Was versteht man unter Führung? Was ist ein wesentliches Ziel?
Unter Führung versteht man ganz allgemein die bewusste und zielbezogene Einflussnahme auf Menschen
Ein wesentliches Ziel von Führung ist demzufolge die absichtliche Einflussnahme einer Person (Führungskraft) auf andere Personen (Mitarbeiter) zur Erfüllung gemeinsamer Aufgaben
Wie kann Führungserfolg gemessen werden?
Der Führungserfolg kann dabei anhand unterschiedlicher Kriterien gemessen werden:
Erreichung von Unternehmenszielen (Umsatz, Gewinn, Marktanteil usw.),
Befähigung der Mitarbeiter, durch eigene Leistung zum Unternehmenserfolg beizutragen,
Erreichung von Humanzielen (Wohlbefinden, Commitment und Zufriedenheit der Mitarbeiter)
Womit beschäftigt sich die Führungsforschung?
Die Führungsforschung beschäftigt sich vorwiegend mit der Frage, wie Führung gestaltet sein muss, damit die wesentlichen Ziele eines Unternehmens erreicht werden
(Rahmenmodell der Führung von Nerdinger -> S 29)
Welche Ansätze gibt es bezüglich Führung?
Eigenschaftsorientierte Ansätze
Verhaltenstheorien
Situations-/Kontingenztheorien
Interaktionistische Ansätze
Führungsansprumente
Welche Eigenschaften korrelieren positiv mit Führungserfolg?
Fünf-Faktoren-Modell
Extraversion,
Offenheit,
Gewissenhaftigkeit und
emotionaler Stabilität
Als weitere Korrelate des Führungserfolgs gelten u. a.
Intelligenz,
hohe Stresstoleranz,
Selbstvertrauen,
internale Kontrollüberzeugung,
hohe Leistungsmotivation und
das Bedürfnis nach Macht
Welche Eigenschaften korrelieren negativ mit Führungserfolg?
In diesem Zusammenhang ist oft die Rede von der dunklen Triade, die sich aus den folgenden Persönlichkeitsmerkmalen zusammensetzt…
Narzissmus,
Machiavellismus und
Psychopathie
Welche 3 Führungsstile gibt es nach dem Pionier der Führungsforschung Kurt Lewin?
autoritäre Führung: Die Führungskraft trifft sämtliche Entscheidungen allein und erteilt klare Anweisungen, deren Einhaltung kontrolliert wird.
demokratische Führung: Die Führungskraft vertraut ihren Mitarbeitenden, legt Wert auf deren Urteil und ist sehr um Fairness bemüht. (-> am erfolgreichsten)
Laissez-faire-Führung: Die Führungskraft entzieht sich dem Geschehen fast vollständig, verzichtet auf eine konkrete Lenkung der Mitarbeitenden und trifft eher vage und unverbindliche Ansagen.
Was wurde bei den Ohio-Studien herausgefunden?
Die Ohio-Studie untersuchte das Führungsverhalten und dessen Auswirkungen:
Mitarbeiter wurden im Rahmen der Studie gebeten, das Verhalten ihrer unmittelbaren Vorgesetzten mithilfe standardisierter Fragebögen zu beschreiben
Dabei wurden weit über 1.000 verschiedene Verhaltenseinheiten erfasst, die sich mittels faktorenanalytischer Auswertung auf zwei Dimensionen reduzieren ließen:
mitarbeiterorientierte Führung und
aufgabenorientierte Führung
Was versteht man unter Mitarbeiterorientierter Führung?
Dieser Führungsstil ist dadurch gekennzeichnet, dass die Führungskraft Wert auf gute zwischenmenschliche Beziehungen zu den Mitarbeitern legt.
Was versteht man unter Aufgabenorientierter Führung?
Dieser Führungsstil ist dadurch gekennzeichnet, dass die Führungskraft Aufgaben wohl definiert und strukturiert, um die Unternehmensziele zu erreichen.
Welche Metaanalyse führten Judge, Piccolo und Ilies durch?
Judge, Piccolo und Ilies (2004) haben die Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen zu den Effekten des Führungsverhaltens einer Metaanalyse unterzogen
Aufgabenorientierung/Mitarbeiterorientierung:
hoch/hoch: hohe Leistung, kaum Beschwerden, geringe Fluktuation
niedrig/hoch: niedrige Leistung, kaum Beschwerden, geringe Fluktuation
hoch/niedrig: hohe Leistung, viele Beschwerden, hohe Fluktuation
niedrig/niedrig: niedrige Leistung, viele Beschwerden, hohe Fluktuation
Was ist der Ansatz von Burns?
