In welche 3 Kategorien lassen sich unsere Erinnerungen einteilen?
Persönliche Erinnerungen
↳ Individuell, werden nicht geteilt. Kinder setzen in Erzählungen jedoch voraus, dass ihr Wissen geteiltes Wissen ist (was habe ich heute gefrühstückt)
Allgemiene Erinnerungen
↳ Weltwissen - für Lehrer besonders wichtig, da im Kulturkreis unumgänglich
Fähigkeitserinnerungen
↳ Motorische Fähigkeiten (Schwimmen, Fahhrad fahren, laufen)
↳ Kognitive Fähigkeiten → (Algebraaufgabe, Gedicht)
Welche 3 Gedächtnisprozesse werden in der pädagogischen Psychologie unterschieden?
Erwerb
↳ Lernen/Einprägen von Informationen
↳ aktiver Prozess
Behalten
↳ Nur durch Arbeit mit dem Wissen möglich
↳ Mit anderem Wissen vernetzen
↳ Kann durch Wechselspiel mit Behalten und Abruf erfolgen
Abruf
↳ Fördert das Behalten
↳ Je häufiger und flexibler Wissen genutzt wird, umso größer die Chance, dass Wissen langfristig im Gedächtnis erhalten bleibt
Welche 3 Gedächtnissysteme gibt es?
In welcher Form speichern wir Informationen in ihnen ab?
Sensorisches Gedächtnis:
↳ Visuelle Abbilder, auditive Nacheffekte
↳ Eng an Sinneskanäle gekoppelt
↳ Sehr hohe Speicherkapazität & sehr kurze Speicherung
↳ Beides zusammen → großer Vorteil
z.B. Konzentriert am lernen, dann plötzliche Frage von Freund, Erste Antwort Störsignal wie z.B. "Hä?", dann Verarbeitung/analysieren im auditiven Sinn, Antwort ohne Wiederholung der Frage möglich → Funktion des auditiven Gedächtnis/behaltenes für 1 ½ - 2 Sek. möglich
↳ Nennt sich Nacheffekt
↳ Visuelle Nacheffekte: Dunkler Raum, Taschenlampe Lichtkreis
Kurzzeitgedächtnis:
↳ Aktives bzw. Arbeitsgedächtnis
↳ akustisch enkodiert für 20-30sek
↳ Schnell und leicht abrufbar, anfällig für Fehlerreize.
Langzeitgedächtnis:
↳ Letztlich langer Aktenschrank: Enthält Informationen, an die wir gerade nicht denken und die sich derzeit nicht im Kurzzeitgedächtnis befindet
➙ Kurzzeitgedächtnis ist somit aktiver Teil des Langzeitgedächtnisses
➙ Unterschied im Grad der Aktivierung der Informationen.
Worin unterscheiden sich die Kapazitäten von Kurz- und Langzeitgedächtnis?
KZG: 7 Chunks
LZG: Fast unbegrenzte Kapazität
Was verbirgt sich hinter dem Begriff der Interferenz?
Neue Information stört die bereits ins KZG aufgenommene Information
↳ Telefonnummer entfällt durch Ablenkung
↳ Dies kann zum Verdrängen dieser “alten” Information führen
Was ist das ikonische Gedächtnis?
Es behält Informationen nur für 0,1-1 Sekunden, danach sind die Informationen weg
Wer zeigte, dass es ein ikonisches Gedächtnis gibt?
Was ist die Aufgabe der selektiven Aufmerksamkeit und worauf richtet sie sich?
Sie hat eine Filterfunktion
Sie richtet sich vor allem auf:
Grelle Dinge/Farben
laute Geräusche (alertness)
dass, was uns betrifft (z.B. wenn man seinen eigenen Namen hört)
➙ Sie filtert Reize zwischen SG und KZG.
➙ Filterfunktion in Abhängigkeit von Größe/Lautstärke/Ungewöhnlichkeit der Reize:
↳ Informationen gehen vom Sinnesorgan in die nächste Speicherform (Kurzzeitgedächtnis) über oder nach 1-2sek verloren
➙ Merke: Cocktail-Party-Phänomen
Nenne das Experiment von Nickerson & Adams (1979) zur selektiven Aufmerksamkeit
Sie ließen Studierende die Vorder- und Rückseite einer Münze aus ihrer Erinnerung zeichnen
➙ Ein-Euro-Münze sollte von vorne und hinten aus dem Gedächtnis gezeichnet werden, was trotz klassischer Merkmale kaum passierte. Somit wurde verdeutlicht, dass nicht alle Informationen aus dem Alltag im Gedächtnis landen
Wie nennt man das Kurzzeitgedächtnis noch?
