Was ist die Neurogenese
-> Entstehen neuer Gehirnzellen
Die Neurogenese, d.h. die Vermehrung von Neuronen durch Zellteilung, ist ca. 18 Wochen nach der Befruchtung (!) beendet.
Im fetalen Neuralrohr liegen weitaus mehr Neuronen vor, als später benötigt werden (programmierter Zelltod ist wichtiger Teil der Gehirnentwicklung).
Synaptogenese
-> Herstellung des Kontakts (Synapsen) einer Nervenzelle zu einer anderen Nerven-, Muskel- oder Drüsenzelle.
Nach einer Phase der Überproduktion werden die funktionsnotwendigen Dendriten und Synapsen ausgelesen.
Die überzähligen Dendriten und Synapsen dienen zunächst der Feinabstimmung, Korrektur und Ausbesserung. Werden sie nicht mehr benötigt, sterben sie ab.
Das Absterben von Synapsen ist ein normaler und hoch bedeutsamer Teil der Entwicklung und ist erst im Jugendalter (!) abgeschlossen.
-> Die zentralen Prozesse der Synaptogenese – die Verstärkung verwendeter und Ausdünnung nicht benötigter synaptischer Verbindungen – lassen sich eindeutig auf Erfahrungen (v.a. den Anregungsgehalt der Umwelt, Interaktion mit Bezugspersonen) zurückführen:
Myelinisierung
-> Umschließung der Axone mit einer leitungsfördernden Myelin-Schicht
beginnt vor der Geburt und setzt sich bis ins Jugendalter fort.
beschreibe die Entwicklung des Gehirns
Die Entwicklung des Gehirns erfolgt in (quantitativen) Phasen, nicht in (qualitativen) Stufen und ist lebenslang unabgeschlossen
das Gehirn bleibt über den Prozess der Synaptogenese zeitlebens plastisch (d.h. veränderbar, kompensierbar, lernfähig).
Die zentralen Prozesse der Synaptogenese – die Verstärkung verwendeter und Ausdünnung nicht benötigter synaptischer Verbindungen – lassen sich eindeutig auf Erfahrungen (v.a. den Anregungsgehalt der Umwelt, Interaktion mit Bezugspersonen) zurückführen:
Entwicklungspsychologische und bildgebende Verfahren zeigenbeispielsweise deutliche Unterschiede des Gehirns zwischen „normal“ versus vernachlässigt oder traumatisiert aufgewachsenen Kindern
-> Die Plastizität der Gehirnentwicklung ist ein multidirektionaler undprobabilistischer Prozess.
Womit hängt die Verstärkung vewendeter und Ausdünnung nicht benötigter synaptischer Verbindungen zusammen?
-> normaler Teil der Entwicklung
-> Nach einer Phase der Überproduktion werden die funktionsnotwendigen Dendriten und Synapsen ausgelesen.
-> überzähligen Dendriten und Synapsen dienen zunächst der Feinabstimmung, Korrektur und Ausbesserung
-> Werden sie nicht mehr benötigt, sterben sie ab.
Wovon hängt die Plastizität der Gehirnentwicklung ab?
Je mehr Vernachlässigung (Deprivation) , desto mehr blieben Intelligenzleistungen, Aufmerksamkeit, Stressregulation und soziales Interesse deutlich unterdurchschnittlich.
Je jünger das Kind bei der Schädigung, je kleiner und „kompensierbarer“ die betroffenen Hirnregionen waren (z.B.sind Sprachzentren besser kompensierbar als Zentren für die räumliche Orientierung)
und je gezielter die Behandlung ist, desto vollständiger kann die plastische Reorganisation von Hirnfunktionen gelingen!
MERKE:
Die Plastizität der Gehirnentwicklung ist ein multidirektionaler undprobabilistischer Prozess.
intraindividuelle Varianz & interindividuelle Varianz bei motorischer Entwicklung
fällt zum Teil sehr hoch aus
Was sind soziokulturelle Einflüsse bei der motorischen Entwicklung?
