Was sind Entwicklungsaufgaben?
„Eine Entwicklungsaufgabe ist eine Aufgabe, die in oder zumindest ungefähr zu einem bestimmten Lebensabschnitt des Individuums entsteht, deren erfolgreiche Bewältigung zu dessen Glück oder Erfolg bei späteren Aufgaben führt, während ein Misslingen zu Unglücklichsein, zu Missbilligung durch die Gesellschaft und zu Schwierigkeiten mit späteren Aufgaben führt.“ (Havighurst)
„Entwicklungsaufgaben sind (teilweise kulturabhängige) Herausforderungen oder Probleme, die sich typischerweise jedem Menschen im Entwicklungsverlauf stellen. Sie ergeben sich aufgrund der körperlichen Entwicklung, des kulturellen Drucks und aufgrund dadurch ausgelöster Wünsche und Erwartungen.“ (Lohaus & Vierhaus)
Was sind Entwicklungsaufgaben über die Lebensspanne?
Havighurst (1900 – 1991)
prägte den Begriff der Entwicklungsaufgaben, auch wenn Erikson ihn bereits verwendete
Postulierte verschiedene typische Entwicklungsaufgaben über die Lebensspanne
Die erfolgreiche Bewältigung von Entwicklungsaufgaben ist für die weitere Entwicklung wichtig
Stufenmodell: hierarchische Abfolge der postulierten Aufgaben
Havighurst postulierte verschiedene Arten von Entwicklungsaufgaben:
Biologische Entwicklungsaufgaben
Soziale Entwicklungsaufgaben
Autonome (selbstgesetzte Entwicklungsaufgaben)
Kritik:
Keine Berücksichtigung von interindividuellen Unterschieden, Multidirektionalität / Multifinalität bzw. Multifunktionalität, Kultur- und Geschichtsabhängigkeit
Erläutere Entwicklungsaufgaben im KA!
Entwicklungsaufgaben im KA
Entwicklungsaufgaben
Insbesondere: biologische Entwicklungsaufgaben
Soziale Entwicklungsaufgaben werden durch Eltern und nahe Bezugspersonen unterstützt und begleitet
Erste selbstgesetzte Entwicklungsaufgaben treten auf
Bearbeitung von Entwicklungsaufgaben ist vor allem durch Ko-Regulation charakterisiert
Wird mit steigendem Alter immer autonomer
Erläutere Entwicklungsaufgaben im JA!
Entwicklungsaufgaben im JA
im Vordergrund: soziale Entwicklungsaufgaben, die immer weniger ko-reguliert werden
aber auch: biologische und zunehmend selbstgesetzte Entwicklungsaufgaben
viele neue Herausforderungen und Erwartungen
alltägliche Anforderungen (daily hazzles) + kritische Lebensereignisse
zunehmende Eigenverantwortlichkeit kann Probleme mit sich bringen, z.B.
noch nicht erprobte Bewältigungsstrategien
keine Erfahrung, auf die zurückgegriffen werden kann
mögliche Folgen: erhöhtes Stress- oder Überlastungserleben
Erläutere Entwicklungsaufgaben im EA!
Entwicklungsaufgaben im EA
Entwicklungsaufgaben sind immer mehr durch Multidirektionalität gekennzeichnet
Wachstum / Stabilität / Abbau
Versuch, verschiedene Stadien des Erwachsenenalters an Kriterien festzumachen
Volljährigkeit, Berufseintritt, Autonomie von den Eltern, Familiengründung, Berufliche Etablierung, Familiäre Etablierung & Auszug der Kinder
Vorschläge der Unterteilung:
Frühes Erwachsenenalter: 23 bis 30 Jahre
Mittleres Erwachsenenalter: 30 bis 65 Jahre
Höheres Erwachsenenalter: 80+ Jahre
Gehe näher auf frühes bis mittleres EA ein!
frühes bis mittleres EA ist gekennzeichnet durch
Differenzierung und Expansion von Aufgaben, Kompetenzen und Ressourcen
Maximierung von Gewinnen & Minimierung von Verlusten
Verstärkt untersuchte Themen
Beruf
Ehe & Familie
Soziale Beziehungen
Freizeit
Was versteht man unter “Emerging Adulthood”?
„Emerging Adulthood“
Ca. 18 bis 29 Jahre
Phase der Exploration, biologische Reife
Verlängerter Übergang zwischen Adoleszenz und EA
Berufsentscheidung und -wahl
Ablösung, aber häufig gleichzeitig starke Bindung an das Elternhaus
Charakteristika: Selbstfokus, Vielfalt an Beziehungen, ggf. Vermeidung von Verpflichtungen in engen Beziehungen
Was ist mit “Rush-Hour” gemeint?
„Rush-Hour“
Ca. 27 bis 35 Jahre
Weichenstellung für die weitere Entwicklung
Weiterentwicklung und Festigung im Beruf
Feste Partner- oder Lebensgemeinschaften
Familiengründung
Gehe auf die “Midlife (-Crisis)” ein!
„Midlife (-Crisis?)“
Ab etwa 35-40 Jahre, ohne klaren Endpunkt
Stabilisierung des Erwachsenenalters
Eigenes Leben wird möglicherweise nicht mehr als Zeitpunkt ab der Geburt, sondern als zweite Lebenshälfte angesehen
Eintretende Bilanzierung des eigenen Lebens
Erleben beruflicher und sozialer Höhepunkte
Phase der Zufriedenheit & subjektivem Wohlbefinden
Steht im Gegensatz zur „Midlife-Crisis!