Aktivesgedächtnis
Arbeitsgedächtnis
Was zeichnet das Kurzzeitgedächtnis aus?
Die Inhalte sind “aktiv”, sie sind uns bewusst
↳ Informationen an die wir gerade denken bzw. die gerade im Fokus unserer Aufmerksamkeit sind
Die Enkodierung erfolgt dominant akustisch
↳ Dem Klang nach abgespeichert
Funktionen:
↳ Der Abruf von Informationen geht schnell/fällt uns leicht
↳ Das Aufrechterhalten einer geringen Menge von Informationen über einen kurzen Zeitraum
Die gespeicherten Inhalte sind sehr anfällig gegen Ablenkung
↳ Telefonnummer merken, auf dem Weg zum Telefon fragt jemand nach Uhrzeit, nach antworten, die Telefonnummer weg
Das Kurzzeitgedächtnis ist ein aktiver Teil des Langzeitgedächtnis
Eigenschaften:
↳ Informationen beliben nur etwa 20 - 30 Sekunden im Kurzzeitgedächtnis
Informationen werden schnell wieder vergessen
Was wird im Langzeitgedächtnis gespeichert?
Alle momentan nicht aktiven Inhalte
↳ Alle Informationen an die wir gerade nicht denken
↳ befinden sich gerade nicht im Kurzzeitgedächtnis
Die Beziehung und der Unterschied von Kurz- und Langzeitgedächtnis
Kann durch Netzwerkmodell erläutert werden:
Knoten → Einzelne Informationen im Gedächtnis
Kanten → Assoziationen
Die Beziehung:
Das Kurzzeitgedächtnis ist ein Bestandteil des Langszeitgedächtnis
Informationen werden über das Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis übertragen
Der Unterschied:
liegt in dem Grad der Aktivierung der Informationen:
Die Information, an die Sie gerade denken, ist die, die sich gerade im KZG befindet, und alles, an das Sie gerade nicht denken, verbirgt sich im LZG.
Wie ist das menschliche Gedächtnis aufgebaut?
→ Das speichern von Informationen ist ein aktiver Prozess
Welches Experiment fällt dir zum schnellen vergessen aus dem KZG ein?
Das Experiment von Peterson & Peterson (1959)
VP sollten sich sinnlose Silbe möglichst lange merken z.B. BXK
Erhaltendes Wiederholen (rehearsal) wurde durch eine Störaufgabe verhindert
Störaufgabe zwischen Reizinput und Abrufsignal
↳ Eine dreistellige Zahl wurde präsentiert + Probanden sollten im Dreierschritt rückwärts zählen (345 - 342 - 339), bis Abrufsignal ertönte
Ergebnis:
↳ Die Abrufleistung sank, je mehr Zeit dazwischen lag
↳ Bereits nach 3 Sekunden waren viele Gedächtnisinhalte verloren
↳ Nach 18 Sekunden sind nahezu alle verschwunden
→ Wird eine Wiederholung der Informationen verhindert, wird das Abrufen der Informationen aus dem KZG zunehmend beeinträchtigt
➙ Teilnehmer sollten sich eine sinnlose Silbe ("BXK") möglichst lange merken und anschließend von einer Startzahl in Dreierschritten rückwärts zählen. Nach einer gewissen Zeit wurde erneut nach der Silbe gefragt, wobei eine abfallende Kurve deutlich wurde.
Welche Eigenschaften fallen dir zur akustischen Enkodierung ein?
Welche Experimente fallen dir zur akustischen Enkodierung ein?
Informationen, die in das Kurzzeitgedächtnis aufgenommen werden, werden akustisch enkodiert
Ähnlich klingende Dinge werden leicht verwechselt
Beim lernen hilft eine Rauschunterdrückung, damit keine auditive Ablenkung stattfinden kann
Das Experiment von Locke & Locke (1971)
Hörende & Gehörlose wurden gebeten, sich eine Buchstabenfolge zu merken, die ihnen visuell präsentiert wurde (z.B. WKYRTF)
Kurz darauf sollten die VP möglichst viele der Buchstaben richtig wiedergeben
Gehörlose verwechselten häufiger Handzeichen, die sich ähnlich sind (E & M) und weniger Buchstaben, die sich im Klang ähnlich sind
Hörende verwechselten häufiger Buchstaben, die sich im Klang ähnlich sind (D & T) und weniger Handzeichen, die sich ähnlich sind
Schlussfolgerung:
normal Hörende VP enkodieren die Buchstaben akustisch
Gehörlose VP enkodieren Buchstaben auf der Basis der Symbole der American Sign Language
Das Experiment von Glanzer & Clark (1963)
Konnten zeigen:
Die Erinnerungsleistung von Zahlen-Folgen von Nullen 0 und Einsen 1 ("Binärfolgen") hängt davon ab, wie einfach eine Folge verbal zu beschreiben ist
Verbale Beschreibung z.B. “2 Mal 101 & zwei Nullen”
Bei 4 Einheiten → 90% Erinnerungsleistung
Bei 7 Einheiten → Nur 35% Erinnerungsleistung
➙ Merkfähigkeit binärer Folgen (z.B. 10110100) hängt davon ab, wie leicht sich diese verbal beschreiben lässt
➙ Benötigten die VP wenige Einheiten = höhere Erinnerungsleistung
Was versteht man unter Chunking?
