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Herz-/Kreislaufsystem Erkrankungen

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by lolagia@freenet.de S.

Koronare Herzkrankheit (KHK)

  • Synonyma: Ischämische Herzkrankheit, koronare Herzkrankheit, Koronarsklerose

  • Definition: KHK ist die Manifestation der Arteriosklerose an den Herzkranzgefäßen

    • Folge sind blutflusslimitierende Koronarstenosen

    • Koronarinsuffizienz (Missverhältnis zwischen Sauerstoff- angebot und -verbrauch

    • Sauerstoffmangel im Herzmuskel führt zu Symptomen

  • Epidemiologie:

    • Prävalenz in Deutschland: 3,7% Frauen, 6% Männer (1,5 Mio. Frauen und 2,5 Mio. Männer)

    • stark altersabhängig (unter 45J.: < 1%; > 75J.: Frauen 16%, Männer 24%

    • 85% der Patienten, die an der KHK versterben sind > 65 J.

    •  Lebenszeitprävalenz: m = 30%, w = 15%

    • 20% aller Todesfälle in Deutschland durch KHK und Herzinfarkt verursacht (ca. 130.000/Jahr)

  • Pathogenese:

    • Einengung der Koronargefäße durch

      • Einlagerung von Fett-/Schaumzellen in das Endothel der Arterien (Gefäßwand)

      • Entstehung von feinen Rissen und Entzündungen der Gefäßwand

      • Einlagerung von Bindegewebe und Kalk (Plaque-Bildung)

      • Zunehmende Einengung der Gefäße (→Stenose)

        • Gefahren: Abriss der Plaques, Bildung von Blutgerinnseln mit vollständigem Verschluss der Gefäße (Herzinfarkt

  • Symptome

    • stabile Angina pectoris (40% der Erstmanifestation):

      • Thoraxschmerz (retrosternal) unter körperlicher und psychischer Belastung, ausstrahlend in die linke Brust und den linken Arm, Angst, Schmerzen auch im Rücken, Oberbauch, Hals möglich

        - Dauer 5 –15 min (mit Nitro-Einnahme: 1 –2 min)

    • akutes Koronarsyndrom („ACS“) (50% der Erstmanifestation):

      • instabile Angina pectoris: zunehmende Schwere der Schmerzen, auch in Ruhe

        • Herzinfarkt: -STEMI (ST-Streckenhebungsinfarkt mit Anstieg von Troponin T)

          -NSTEMI (non ST-Streckenhebungsinfarkt mit Anstieg von Troponin T)

    • Plötzlicher Herztod (10% der Erstmanifestation) (Kammerflimmern, Asystolie)

    • Schwäche, reduzierte Belastbarkeit durch ischämische Herzmuskelschädigung (Herzinsuffizienz)

    • Herzrhythmusstörungen

  • Risikofaktoren:

    • Nicht beeinflussbar: Alter, Geschlecht, Vererbung

    • Somatisch: Rauchen, Ernährungsabhängig , Körperliche Inaktivität

    • Psychosoziale: Chronische Stressbelstung, Soziale Isolation, Depression/Angst, Sozioökonomische Benachteiligung

  • Therapie:

    • Nicht-medikamentöse Therapie = Reduktion der Risikofaktoren

    • Medikamentös: Antithrombotische Therapie (Blutgerinnungshemmung, Verhinderung von

      Herzinfarkt), Antiischämische Therapie (Erweiterung der Blutgefäße,Reduktion des Sauerstoffverbrauches), Revaskularisation (Herzkatheter, Aorto-koronarer Bypass) , Herztransplantation, Herzkatheteruntersuchung

  • Prognose:

    • Lebenserwartung und Lebensqualität reduziert, Arteriosklerose anderer Organe

  • Komborbidität : Psychische Erkrankungen:

    • Angststörungen

    • Posttraumatische Belastungsstörungen

    • Depression

    • Wechselwirkung: Depression und KHK

      • 20% der KHK-Patient*innen entwickeln eine behandlungsbedürftige Depression

      • Depression erhöht das Risiko an einer KHK zu erkranken (Odds Ratio: 1,6 –1,9)

      • Depression führt zu ungünstigem Verlauf/Prognose der KHK (Odds Ratio: 1,6 –2,4)

      • Bei gleichzeitiger Depression erhöht sich die Mortalität der KHK um das 2-3fache


Herzinfakt

  • Synonyma: Myokardinfarkt, Herzmuskelinfarkt

  • Definition: Akuter Myokardinfarkt = akuter Untergang von Herzmuskelgewebe

  • Ursache: hochgradige Stenose oder akuter Verschluss einer Koronararterie (KHK)

    • Verschluss durch:

      • Ablösung eines Plaque (oder Riss der Intima)

      • Blutgerinnsel Bildung (Thrombus = Koronarthrombose)

