und Technologien (Social Media)
Corona Auswirkuing auf den Einzelhandel
Belastung des stationären Einzelhandels
Schließung von Geschäften
Weniger Konsumausgaben
Rückgang von potenziellen Kunden in den Innenstädten und vermehrt Online-Käufe
Schnelleres Voranschreiten der Digitalisierung
Zunahme an Online-Verkaufsplattformen
Gro0e Verkaufsplattformen wie z.B. Amazon profiteren besonders
Einsatz von digitalen Anwendungen im Ladengeschaft
-> Einsatz digitalter Technologien im Einzelhandel gewinnt an Wichtigkeit
Grundlagen des organisationalen Kaufverhaltens
Träger und Grundtypen von Kaufentscheidungen
Unterschiede zwischen provatem und organisationalen Kaufentscheidungen
Merkmale des privaten und organisationalen Käuferverhaltens
Begriffsverständnis und -abgrenzung Organisationales Käuferverhalten
Organisationales Käuferverhalten vollzieht sich in einem Entscheidungsprozess, durch den Organisationen ihren Bedarf an Gütern und Dienstleistungen feststellen, Alternativen identifizieren, bewerten, eine Auswahl treffen und die Kaufentscheidung umsetzen.
Charakteristika organisationel Kaufverhaltens
hoher Formalisierungsgrad der Entscheidungsfindung und des Beschaffungsablaufs
Prozessorientierung der Beschaffungsentscheidung
Multioperativität (lange Zeitdauer des Beschaffungsprozesses)
EDV-Unterstützung (Automatisierung) des Beschaffungsprozesses
hohe Bedeutung von Anreiz- und Sanktionsmechanismen
Fremddeterminiertheit von Beschaffungsentscheidungen
Multipersonalität (mehrere Entscheidungsträger)
Multiorganisationalität (unterschiedliche Stellen des Unternehmens)
Wandel der Arbeitsinhalte der Beschaffungsmanager
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