Welche Vorteile hat die Methode?
Durch Chunking kann man sich Informationen besser merken, da man z.B. aus 3, 7, 8 einfach 378 machen kann
Zugehörige Konzepte werden in einem Chunk gruppiert
Eine Anzahl an aufgenommenen Informationen wird so gruppiert, dass darauf bedeutungsvolle und leicht verdauliche Chunks entstehen
Vorteile:
Durch die geringe Kapazität des KZG, wird für kurze Zeit durch chunking mehr Information gespeichert
Welche Kapazität hat das Kurzzeitgedächtnis?
Wie kann die Kapazität “vergrößert” werden?
Das Kurzzeitgedächtnis kann sich parallel 7 Informationseinheiten merken
Kapazität vergrößern, indem man Chunks bildet: Zusammenfügen einzelner Elemente zu größeren Einheiten
Bekanntestes Beispiel sind Wörter - daher variiert die Kapazität des KZG anhand der Komplexität der Informationen
Kinder lernen erst, Buchstaben nicht von links nach rechts, sondern als Chunks zu lesen
Vergleichbar: Sich beim Abbiegen im Straßenverkehr unterhalten können
Hier werden 10 Items zu 3 gruppiert:
Welche Ursachen kann das Vergessen aus dem KZG haben?
Ersetzung durch andere Informationen (Interferenz)
Alte Informationen werden durch neue Informationen, die ins KZG gelangen, verdrängt
Deise neuen Informationen können aus der Umwelt einströmen oder aus dem LZG in unsere Aufmerksamkeit hervorgeholt werden
Abschwächung bei Nicht-Wiederholung (rehearsal)
Die Tellerbalancier-Analogie
Wie kann Interferenz vermieden werden?
Durch z.B. Musik hören vor dem lernen oder anderen Tätigkeiten, die man gerne tut
↳ so können die Gedanken gesammelt werden und man wird ruhiger und konzentrierter
Wie schnell gelingt der Abruf aus dem KZG? Welches Experiment fällt dir dazu ein?
Das Experiment von Sternberg (1966)
VP bekamen über einen Bildschirm eine Reihe von Ziffern gezeigt
VP bekamen im Anschluss eine einzige Zahl gezeigt
↳ Sie sollten entscheiden, ob diese Zahl bei der Ziffernfolge forhanden war
Zeit bis zur Antwort wurde gemessen
Die Anzahl der Ziffern stand im Zusammenhang mit der Entscheidungszeit
↳ Pro zusätzlicher Ziffer dauerte die Entscheidungszeit 40ms länger
➙ Auch bei Informationen, die komplett im KZG enthalten sind, hängt die Zeit, die wir benötigen, um mit dieser Information umzugehen, davon ab, mit wie viel Informationen wir insgesamt umgehen müssen
➙ Je nachdem, wie komplex ein zu verstehender Sachverhalt ist, sollte man also die Geschwindigkeit der Informationsvermittlung anpassen oder die Anforderung reduzieren
→ Auf motorische Fertigkeiten übertragen bedeutet es, dass man erst Teilkomponenten lernt (z.B. Aufschlag beim Tennis) und dann die Anforderungen nach und nach komplexer gestaltet
Beschreibe den Aufbau des Kurzzeitgedächtnisses
Überblick zur Funktionsweise des KZG
Vergessen:
Inhalte aus dem KZG werden vergleichsweise schnell vergessen
Ursachen sind:
Ersetzen von Einheiten durch neue Einheiten (Interferenz)
Verblassen von Einheiten
Das wichtigere Prinzip: Interferenz
↳ Gilt es beim Aufbau von Wissen zu vermeiden
Enkodieren:
Das Einprägen von Informationen ins KZG geschieht akustisch
Vorteil: sprachliche Bezeichnungen können sehr leicht wiederholt werden
↳ Wiederholen ist wichtig, um Informationen im KZG verfügbar zu halten
Nachteil: Dinge die ähnlich klingen können leicht miteinander verwechselt werden
Behalten:
2 Prinzipien
Rehearsal -> Das Wiederholen einzelner Items, um diese einzuprägen
Chunking -> Das Zusammenfassen von Informationen zu größeren Einheiten
↳ Ist wichtig, weil das KZG eine Kapazitätsobergrenze hat
↳ 7 Einheiten, je nach
1. Komplexität,
2. tatsächlicher Anzahl der Einheiten &
3. Vorwissen
Abrufen:
Suche nach Informationen im KZG funktioniert sehr schnell
↳ wie lange sie dauert ist von der Komplexität und der Anzahl der aktiven Einheiten abhängig
Gibt es Kapazitätsunterschiede des KZG zwischen Menschen in Abhängigkeit von ihrer Intelligenz, ihres Alters oder der Übung?