Die Entwicklung jeder neuer Fertigkeit ist das Ergebnis folgender –multidimensionaler und multidirektionaler! – Faktoren:
der fortschreitenden Entwicklung des ZNS d
er vorangehend gelernten Fertigkeiten
der Ziele, die das Kind verfolgt
der motorischen und zielbezogenen Unterstützung, die es erfährt.
der Möglichkeiten zur Exploration der Umwelt.
-> Man hat bislang keine Langzeitfolgen langsamerer oder schnellerer motorischer Entwicklung belegen können (z.B. des Gehens).
Dabei gibt es immer soziokulturelle Unterschiede
z.B „Mütter in Mali meinen, dass es wichtig ist, ihre Babys motorisch zu fördern, um deren körperliche und motorische Entwicklung voranzubringen.
Kognitive Entwicklung nach Jean Piaget
Piaget selbst legte großen Wert auf einen relativ kontinuierlichen Verlauf mit fließenden Übergängen der kognitiver Entwicklung (also eigentlich: Phasen).
Durchgesetzt hat sich aber in der Rezeption sein diskontinuierliches Modell der kognitiven Entwicklungsstufen (!):
Qualitative Veränderungen Kurze Übergangszeiten Invariante Abfolge in zu einem Reifestadium
Moderne Sichtweisen auf die kognitive Entwicklung
Moderne Sichtweise 1: Anlage und Umwelt werden in ihrem Wechselspiel beschrieben (d.h. „sowohl-als-auch“ anstelle von „entweder-oder“ = kodeterministisch)
Moderne Sichtweise 2: „konstruktivistisch“: D.h. das Kind wird als „kleiner Wissenschaftler“ betrachtet: es probiert und experimentiert, bis es etwas verstanden hat. („Co-Produzent von Entwicklung“)
[zum Verständnis: vor Piaget ging man eher vom „Trichter-Modell“ derkognitiven Entwicklung und des Lernens aus]
Strukturierung kognitiver Schema nach Piaget
das kindliche Denken und Tun resultiert im Aufbau zusammenhängender widerspruchsfreier Wissenssysteme (Schemata).
Äquilibration nach Piaget
Herstellung eines Gleichgewichts von Wahrnehmung und Schema durch Assimilation und Akkomodation.
Assimilation nach Piaget
Neue Wahrnehmungen werden in bestehendes Schema eingepasst, welches dadurch erweitert (differenziert) wird (Bsp. „neues Objekt“ = Tier, Lebewesen).
Akkomodation nach Piaget
Kognitive Entwicklung: Stufe 1 (Sensumotorische Stufe: 0-2 Jahre)
Es wiederholt im ersten Lebensjahr Handlungen mit Dingen ->„Kreisreaktionen“
Kern: Kind „denkt“ mit den Händen („kleiner Wissenschaftler“).
Mit der Zeit nimmt die Komplexität der Handlungen und kognitiven Schemata zu (vgl. Bronfenbrenner: Elaboration & Imagination). Dadurch lernt es allmählich z. B. zwei zentrale Schemata:
Wenn-Dann-Kausalschemata
z.B. „wenn ich an dem einen Schaf ziehe, dann wackeln alle anderen.“
Objektkonstanz
z.B. „wenn ich die Decke anhebe, ist das Spielzeug noch da!“
Kognitive Entwicklung: Stufe 2 (Präoperationale Stufe: 2-7 Jahre)
Eintritt in diese Stufe geht einher mit enormer Zunahme in kognitiven (v.a. symbolischen, gedächtnisbezogenen) Aktivitäten und Schemata.
Kinder sammeln, sortieren, klassifizieren, „bespielen“ in diesem Alter alles Mögliche ...
Charakteristisch: Kind „experimentiert“ nur aus der eigenen Anschauung heraus („Egozentrismus“); ihm fehlen noch wichtige Zusammenhänge („Operatoren“) für umfassendere Urteile; es beachtet beim Problemlösen und Klassifizieren meist nur ein Merkmal („Zentrierung“).
Kognitive Entwicklung: Stufe 3 (Konkret-operationale Stufe: 7-12 Jahre)
Eintritt in diese Stufe geht einher mit Sicherheit im Invarianzkonzept (Beispiele zuvor). Damit können Kinder auch eine Menge verschiedener weiterer Aufgaben logisch lösen.
