Was wird mit dem Begriff ‚Literaturbegriff‘ bezeichnet?
= Vorstellungen, die Menschen von Literatur haben
Weshalb ist die Frage danach, was als Literatur gilt, und nicht danach, was Literatur ist, für eine Bestimmung des Literaturbegriffs zielführender?
Frage nachdem was Lit ist, gehört in Philosophie; keine klare Definition; macht Untersuchung schwierig
z. B. Jean-Paul Statre:
Zu welchem Zweck schreibst du?
Welchen Aspekt der Welt willst du enthüllen, welche Veränderung willst du der Welt durch diese Enthüllung bringen?
Warum hast du eher von diesem als von jenem gesprochen, und - da du ja sprichst, um zu verändern - warum wills’ du eher dies als jenes verändern?
Texte, die sich mit diesem Fragen beschäftigen = engagierte Lit
sich bekennend für etwas einsetzen, sich binden oder zur Erldeigung einer bestimmten Aufgabe in Dienst nehmen
jedoch kann Frage nachdem was als Lit gilt klar definiert werden
Untersuchung ist möglich
Problematisieren Sie, inwieweit man Kanonbildung als einen diskursiven Machtkampf begreifen kann.
Kanon= Gruppe von literarischen Texten, die von einer Kultur als wertvoll angesehen wir
Ein Kanon ist das Resultat komplexer Auswahl- und Interpretationsprozesse, die historisch und kulturell variabel sind. Neben innenliterarischer Faktoren sind auch Außerliterarische (bspw. gesellschaftliche, politische) von Bedeutung.
Hieraus folgt, dass kanonisierten Werken, also Werke die dem Kanon der deutschen Literatur angehören, ein höhere kultureller Wert zugeschrieben wird.
Kanonbildung ist also ein diskursiver Machtkampf.
Problematisieren Sie die These, dass alles, was aus Buchstaben besteht, als Literatur gilt, in Bezug auf Christian Morgensterns Gedicht „Fisches Nachtgesang“.
Die These, dass alles was aus Buchstaben besteht Literatur ist, wurde anhand der Etymologie des Wortes ‘Literatur’ entwickelt.
‘Literatur’ stammt vom lat. Wort littera, welches ‘Buchstabe’ bedeutet.
Demnach müsste alles was aus Buchstaben besteht Literatur sein.
“Fisches Nachtgesang” besteht, vom Titel abgesehen, nicht aus Buchstaben.
Der Text selbst besteht allein aus dem Metrum (Makierungen für betonte und unbetonte Silben). Hebungen stehen für betonte Silben, Senkungen für unbetonte Silben.
Das Metrum dient der melodischen Gliederung von Versen, welche den Aufbau von Texten der Lyrik darstellen.
Ebenfalls deuten der Titel mit dem Wort ‘Gesang’ und die Veröffentlichung innerhalb des Werkes XY darauf hin, dass es sich um ein Lied handelt. Somit würde “Fisches Nachtgesang” der Lyrik angehören.
Die Lyrik ist eine Gattung in der Literaturs, womit ihr angehörende Texte als Literatur im engeren Sinne gelten.
Die Anordnung des Metrums führt zu einer visuellen Ähnlichkeit mit Fischschuppen. In Kombination mit dem Titel bildet das Gedicht einen Fisch nach.
Das Gedicht ergibt also ein bildlichen Konstrukt und stellt somit ein Figurengedicht dar.
Die These ist insoweit korrekt, dass zwar alles, was aus Buchstaben besteht als Literatur gilt, jedoch muss sie ergänzt werden.
Wie “Fisches Nachtgesang” aufzeigt, können nicht nur Buchstabe fixiert werden, sondern auch andere sprachliche Zeichen. In diesem Fall beispielsweise das Metrum.
Hinzu kommt, dass die Fixierung nicht nur schriftlich oder drucktechnisch erfolgen kann, sondern auch elektronisch oder mnemotechnisch.
