ADHS
Prävalenz
DSM-V Kriterien
ICD-10 Kriterien
Prävalenz:
3-5%
—> Nicht die häufigste Störung im KiJu, aber einer der häufigsten!
Jungen/ Mädchen 3:1
—> Verhalten bei Jungen häufig auffälliger mit Hyperaktivität; Mädchen eher stiller & zurückgezogen/ schüchtern -> bekommt nicht mit, dass sie im Unterricht nicht folgen können
ADHS wird Kategorie „Neurodevelopmental Disorders“ zugeordnet
Herabsetzen der Zahl der notwendigen Symptome für Jugendliche ab 17 J. und Erwachsene in beiden Symptombereichen von 6 auf 5
Alterskriterium für Beginn der Symptomatik wird auf 12 J. heraufgesetzt
ASD (= Autismus) ist kein Ausschluss mehr
Zurückgreifen auf mehrere Informanten (Lehrer)
=> ICD-11 ähnlich zu DSM-5
=> ICD-10 kein ADHS bzw. nicht so benannt
Entwicklungsaspekte
Säuglings- und Kleinkindalter:
sehr hohes Aktivitätsniveau
„Ungünstige Temperamentsmerkmale“ (Schlafen, Essen, Stimmung)
Vorschulalter:
Hyperaktivität
Geringe Spielintensität und -ausdauer
Grundschulalter:
Unruhe/Ablenkbarkeit im Unterricht
Lernschwierigkeiten, Umschulungen/Klassenwiederholungen trotz normalem IQ
Erwachsenenalter:
Prävalenz sinkt auf 3%, Persistenz der hyperkinetischen Symptome bei 30-60%
Geringe Schulbildung, erhöhtes Suchtrisiko (-> wenn es nicht früh genug erkannt wird; auch häufigstes Problem in der Justizvollzugsanstalt)
Sie kennen die Kardinalsymptome der ADHS-Symptomatik sowie die häufigsten Komorbiditäten
Kern- bzw. Kardinalsymptome:
Unaufmerksamkeit
Impulsivität
Häufigsten Komorbiditäten:
Sie können mind. 3 neurokognitive Defizite bei ADHS benennen
Inhibitionskontrolle (-> können Impulse schlecht unterdrücken)
Daueraufmerksamkeit/Vigilanz
Arbeitsgedächtnis
Reaktionszeiten (-> erhöhte Reaktionszeitvariablität -> instabil)
Belohnungslernen (-> Ankündigung einer Belohnung hat nicht den gleichen Effekt wie bei Kindern ohne ADHS)
Sie können wichtige ätiologische Faktoren der ADHS benennen
> 0.7
Assoziationen zwischen ADHS und genetischen Veränderungen im …
-> Aminergen System:
Dopamin (hauptsächlich)
-> weniger Dopamin wird ausgeschüttet, Reuptake ist gesteigert & Postrezeptoren binden Dopamin nicht so gut
Noradrenalin
Serotonin
Dopamin-β-Hydroxylase (DbH)
Monoaminooxydase (MAO)
SNAP-25
-> und cholinergen System
Inhomogener Prozess (nicht gleichmäßig)
Reifungsdefizit v.a. Präfrontalerkortex -> reift als letztes (wirken dadurch jünger)
Motorkortex ist vorgereift -> Link zu Hyperaktivität
=> Neuroentwicklungsstörung
=> Auffälligkeiten in Struktur & Funktion
Pränatal: Alkohol-, Nikotin- oder anderen Substanzmissbrauch
Perinatal: Frühgeburtlichkeit (v.a. geringes Geburtsgewicht), Hypoxie
Postnatale Begleitfaktoren:
-> nicht der Grund für ADHS aber evtl. für Symptomschwere
Gewalt in der Familie
Vernachlässigender Erziehungsstil
Geringer sozioökonomischer Status
Unvollständige Familien
Psychischer Erkrankungen der Eltern
(hoher Fernsehkonsum)
Diagnostik
Exploration und Anamnese
Anamnese: bereits in Kita-Alter hyperaktiv (...); KV hat Konzentrationsprobleme; Studium abgebrochen
Klinisches Interview: Nach Auskunft der Eltern sind die Kriterien der F90.0 erfüllt
Schulzeugnisse
Psychopathologischer Befund
Bewusstsein, Orientierung, Blickkontakt, Sprache, Zwang, Angst, Wahrnehmung, Denkstörungen, Stimmung, Affekt, Essverhalten, Konsum o.B.