Intelligenz:
Ähnliches Leistungsprofil
Sehr geringer Unterschied
Alter:
Kapazität lässt ab 65 - 70 nach
Geringere Mengen von Chunks/Informationen können gleichzeitig im KZG aktiv sein
Übung:
Durch Übung kann das Nachlassen der Gedächtnisspanne kompensiert werden
Durch kontinuierliche geistige Betätigung kann man eine vergleichsweise hohe Informationsverarbeitungskompetenz behalten
Nenne ein Beispiel, dass verdeutlicht, dass durch Übung die Invormationsverarbeitung des KZG verbessert werden kann
Schachgroßmeister Aufstellung von Schachfiguren zeigen
Soll die Aufstellung aus Erinnerung nachbauen
Gelingt ihm besser als einem Leien
Bei untypischer Aufstellung ist Großmeister nicht besser als der Leie
Worin liegt der wesentliche Unterschied zwischen Kurzzeit- und sensorischem Gedächtnis?
Die Informationen im sensorischen Gedächtnis entsprechen weitestgehend der jeweiligen Sinnesmodalität
↳ es ist eine nahezu perfekte Repräsentation dessen, was wahrgenommen wurde
↳Informarmationen lediglich 1-2 Sekunden verfügbar
Das Kurzzeitgedächtnis bewahrt bis zu 7 Informationseinheiten auf, welche 20-30 Sekunden verfügbar sind
Wie heißen die Einheiten im Kurzzeitgedächtnis und wie werden sie gebildet?
Diese Einheiten nennt man Chunks
Sie werden entlang einer uns bekannten Entscheidungsregel gebildet
Dies ist vergleichbar mit dem Prozess, bei dem die Buchstaben „H U N D“ zu dem Wort „Hund“ zusammengesetzt werden
Langfristiges Behalten
Welche Informationen finden wir im Kurzzeitgedächtnis?
Welche Informationen finden wir im Langzeitgedächtnis?
KZG:
↳ Die aktiven Informationen - also die Informationen, an die wir gerade denken
LZG:
↳ Alle Informationen, die wir erworben und noch nicht vergessen haben
↳ Immer, wenn unsere Aufmerksamkeit in einen anderen Bereich wechselt, wechselt diese Information in das Kurzzeitgedächtnis
Wie erfolgt die semantische Enkodierung im Langzeitgedächtnis?
Informationen werden entlang ihrer Bedeutung enkodiert (im KZG entlang ihres Klanges)
Experimentalbeispiel:
Anhand unterschiedlicher Formulierung eines Satzes wird deutlich, dass wir uns diesen nicht genau, sondern lediglich seine Bedeutung merken (vgl. Watergate-Befragung)
Jeweils 4 Aussagen mit Variation von Formulierung und Bedeutung
Veränderungen in der Bedeutung werden gut erkannt
Veränderungen in der Formulierung werden bei gleicher Bedeutung nicht gut erkannt
Wichtig: Semantisches Enkodieren ist nur möglich, wenn wir die Information auch verstanden haben
Wie lässt sich die Kapazität und Abrufbarkeit des Langzeitgedächtnisses beschreiben?
Unbegrenzte Kapazität
Informationen können auch ohne Nutzung über viele Jahre im LZG bleiben
↳ Prozess, um Informationen hervorzuholen dauert eventuell etwas länger
Beispiel:
Urlaub im fremden Land → Sprache kommt erst von Zeit zu Zeit wieder
Wiederauffrischen geht schneller, als neu lernen
Welches Prinzip liegt jeder Lernform zugrunde?
Das bilden oder verstärken von Assoziationen
Wenn z.B. Wörter unserer Sprache überlernt sind, dann vergessen wir sie i.d.R. nicht mehr
Was hat es mit der seriellen Positionskurve auf sich?