Woraus besteht Literatur?
aus fixierten sprachlichen Zeichen
Nennen Sie mindestens drei Möglichkeiten der Fixierung von Sprache.
schriftlich
drucktechnisch
elektronisch
mnemotisch
> nicht nur Buchstaben können fixiert werden, sondern alle sprachlichen Zeichen
Was wird mit dem Begriff ‚mnemotechnisch‘ bezeichnet?
gedankliche Fixierung von sprachlichen Zeichen
Erläutern Sie den engen Literaturbegriff.
= ausschließlich Hochliteratur/Dichtung
somit nur Texte mit literarischer Qualität
Kriterium: literarische Qualität
Ansatz: präskriptiv-normativ, wertend
Gültigkeit: 18. Jh. bis 1960er
Erläutern Sie den weiten Literaturbegriff.
= Gesamtheit von Texten
also alle Fixierungen sprachlicher Zeichen
Kriterium: Fixierung (von sprachlichen Zeichen)
Ansatz: deskriptiv, wertneutral
Gültigkeit: Antike bis 18. Jahrundert, ab 1960er
Erläutern Sie die Unterschiede zwischen weitem und engem Literaturbegriff.
Worin besteht der Unterschied zwischen Gebrauchsliteratur und Schöner Literatur?
Schöne Literatur= Gesamtheit lyrischer, epischer, dramatischer Texte einschließlich Gattungsgrenzen überschreitender Mischtexte
dominant-ästhetisch
Gebrauchsliteratur= Gesamtheit von Sachtexten
dominant informierend
Was bezeichnet man als Sekundärliteratur?
Gebrauchsliteratur über Schöne Literatur (Primärliteratur, wissenschaftlicher Gegenstand der LiWi)
Grenzen Sie die beiden Begriffe ‚Text‘ und ‚Textsorte‘ voneinander ab.
Text
lat textus: Gewebe
allg. = Bezeichnung einer formal begrenzten, schriftlichen Äußerung, die mehr als einen Satz umfasst
textlinguistisch = monologische, im prototypischen Fall schriftlich fixierte sprachliche Einheit, die insgesamt eine sinnvolle kommunikative Handlung darstellt
Textsorte
= Gruppe von Texten mit gleichen situativen und meist auch sprachlich-strukturellen Merkmalen
textinterne Kriterien
betreffen Inhalt
z. B. fikional/nichtfiktional; Funktion; Stil
textexterne Kriterien
betreffen äußere Gestaltung
z. B. Erscheinungsform (Buch); Umfang; Textstruktur; Kommunikationssituation
-> schließt nichtliterarische Texte mit ein (umfasst also den weiten Literaturbegriff)
Definieren Sie die Begriffe ‚fiktiv‘ und ‚fiktional‘ und grenzen Sie beide jeweils anhand eines Beispiels voneinander ab.
beides von lat. fingere:
so tun, als ob;
bilden, formen, ersinnen, erdichten
fiktional: auf einer Erfindung/ Vorstellung/ Annahme beruhend
-> fiktionaler Text: real existierende Text
fiktiv: angenommen, frei erfunden, erdacht, erdichtet
-> fiktiver Text: erfundener Text
z. B. existiert Die unendliche Geschichte aber das Buch in dem darin geschrieben wird nicht ( das eine fiktional, das andere fiktiv)
aber betrachtet man Die Leiden des jungen Werther wird dort von Odysee und Emilia Galotti geschrieben (alles dann fiktional)
Erläutern Sie den Begriff ‚Mimesis‘ und das damit bezeichnete Konzept.
