Erläutern Sie den Begriff ‚Dramatik‘.
Dramatik
griech. Drama = Handlung
Veränderung eines Zustandes A in einen Zustand B bzw. Zusammenhang von Geschehnissen
Weshalb gilt die Gattung ‚Dramatik‘ als mimetischste Gattung?
Mimetische Literatur stellt das Wirkliche, das Wahrscheinliche und das Mögliche dar.
Da die Dramatik durch eine unmittelbare Darstellung der Handlung ohne vermittelnde Instanz gekennzeichnet ist und sich an Epik und Lyrik partizipiert gilt sie als mimetischste Gattung.
Nennen und erläutern Sie die drei gattungskonstitutiven Merkmale der Dramatik.
unmittelbare Vergegenwärtigung
durch szenische Darstellung von Handlung
Zeichenvielfalt
Theater als plurimediales semiotisches System
sinnlich erfahrbarer Handlungsraum (Kulisse)
außersprachliche Momente (Mimik, Gestik)
Doppelstruktur
Text und Inszenierung
Grenzen Sie die beiden Konzepte des Literatur- und des Regietheaters voneinander ab.
Welches Merkmal ist narrativen und dramatischen Texten gemeinsam und durch welches gattungsspezifische Merkmal lassen sie sich voneinander abgrenzen?
gemeinsam:
Abfolge von Ereignissen, die durch eine Abfolge von Zeichen dargestellt wird
unterschiedlich:
bei Epik die Darstellung durch die vermittelnde (bzw erzählende) Instanz
bei Dramatik unmittelbare Darstellung bzw. Vergegenwärtigung des Dargestellten (es gibt keine vermittelnde Instanz)
Geben Sie eine Kurzdefinition für den Begriff ‚Handlung‘.
Veränderung eines Zustandes A in einen Zustand B
bzw.
der Zusammenhang von Geschehnissen
Nennen und erläutern Sie die gattungskonstitutive Doppelstruktur des Dramas.
Ebene
Text: Darstellung der Wirklichkeit durch fixierte sprachliche Zeichen
Inzenierung: Wirklichkeit wird mit Hilfe von Wirklichkeit (Sprache, Körper, Gegenstände) dargestellt, sinnliche Wahrnehmung
Verhältnis von Text und Inszenierung historisch verschieden, weil Literaturtheater und Regietheater
Haupttext: formale Ebene > äußere Struktur des Haupttextes
Tendenz der Moderne: Verselbständigung des Paratext (in Dramatik!)
zum Haupttext:
Erläutern Sie die äußere und die innere Struktur des Dramas.
statt Dichtomie: Wechselbeziehung von Form und Inhalt
Szene: entspricht theoretische der Figurenkonfiguration (obwohl ‘Szene’: Ort, Schauplatz bedeutet)
5-Akter:
Exposition (Einführung)
steigende Handlung
Klimax/Höhepunkt (mit Peripetie= ein durch den offen ausgetragenen Konflikt Umschwingen der Handlung)
fallende Handlung (oft Retardierung= Herauszögerung der Katastrophe)
Katastrophe
Definieren Sie die beiden Begriffe ‚Figurenkonfiguration‘ und ‚Figurenkonstellation‘ und grenzen Sie sie voneinander ab.
Nennen und erläutern Sie die drei Einheiten des Dramas.
Einheit der Handlung
keine Nebenhandlungen, die vom Wesentlichen ablenkt
Einheit der Zeit
ideal: 12 Stunden, maximal: 24 Stunden
rein pragmatisch: keine künstliche Beleuchtung (nur Fakeln) in antiken Theater
Einheit der Ort
Verschärftung der Regel von den 3 Einheiten (Regelpoetiken)
seitdem immer aufwendigere Kulissen
(nach Aristoteles nur Handlung & Zeit; Ort erst seit Renaissance mit Umdeutung der Regelpoetiken der Antike)
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Zeit & Ort können für bestimmt symbolische Aussagen genutzt werden:
wegen 3-fache Analogie von Tages-, Jahres-, und Lebenszeit
wenn Symbolik lit Texte analysiert werden sollen, dann:
Erklären Sie die einzelnen Handlungsphasen, die die innere Struktur des Dramen- haupttexts kennzeichnen.
