Meningitis; Erreger
Erregerspektrum abhängig vom Erkrankungsalter
Kinder
Alter ≤6 Wochen: Streptococcus agalactiae (Gruppe-B-Streptokokken) und E. coli, gefolgt von Listerien, Staphylokokken, Klebsiellen, Pseudomonas, Salmonellen und gramnegativen Erregern
Alter >6 Wochen: Pneumokokken, Meningokokken (und Haemophilus influenzae)
Erwachsene: Pneumokokken, Meningokokken, Listerien, Haemophilus influenzae, Staphylokokken, gramnegativeEnterobakterien, Pseudomonas aeruginosa
Meningitis; Symptome
Bei Meningokokken-Meningitis in ca. 60% der Fälle Hautveränderungen: Makulopapulöse oder petechialeExantheme bis hin zur ausgedehnten Purpura fulminans mit Hautnekrosen
Meningitische Symptomtrias: Kopfschmerzen, Meningismus und hohes Fieber
Meningismus -> bei Kindern kann der Meningismus fehlen
Opisthotonus
Verwirrtheit
Lichtscheuheit
Meningitis; mikroskopische Diagnostik
Meningokokken: Gramnegative Diplokokken
Pneumokokken: Grampositive Diplokokken
Listerien: Grampositive Stäbchen
Haemophilus influenzae: Gramnegative Stäbchen
Mycobacterium tuberculosis: Säurefeste Stäbchen in Ziehl-Neelsen-Färbung
Meningitis; Therapie
Bei kompliziertem klinischen Bild
Blutkultur
Dexamethason-Gabe i.v. plus kalkulierte Antibiotikatherapie plus Aciclovir
Bildgebung (z.B. CT) inkl. Darstellung der Nasennebenhöhlen
Lumbalpunktion und Liquordiagnostik
Bei unkompliziertem klinischen Bild: Gleiches Vorgehen, aber Liquorpunktion noch vor erster Antibiotikagabe und Bildgebung möglich
Dexamethason-Therapie bei Pneumokokken-Nachweis insg. über 4 Tage fortsetzen; bei Nachweis eines anderen Erregers absetzen
kalkulierte Antibiotika-Therapie
Cephalosporin der 3. Generation i.v. (z.B. Ceftriaxon oder Cefotaxim): Wirksam gegen Meningokokken, Pneumokokken, Haemophilus
Und Ampicillin i.v. bei Erwachsenen und Neugeborenen: Zur Abdeckung von Listerien
Kalkulierte Antibiotikatherapie bei nosokomial erworbener Meningitis
Vancomycin + Ceftazidim
Waterhouse-Friderichsen-Syndrom
Das Syndrom beruht pathophysiologisch auf einer durch Endotoxine ausgelösten Verbrauchskoagulopathie mit massiven Blutungen in der Haut, Schleimhaut und inneren Organen sowie einem septischen Schock
Nekrose der Nebennierenrinden mit entsprechender Nebennierenrindeninsuffizienz
Cephalosporin der 3. Generation i.v. (z.B. Ceftriaxon oder Cefotaxim) plus Ampicillin
Meningitis; Postexpositionsprophylaxe
Indikation: Für alle Personen, die in engem Kontakt zu der betroffenen Person standen
Ggf. postexpositionelle Aktivimpfung, wenn Serotyp durch Impfung abgedeckt
Isolation der Betroffenen bis 24 h nach Therapiebeginn
Die Chemoprophylaxe sollte so bald wie möglich, spätestens jedoch bis zum 10. Tag nach Kontakt mit der Indexpersonerfolgen
Schwangere erhalten Ceftriaxon, alle anderen vorzugsweise Rifampicin
Umgebungsprophylaxe
bei Meningokokken -> Ciprofloxacin (ab >18 Jahre), Rifampicin
Hirnabszess
Bakterien: Aerob und anaerob (häufig als Mischinfektion), insb.
Streptokokken (ca. 35–50%)
Gramnegative Bakterien (ca. 15–30%), bspw.
Enterobakterien
Obligate Anaerobier, bspw. Bacteroides (ca. 15–40%)
Staphylokokken
Staphylococcus aureus (ca. 10–15%)
Koagulase-negative Staphylokokken (ca. 5–10%)
Therapie
Initialphase: Kalkulierte Kombinationstherapie
Cephalosporin der 3. Generation (Ceftriaxon oder Cefotaxim), Metronidazol und Vancomycin
Im Verlauf: Antibiotikatherapie nach Erregerdiagnostik und Resistenztestung
HSV-Enzephalitis
typischerweise temporal
HSV-1: Auslöser nahezu aller akuten nekrotisierenden HSV-Enzephalitiden im Erwachsenen- und Kindesalter
Symptome
Hohes Fieber (>90%)
Kopfschmerzen (>70%)
Abgeschlagenheit (>50%)
Bewusstseinsstörungen
Quantitative Bewusstseinsstörungen (95–100%, bis hin zum Koma)
Qualitative Bewusstseinsstörungen (>80%, Wesensänderung, ggf. psychotisches Erleben)
Epileptische Anfälle (>60%)
Fokale Defizite (>50%)
Paresen
Sensorische Aphasie
Meningismus möglich
Diagnostik
bilaterale, asymmetrische Befunde in den Temporallappen, teils mit Einbeziehung des limbischen Systems (Gyrus cinguli, Hippocampus) und der Inselregion
MRT
Methode der Wahl zum Nachweis krankheitsspezifischer Läsionen
Frühzeitig frontotemporal hyperintense Läsionen (T2- und FLAIR-Sequenzen)
Ödematös geschwollenes Parenchym mit Aufhebung der Mark-Rinden-Differenzierung
EEG
Frontotemporaler Herdbefund
Häufig generalisierte EEG-Rhythmusverlangsamung
Therapie:
Aciclovier über 14 d (nephrotoxisch)
Bspw. als limbische Enzephalitis
Typischer MRT-Befund: Temporomediale, auch multifokale Hyperintensitäten in T2 und FLAIR
Bspw. mit Antikörpern gegen Leucine-rich Glioma-inactivated Protein 1 (LGI-1)
Assoziiert mit faziobrachialen dystonen Anfällen
Meist einseitige und sehr kurze arm- und beinbetonte Muskelanspannung, bis zu 200 Anfälle pro Tag
Schlechtes Ansprechen auf Antikonvulsiva
Therapie: Frühzeitige Immuntherapie primär mit Glucocorticoiden
Creutzfeld-Jakob-Krankheit
Sporadisches Auftreten von Infektionen mit fehlgefaltetem PrPsc
Schlafstörungen, Appetitverminderung, psychopathologische Auffälligkeiten
Rasche Demenzentwicklung, Sehstörungen
Zerebelläre Störungen
Durch Reize auslösbare Myoklonien
Triphasische Sharp-wave-Komplexe im EEG und/oder Protein 14-3-3 im Liquor nachweisbar
MRT (FLAIR und/oder DWI): Signalverstärkung in Basalganglien und Kortexarealen
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