Er unterscheidet zwischen transaktionaler und transformationaler Führung
Worauf beruht transaktionale Führung?
Die transaktionale Führung beruht dabei im Wesentlichen auf den lerntheoretischen Prinzipien der Belohnung und Bestrafung
Die Führungskraft hat die Möglichkeit, Aufgaben zu verteilen, den Weg zu kontrollieren, den die Mitarbeiter bei der Verfolgung der Ziele einschlagen, sowie bei Zielerreichung Mitarbeiter zu belohnen bzw. bei Nichterfüllung zu sanktionieren
Zu den grundlegenden Führungsaufgaben gehört neben einer klaren Definition der Ziele auch das Setzen von Anreizen
Worauf beruht die transformationale Führung?
Die transformationale Führung beruht im Gegensatz zur transaktionalen Führung deutlich stärker auf intrinsischen Anreizen
Anstelle von Prämien oder Lob stehen eher der Wunsch des Mitarbeiters nach Selbstverwirklichung sowie die Identifikation mit dem Unternehmen und den visionären Gedanken der Führungskraft im Mittelpunkt
Ziel transformationaler Führung ist es, Mitarbeitern den Sinn in der Arbeit zu vermitteln
Orientiert wird sich dabei an den Mitarbeitern, ihren Zielen, Werten, Einstellungen und Wünschen
Diese sollen dauerhaft auf eine höhere Stufe umgewandelt bzw. transformiert werden
Welche 4 Techniken machen zusammen die zransformationale Führung aus?
idealisierter Einfluss (Charisma): Die Führungskraft lebt Werte und Ideale vor und entwickelt sich dadurch zum bewunderten Vorbild, das Respekt und Vertrauen erzeugt.
inspirierende Motivierung: die Führungskraft formuliert attraktive und inspirierende Zukunftsvisionen, wodurch die intrinsische Motivation der Mitarbeiter gesteigert wird.
intellektuelle Stimulierung: die Führungskraft regt ihre Mitarbeiter zu neuen Ideen und Denkweisen an, bestärkt sie darin, eine kritische Haltung zum Status quo einzunehmen, sodass die kreativen und innovativen Fähigkeiten der Mitarbeiter stimuliert werden.
individualisierte Behandlung: Die Führungskraft geht auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter ein und fördert gezielt deren Fähigkeiten und Stärken. Sie erkennt die individuellen Bedürfnisse, weckt Motive und entwickelt deren Selbstvertrauen.
Was ist der MLQ?
Bass und Avolio entwickelten 1990 mit dem Multifactor Leadership Questionnaire (MLQ) einen Fragebogen, mit dem transaktionales und transformationales Führungsverhalten erfasst werden kann.
Welche Modelle können beispielhaft für situative Ansätze genannt werden?
Fiedlers Kontingenzmodell (1967),
das normative Entscheidungsmodell von Vroom und Yettons (1973) und
die Weg-Ziel-Theorie der Führung nach House (1971)
Wovon geht Fiedlers Kontingenzmodell aus?
Fiedlers Kontingenzmodell definiert zwei Arten von Führern:
diejenigen, die die Aufgabe durch die Entwicklung guter Beziehungen mit der Gruppe zu erreichen suchen (mitarbeiterorientiert), und
diejenigen, die ihr Augenmerk auf die Durchführung der Aufgabe selbst legen (aufgabenorientiert)
Laut Fiedler gibt es keine ideale Führungskraft (Situationsabhängig)
In extrem günstigen (Aufgaben sind strukturiert, die Führungskraft verfügt über eine starke Positionsmacht und pflegt eine gute Beziehung zu den Beschäftigten) oder ungünstigen Situationen (eher unstrukturierte Aufgaben, geringe Positionsmacht, mangelhafte Beziehungsqualität) würde Fiedler zufolge eine aufgabenorientierte Führung effektiv sein
in mittelgünstigen Situationen wiederum würde sich die mitarbeiterorientierte Führung als überlegen erweisen
(Allerdings wird dieses Modell in der Literatur kontrovers diskutiert)
Wovon geht das normative Entscheidungsmodell von Vroom und Yettons aus?