Eine Personengruppe bekommt eine Vielzahl von Wörtern vorgelesen oder bildlich präsentiert und wird im Anschluss gefragt, an welche sie sich noch erinnern können
Wörter am Anfang und am Ende der Liste werden dabei jeweils besonders gut eingeprägt
Warum ist die Erinnerungsleistung bei den Wörtern am Ende einer Liste so gut?
Wegen dem Rezenzeffekt (Recency Effect)
↳ Die Wörter sind noch im KZG verfügbar und werden daher als erstes abgerufen/aufgeschrieben
Warum ist die Erinnerungsleistung bei den Wörtern am Anfang einer Liste so gut?
Wegen dem Primäreffekt (Primacy Effect)
↳ Zu Beginn des Experiments gibt es nur wenige Wörter, welche behalten werden müssen - entsprechend ist zu Beginn die Kapazität noch am größten
↳ Daher können etwa Wiederholungen stattfinden und Verbindungen hergestellt werden
Wie lässt sich der Rezenzeffekt beweisen?
Indem man das KZG mit anderweitigen Informationen beschreibt
Hierdurch wird Interferenz erzeugt und der Rezenzeffekt müsste verschwinden
Wenn man durch eine Störaufgabe (z.B. Rechenaufgabe nach Präsentation der Begriffe) verhindert, dass Informationen im KZG aktiviert bleiben, verschwindet der Rezenzeffekt
Wie lässt sich der Primäreffekt beweisen?
Die Zeit zum Einprägen der Wörter wurde um 1 Sek verlängert
Durch Verlängerung der Darbietungszeit blieb der Rezenzeffekt unbeeinflusst
Das Erinnerungsvermögen für die Begriffe am Anfang & in der Mitte konnte jedoch ausgebaut werden
Der Primäreffekt wurde durch die Verlängerung der Darbietungszeit deutlich schwächer
Welche Konsequenz hat die serielle Positionskurve für den Unterricht?
Welche praktische Relevanz stellt die serielle Positionskurve dar?
Das wichtigste sollte am Anfang und Schluss der Sitzung vorgestellt werden
Daher:
Zu Beginn Anknüpfungspunkte bieten, am Ende zusammenfassen
So wird die Erinnerungskurve sinnvoll genutzt
Was ist bei der Erklärungsgeschwindigkeit beim Unterrichten zu beachten?
Dass das Tempo an die Komplexität des Lehrstoffes sowie das Vorwissen der Schüler angepasst ist
Welche Variante ist zum Lernen denkbar ungeeignet?
Das Paar-Assoziations-Lernen
Das Einprägen einer Fremdsprache, indem man sich die beiden Wörter nebeneinanderstehend einprägt (z.B. Hase - rabbit)
Welche Variante ist zum Lernen geeignet?
Die Lernkartei: Karten mit vertrauten Wortpaaren werden aus der Kartei genommen, sodass lediglich jene eingeübt werden, welche noch nicht vertraut sind
Was versteht man unter Lernen durch Elaboration und welche Formen gibt es?
Ist für besonders effiziente Lernleistungen geeignet
↳ Informationen werden elaboriert, d.h. ausgeschmückt
Elaboration durch Vorstellungsbilder
Verbale Elaboration
Elaboration durch hierarchische Organisation des zu lernenden Materials
Wie kann man zeigen, dass Elaboration durch Vorstellungsbilder die Gedächtnisleistung steigert?
Welches Experiment fällt dir dazu ein?
Experiment von Gordon Bower (1972):
Bowers bat VP aus Wortpaaren Vorstellungsbilder zu konstruieren (z.B. aus “Papagei” und “Hut”)
Danach sollten VP angeben, wie leicht o. schwer ihnen das fiel
Schwierigkeitsgrad wurde sehr unterschiedlich wahrgenommen
↳ Besonder am Anfang des Experiments nahmen die VP es als sehr schwierig wahr, Vorstellungsbilder zu konstruieren
↳ Bei abstrakten Begriffen schwieriger als bei konkreten
Ohne Vorankündigung, am Ende ein Gedächtnistest
VP bekamen ein Wort vorgegeben und sollten ein Wort angeben, welches sie mit diesem assoziierten
VP assoziierten 75% der Begriffe korrekt
Per Paar-Asoziiations-Lernen wurden lediglich 50% erzielt
Welches Experiment fällt dir zur verbalen Elaboration ein?
