Wieso ist eine leistungsabhängige Vergütung wichtig?
Monetäre Anreize sollen sicherstellen, dass die Entscheidungen der Teilnehmer Konsequenzen für diese haben
Ohne Anreize entsprechen die Aussagen von Teilnehmern unter Umständen nicht dem Verhalten, das sie zeigen, wenn ihre Entscheidungen monetäre Konsequenzen haben
Unntersuchung von: Fairness, Hilfsbereitschaft
Spendenbereitschaft möglich
Wozu brauchen wir Experimente? (Antworten von Vernon Smith)
1. Testen einer Theorie
2. Untersuchung, warum eine Theorie „versagt“
3. Erhebung von “stylized facts“ als Basis für eine neue Theorie
4. Vergleich von verschiedenen Umwelten
5. Vergleich von verschiedenen Institutionen
6. Bewertung und Testen von Strategien oder Politiken
Wie wird bei ökonomischen Experimenten eine Theorie getestet?
Ökonomische Theorien bilden die Basis für ein experimentelles Design
Im Experiment werden die Annahmen der Theorie implementiert
Vergleich der theoretischen Vorhersagen mit den experimentellen Daten
Inwiefern kann in ökonomischen Experimenten untersucht werden, ob eine Theorie versagt?
Experimentelle Ergebnisse zeigen, dass z.B. im Ultimatumspiel nicht das theoretische Gleichgewicht gespielt wurde
Experimente können uns helfen zu verstehen, warum eine Theorie versagt bzw. welche Annahme nicht korrekt ist, z. B.
Risikopräferenzen
Soziale Präferenzen
Begrenzte Rationalität
Zeitpräferenzen
Inwiefern können in Experimenten “stylized facts” Basis für eine neue Theorie sein?
Experimente sind der Startpunkt für Behavioral Theory bzw.Verhaltensökonomie
Verschiedene Designs können helfen zu erforschen, welche Faktoren einem Modell fehlen, um Verhalten vorherzusagen
Abkehr von der Vorstellung des Homo Oeconomicus
Beispiele
Verlustaversion
Risikoaversion
Reziprozität
Inwiefern lassen sich in ökonomischen Experimenten verschiedene Umwelte miteinander vergleichen?
Im Experiment kann man verschiedene Umwelten testen
Vergleich von verschiedenen Kostenfunktionen,
Produktionsfunktionen
Vergleich von verschiedenen Ausstattungen
Vergleich von Anreizstrukturen
Der Vergleich wird im Gegensatz zur Realität exogen eingeführt und nicht aufBasis von ökonomischen oder politischen Zwängen
Inwieweit lassen sich in ökonomischen Experimenten verschiedene Institutionen miteinander vergleichen?
Test von Institutionen bevor sie an den Markt gehen
Neue Regeln für ebay
Einführung einer neuen Behörde oder Kontrollinstanz
Inwieweit lassen sich in ökonomischen Experimenten Strategien und Politiken bewerten und testen?
In der Realität sind Tests von verschiedenen Strategien sehr teuer und die Ergebnisse durch Störfaktoren verzerrt
Neue Steuer
Marktstrukturen
Einführung von Mindestlöhnen
Welche Fragen stellen sicher, ob das Experiment sowohl intern, als auch extern valide ist?
Interne Validität:
Geht Varianz in den Messwerten auf Varianz der Treatmentszurück?
Ist das Design so, dass der beobachtete Effekt nur durch eine bestimmte Sache ausgelöst wird? Ist die Auswertung der Daten korrekt?
Externe Validität:
Können wir die Beobachtungen aus dem Labor auf das
Verhalten in der „Realität” übertragen?
Ist das Experiment geeignet, um Verhalten in realen ökonomischen Entscheidungssituationen zu erklären?
Externe Validität wird oft in Frage gestellt
Was sind die Ansprüche an ein Experiment, damit dieses eine externe Validität aufweisen.
Kann die Frage, ob Experimente über eine externe Validität verfügen, abschließend beantwortet werden?
Damit externe Validität gegeben ist:
Isomorphie: Ein Experiment muss die für die „reale Welt” relevanten Strukturen abbilden
Experiment erfasst die Kernelemente der zu untersuchenden Fragestellung
Vereinfachungen notwendig, erlauben auch eine bessere Beobachtung der Kausalität
Design so einfach wie möglich
Abschließende Beantwortung
Ob externe Validität von Experimenten gegeben ist, ist nicht abschließend zu beantworten
Experimente sind kein Ersatz für Felddaten oder Fragebogenstudien
Alle Methoden sollten sich ergänzen
Warum sind nach (Falk & Heckmann 2009) Experimente unrealistische, künstliche Situationen?