Vroom und Yetton entwickelten 1973 im Rahmen ihres normativen Entscheidungsmodells eine Art Taxonomie zur Beschreibung von „richtigem“ Führungsverhalten in Abhängigkeit von der Situation
Dieses Verhalten sollte quasi normativ verwendet werden, die Führungskraft sollte sich also dafür entscheiden, welches Führungsverhalten sie nach der Diagnose der situativen Gegebenheiten einsetzen sollte
Das Modell dient somit als Entscheidungshilfe, beispielsweise wenn es um die Frage geht, unter welchen Bedingungen Führungskräfte ihre Mitarbeiter an Entscheidungsprozessen teilhaben lassen sollten und wann eher nicht
Hierfür wird Führungskräften ein Entscheidungsbaum zur Verfügung gestellt, der die Diagnose einer Situation oder eines Problems erlaubt und anhand dessen Handlungsempfehlungen (z. B. das geeignete Maß an Partizipation der Mitarbeiter) abgeleitet werden können
Wovon geht die Weg-Ziel-Theorie der Führung von House aus?
Die Weg-Ziel-Theorie der Führung von House aus dem Jahr 1971 besagt, dass Führungskräfte, um wirksam zu sein, auf die Mitarbeiter so einwirken müssen, dass diese Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln, die eine gute Ergänzung zur Bewältigung der Situation darstellen
Er identifiziert vier Arten von Führungsverhalten, die dazu geeignet sind:
Ergebnisorientierung,
direktive Führung,
partizipative Führung und
fördernde Führung
House geht davon aus, dass Führungskräfte je nach den Erfordernissen der Situation alle vier Verhaltensweisen flexibel anwenden können müssen, um erfolgreich zu sein
Ein direktiver Führungsstil führt dabei zu größerer Zufriedenheit seitens der Mitarbeiter, wenn die Aufgaben wenig strukturiert und komplex sind und die Mitarbeiter ein geringes Bedürfnis nach persönlichem Wachstum haben
Sind die Aufgaben klar und die Mitarbeiter interessiert an persönlicher Weiterentwicklung, so sollte ein unterstützender Stil eingesetzt werden
Sind die Aufgaben komplex und haben die Mitarbeiter starkes Interesse an persönlicher Entwicklung, so sollte durch einen leistungsorientierten Führungsstil die Erwartung der Mitarbeiter, dass die Anstrengungen auch tatsächlich zum gewünschten Endresultat führen, steigen
Ein partizipativer Führungsstil wiederum eignet sich bei unstrukturierten Aufgaben
Wovon geht die „Leader-Member-Exchange Theory“ (LMX) von Graen und Uhl-Bien aus?
Die Theorie geht davon aus, dass jede Führungskraft mit jedem Mitarbeitenden eine separate Austauschbeziehung entwickelt
„Die Qualität der dyadischen Beziehung lässt sich dabei u. a. an der Ausprägung der Dimensionen Vertrauen und Loyalität bemessen“
Die Theorie geht weiterhin davon aus, dass sich die Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitern erst über die Zeit entwickelt und dabei qualitativ unterschiedliche Phasen durchläuft
Ziel sollte deshalb sein, ein Netzwerk aus möglichst qualitativ hochwertigen Beziehungen über alle Teams und Abteilungen hinweg aufzubauen
Welche Bezziehungstypen unterscheidet die „Leader-Member-Exchange Theory“ (LMX)?
„In-Group“:
Hierzu zählen diejenigen Mitarbeiter, die dank der besonderen Beziehung einen besonderen Status erhalten (z. B. der informale Assistent oder Berater der Führungskraft)
„In-Group-Mitglieder werden von der Führungskraft besonders geschätzt, erledigen Arbeiten über ihre Pflicht hinaus, übernehmen Verantwortung und erhalten mehr Aufmerksamkeit, Unterstützung und Zuwendung von der Führungskraft.
“Out-Group“:
Hierzu zählen Mitarbeiter, die sich über organisationale Vorgaben definieren (Position, Verantwortlichkeiten usw.).
Mitarbeiter, die informell der Out-Group zugehören, erledigen eher die Routineaufgaben, haben wenig Verantwortung und/oder ihre Beziehung zur Führungskraft basiert hauptsächlich auf den formalen Vereinbarungen“
In welchen 3 Phasen entwickelt sich die Beziehung laut LMX?
Erste Phase:
Führungskraft und Mitarbeiter sind sich weitgehend fremd
Zweite Phase:
Entstehung von Respekt, Loyalität und Vertrauen
Dritte Phase:
partnerschaftliche Beziehung mit gemeinsamen Interessen
Was versteht man unter Führung von unten?