= Darstellung von
Wirklichem
Wahrscheinlichem
Möglichem
demnach ist die Aufgabe der Literatur die Darstellung des Möglichen
… geht auf Aristoteles zurück
mimetische Literatur:
- Synonyme : realistische, fiktionale, gegenständliche Literatur
• Gegenstand : Darstellung von Wirklichkeit, beispielsweise durch Fotos
– gegenständlich – referenziell
– Kaschieren des Kunstaspekts
• Literatur : geschriebener Text, der beispielsweise einen See beschreibt
• außersprachliche Wirklichkeit : Bild des Sees
• Ziele : automatisiertes Wiedererkennen/ Erzeugung von Illusion → Identifizierung
(Illusion, beispielsweise Edward von Twilight → sobald Sonnenstrahlen seinen Korper
berühren, funkelt sein Körper, als wurde er aus Diamanten bestehen → Aspekt des
Vampirs)
• Literatur besteht aus Sprache, wichtig ist es darauf zu achten, was Gegenstand des
vorliegenden Textes ist
Wieso ist die Übersetzung des Begriffs ‚Mimesis‘ mit ‚Nachahmung‘ im Bereich der Literatur problematisch?
nicht Nachahmung, weil nur Sprache mit Sprache nachgeahmt werden kann
bspw. Dialekte oder Tierlaute (=Onomatopoetika / Lautmalerei)
jedoch macht Literatur mehr als Sprache nachahmen - sie stellt mittels Sprache dar
Warum ist die Übersetzung des Begriffs ‚Mimesis‘ mit ‚Imitation‘ problematisch?
Imitation ist das widerspiegeln von Gesten oder Mimik
Inwieweit muss der aristotelische Mimesisbegriff als ein weiter Mimesisbegriff angesehen werden?
eigentlich bedeutet Mimesis die Darstellung des Wirklichen
jedoch schließt der Begriff nach Aristoteles auch das Wahrscheinlich und Möglich ein
Erläutern Sie, weshalb Aristoteles Literatur und Geschichtsschreibung voneinander abgrenzt? Inwieweit korrespondiert diese Abgrenzung mit Friedrich Schillers Unterscheidung von poetischer und historischer Wahrheit? In welchem seiner Dramen setzt Schiller diese Unterscheidung in die poetische Praxis um?
Geschichtsschreibung
= Darstellung von Fakten
nach Schiller: historische Wahrheit
Literatur
= das Wahrscheinliche, Mögliche darstellen
> Literatur besitzt poetische Lizenz bei der Darstellung von Wirklichkeit
nach Schiller: poetische Wahrheit
in Don Karlos zeigt Dchiller das
Nennen Sie die Ziele mimetischer Literatur.
Illusion der Wirklichkeit erschaffen
Kaschieren des Kunstaspekts
automatisiertes Wiedererkennen
durch Unmittelbarkeit/ Identifizierung
Erläutern Sie, inwieweit der Gegenstand mimetischer Literatur mit deren Zielen korrespondiert.
Gegenstand: Darstellung von Wirklichkeit
Ziel: Schaffen einer Illusion der Wirklichkeit
Nennen Sie die Ziele materialästhetischer Literatur.
aktives Sehen/ Erkennen
Verfremdung von Wirklichkeit
durch Distanz/ Reflexion
Inwiefern unterscheiden sich mimetische und materialästhetische Literatur hinsichtlich ihrer Ziele?
mimetisch Lit will eine Illusion der Wirklichkeit erschaffen, hierbei soll Kunstaspekts verschleiert werden
materialästhetische Lit will eine Verfremdung erzeugen, Kunstaspekts wird offengelegt
Erläutern Sie den Begriff ‚autoreferenziell‘.
auf sich selbst beziehend
Inwieweit ist materialästhetische Literatur in Bezug auf ihren Gegenstand als autoreferenziell und autoreflexiv zu bezeichnen?
Lit bezieht sich auf Sprache, also auf ihren eigenen Gegenstand und somit auf sich selbst
Erläutern Sie, inwieweit der Gegenstand materialästhetischer Literatur mit deren Zielen korrespondiert.
Gegenstand= Herstellung von Artefakten
Ziel= aktives Sehen/ Erkennen (nicht automatisiert)
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