Was versteht man unter psychischer Belastung?
Psychische Belastung:
Die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken.
Was versteht man unter psychischer Beanspruchung?
Psychische Beanspruchung:
Die unmittelbare (nicht die langfristige) Auswirkung psychischer Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden oder augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien
Was versteht man unter Stress?
„Stress ist ein subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, zeitlich nahe (oder bereits eingetretene) und lang andauernde Situation sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint“
Auf welchen Ebenen kann sich Stress äußern?
physiologisch/somatisch
kurzfristig
erhöhte Herzfrequenz
erhöhter Blutdruck
Ausschüttung von Stresshormonen (Adrenalin, Cortisol)
Mittel- und langfristig
psychosomatische Beschwerden
Unzufriedenheit
Resignation
Depressivität
kognitiv/emotional
Kurzfristig
Anspannung
Frustration
Ärger
Ermüdung
Verhalten
Leistungseinbußen
verringerte Konzentration
Fehlhandlungen
Reizbarkeit/Aggressionen
Konflikte/Mobbing
Rückzug
vermehrter Konsum von Alkohol, Nikotin, Tabletten
Anstieg der Fehlzeiten
innere Kündigung
Welche Erklärungsmodelle gibt es zum Zusammenhang von Arbeit und Gesundheit?
Transaktionnales Stressmodell von Lazarus und Folkmann
Job-Demand-Control-Modell von Karasek und Theorell
Modell der Gratifikationskrise Siegrist (Effort-Reward-Imbalance-Modell)
Das Person-Environment-Fit-Modell von Erdwards, Caplan, van Harrison
Wovon geht das transaktionnale Stressmodell aus?
Es geht davon aus, dass Stress keine unmittelbare Reaktion auf einen bestimmten Stressor darstellt, sondern vermittelnde Prozesse eine entscheidende Rolle spielen
Ob ein Stressor tatsächlich Stress auslöst, hängt von Bewertungsprozessen ab.
In einem ersten Schritt (primäre Bewertung) wird eine Situation hinsichtlich ihrer Bedrohlichkeit eingeschätzt
Im nächsten Schritt (sekundäre Bewertung) erfolgt eine Beurteilung der vorhandenen Ressourcen
Stress entsteht dem Modell zufolge, wenn die persönlichen (oder sozialen) Ressourcen nach eigener Einschätzung nicht zur Bewältigung der Anforderungen ausreichen
Darauf aufbauend wird eine Bewältigungsstrategie entworfen und deren Erfolg und der Reiz neu beurteilt (Neubewertung)
Lazarus und Folkman (1984) unterscheiden dabei zwischen zwei verschiedenen Bewältigungsstrategien (Coping-Stilen) als Reaktion auf Stress:
instrumentelles Coping und
emotionsbezogenes Coping
Was versteht man unter instrumentellem Coping?
Instrumentelles Coping beinhaltet konkrete Aktionen zur Situationsbewältigung, wie eine Veränderung der Arbeitsweise, Informationsbeschaffung oder Konfliktaustragung.
Was versteht man unter emotionsbezogenen Coping?
Das emotionsbezogene Coping stellt im Gegensatz dazu eine passive Bewältigung dar, die auf die Gefühlsregulierung fokussiert, z. B. durch Ablenkung, Bagatellisierung oder Suchtmittelkonsum
Wovon geht das Job-Demand-Control-Modell aus?
Das Job-Demand-Control-Modell (dt. auch Anforderungs-Kontroll-Modell) hebt die Bedeutung von Kontroll- und Handlungsmöglichkeiten bei der Entstehung von Stress hervor
Es geht davon aus, dass sich Arbeitstätigkeiten durch die Kombination zweier tätigkeitsspezifischer Dimensionen beschreiben lassen:
zum einen den Arbeitsanforderungen (Job Demands; z. B. Zeitdruck, schwierige Aufgaben)
und zum anderen dem Tätigkeits- bzw. Handlungsspielraum (Job Control)
Je nach Arbeitsaufgabe bzw. Tätigkeit können beide Dimensionen hoch oder niedrig ausgeprägt sein
Durch deren Kombination ergeben sich vier Tätigkeitstypen, die unterschiedliche Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden haben
Eigene Kontrolle/Arbeitsanforderungen
hoch/gering: low strain job
hoch/hoch: active job
gering/gering: passive job
gering/hoch: high strain job
Wodurch kennzeichnet sich ein low strain job?
hohe eigene Kontrolle/ Geringe Arbeitsanforderungen
kein Gesundheits Risiko/ Keine Förderung
Wodurch kennzeichnet sich ein active Job?
hohe eigene Kontrolle/ hohe Arbeitsanforderung
Gesundheits-/ lern-/ Persönlichkeits- förderlich
Wodurch kennzeichnet sich ein passive Job?
geringe eigene Kontrolle/ geringe Arbeitsanforderungen
Allgemeine Absenkung der Aktivierung und Problemlöserfähigkeit
Wodurch kennzeichnet sich ein high strain Job?
