Case Study: Beispiel - Fusion (Merger) von AOL & Time Warner
kurze Unternehmensbeschreibung
kurze Beschreibung der Probleme
Beispiel für eine gescheiterte Unternehmensfusion
AOL: internetbasiertes Unternehmen, das E-Mail- und Messenger-Dienste anbietet
Time Warner: Auf Content spezialisiert
Probleme: Synergien wurden nicht realisiert
Cross-Selling von Time Warner-Inhalten an AOL-Kunden schwierig
AOLs Mailsystem basiert immer noch auf “dial up”, TW weigerte sich, es zu benutzen…
Case Study: Beispiel - Fusion (Merger) von AOL & Huffington Post
Probleme bei AOL:
Umsatzrückgang um 26%
AOL hatte immer noch eine veraltete „dial up"-Technologie; die
Nutzer wechselten schnell zu anderen und schnelleren Diensten
Definition für eine Akquisition
liegt vor, wenn ein Unternehmen eine Mehrheitsbeteiligung an einem anderen Unternehmen erwirbt
Akquisitionen können auch als Übernahmen bezeichnet werden
Definition für einen Merger/ Fusion
Ein Merger ist ein Zusammenschluss von zwei oder mehr
Unternehmen, bei dem alle bis auf eines aufhören zu existieren, und
das kombinierte Unternehmen unter dem Namen des überlebenden
Unternehmens weitergeführt wird.
Was für Arten von Mergern gibt es?
Konglomerat: keine strategische Verbindung zwischen dem erwerbenden Unternehmen und dem Zielunternehmen
horizontal: zwischen zwei Wettbewerbern in derselben Branche
vertikal: zwei Unternehmen schließen sich entlang der Wertschöpfungskette zusammen
Rückwärtsintegration (d.h. Kauf eines früheren Lieferanten)
Vorwärtsintegration (d.h. Kauf eines ehemaligen Kunden)
Was sind die häufigsten Gründe für Merger und Akquisitionen; welche Motivation steckt jeweils dahinter?
Was zeigt die Wissenschaft über den Erfolg und das Scheitern vom Mergers & Akquisitionen?
Studien zeigen, dass die Gewinne in fusionierten Unternehmen geringer sind als in der Kontrollgruppe
Übernahmen sind viel häufiger als die Fusionen von “Gleichen”
Der Bieter ist tendenziell profitabler als das Zielunternehmen
Der Bieter wächst in der Regel schneller als das Zielunternehmen
Die Aktien des Bieters sind vor der Übernahme tendenziell überbewertet, die Aktien des Zielunternehmens weisen eher negative abnormale Renditen auf
Übernahmen im Bereich des Kerngeschäfts erzielen in der Regel die besten Ergebnisse, laterale die schlechtesten
Barangebote haben eher positive Renditen als Aktienangebote
Häufig findet ein Wechsel des Managements rate statt
Gibt es schon ein allgemeingültiges Modell zu den Auswirkungen von Mergern und Akquisitionen?
Wenn nein, warum nicht?
Nein, die gemessenen Auswirkungen auf den Unternehmenswert sind modellabhängig
(es gibt kein allgemeingültiges Modell, es besteht ein Zielkonflikt zwischen Ereignisfenster und Modellgenauigkeit)
Kurzfristige Auswirkungen von Fusionen auf abnormale Renditen unterscheiden sich von langfristigen Auswirkungen
Kurzfristig wird ein Mehrwert für die Aktionäre geschaffen, fast der gesamte Wertzuwachs kommt aber den Aktionären des Zielunternehmens zugute
Langfristig erleiden die Aktionäre des übernehmenden Unternehmens erhebliche Vermögensverluste
Was zeigt eine Bewertung der Profitabilität über Fusionen von Unternehmen?
Eine Bewertung der Profitabilität zeigt, dass Fusionen entweder genauso
gut abschneiden wie die entsprechenden Benchmarks oder einen
erheblichen Gewinnrückgang aufweisen.
Welche Auswirkungen haben Merger & Akquisitionen auf Topmanager?
Topmanager von Zielunternehmen verlieren nach einer feindlichen Übernahme häufig ihren Arbeitsplatz
Wovon hängt der Erfolg einer Fusion ab?