Erläutern Sie den Unterschied zwischen Illusions- und Imaginationsbühne. Was ist beiden Konzepten gemeinsam?
Imgainationsbühne:
Antike > große Theater (keine Kulisse, nur natürliche Beleuchtung)
ZuschauerInnen müssen sich Schauplätze selbst vorstellen, da keine Kulissen
> nicht illusionsfördernd
z. B. bei Shakespear, Bertold Brecht
Illusionsbühne:
> Raum, dem eine Wand genommen ist
> illusionsfördernd
z. B. bei ‘Guckkastenbühne’ des Naturalismus (extremste Form der Illusionsbühne)
Gemeinsamkeiten:
Rampe
Trennung von ZuschauerInnen- und Bühnenraum
Tendenz in der Moderne (insbes. 20. Jh.): Überwindung der Rampe (ZuschauerInnen werden ins Drama eingebunden)
(= diachrone Betrachtung der Dramatik)
Erläutern Sie den Begriff ‚Paratext‘ anhand eines Beispiels aus dem Bereich dramatischer Texte.
(Verselbständigung des Paratextes)
Nennen Sie die beiden wichtigsten epischen Mittel zur Darstellung verdeckter Handlung. Grenzen Sie sie voneinander ab und erläutern Sie den Zweck zur Darstellung verdeckter Handlung.
Zweck:
Botenbericht
Beispiel:
Mauerschau/Teichoskopie
beide epische Mittel können kombiniert werden:
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weiteres episches Mittel:
Worin bestehen Gotthold Ephraim Lessings Leistungen für die Entwicklung des deutschen Theaters?
Er etablierte das Bürgerliche Trauerspiel.
Dieses orientierte sich an Shakespeares Dramen und lehnte das Schauspiel der frz. Klassizismus ab.
Er kommt zu dem Schluss, das Deutschland keine eigene Theatertradition hat.
Erläutern Sie den Begriff ‚Teichoskopie‘.
Teichoskopie (Mauerspiel):
Grenzen Sie die Subgattungen ‚Tragödie‘ und ‚Komödie‘ hinsichtlich Gegenstand, Personal und Ausgang voneinander ab.
(nach Aristoteles, Teil über Komödie wurde nie überliefert, deswegen Merkmale exnegativo zur Tragödie gebildet)
(Fallhöhe: Ereignisse, die hohem Stand widerfahren, wirken umso intensiver, da sie tiefer fallen können)
(dritte Subgattung: Tragikomödie)
Erläutern Sie die drei Bedeutungen des Begriffs ‚Schauspiel‘.
Definieren Sie die drei epischen Mittel der Figurenrede und erläutern Sie sie in Bezug auf ihre Funktion.
epische Mittel = Verfahren der sprachlichen Darstellung im Drama
epische Mittel der Figurenrede dienen nicht der Darstellung verdeckter Handlungen, sondern: Innensicht oder (Meta-)Reflexion
Parabase (Abschweifung)
Anrede an Publikum meist ohne Bezug zum Stück
für Erklärungen oder Überbrückung der Distanz zw Bühne und Publikum
Beiseitesprechen (Monolog ad spectatores)
Rede, die vom Publikum aber von bestimmten anderen Figuren nicht gehört wird
keine direkte Ansprache des Publikums
Aus-der-Rolle-Fallen
Fassen Sie knapp die wichtigsten Tendenzen der Gattung ‚Dramatik‘ in ihrer historischen Entwicklung in Bezug auf die Epochen Antike, Mittelalter, Neuzeit und Moderne zusammen.
> Tendenz in der Moderne (insbes. 20. Jh.)