1. Vereinfachte Darstellung einer realen Fragestellung
2. Teilnehmer sind oft Studenten, was sagen deren Entscheidungen über die
Entscheidungen der Bevölkerung oder von Managern aus
3. Geringe Bezahlung (low stakes)
4. Geringe Anzahl an Teilnehmern/Beobachtungen
5. Unerfahrene Teilnehmer
6. Beobachtung durch den Experimentator hat Einfluss auf das Verhalten
7. Selbstselektion der Teilnehmer
Entkräftigung des Punktes - Experimente sind
“1. Vereinfachte Darstellung einer realen Fragestellung”
Kritik gilt nicht nur für Experimente
Ökonomische Modelle nutzen in der Regel auch Vereinfachungen
Vereinfachung notwendig, um bestimmte Aspekte isoliert zu betrachten, später Ergänzungen möglich
Test einer Theorie: korrekte Abbildung der Theorie notwendig, nicht der kompletten Realität
Entkräftigung des Punktes - “2. Teilnehmer sind oft Studenten”
Rekrutierung anderer Teilnehmer, z.B. Manager (Cooper et al., 1999) oder SOEP (Dohmen et al., 2005)
Bei Überprüfung einer Theorie kommt es auf deren Annahmen über die Agenten an
Entkräftigung des Punktes - “3. Geringe Bezahlung (low stakes)”
Was wäre eine realistische Bezahlung?
Häufig geht es z.B. bei Kaufentscheidungen nicht um erhebliche Summen
Studien zeigen, dass Einfluss der Höhe der Bezahlung nur in bestimmten Situationen eine Rolle spielt
Experiment mit erhöhter Entlohnung durchführen (z.B. Holt & Laury, 2002)
Entkräftigung des Punktes - “4. Geringe Anzahl an Teilnehmern/Beobachtungen”
Geeignete statistische Verfahren nutzen, die es erlauben Experimente mit einer geringen Anzahl an Beobachtungen zu analysieren
Anzahl der Teilnehmer erhöhen (z.B. Dohmen et al., 2005)
Heute oft mehrere hundert Teilnehmer pro Experiment
Kostenfrage
Wie groß ist der Pool der potenziellen Teilnehmer?
Entkräftigung des Punktes - “5. Unerfahrene Teilnehmer”
Mehrere Runden, so dass Teilnehmer Erfahrung sammeln können
Rekrutierung erfahrener Teilnehmer
Unerfahrenheit kann auch erwünscht sein, damit vorangegangene Erfahrungen bei ähnlichen Experimenten nicht das Verhalten beeinflussen
(oder Wissen aus Vorlesungen angewendet wird)
In der Realität verfügen Entscheider auch nicht immer über Vorerfahrungen (Bsp. Altersvorsorge)
Entkräftigung des Punktes - “6. Beobachtung durch den Experimentator hat Einfluss auf das Verhalten”
Je anspruchsvoller das Experiment ist und je interaktiver, desto geringer wird der Experimentator wahrgenommen
Auch im Internet oder am Arbeitsplatz sind Handlungen häufig beobachtbar
Variation der Beobachtbarkeit
Beobachtung durch andere Teilnehmer
Video
Auszahlung der Teilnehmer durch andere Person als den Experimentator
Entkräftigung des Punktes - “7. Selbstselektion der Teilnehmer: Wer macht bei Experimenten mit?”
Selektionsprobleme treten ebenso bei Felddaten und Fragebogendaten auf
Kontrolle des sozioökonomischen Hintergrunds sowie der Persönlichkeitsfaktoren der Teilnehmer
Selektion erwünscht bei manchen Fragestellungen
Männer vs. Frauen
Ausschluss von VWL-Studierenden
Beschreibung der Studie
„Cultural Conflict and Merger Failure“
von Weber and Camerer (2003)
Forschungsziel/ Hypothesen
Experimenteller Aufbau
Ergebnisse
Forschungsziel:
Untersuchung des Scheiterns von Firmen Fusionen aufgrund von Konflikten zwischen den Unternehmenskulturen
Experimenteller Aufbau:
Die Teilnehmer (Studenten) müssen gemeinsam eine Aufgabe lösen, für die sie eine gemeinsame Sprache/Wissen/Verständnis entwickeln
Der von der Gruppe entwickelte "Code" ermöglicht es den Teilnehmern, die Aufgabe effizienter zu erfüllen
Der "Code" dient als vereinfachtes Modell für die experimentelle Untersuchung der Organisationskultur
Idee: Vereinfachte, kontrollierte und abstrakte Versuchsanordnung unterschätzt eher den kulturellen Konflikt (konservative Messung)
Aufgabe:
Teilnehmer erhalten 16 verschiedene Bilder von Büros (siehe Fotos)
Bilder müssen verbal so beschrieben werden, dass die Teamkollegen sie möglichst schnell identifizieren können
Teilnehmer erhalten einen Lohn in Abhängigkeit von ihrer Geschwindigkeit
Merger
Jede Gruppe hat zwei Teilnehmer: ein Manager und ein Mitarbeiter
Der Manager beschreibt das Bild dem Mitarbeiter, der das Bild identifizieren muss.