Der Erfolg einer Fusion hängt von der Unternehmensstrategie ab
und davon, ob es sich um eine Übernahme in das gleiche, ein verwandtes oder ein nicht verwandtes Geschäft handelt (wobei letzteres am schlechtesten ist)
Studie von Melmendier, Moretti & Peters (2016)
-> Neue Erkenntnisse über die langfristigen Auswirkungen von Mergern
Forschungsfrage
Experimentelles Design/ Messmethode
Ergebnisse
Forschungsfrage:
Profitieren die Erwerber von Unternehmensübernahmen oder überbieten sich die CEOs und vernichten Wert?
Experimentelles Design/ Messmethode:
Die Performance der Verlierer von Bietwettbewerbern wird verwendet, um die “counter factual” Performance der Gewinner ohne die Fusion zu konstruieren
dieser Ansatz erscheint sinnvoll, da sich die Aktienrenditen von Verlieren und Gewinnern vor der Fusion ähnlich entwickeln und nicht sigifikant unterschiedlich sind
Ergebnisse:
Die Gewinner schneiden in den folgenden drei Jahren in der US-Stichprobe um 24-37 % und in der internationalen Stichprobe um 14 % schlechter ab als die Verlierer.
Insbesondere Zahlungen für große Transaktionen, die cash getätigt werden, sind Indikatoren für eine schwächere Performance.
Die bisherigen Forschungsmethoden (event studies) zeigen diese schwächere Performance nicht.
Forschung zum Erfolg von Mergern & Akquisitionen
Welche drei Faktoren beeinflussen die kurz- und langfristigen Aktienrenditen sowie die langfristige operative Leistung?
Die Performance bei Serial Acquisitions sinkt von Deal zu Deal
(bedingt durch CEO Overconfidence).
Verwandte oder fokussierte Akquisitionen schneiden besser ab
als laterale und diversifizierende Akquisitionen.
Die Performance der Transaktion steht in einem positiven
Zusammenhang mit der Intervention der Aktionäre.
Was kann die Strategie eines Unternehmens in Bezug auf Merger/ Akquisition beinhalten?
Organisches (internes) Wachstum
Externes Wachstum durch M&A
Vertikale Integration
Diversifizierung
Horizontale Integration
Veräußerungen
Was sind Barrieren/ Probleme, die im Verlauf von Merger & Akquisitionen auftreten können?
Hidden Information die zu adverser Selektion führt
Hidden Action die zu Moral Hazard führt
Winner‘s curse und Hybris
Transaktionsspezifität und Hold up
Angleichung der Interessen von Managern und Aktionären
Clash of Cultures
Was lässt sich unter hidden information verstehen?
Was ist damit verbunden in Bezug auf Merger & Akquisitionen?
Verkäufer haben möglicherweise private Informationen über die zu verkaufenden Vermögenswerte
Käufer haben private Informationen über den Wert, den sie diesen Vermögenswerten beimessen
Eine Partei ist über einen relevanten Aspekt der Transaktion besser informiert als die andere Partei (asymmetrische Information). Dieser Aspekt wirkt sich auf das Vermögen der anderen Partei aus. Dieses Informationsproblem besteht, bevor der Vertrag geschlossen wird (Ex-ante-
Informationsproblem)
Das erwerbende Unternehmen sammelt Informationen über das zu erwerbende Unternehmen (Due Diligence Process)
Verkäufer hat Glaubwürdigkeitsproblem aufgrund einmaligem Vertrag
Gute Unternehmen laufen Gefahr, keinen angemessenen Preis für das Unternehmen zu erhalten
Es liegt im Interesse beider Parteien, das Problem der Informationsasymmetrie abzuschwächen
Was sind Maßnahmen gegen Hidden information?
Gleicher Zugang zu Informationen, z. B. durch Due-Diligence-Verfahren
Verlagerung des Risikos auf die Partei mit den besseren Informationen, z. B. durch Treuhandkonten
Organisatorische Lösungen, z.B. Joint Ventures
-> Durch die Gründung eines Joint Ventureswird das erwerbende Unternehmen zunächst zum Insider
—> Zugang zu Informationen kann angeglichen werden
Marktlösungen, z. B. "zweigleisiger" Ansatz
-> Börsengänge können als Marktmechanismus dienen
Erhebliche Informationsanforderungen müssen erfüllt werden, um die Genehmigung für den IPO zu erhalten
Ein IPO sendet Signale und macht Informationen glaubwürdig
-> Deher werden Unternehmen über einen der Ansätze verkauft:
Dual-track private harvest: Das Unternehmen zieht sich letztendlich vom Börsengang zurück
Dual-track public harvest: Übernahme kurz nach dem IPO
Was lässt sich unter Hidden Action verstehen?