Auch „geschachtelte Kategorien“ sind jetzt – durch die Lösung von der Zentrierung – kein Problem mehr.
Verständnis bleibt in dieser Stufe auf konkrete Objekte der Wahrnehmung oder Anschauung begrenzt.
Abstrakte Konstrukte bleiben weiterhin schwierig bis unmöglich (z.B.Formeln, physikalische „Trägheit“, „Gleichgewichtszustand“).
Systematischeres Experimentieren oder Nachdenken über neue und unanschauliche Fragen eher schwierig bis unmöglich.
Typisches Beispiel: Pendelproblem.
Kognitive Entwicklung: Stufe 4 (Formal-operationale Stufe: ab 12 Jahre)
Probleme können abstrakter gefasst werden (am Pendelbespiel: „Variablen“ = Gewicht, Länge, Fallhöhe).
Jugendliche haben nun (meist) Gefallen an dem kognitiven Durchspielen von Alternativen und Zusammenhängen (Beispiel: Science-Fiction- oder Fantasy-Literatur) oder „unabschließbare Diskussionen in Pubertät“ ...
Piaget: „Jeder besitzt seine eigenen Ideen (und glaubt meistens auch, dass es seine eigenen sind), die ihn von der Kindheit befreien und ihm erlauben, sich als gleichwertig mit Erwachsenen zu positionieren“
Kritik von Piagets Stufenkonzept
+ Kinder lernen durch schrittweises, altersangemessenes,praktisches Probieren („Experimentieren“), d.h. durch eigenaktiveAuseinandersetzung mit der materiellen wie geistigen Umwelt.
+ anschaulicherePädagogik!!
- Kognitive Entwicklung ist nicht so homogen, wie Piagets Stufen es meinen (Beispiel: Zahlen- erfolgt deutlich vor Mengeninvarianz!). Hängt Begreifen wirklich als Stufe zusammen?
- Säuglinge sind schneller in der Kategorisierung als Piaget dachte (Beispiel: Objektkonstanz bereits ab 3, nicht ab 8 Monaten!). Z.T. waren seine Anordnungen zu schwierig/ abstrakt .
- Unterschätzung des kindlichen Verständnisses!
- Ind. Unterschiede in der sozialen Umwelt werden nicht einbezogen. Neuere Forschung macht erhebliche kognitive Unterschiede in Abhängigkeit von Interaktionen, Bildungshintergrund, Kultur, Anregungsgehalt, Lernstrategien etc. deutlich.
- Hohe inter- und intraindividuelle Variation bleibt unberücksichtigt.
- Intrapsychische Prozesse werden nicht genau beschrieben, zu stark deskriptiv-interpretativ?
Warum wird es eher als Stufen- und nicht Phasentheorie bezeichnet?
In der anschließenden kognitiven Entwicklungsforschung, die Piaget – wie gesagt – weiterdenkt und -entwickelt, haben sich (mind.) vier weitere große und eigenständige Forschungsparadigmen (Metatheorien) gebildet:
Sozio-kulturelle Theorien
Informationsverarbeitungsparadigma
Theorien dynamischer Systeme
Domänenspezifische Kernwissenstheorien
Theory of mind
beschreibt den Prozess, die mentalen Zustände anderer (z.B. deren Absichten, Erwartungen, Überzeugungen) zu erschließen und über diese nachzudenken
Beispiele für frühe, offenbar intuitive Wissensbestände über Menschen:
Einjährige folgen bereits Erwachsenen, die aufmerksam hinter eine Trennwand schauen, d.h. gehen davon aus, dass diese etwas sehen (Moll & Tomasello, 2014)
Dreijährige können Andere schon täuschen, d.h. können das Nichtwissen Anderer einschätzen.
False-Belief-Paradigma: schwieriger scheint es für Kinder aber zu sein , richtig einzuschätzen, wie sich andere Menschen verhalten, wenn sie etwas nicht wissen können
-> Kernwissen über die Wünsche, Perspektiven und das Wissen Anderer
->entwickelt sich aber zu einer vollständigen und sicheren Perspektiv- übernahme Anderer (d.h. eine reife und stabile Theory of Mind) wohl erst allmählich im Lauf der prä-operationalen Stufe
Last changeda year ago