Bestimmung eines Merkmals
Ganz allgemein ist die Bestimmung eines Merkmals (genauer: der Ausprägung eines Merkmals) das Zuordnen von Begriffen oder Zahlen zu den beobachtbaren Ausprägungen des Merkmals
Beispiel: Bestimmung des Geschlechts
Messen
Messen ist das Zuordnen von Zahlen zu den Ausprägungen eines kontinuierlichen Merkmals – und zwar so, dass die Beziehungen zwischen den Zahlen die Beziehungen dieser Ausprägungen wiedergeben.
oder auch: isomorphe Abbildung des empirischen Relativs in ein numerisches Relativ Messen setzt also eine Standard-Einheit voraus (z. B. den Meter bei der Länge)
Merkmalsausprägungen
Merkmalsausprägungen (empirisches Relativ) können ganz unterschiedliche Beziehungen zueinander aufweisen
diese Beziehungen bestimmen, ob man ein Merkmal nur bestimmen, oder auszählen oder tatsächlich messen kann/muss
...und welche Rechenoperationen mit den Zahlen durchführbar sind
Skalenniveaus
nominal
ordinal
intervall
verhältnis
absolut
manchmal werden nur drei Stufen unterschieden: nominal, ordinal, metrisch
(manchmal auch kardinal; beinhaltet intervall-, verhältnis- und absolut-skalierte Variablen)
Nominalskala (qualitative Variablen)
lässt Aussagen über Gleichheit oder Ungleichheit von Ausprägungen zu (B: Studiengang)
Ausprägungen können identifiziert werden
die Zuordnung der Zahlen (sog. Codierung) ist beliebig
Berechnungen (Mittelwert, Summe, etc.) sind nicht sinnvoll
Ordinalskala (qualitative Variablen)
lässt Aussagen über größer/kleiner-Relationen zu (B: Charts, Rankings, Schulnoten)
Ausprägungen zeigen eine Ordnung an
die Zuordnung der Zahlen ist beliebig (solange die Rangfolge erhalten bleibt)
Abstände zwischen den Ausprägungen lassen sich nicht interpretieren
Intervallskala (Quantitative Variablen)
lässt Aussagen über die Gleichheit oder Ungleichheit von Differenzen zu
gleiche Abstände haben die gleiche Bedeutung (Äquidistanz) (B: IQ, Thermometer, Geburtsjahre)
kein vordefinierter Nullpunk
der Nullpunkt der Skala ist beliebig, ihre Zuordnung aber nicht
erst ab Intervallskala können wir wirklich von Messung sprechen
das heißt, wir quantifizieren die Ausprägung eines Merkmals
eine Messung ist nur auf Grundlage einer Theorie möglich (Was ist das Merkmal und wie kann es durch eine Messung zugänglich gemacht werden?)
-> erst hier sind mathematische Berechnungen zulässig und sinnvoll
Verhältnisskala (Quantitative Variablen)
lässt zusätzlich Aussagen über die Gleichheit oder Ungleichheit von Verhältnissen zu
hat einen natürlichen Nullpunkt (B: Einkommen)
der natürliche Nullpunkt lässt Aussagen über Verhältnisse zu: „Person 1 ist doppelt so alt wie Person 2.“
das ist bei Intervalldaten nicht möglich
ABER: für die Berechnungen in der Psychologie macht das keinen Unterschied
Absolutskala (Quantitative Variablen)
natürliche zählbare Einheiten (Anzahlen)
können gezählt werden (B: Anzahl von Fehlern im Test)
natürliche vorliegende Einheiten
Unterschied Ordinal- und Intervallskala?
Geht es um subjektive Urteile (durch eine Jury oder durch Studierende), die per Schulnoten oder als direkte Ränge vergeben werden, ergeben sich Ordinaldaten
Konstrukte
die meisten psychologischen Variablen sind latent und beruhen auf einer bestimmten Vorstellung von psychischen, sozialen oder kulturellen Zuständen und Prozessen
da sie weniger etwas Realem entsprechen, sondern mehr eine konzeptuelle Konstruktion sind, werden sie Konstrukte genannt
Konstrukte beinhalten immer eine Vorstellung darüber, wie sie sich messen lassen, welche manifesten Variablen also stellvertretend für sie stehen sollen
ihre Ausprägungen werden nahezu immer als kontinuierlich angesehen
Beispiele: Intelligenz, Aggressivität, Empathie, Lernen...
Möglichkeiten an metrische Daten zu gelangen
Wir verzichten auf Konstrukte und verlassen uns auf wirkliche Messungen
Anstatt:
“Ich mag Partys” sehr (1)
eher ja (2)
eher nein (3)
gar nicht (4)
besser so:
“Wie oft warst du in den letzten vier Monaten auf einer Party?”
Wir entwickeln Fragen und Antwortformate, die Intervalldaten produzieren
häufig werden Personen nach einer Einschätzung (Rating) zu einem Sachverhalt gefragt à Ratingskala
auf einem vorgegebenen Merkmalskontinuum soll die/der Befragte die Ausprägung markieren, die ihre/seine subjektive Empfindung am besten wiedergibt
es geht dabei um Häufigkeiten oder den Grad von Zustimmung bzw. Ablehnung
die graduelle Abstufung soll eine Quantifizierung der Empfindung/Einstellung
ermöglichen
einzelne Ratingskalen (d.h. ein Item) führen in aller Regel zu Daten auf
Ordinalskalenniveau (weil die Äquidistanz nicht vorausgesetzt werden kann)
ABER: Bei hochwertiger Item-Entwicklung (Theorie und Empirie) ist es möglich, dass Personen durch die Frage und das Antwortformat (= die Abstufungen) in der Lage sind, ihre Empfindung zu quantifizieren
-> Voraussetzungen dafür: es gibt (mindestens) 11 Abstufungen (0-10) und nur die Pole der Antwortskala sind beschriftet
Beispiel: Eine Single-Item-Skala zur Erfassung der Allgemeinen Lebenszufriedenheit
Wir verwenden mehrere Fragen mit ordinalem Antwortformat, die alle auf das zugrunde liegende kontinuierliche Konstrukt hinweisen (typischste Art von Messung )
Prominentestes Beispiel: Likert-Skala
Grundidee: Messung von Einstellungen durch Zustimmung
bzw. Ablehnung (beides muss gegeben sein) von Aussagen
die Aussagen sind meist „Items vom Likert-Typ“, messen also den Grad von Zustimmung oder Ablehnung
-> produzieren in der Regel Ordinal-Daten
die “Likert-Skala“ selbst besteht aus dem Summen- oder Mittelwert der Items (mindestens 6-8) und wird meist als intervallskaliert angenommen
Die zwei Bedeutungen von “Skala”
Antwortskala („response format“) – bezieht sich auf ein einzelnes Item
Skala (im eigentlichen Sinn) – bezieht sich auf ein vollständiges Messinstrument (mehrere Items, die ein Konstrukt erfassen sollen)
Warum ist dieser Unterschied wichtig?
weil ein Messinstrument (Skala) auch dann intervallskalierte Daten produzieren kann, wenn die einzelnen Antwortskalen dies nicht tun
Gütekrieterien
Objektivität (Messung ist unabhängig von der Person, die sie durchführt, auswertet
und interpretiert)
Reliabilität (Messung misst das, was sie messen soll, möglichst genau)
Validität (Messung misst das, was sie messen soll, und nicht etwas anderes)
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