5.3 Klassenführung

Die Klassenführung umfasst sämtliche Handlungen und Aktivitäten einer Lehrkraft mit dem Ziel, Unterrichtsstörungen zu vermeiden oder wirksam zu beenden.

• Eine erfolgreiche Klassenführung hat dabei Vorteile sowohl für die Lehrenden als auch für die Lernenden

• Wenn Schüler nicht mitarbeiten oder den Unterricht durch Disziplinlosigkeit stören, steigt auch der Stresspegel bei den Lehrkräften

• Klassenführung kann deshalb im erweiterten Sinne als Präventionsmaßnahme für Lehrerstress betrachtet werden

• Darüber hinaus ist effektive Klassenführung auch eng verknüpft mit Leistungsverbesserungen bei den Lernenden

• Dies lässt sich gut anhand des Angebots-Nutzungs-Modells von Helmke (2015) erklären

  • Demzufolge führen Unterrichtsstörungen zu einem Ausfall von wertvoller Lernzeit, in der keine aktive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff stattfindet

  • Kurz gefasst dient Klassenführung somit der Herbeiführung positiven und erwünschten Verhaltens durch eine maximale Bereitstellung von aktiver Lernzeit

• Allgegenwärtigkeit und Überlappung

  Lehrkraft bleibt in Bewegung, wechselt häufig den Standort, greift bei Störungen sofort ein

• Reibungslosigkeit und Schwung

  • Ermahnen so kurz und effektiv wie möglich (z. B. kurz den Namen nennen)

  • Ermahnungen positiv formulieren und den Fokus auf den Unterricht und nicht das Fehlverhalten richten („Arbeite bitte weiter" anstatt „störe nicht")

  • Verwendung nonverbaler Signale (Blickkontakt, antippen)

• Gruppen-mobilisierung

  • anregende und spannende Darbietung des Unterrichtsstoffs

  • Relevanz des Stoffs

  • verdeutlichen Lernstoff an Vorwissen anknüpfen

  • Spannung aufbauen (pausieren, sich umschauen)

  • unvorhersehbar bleiben (z. B. keine Reihenabfrage, Aufrufen möglichst verschiedener Schüler)

• Abwechslung und Herausforderung bei ...

  • Art und Umfang der erforderlichen

  • intellektuellen Tätigkeit

  • der Darbietungsweise des Lehrers

  • den verwendeten Arbeitsmitteln

  • der Gruppenanordnung und

  • den Lernaktivitäten

• Unterschiede bemerkte Kounin jedoch bezüglich des Zeitpunktes des Einschreitens der Lehrkraft bei Unterrichtsstörungen

• Wenn Lehrer verspätet auf Störungen reagieren, weil sie diese entweder nicht bemerken oder zunächst ignorieren, lassen sich Schüler von der Disziplinlosigkeit der Mitschüler quasi anstecken

• Das Störungsgeschehen breitet sich folglich wie eine Welle aus, und der Lehrende kann am Ende möglicherweise nicht mehr die eigentliche Quelle der Unruhe ausmachen

• Kounin bezeichnete dieses Phänomen als „Welleneffekt“

• Klassenregeln sind durchaus hilfreich für ein geordnetes Klassenklima, was durch neuere Studien bestätigt wird

• Allerdings müssen diese sinnvoll eingesetzt werden

  • Für ein effektives Klassenmanagement ist es ratsam, Regeln und Unterrichtsabläufe bereits zu Beginn eines Schuljahres in der Klasse zu etablieren

  • Die Erwartungen des Lehrenden an die Lernenden sollten dabei deutlich kommuniziert werden und die Einhaltung der Regeln konsequent überprüft werden

  • Neben Regelklarheit ist eine souveräne Klassenführung auch durch Flexibilität gekennzeichnet

  • Die Lehrkraft sollte demzufolge in der Lage sein, flexibel mit Regeln umzugehen und situationsspezifisch zu