Sie liegt vor, wenn Mitarbeiter versuchen, die Führungskraft dazu zu bringen, die Unternehmensziele besser zu erreichen.
Welche versch Taktiken gibt es bzgl der Führung von unten?
Sachliche Überzeugung (Rationalität)
… logische Argumente oder schriftliche Vorlagen
Einschmeicheln
… freundliches, einschmeichelndes Verhalten (z. B. begeisterte Zustimmung zu den Ansichten des Vorgesetzten), aber auch kleinere Gefälligkeiten
Sich beraten lassen (Konsultation)
… gezielte Bitte des Mitarbeiters um Rat, Ideen und Verbesserungsvorschläge
Koalitionen bilden
… Sicherung der Unterstützung von Mitarbeitern/Kollegen für das eigene Vorhaben
Austausch anbieten
… Angebot von „Geschäften“ („Wenn Sie das für mich tun, mache ich jenes für Sie.“)
Was versteht man unter Führungsinstrumenten?
Führungsinstrumente lassen sich als Hilfsmittel zur Unterstützung bei der Umsetzung im operativen Alltag verstehen, die bei einer Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben eingesetzt werden können
Eine zentrale Rolle spielen hierbei
Mitarbeitergespräche sowie
Mitarbeiterbeurteilungen (Zielvereinbarungen)
Was versteht man unter Mitarbeitergesprächen?
Mitarbeitergespräche haben einen formalen Anlass (d. h., sie erfolgen nicht spontan, wie beispielsweise im Rahmen sogenannter Tür-und-Angel-Gespräche), finden regelmäßig (in der Regel einmal im Jahr) statt, verfolgen eine spezifische Zielsetzung und haben in der Regel einen festen Zeitrahmen
Das Ziel derartiger Gespräche ist immer die Beeinflussung von Verhaltensweisen des Gegenübers, was allein schon dadurch zum Ausdruck kommt, dass Mitarbeiter sich dem Gespräch selber nicht entziehen können
Klassischerweise umfassen Mitarbeitergespräche die Themen
Leistungsbeurteilung (Identifizierung von Stärken und Schwächen, Überprüfung von Leistungszielen) und
Entwicklungsplanung (Analyse von Karrierewegen und -zielen, Festlegung von Entwicklungsbedarfen in Form von Weiterbildungen oder Trainings)
Ziel sollte ein partnerschaftlicher, zielorientierter Dialog mit Gesprächsanteilen zugunsten des Mitarbeiters sein
Daher sollten beide Seiten die Gelegenheit zur Vorbereitung des Gesprächs erhalten
Was versteht man unter Mitarbeiterbeurteilungen(Zielvereinbarungen)?
Ein weiteres verbreitetes Instrument sind Zielvereinbarungen (Management by Objectives)
Hierbei werden mit jedem Mitarbeiter persönlich zu erreichende Ziele definiert, die in Summe der Sicherung der Unternehmensziele dienen sollen
Damit ist nicht zwangsläufig der Gedanke einer ständigen Kontrolle und Überwachung verbunden
Vielmehr sollen Mitarbeiter ihre tägliche Arbeit auf Grundlage der vereinbarten Ziele selbstständig erledigen können
Nicht zuletzt aus diesem Grund sollte der Mitarbeiter bei der Festlegung seiner Ziele aktiv miteingebunden sein
Was ist der FVVB?
Das Ausmaß der Mitarbeiter- bzw. Aufgabenorientierung einer Führungskraft lässt sich mit dem „Fragebogen zur Vorgesetzten-Verhaltens-Beschreibung“
In welchem Zusammenhang stehen die Great-Man-Theorien?
Die Wurzeln eigenschaftsorientierter Ansätze reichen bis zu den sogenannten Great-Man-Theorien zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurück
Im Zentrum des Interesses steht die Identifikation von angeborenen – und somit nicht erlernbaren – stabilen und situationsunabhängigen Eigenschaften, die Führungspersonen von Menschen ohne Führungsaufgaben unterscheiden und die besonders stark mit Führungserfolg in Verbindung stehen
Eigenschaftsorientierte Ansätze davon aus, dass erfolgreiche Führung abhängig von herausragenden Persönlichkeitseigenschaften (wie Charisma oder bestimmten sozialen und emotionalen Kompetenzen) der Führungsperson ist
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