Das Experiment von Bradshew & Anderson (1982):
VP sollten Aussagen zu berühmten Persönlichkeiten lernen
Gruppe 1 lernte:
↳ Mozart reiste zu einem wichtigen Zeitpunkt in seinem Leben von München nach Paris
Gruppe 2 lernte:
↳ zusätzlich eine nicht zusammenhängende Information (z.B. Mozart war ein bekannter Komponist)
Gruppe 3 lernte:
↳ zusätzlich eine kombinierbare Information zur ersten Information (eine Konsequenz o. Ursache)
↳ Mozart reiste, um eine Liebschaft zu beenden
➙ Gedächtnistest: Die Informationen konnten besser gespeichert werden, wenn Ursache/Konsequenz verfügbar war
Statistische Signifikanz nur zwischen den beiden linken (keine, beziehungslos) zu den beiden rechten (Ursache, Konsequenz) Gruppen
➙ Wenn man zu einer bestimmten Information eine weitere lernt, die mit der ersten in einem sinnvollen Bedeutungs-Zusammenhang steht, kann das die Erinnerungsleistung erhöhen, obwohl man insgesamt mehr lernen muss!
Welches Experiment gab es zur Elaboration durch hierarchischen Organisation?
Das Experiment von Bower et al. (1969):
VP sollten 112 Wörter auswendig lernen
Bei einer zufälligen Reihenfolge der Informationen konnten lediglich 20% der Informationen wiedergegeben werden
Bei sinnvollen Oberkategorien 65%
↳ es zeigt sich ein stärkerer Lerneffekt und damit ein größerer Lernerfolg
Was ist wichtig, damit sicheres Enkodieren und gutes Behalten gelingen kann?
Die Organisation und Elaboration des Lernmaterials
Die Qualität des Enkodierens ist wiederum entscheidend für den Abruf
Wie funktioniert die Enkodierung in das Langzeitgedächtnis?
Erkläre das Strukturdiagramm
Wie unterscheiden sich die Kapazität von Kurz- und Langzeitgedächtnis?
↳ 20 - 30 Sekunden
↳ Kommt auf das Vorwissen & die Größe der Chunks an
↳ Nahezu unbegrenzte Kapazität
Welche Probleme können beim Abruf aus dem LZG auftreten?
Informationen nicht vollständig abrufbar ("Es liegt mir auf der Zunge")
Die Suche in unserem Gedächtnis kann manchmal eine ganze Weile dauern
Sie ist leider nicht immer sofort erfolgreich
Erinnerungen können manchmal auch falsch sein
Gedächtnis im Gegensatz zu einem Bücherregal nicht statisch
Was ist der Unterschied zwischen starken und schwachen Assoziationen?
Schwache Assoziationen:
Wissen wird wenig genutzt
weniger abgerufen & schneller vergessen
Starke Assoziationen:
Kausalverknüpfungen von Ereignissen
Wissen wird häufig genutzt
↳ z.B. durch ein prägendes Ereignis mit starken Emotionen
Eine starke Assoziation wird häufiger abgerufen und nicht so schnell vergessen
Je länger die anfängliche Aufmerksamkeit, desto stärker wird diese Assoziation
➙ Der Unterschied liegt also darin, wie schnell und sicher der Abruf von Informationen gelingt
Um welche Art von Information handelt es sich bei dem eigenen Geburtstag?
Um einen sehr aktiven Gedächtnisinhalt
Welches Experiment zeigt, wie wir schwer verfügbare Informationen (Erinnerungen) abrufen?
Williams & Hollan (1981):
Personen wurden gefragt, wer in ihrer Abschlussklasse war
Am Anfang können viele Namen genannt werden, danach dauert es länger
Auch falsche Namen werden genannt
Was sind Kontexteffekte, welche gibt es?
Kontexteffekte dienen dem Erinnern von Informationen
Effekt des Befindens
Effekt der äußeren Bedingung
Effekt des verbalen Kontextes
↳ Wenn etwas gelernt wird, dann mit etwas zusammenbringen, was man schon weiß (Verankerung von neuem mit altem Wissen)
↳ hat einen positiven Effekt auf die Einprägfähigkeit (geht nicht so schnell wieder verloren)
Die 3 Kontexteffekte belegen das Prinzip der Enkodierungsspezifität:
↳ Erinnerungs- und Abrufkontext sollten identisch sein, damit Abrufen gelingt
Beim Erinnern spielen die passenden Stichwörter eine zentrale Rolle
Was sind Kontexteffekte der äußeren Bedingungen und wie lassen sie sich nachweisen?
Wird die Klausur im selben Raum geschrieben, in dem sie auch gehalten wurde, lassen sich die Informationen leichter abrufen
Godde & Baddeley (1975):
↳ 4 VP Gruppen
↳ ließen die Versuchspersonen an Land oder unter Wasser lernen & fragten die Informationen entweder an Land oder unter Wasser ab
Sind die Lern- und Erinnerungsumgebung gleich = besserer Erinnerungseffekt
Erkläre den Kontexteffekt des verbalen Kontextes
Informationen werden in einem bestimmten Kontext mitgeteilt
Dadurch ist es wahrscheinlich, dass man sich im selben Kontext wieder daran erinnert
Wie lassen sich Kontexteffekte des Befindens nachweisen?