Überwindung der Rampe
(ZuschauerInnen werden ins Drama eingebunden)
Erläutern Sie das aristotelische Katharsis-Konzept und Lessings wegweisende Modifikationen desselben. Erklären Sie dabei außerdem kurz, welche Funktion der Mimesis in beiden Zusammenhängen (Aristoteles auf der einen, Lessing auf der anderen Seite) zukommt.
aristotelische Katharsis-Konzept:
Katharsis= Wirkung des Theaters
> nur durch Einfühlung/Identifikation möglich
medi-therapeutischer Effekt
= Reinigung von unerwünschten Gefühlen
sittlich-moralischer Effekt
= Aufzeigen vorbildhafter Handlungen/Haltungen
=> schreibt dies dem Darma nicht vor, sondern deduziert es aus seinen Beobachtungen
Einfühlung/Identifikation durch Durchleben und Überwinden während des Stücks von:
Eleos + Phobos (Schauer+Furcht) - Aristoteles
Mitleid + Furcht (Lessing)
Mitleid durch gemischte Charaktere
Lessing führt gemischet Charaktere ein
Charaktere sind nicht mehr einfach nur gut oder böse und somit näher an der Wirklichkeit (Mimisis)
diese sind auch Grund für “Mitleid” - man kann mit ihnen ehrer Mitleid haben als mit klischeehaften Charakteren
da man sich mehr mit ihnen identifizieren kann
=> Katharsis kann nur durch mimetische Darstellung eintreten
Illusion von Wirklichkeit erzeugen
Erklären Sie mit Bezug auf das epische Theater, inwieweit Brechts Mimesis-Verständnis vom aristotelischen Mimesis-Verständnis Lessings abweicht. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Antwort unbedingt Brechts theoretische Reflexionen zum experimentellen Theater!
Brechts Mimesis-Verständnis beruht nicht auf einer Darstellung von Wirklichkeit.
anti-illusionistisch
statt Einfühlung/Identifikation => Verfremdung (durch V-Effekte)
z. B. das Aus-der-Rolle-Fallen
statt Illusion => Distanz
soll kritische Relfexion mit dem Auf der Bühne dargestellten bewirken
jedoch geht es trotzdem weiterhin um eine Darstellung von Wirklichkeit
=> es geht also um:
Abschaffung des Bühnen-Illusionismus
episches Theater = anti-aristotelisch (i. S. v. anti-illusionistisch)
anderes Verständnis von Mimesis
nicht was passiert, sonder warum und wie etwas passiert
Frage mach den Mechanismen
Nennen und erläutern Sie die Kennzeichen der geschlossenen Dramenform.
romanisch, zugleich ältere, d. h. aus der Antike hergeleitete Form
Ausschnitt (der Welt) als Ganzes
Anspruch auf geistige Totalität
Einheit von Ort, Zeit und Handlung
illusionsfördernde Maßnahme
deutliche Markierung von Anfang und Ende
symmetrische Komposition
Prototyp: Fünfakter, Pyramidenform
Kausalitätsprinzip
Nichtaustauschbarkeit von Akten udn Szenen
hohe Gesellschaftsschicht der Figuren
einheitliche Sprache, hoher Stil
bedingt durch die Darstellung Figuren hohen Standes
=> Merkmale liegen nicht alle immer vor, nur idealtypisch
z. B. G. E. Lessing Emilia Galotti
Nennen und erläutern Sie die Kennzeichen der offenen Dramenform.
das Ganze in Ausschnitten
fragmentarische Darstellung
unvermittelt einsetzendes / unvermittelt abbrechendes Geschehen
kein eindeutiger Anfang, kein eindeutiges Ende
selbständige Szenenfolgen
theoretsich gegeneinander austauschbar
1 Person mit ganzer Welt als Gegenspieler
statt Prota- und Antagonist
viele Figuren unterschiedlicher Stände
sprachliche Vielfalt
z. B. Dialekte, Umgangssprache
z. B. Arthur Schnitzler Reign
Erläutern Sie die wichtigste Tendenz der Gattung ‚Dramatik‘ in der Moderne anhand eines Beispiels.
= materialästhetisches Theater
z. B. Gerhard Rühm der ring
(=Kürzstdrama)
der ring
ein stück
vorhang auf.
auf dem boden der bühne liegt ein ehering.
vorhang zu.
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