Verschiedene Konzeptualisierungen der „Midlife-Crisis“
Stark: normative Entwicklungsaufgabe + an das EA gebunden
Schwach: geht einher mit Bilanzierung und Transition
Weder für die starke noch für die schwache Konzeptualisierung gibt es empirische Belege!
Keine Indizien für normative Entwicklungsaufgabe, eher individuelles Thema!
Erwachsene messen sich i.d.R. nicht an vergangenen Zielen, Ziele werden als flexibel wahrgenommen, Standards verändern sich
Was ist mir “Sandwich Generation” gemeint?
„Sandwich-Generation“
Erwachsene als Mitte von drei Generationen: Als Elternteil und als Kind eigener Eltern
Dies bringt Verpflichtungen mit sich > wichtigste Aufgabe: Balance zwischen eigenen Bedürfnissen, denen der Kinder und denen der Eltern zu halten
Was ist mit “gewonnene Jahre” gemeint?
„Gewonnene Jahre“
Partnerschaft beschränkt sich nicht mehr nur auf Kindererziehng
Lebensplanung, nachdem Kinder aus dem Haus sind
Entfaltung von Interessen, Hobbies, Engagement, Sinnfindung
„empty nest“ tritt auf, wenn Paare sich nur als Eltern definieren und keine Zeit für die Zeit danach entwicklen
Ggf. Pensionierung als weiteres Transitionsereignis
Erläutere Kennzeichen, einzelne Themen und Entwicklungsaufgaben des hohem / höheren Erwachsenenalters!
Kennzeichen des hohen Erwachsenenalters
Alterungsprozess (z.B. biologische Einschränkungen) bringt Konzentration auf Ressourcen mit sich
Gewinne sollen aufrechterhalten, Verluste minimiert werden
Stichwort: Veränderung in der relativen Ressourcenallokation
Verstärkt untersuchte, einzelne Themen: hohes EA
Familie, soziale Beziehungen
Entwicklung / Veränderung von Kognition, Persönlichkeit und Wohlbefinden
Entwicklungsaufgaben im höheren Erwachsenenalter:
Pensionierung (Rollenverlust, Freiraum)
Verschlechterung der physischen Gesundheit
Abnahme der intellektuellen Leistungsfähigkeit
Veränderung des sozialen Netzwerkes
Verstärkt untersuchte Themen:
Umgang mit dem Tod & dem Lebensende / Weisheit
Entwicklung & Veränderung von Kognition, Wohlbefinden, affektivem Erleben und sozialer Beziehungen
Verluste im hohen Erwachsenenalter!
Erläutere die Selbstachtung über die Lebensspanne!
Mean level of self-esteem for males and females across the lifespan
Erläutere die Verläufe der Lebenszufriedenheit im EA!
Wohlbefinden
Hohe Variabilität und geringer Abfall im sehr hohen EA
Erläutere des affektive Erleben im hohen EA!
Affektives Erleben
Insgesamt sehr heterogene Befundlage, aber:
Tendenzielle Abnahme positiver und Zunahme negativer Affekte
Auch: weniger physiologische Aktivierung
Weniger Affektschwankungen, mehr emotionale Stabilität
Positivitätseffekt im hohen Alter: Experimentelle Studien zeigen, dass alte Menschen positiv gestaltete Gesichter eher erinnern
Erläutere den Anteil verwendeter Ressourcen im Laufe des EA!
Anteil verwendeter Ressourcen im Laufe des EA
Anteil an verwendeten Ressourcen verändert sich im Laufe des EA
Weniger Zuwachs
Mehr Aufrechterhaltung
Mehr Verlustregulation
Veränderung dieser Anteile kann auch als zentrale Entwicklungsaufgabe des EA angesehen werden
Erläutere das “Wohlbefindenparadox” und nenne verschiedene Modelle dazu!
Obwohl im Laufe des Erwachsenenalters bereits früh mit Einbußen zu rechnen ist, nimmt die Lebenszufriedenheit über die Zeit nicht, bzw. erst sehr spät leicht ab
-> Bekannt als: „Das Wohlbefindenparadox“
Mögliche Erklärungen geben verschiedene Modelle
Zwei-Prozess Modell (Brandtstädter et al.)
OPS-Modell (Heckhausen et al.)
SOK-Modell (Baltes et al.)
Sozioemotionale Selektivitätstheorie (Carstensen et al.)
Erläutere das allgemeine Entwicklungsmodell der Selektion, Optimierung und Kompensation (Baltes et al.)!
Allgemeines Entwicklungsmodell der Selektion, Optimierung und Kompensation (Baltes et al.)
Erläutere das Zwei-Prozess Modell der Entwicklungsregulation (Brandtstädter et al.)!
Zwei-Prozess Modell der Entwicklungsregulation (Brandtstädter et al.)
Erläutere das Modell der Optimierung durch primäre und sekundäre Kontrolle (Heckhausen & Schulz)!
Modell der Optimierung durch primäre und sekundäre Kontrolle (Heckhausen & Schulz)
Erläutere die sozioemotionale Selektivitätstheorie (Carstensen et al.)!
Soziales Netzwerk verkleinert sich willentlich
Auf veränderte Zeitperspektive zurückzuführen
Beschränkung auf emotional bedeutsame Personen und Interaktionen
Zwei Motive für soziale Kontakte: Regulation von Emotion und Wohlbefinden / Informationssuche & Wissenserwerb
Diese Motive verschieben sich mit sich verändernder Zukunftsperspektive
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