Experiment von Gordon Bower (1981):
Studierende sollten eine Woche lang besonders schöne und besonders traurige Momente festhalten
VP wurden am Ende der Woche durch Hypnose in eine traurige oder fröhliche Stimmung versetzt
Danach sollten die VP erzählen, was ihnen in der letzten Woche passiert war
Traurige Personen berichteten besonders viele traurige Erinnerungen
Fröhliche Personen berichteten besonders viele schöne Momente
Welches sind die Theorien des Vergessens?
Spurenzerfall-Theorie
Informationen müssen mittels selektiver Aufmerksamkeit in das KZG übertragen und dort weiterverarbeitet werden, damit sie in das LZG geraten und dort eine Gedächtnisspur (Erinnerung) bilden
Wenn die Gedächtnisspur nur gebildet und danach nicht weiter genutzt oder wiederholt wird, verblassen die Erinnerungen bis sie vollständig vergessen sind
Informationen zerfallen also, wenn man sie nicht nutzt
Kindheitserinnerungen alter Menschen sowie Radfahren sprechen gegen die Theorie
↳ Die Theorie alleine kann das Vergessen also nicht erklären
Interferenz-Theorie
Informationen überlagern sich gegenseitig
Wer anstatt einem gleich 5 Fußballspiele an einem Tag schaut, weiß eher nicht, wer bei Spiel 1 das 1. Tor geschossen hat
Man unterscheidet zwischen retroaktiver & proaktiver Interferenz
Welches klassische Experiment zur Interferenztheorie kennst du?
Das Experiment von Anderson (1981):
VP sollten mehrere Wortlisten lernen
Variante:
VP sollten sich das Zielwort jedes Wortpaars einer Wortliste (A) merken
Danach Behaltenstest → VP sollten auf Stichwort hin das Zielwort nennen
VP sollten sich 2 Wortlisten merken
↳ Bei der 2ten Liste (B) waren die Stichwörter identisch zu den Stichwörtern der 1ten Liste (A)
↳ Die Zielwörter waren unterschiedlich
Danach Behaltenstest
a) VP sollten sich nur an die 1te Liste (A) erinnern
b) VP sollten sich nur an die 2te Liste (B) erinnern
Überprüfung der Behaltensleistung erfolgte entweder durch Wiedererkennen oder Wiedergabe
Wiedererkennen:
Verschiedene Kombinationen aus Stichwort und Zielwort wurden gezeigt
VP sollten erkennen, welche Kombination aus Liste A und welche aus Liste B stammt
Wiedergeben:
Stichwort wurde vorgegeben, Zielwort sollte genannt werden
➙ Wiedererkennen ist grundsätzlich leichter gefallen, als wiedergeben
Zweite Variante des Experiments:
VP sollten eine Wortliste lernen
VP sollten beide Listen lernen
Die Behaltensleistung des freien Reproduzierens wird (durch Interferenz) stark beeinflusst, wenn die VP 2 Wortlisten lernen mussten
Beim Wiedererkennen zeigte sich kein Unterschied durch Interferenz auf die Behaltensleistung
Was ist der Unterschied zwischen retroaktiver und proaktiver Interferenz?
Proaktive Interferenz → Nach vorne gerichtet
Soll Liste B wiedergegeben werden, hat die zuerst gelernte Liste A einen störenden Einfluss
Was gerade gelernt wird, beeinflusst, was man danach tut
Retroaktive Interferenz → Nach hinten gerichtet
Sollte Liste A wiedergegeben werden, störte die neu gelernte Liste B den Abruf
Was man schon weiß, beeinflusst, was man gerade lernt
Wie wird der Abruf aus dem LZG erleichtert?
Mittels Hinweisreizen
Bei Wiedererkennen 2 Reize durch Stichwort/Zielwort
Wo findet Interferenz im Schulalltag statt?
z.B. wenn Vokabeln zugleich in Englisch und Französisch gelernt werden sollen
Wenn Wörter der gleichen Kategorie (walk, run, go) zugleich gelernt werden
Selbiges bei Papa, Park, Puppe im Deutschen
Welche zwei Formen der Amnesie kennst du?
Retrograde Amnesie:
↳ Erinnerungen sind alle verschwunden
↳ Fähigkeit frühere Erinnerungen abzurufen geht verloren
Anterograde Amnesie:
↳ Man kann nichts neues mehr lernen
↳ Neue Erinnerungen können nicht abgespeichert werden
Was hat es mit der interpretativen Komponente des Gedächtnisses auf sich?