Geringe eigene Kontrolle/ hohe Arbeitsanforderungen
Gesundheitsrisiko/ Fehlbeanspruchungsrisiko
Was sind Job Demands?
Die Arbeitsanforderungen (Job Demands) beschreiben die weitgehend stabilen physischen und psychischen Anstrengungen, die mit einer Tätigkeit einhergehen.
Was ist Job Control?
Der Tätigkeitsspielraum (Job Control) beschreibt das Ausmaß, in dem die Person im Rahmen ihrer Tätigkeit selbstständig Entscheidungen treffen und flexibel auf Anforderungen reagieren kann.
Was versteht man unter einer Gratifikationskrise und wozu kann diese führen?
Wenn Aufwand und Belohnung für die geleistete Arbeit nicht ausgeglichen sind, erleben Arbeitstätige dies als eine „Gratifikationskrise“, die zu emotionaler Erschöpfung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und anderen psychosomatischen Beschwerden führen kann
Durch wen wurde das ursprüngliche Job-Demand-Control-Modell ergänzt?
das „Job-Demand-Control-Support-Modell“ von Johnson und Hall (1988) hebt die Bedeutung sozialer Unterstützung hervor
das „Job-Demands-Resources-Modell“ von Bakker und Demerouti (2007) berücksichtigt nicht nur soziale Unterstützung als Ressource, sondern Ressourcen aller Art
Welche Varianten von Bezügen unterscheidet das Person-Environment-Fit-Modell?
Nach dem Person-Environment-Fit-Modell (P-E-Fit-Modell) können Beeinträchtigungen der (psychischen) Gesundheit durch eine fehlende Übereinstimmung zwischen Merkmalen der Person (P) und ihrer Umwelt (E) entstehen.
Das P-E-Fit-Modell unterscheidet dabei zwei Varianten von Bezügen:
Bezug zwischen den Anforderungen einer Arbeitstätigkeit und den Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person
Eine Diskrepanz zwischen Anforderungen und Fähigkeiten kann eine Über- oder Unterforderung der Arbeitenden zur Folge haben.
Bezug zwischen den Möglichkeiten, die die Arbeit bietet, und den Wünschen und Bedürfnissen der Person
Besteht eine Diskrepanz zwischen Möglichkeiten und Bedürfnissen, so können inhaltliche Interessen durch die Arbeitstätigkeit nicht erfüllt werden
Auf welche Kategorien bezieht sich die Beurteilung psychischer Belastungen in der Regel?
die Arbeitsaufgabe/der Arbeitsinhalt (z. B. Handlungsspielräume der Beschäftigten, Emotionsarbeit, Variation innerhalb der Aufgabe),
die Arbeitsorganisation (z. B. Unterbrechungen im Arbeitsablauf, Störungen, Arbeitszeit),
die Arbeitsumgebung (z. B. Arbeitsplatz, fehlende/unzureichende Arbeitsmittel, Lärm, Hitze),
soziale Beziehungen am Arbeitsplatz (z. B. Konflikte innerhalb der Arbeitsgruppe, Unterstützung durch Vorgesetzte oder das Kollegium)
Welche zwei Maßnahmen beziehungsweise Interventionsstrategien lassen sich bezüglich der betrieblichen Gesundheitsförderung ableiten? (S 47 Tabelle!)
Verhaltens(-Personen)orientierte Maßnahmen
Verhältnisorientierte (/bedingungsorientierte Maßnahmen)
Was versteht man unter verhaltensorientierten Maßnahmen
Sie zielen auf eine Förderung personaler Ressourcen und auf eine Reduktion von Risikoverhalten ab.
Was versteht man unter verhältnisorientierten Maßnahmen?
Sie zielen auf eine Reduktion von Belastungen sowie auf eine Stärkung von Ressourcen, die durch Arbeitsaufgaben und Arbeitsbedingungen gegeben sind, ab.
Welche Methoden werden zur Gefährdungsbeurteilung genutzt?
biografische Interviews
Experten Interviews
Gruppen Diskussionen
(Un)standardisierte Verhaltensbeobachtung
Fragebogenerhebungen
Welche Maßnahmen haben sich in Evaluationsstudien als besonders wirksam gezeigt?
Die personenbezogenen Strategien
Wie soll die Gesundheitsförderung eingesetzt werden?
Gesundheitsförderung sollte dabei im günstigen Fall nicht nur aus Einzelmaßnahmen bestehen (z. B. Rückenschule), sondern in umfangreiche Programme eingebettet sein
In diesem Fall sind die Maßnahmen der Prävention und Intervention Bestandteil eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (in manchen Fällen auch Teil der Personalentwicklung)
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