      • selten: Koronarembolie, Spasmen der Koronargefäße)

  • Inzidenz: 3/1.000 pro Jahr in Deutschland (280.000/Jahr, 90.000 davon versterben), Vergleich: 1/1.000 pro Jahr Schweden, Belgien

  • Pathogenese:

  • Risikofaktoren:

    • Rauchen,Psychosoziale Faktoren, Adipositas, Hypertonus, Ernährung, Diabetis, Alkohol

  • Psychosoziale Risikofaktoren:

    • Akute Risikofaktoren

      • plötzliche, schicksalhafte Lebensereignisse, heftige Ärger-Ereignisse, akutes emotionales Arousal

      • Episodische Risikofaktoren

        • Partnerschaftskonflikte, Probleme am Arbeitsplatz (z.B. Stress), Depression

      • Chronische Risikofaktoren

        • niedriger sozialer Status , bestimmte Persönlichkeitsmuster: soziale Inhibition, negative Affektivität, aversive Kindheitserfahrungen→„psychotoxische Konstellation“

  • Symptome:

    • Vernichtender Brustschmerz (Angina pectoris), akut!, ggf. Ausstrahlung in den linken Arm, Hals, Unterkiefer, Rücken oder Oberbauch

    • Angst (Todesangst), Schwäche, Begleitsymptome: Übelkeit, Schwindel, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall

  • Diagnostik: Labor (Troponin-Anstieg, CKMB-Anstieg) ▪ EKG-Veränderungen (STEMI, NSTEMI)

  • Therapie: Akuttherapie, Revaskularisiernde Therapie, Reinfarktprophylaxe, Rehabilitation

  • Frühkomplikationen: Herzrhythmusstörungen (u.a. Kammerflimmern), Linksherzinsuffizienz

  • Spätkomplikationen (nach 48h): Herzwandaneurysma (Aneurysma = Ausbuchtung), Herzbeutelentzündung (Perikarditis), Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen

  • Prognose

    • 30-40% überleben die ersten 48h nicht (2/3 sterben vor Klinikaufnahme)

    • ca. 5% sterben während des Krankenhausaufenthaltes

    • 5-10% der Patient*innen sterben innerhalb der folgenden 2 Jahre an einem plötzlichen

      Herztod


Herzinsuffizienz

  • Synonym: Herzschwäche

  • Definition: Krankhafte Unfähigkeit des Herzens, die vom Körper benötigte Blutmenge (Herzzeitvolumen) bei normalem zu pumpen , Abnahme der Pumpleistung (=Ejektionsfraktion ↓)

  • Einteilung:

    • nach hauptsächlich betroffener Herzkammer: Rechtsherz-, Linksherz-, Globalinsuffizienz

    • nach klinischem Schweregrad (Stadium I – IV, s. nächste Folie)

    • nach Auswurffraktion = Schlagvolumen (Ejektionsfraktion)

      • normal > 55%, leichtgradig eingeschränkt: 45 –54% , mittelgradig eingeschränkt: 30 –44%, hochgradig eingeschränkt < 30%

      • die Schwere der Herzinsuffizienz hängt vom Grad der Einschränkung der Auswurffraktion ab

  • Ursachen: Hypertonie (ca. 50%), Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt (ca. 70%), Vorhofflimmern, Seltener: Herzklappenfehler, Kardiomyopathie

  • Symptome:

    • Linksherzinsuffizienz: Blut staut sich vor linkem Herzen, Lungenbeschwerden: Luftnot, trockener Husten ("Herzhusten"),besonders nachts, Lungenödem (Wasser in der Lunge)

    • Rechtsherzinsuffizienz: Blut staut sich vor rechtem Herzen, Venenstauung (Halsvenen), Gewichtszunahme mit Ödemen (Fußrücken, Unterschenkel), Stauungsleber, Stauungsgastritis

    • Gemeinsame Symptome:Müdigkeit, Schwäche, Leistungsminderun, Nykturie, Nachtschweiß , Schwindel, Palpitationen, Tachykardie, Synkopen

  • Therapie: Kausal(ursächliche Erkrankugen behandeln), Basistherapie(Allgemein Maßnahmen), Medikamentös, Herztransplantation

  • Zusammenhang Depression:

    • Prävalenz der Depression ist bei Herzinsuffizienz 2-4 mal so hoch wie in der Bevölkerung

    • Menschen mit Depression haben eine 23%ige höhere Wahrscheinlichkeit an einer Herzinsuffizienz zu erkranken im Vergleich zu Menschen ohne Depression

    • Mortalität und Morbidität der Herzinsuffizienz ist bei gleichzeitiger Depression erhöht

    • eine wechselseitige pathogenetische Beeinflussung ist anzunehmen

    • Psychologische Interventionen verbessern Depressionen und Lebensqualität und reduzieren das Hospitalisierungs-Risiko



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lolagia@freenet.de S.

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