Nach der Fusion: Ein Manager bleibt und beschreibt das Bild den beiden verbleibenden Mitarbeitern in der neuen Firma
Ablauf des Experiments
(1) 20 Runden in Zweiergruppen
(2) Merger (Zusammenschluss von Gruppen)
(3) 10 Runden in neuen Dreiergruppen
Nach 20 Runden müssen alle Teilnehmer eine Vermutung (belief) abgeben, wie schnell die Aufgabe nach der Fusion erfüllt sein wird.
Fragebogen für alle Spieler vor und nach dem Zusammenschluss bezüglich ihrer Einschätzungen über
die Kompetenz der Teamkollegen
die Komplexität der Aufgabe
Ergebnisse bzgl. der eigenen Leistung
Die Leistung ist nach dem Zusammenschluss häufiger signifikant niedriger als höher
Nur in der ersten Runde ist der neue (übernommene) Mitarbeiter signifikant schlechter im Vergleich zum anderen Mitarbeiter
Frage: Ist der Leistungsrückgang eine Folge der zunehmenden Gruppengröße?
-> 5 Kontrollsitzungen mit Dreiergruppen (1 Manager & 2 Mitarbeiter)
-> Kein signifikanter Unterschied über die ersten 20 Runden zwischen den Zweiergruppen und den Dreiergruppen
-> Reduktion der Leistung nach dem Zusammenschluss ist nicht auf die Gruppengröße zurückzuführen
Ergebnisse bzgl. der “beliefs” (Vermutungen) und Fragebogen:
77% der Teilnehmer waren zu optimistisch, was die Einschätzung der Leistung nach dem Zusammenschluss betrifft, d.h. die Schwierigkeit eines Mergers wird unterschätzt
Der Manager der neuen Firma wird
von den Mitarbeitern schlechter bewertet als der vorherige Manager
von den alten Mitarbeitern besser bewertet als von den neuen Mitarbeitern
Fundamentaler Attributionsfehler
Teilnehmer der übernehmenden Firma erkennen, dass die Aufgabe für neue Mitarbeiter schwieriger ist
Die Schwierigkeiten werden jedoch eher den Kompetenzen der neuen Mitarbeiter zugeschrieben als der Situation
Kritische Betrachtung der Studie im Hinblick auf die verwendete Untersuchungsmethode
Vorteile des Experiments:
Kontrolle von potentiellen Einflussfaktoren
Effekt von Kultur isolierbar durch systematische Variation der UV und konstante Umgebung
Kausale Interpretation möglich
Genaue Messung der AV
Randomisierung der Teilnehmer auf die Treatments
Mit Felddaten kaum zu realisieren, weil Daten über gescheiterte Merger schwer zu bekommen. Außerdem immer korreliert mit diversen Faktoren
Bei Verwendung von Felddaten auch unklar, ob Korrelation auch Kausalität ist
Nachteile des Experiments:
Sprache ist minimale Modellierung von Kultur
Externe Validität? (Abstrakter Task, Studierende als Teilnehmer, künstliche, simplifizierte Situation.)
Kleine Stichprobe
Beziehen Sie die experimentellen Ergebnisse auf reale
Organisationen. Würde man die Ergebnisse der Studie wörtlich nehmen, was könnten Organisationen aus den Ergebnissen lernen und wie könnten sie darauf geeignet reagieren?
Inkompatible Kulturen können Merger scheitern lassen oder zumindest erschweren
Organisationen sollten deshalb darauf achten, dass
Kulturen kompatibel sind, bevor es zum Merger kommt
Kulturen angeglichen werden (z.B. Training, Mentoring, Job Rotation etc.)
Genügend Zeit für das Angleichen der Kulturen eingeplant ist
Nicht den Fehler machen, Misserfolge einzelnen Personen zuzuschreiben sondern auch die Umstände berücksichtigt werden (Fundamentaler
Attributionsfehler)
Das betrifft nicht nur Merger von Unternehmen, sondern z.B. auch die Zusammenarbeit von unternehmensinternen Gruppen.
Last changeda year ago