Interpretation der Ursache einer Prügelei wird von 2 Parteien unterschiedlich eingeprägt
Was besagt das Prinzip der Enkodierungsspezifität?
Beim Abruf ist es hilfreich, wenn der Kontext des Abrufs der selbe ist wie bei der Speicherung
Wie lautet der Fachbegriff für Gedächtnistechniken?
Mnemotechniken
Welche Mnemotechniken gibt es, die mit bildhaften Vorstellungen arbeiten?
Mnemotechniken sind sehr gute Techniken zum verbessern von lernen, es gibt die:
Loci-Methode
Bekannte Orte als Abrufhilfe
Das, was man sich merken möchte, legt man auf einem sich bekannten Weg ab (in seiner Vorstellung)
↳ so kann man sich ca. 30 Items merken
Ankerwort-Methode
Liste bekannter Wörter wird genutzt
Schlüsselwort-Methode
Vorstellungsbild aus deutschem Begriff mit einem der Übersetzung ähnlichem Schlüsselwort verknüpft
↳ Seagull vgl. Segel + Vogel
➙ Sinnvoll: Schlüsselwortliste mitgeben, weil es schwer fällt Schlüsselwörter für jedes Wort zu finden
Wie funktioniert das Prinzip der Lernkartei?
Weshalb sind Lernkarteien besonders sinnvoll?
5 Fächer und Lernkarten
Eingeprägte Karten werden in das zweite Fach gesteckt, Rest im ersten
Falsche kommen immer ins erste Fach
Lernpsychologisch ist es besonders sinnvoll, Lernfortschritte optisch wahrzunehmen
Mit der Lernkartei kann man die Reihenfolge variieren
Man kann sich nicht selbst belügen, in dem man die Antwort aus versehen gesehen hat
Wie lässt sich zur Prüfungsvorbereitung der Abruf von Gedächtnisleistungen verbessern?
Studierende lesen häufig viel, üben den Abruf jedoch zu selten
Welche Vorteile ermöglicht der regelmäßige Abruf von gelernten Informationen?
Klares Ausdrücken der Lerninhalte
Erkennen des Lernfortschritts
Wozu dient die PQRST-Methode?
Für das Lernen aus Texten
Preview (Überblick verschaffen)
Question (Fragen an den Lernstoff erarbeiten)
Read (Kapitel abschnittsweise lesen)
Self-Recitation (sich selbst den Inhalt vortragen Fragen schriftlich beantworten)
↳ das anstrengendste der Methode
Test (Abruf ohne spicken)
➙ Wenn man so schnell wie möglich mit self-recitation anfängt, dann wurde eine 4x so schnelle Erinerrungsleistung festgestellt im Vergleich zu einfach nur lesen
Wozu dienen Vorstellungsbilder?
Sie sind hilfreich beim Enkodieren und Wiederabrufen von Informationen
Welche Kategorien von Gedächtnistechniken gibt es?
Getrennte Vorstellungsbilder
Integrierende Vorstellungsbilder (Loki, Ankerwort, Schlüsselwort)
Methoden ohne Vorstellungsbilder (Abrufübung, PQRST)
Wie lassen sich Gedächtnisleistungen im Schulalltag verbessern?
Lernenden sind Strukturen an die Hand zu geben, welche dabei helfen, Anknüpfungspunkte für die Informationen zu schaffen
Gute Organisation des Lernstoffs
Welche Vorteile bietet die akustische Enkodierung?
Ist eine sehr effiziente Form der Speicherung
Dadurch, dass die meisten Menschen z.B. wissen, wie eine Eiche aussieht, haben sie diese im kopf, wenn man jemandem erzählt, dass man eine Eiche gesehen hat
Es ist nicht viel Erklärung notwendig
Für welche Bereiche ist das Prinzip des “Chunking” besonders wichtig?
Beim bilden von Wörtern aus Buchstaben
↳ Beim lernen der Sprache, Lesen, Schreiben
Beim Autofahren & dabei Unterhalten
↳ Größere Informationseinheiten werden gebildet (hier.Handlungseinheiten)
↳ Führen zum Automatismus
↳ Weniger Bearbeitungsaktivität wird benötigt
Das Bilden von größeren Informationseinheiten (aus elementaren Einheiten (Chunking)) & die Automatisierung von Teilleistungen, erlauben eine wesentlich effizientere Ausnutzung der begrenzten Kapazität des KZG
→ Obwohl die Kapazität des KZG stark begrenzt ist (je nach Komplexität des Materials auf 5 bis maximal 7 oder 8 einzelne Elemente), können wir diese Kapazität unterschiedlich effizient ausnutzen, wenn wir entlang von bestimmten Regeln große Informationseinheiten bilden
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