Eine Partei kann nach Vertragsabschluss Maßnahmen ergreifen, die
sich auf das Vermögen der anderen Partei auswirken, der anderen
Partei aber unbekannt sind (asymmetrische Informationen). Dieses
Informationsproblem tritt auf, wenn der Vertrag geschlossen wird (Ex-post-
Was sind Maßnahmen gegen Hidden Action?
Vertragliche Vereinbarungen, z.B. über Sanktionen für nachvertragliches Verhalten
Investitionen ab einer bestimmten Höhe müssen genehmigt werden
Führen des Unternehmens " ‘in the ordinary course of business"
Intensive Beobachtung, z.B. Maßnahmen zur Verbesserung der Informationen über nachvertragliches Verhalten
Ermöglichen von Vertragsanpassungen aufgrund von Jahresabschlüssen zum Zeitpunkt des Übergabe
Incentive Alignment, z. B. Anreize für das Management
Einen Teil des Kaufpreises von der künftigen Leistung abhängig machen
Material Adverse Change Clausel:
Vertragsklausel für die Zeit zwischen Unterzeichnung und
Abschluss des Geschäfts
Anreize für den Verkäufer, das Unternehmen in guter Verfassung zu
halten
Zwei Arten von Risiken können den Abschluss gefährden
Endogenes Risiko: Risiko, das für die Transaktion spezifisch
ist und auch Hidden Action betrifft
Exogenes Risiko: Risiko, das sich auf alle derartigen
Transaktionen auswirken würde
Was lässt sich unter dem Problem “Winner´s Curse” verstehen?
Gewinner von Bietwettbewerben setzen sich durch, weil ihre Erwartung am optimistischsten ist
Laut Business Week: Käufer zahlen bei großen Deals zu viel
Was sind verhaltensbasierte Erklärungen für die Übernahme von Firmen?
Hybris:
Arroganter Stolz (Risiken könnten unterschätzt werden)
Overconfidence:
Übermäßiges Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten (kann dazu führen, dass man sich selbst für fähig hält, zwischen Glücksspiel und Risikobereitschaft zu unterscheiden)
Übermäßiger Optimismus:
Unrealistischer Optimismus (kann dazu führen, dass die Wahrscheinlichkeit von Gefahren unterschätzt wird, z. B. Aufwärtsverzerrung bei Cashflow-Prognosen)
Managerial Overconfidence als mögliche Erklärung für den Winners Curse wird als "Hybris"-Hypothese bezeichnet (übertriebener Selbststolz)
Overconfidence als eine der wichtigsten Erkenntnisse der Entscheidungsforschung
Overconfidence ist ausgeprägt, wenn Aufgaben schwierig sind und mit unsicheren Informationen gearbeitet wird
Risiko wird oft unterschätzt
Attribution Bias
Der Erfolg eines Unternehmens wird eher auf die
Fähigkeiten des Geschäftsführers zurückgeführt als auf situative
Umstände
Halo-Effekt
Erfolg in einem Bereich wird als Beweis dafür angesehen,
dass eine Person auch in einem anderen Bereich sehr fähig ist
Representative Bias
Der Entscheidungsträger zieht eine andere Situation heran, in der die Entscheidung erfolgreich war, um die Entscheidung in der aktuellen Situation zu bestätigen
Availability Bias
Jüngeren Ereignissen wird mehr Gewicht beigemessen, da sie besser verfügbar sind
Anchoring
Schätzung des zukünftigen Erfolgs ausgehend von einem Anker, Anker kann der jüngste Erfolg sein
Prospect Theory
Aufgrund von Verlustaversion neigen Menschen dazu, nach dem Verlust eines Glücksspiels mehr Risiko einzugehen, um den Verlust auszugleichen
Studie von Guenzel & Malmendier (2020)
Welches sind die Einflussfaktoren, die in den Phasen des Lebenszyklus eines CEO zu Verhaltensverzerungen führen?
Wie kann man diese abschwächen?
Einflussfaktoren:
Auswahlverfahren:
Kandidaten mit Overconfidence werden tendenziell bevorzugt, da sie sich für risikoreichere Projekte entschieden haben, die sich möglicherweise besser bezahlt machen. Manager neigen dazu, Kandidaten mit ähnlichen Eigenschaften zu bevorzugen.
Selbstselektion:
Selbstbewusste Kandidaten neigen dazu, sich für wachsende Unternehmen zu entscheiden.