Kontaktverhalten: sehr mitteilsam
Antrieb: energetisch
Psychomotorik: unruhig; reizoffen, ablenkbar, impulsiv
Gedächtnis: kurz
Schlaf: Einschlafstörung
Persönlichkeitsreife: jünger
Fragebogenverfahren
-> reicht nicht alleine für Diagnose!
-> wichtig: Selbst- und Fremdbeurteilung (Werte in FBB meist höher, weil Aufmerksamkeit auf eigene Problematik gering ist)
Screening-Fragebögen (Komorbiditäten) z.B. DISYPS-III
Störungsspezifische Fragebögen z.B: ADHS UA
Neurokognitive Testung
-> Nur Hinweise, keine Beweise! (Kinder können in Tests gut performen & trotzdem ADHS haben => Behandlungsdruck, weil man Leidesndruck mindern & Kind helfen will)
-> [Besser nicht kindgerechte Testbatterien, Kindern performen nicht unbedingt schlecht bei Dingen, die Spaß machen]
Aufmerksamkeit: TAP/KITAP, D2
Intelligenz: WISC-IV Untertests beachten (-> bei gut durchschnittlicher fluider Intelligenz, schlechte Leistungen bei Arbeitsgedächtnis & Verarbeitungsgeschwindigkeit)
Verhaltensbeobachtung
Exkurs: Fehldiagnose ADHS?
=> um 40% ist die Diagnosehäufigkeit gestiegen (in allen Altersstufen) + Verordnung von Ritalin nimmt zu
Empirische Befunde zur Frage der Überdiagnostizierung (- Bruchmüller & Schnider, 2012)
Von 92 mit ADHS-diagnostizierten Kindern (5-14J.) blieben nach ausführlicher Nachdiagnostizierung nur bei 83% die Diagnose bestehen (Cotugno, 1993)
Jüngere Kinder in einer Klasse erhalten doppelt so häufig die Diagnose ADHS und wurden mit MHP behandelt als die Älteren (Elder, 2010)
=> Gibt auch Urteilsfehler (wenn kürzlich was über ADHS gelesen, dann eher dazu geneigt, ADHS zu diagnostizieren)
Zur Vermeidung von Überdiagosen:
Bewusstwerden von Urteilsfehlern und niedriger Reliabilität von offenen klinischen Urteilen
Standardisierte Befunderhebung (viele machen kein stanardisiertes Interview -> Studie von Bruchmüller et al., 2011)
Sie können die Bedeutung der Psychotherapie & Medikation bei der Behandlung der ADHS benennen
(Psychotherapie, Medikament, Selbsthilfegruppe, Ergotherapie, Physiotherapie etc.)
(wenn es hilft dann Diagnosevergabe?)
Stimulanzien (70-75% Responder)
Laut Leitlinie Medikament erster Wahl
BTM -> Facharzt, aber geringes Suchtpotential
Methylphenidat (Amphetamin-Derivat)
-> Dopamim-Wiederaufnahmehemmer (s. Ätiologie: Stoffwevhsel)
Effektstärke: 0,9-1
Weitere Wirkstoffe: Lisdexamphetamin, Atomoxetin, Guanfacin
positive Einfluss auf motorische, soziale und kognitive Bereiche
UAW: Übelkeit, Kopf- und Bauchschmerz, Appetitminderung, Gewicht...
-> Gefahr der Überdosierung: Medikament so eindosieren, dass optimale Konzentration
-> z.B. THOP
Kindzentrierte Interventionen:
Konzentrationsübungen
Selbstinstruktionstrainings
Selbstmanagement
Komorbiditäten
Familienzentrierte Interventionen:
Verbesserung elterlicher Kompetenzen, ...
Interventionen in Kindergarten/Schule
(Multi Treatment Study of Children with ADHD (MTA, 1999))
579 ADHS-Kinder (Mischtyp)
7-9 J. alt
Behandlungszeitraum 14 Monate
Vergleich von 4 Gruppen
Sorgfältig überwachte medikamentöse Therapie (individualisiert, Stimulanzien) mit Beratung
Intensive Verhaltenstherapie
Kombination beider Behandlungen
Routinebehandlung vor Ort
=> Kinder mit ADHS & zusätzlicher aggressiver Problematik profitieren von multimodaler Therapie mehr als von VT alleine
(Andere Studie VT schlechtere Werte, als z.B. kogn. Training, Neurofeedback)
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