Lernen:
Schwierig, da unternehmerische Entscheidungen mit geringer
Häufigkeit getroffen werden, eine Unterscheidung zwischen Kausalität und
Korrelation kaum möglich ist und eine Verzerrung durch den Self-Attribution
Bias Lernen aus Fehlern eher verhindert
Mögliche Maßnahmen zur Abschwächung des Biases:
Testverfahren für den Auswahlprozess
Organisatorische Maßnahmen
Governance-Strukturen (einschließlich Vergütungsstrukturen)
Selbst wenn es keinen Interessenkonflikt zwischen Aktionären und CEO
gibt, können Entscheidungen immer noch durch einen Bias beeinflusst
werden.
Neuere Studie von Malmendier & Tate (2015)
Zur Forschung von Overconfidence von CEOs
Hypothese & Ergebnis
Hypothese:
Overconfidente Manager tätigen eher cash finanzierte Investitionen, da sie den Preis neu ausgegebner Aktien nicht als angemessen empfinden
Ergebnis:
In Regressionen können sie zeigen, dass es einen positiven signifikanten Effekt der Interaktion zwischen der Variable "Longholder" und dem Cashflow im Unternehmen auf die
getätigten Investitionen gibt
Inwieweitist die Angleichung der Interessen von Managern & Aktionären ein Problem im Verlauf von M&A?
Wenn die Interessen von Aktionären und Managern nicht übereinstimmen, sind die
Manager möglicherweise daran interessiert, das Unternehmen über das hinaus wachsen zu
lassen, was langfristig für das Unternehmen optimal ist.
Die Motivation hierfür könnte darin bestehen, dass das Gehalt in einem großen Unternehmen in der Regel höher ist und/oder dass Manager nach Status streben und ein Imperium aufbauen wollen
Warum können die Gehälter von Managern einen ausschlaggebenden Grund für M&A Prozesse darstellen?
Was ist eine wirkungsvolle Maßnahme, die dem entgegen wirkt?
Empirische Studien zeigen, dass die Führungskräfte des übernehmenden Unternehmens vom Abschluss des Deals profitierendurch
Abschlussboni
Höhere Gehälter aufgrund der Unternehmensgröße
Aktienoptionen, wenn ihre Vergütungspakete auf einem höheren Anteil an Optionen beruhen
Wenn die Vergütung auf risikoreichen Aktienoptionen beruht, kann die
Neigung zu riskanten Investitionsentscheidungen gefördert werden.
Maßnahme:
Wenn CEOs einen erheblichen Anteil an Aktien halten, neigen sie dazu, bessere Investitionsentscheidungen zu treffen.
Das Managementteam des Zielunternehmens fürchtet oft, seinen Arbeitsplatz zu verlieren.
Welche Merkmale hat die Private-Equity Branche?
Hohe Anreize für das Management
Enge Überwachung des Managements des übernommenen Unternehmens
Finanzielle Hebelwirkung, d.h. verstärkter Einsatz von Fremdfinanzierung
Case Study: DaimlerChrysler
Verlauf des Merger
1994 kündigten weltweit führenden Automobilhersteller, Daimler Benz
und Chrysler Corporation, einen Merger beider Unternehmen an
Motiv: Hoffnung auf Synergieeffekte
Ergebnis: Hohe Verluste
Möglicher Grund für das Scheitern des Mergers: “Clash of Cultures”
es gab Versuch die Kulturen einander näher zu bringen
Produkte und Marken blieben getrennt und führten zu verschiedenen Vertriebssystemen, Produktentwicklungen und Techniken etc.
Inwieweit ist ein möglicher kultureller Konflikt mit dem Erfolg einer Unternehmensfusion oder -übernahme verbunden?/ Warum kann dies nicht so einfach gesagt werden?
Probleme bei Analysen anhand von Felddaten:
Antworten der Mitarbeiter des fusionierten Unternehmenskönnen verzerrt sein
Soziale Erwünschheit der Antworten
“Survivorship Bias”
Hindsight Bias
Selection Bias bei der Auswahl der zu untersuchenden Merger
Identifizierung der kausalen Beziehungen schwierig
Laborexperiment
Nachteil: Stark vereinfachtes Modell der Realität
Durch welche Studien wird der Erfolg einer Unternehmensübernahme oder -fusion analysiert?
Der Erfolg einer Unternehmensübernahme oder -fusion wird in der Regel durch Event oder Outcome Studies analysiert
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