Nennen Sie zwei Kritikpunkte an den quantitativen Methoden
Fehlende Nähe zum Gegenstandsbereich
Zu geringe externe Validität; inwiefern kann man komplexe Konstrukte wie Emotionen, Zuneigung, Stress, Angst mit Hilfe eines Fragebogens abfragen?
Alternativer Vorschlag: Qualitative Methoden
Methodischer Monismus
Erleben und Verhalten, ob Lernen, Kälteempfinden oder psychologische Auswirkungen von Arbeitslosigkeit, können prinzipiell mit den gleichen (wissenschaftlichen, quantitativen) Methoden erforscht werden.
Methodischer Dualismus
Verschiedene Phänomene erfordern unterschiedliche methodische Zugänge; Gegenstandsangemessenheit; Die „Natur“ des Menschens ist messbar, aber nicht Seele,Kultur, ...
“Marienthal-Studie” Verschiedene Erhebungs- und Analysemethoden (Multi-
Method-Studie / Mixed-Methods)
Qualitative Analyse
Fragestellung
Begriffs- und Kategorienfindung
Analyseinstrumentarium
Qualitative oder quantitative Analyse
Anwendung des Analyseinstrumentariums je nach Gegenstand und Ziel der Analyse unter Zuhilfenahme quantitativer Verfahren
Rückbezug auf die Ergebnisse
auf die Fragestellung I
nterpretation
Vergleich qualitative und quantitative Forschung
Naturalistische Vorgehensweise
Minimierung von Reaktivität durch “Einbettung” in Forschungskontext
Marienthal: Forscher wohnten z.T. dort Anthropologische Studien: Lebensraum und –weise von indigenen Gemeinschaften teilen
Reflexivität: ForscherInnen berücksichtigen in ihren Analysen, wie die eigene Person in Forschungsprozess eingeht
Offene Verfahren
Verfahren der Datenerhebung oder -auswertung, bei denen keine Kategorien vorgegeben sind.
Fallorientierte und holistische Vorgehensweise
Untersuchung des Gegenstandes „in seiner Gesamtheit“, ohne ihn in einzelne Aspekte (Variablen) zu zerlegen. Oft stärkerer Fokus auf Prozess- und Zeitverläufe (z.B. Marienthal-Studie).
Induktives Vorgehen
Theoretische Vorannahmen über den Gegenstand werden (versucht) auszublenden und Schlussfolgerungen möglichst nur aus dem Datenmaterial heraus induktiv zu ziehen. Theorien stehen nicht am Beginn, sondern am Ende der Untersuchung.
Emergente Flexibilität
Annahmen und Instrumente werden im Verlauf der Untersuchung flexibel an den Gegenstand angepasst.
Ziel: Verstehen und Beschreiben
Qualitative Forschung ist eher auf Verstehen und Beschreiben ausgerichtet (Gegensatz zur Ausrichtung auf Erklären).
Interpretationsbedürftige Daten
Qualitative Forschung arbeitet mit verbalen oder visuellen Daten, deren Bedeutung interpretativ erschlossen werden muss (im Gegensatz zu numerischen Daten).
Forschende als „Messinstrument"
In der qualitativen Forschung erfolgt die Datenerhebung unstandardisiert in Interaktion mit den Forschenden. Qualitative Forschung ist daher interaktiv und reflexiv (im Gegensatz zu standardisierten Messinstrumenten).
Theoretische Verallgemeinerung
Ziel qualitativer Forschung ist eher die Verallgemeinerung auf eine Theorie, nicht die (statistische) Verallgemeinerung auf eine Population.
Gütekriterien
Fokus v.a. auf externe Validität
Nennen sie Verfahren zur Erhebung verbaler Daten
1. Interview
2. Gruppendiskussion
3. schriftliche offene Befragung
4. lautes Denken
5. Sampling aus bereits vorhandenen verbalen Daten
Nennen Sie Verfahren zur Erhebung visueller Daten
1. nonstandardisierte Beobachtung
2. teilnehmende Beobachtung
3. offene vs. verdeckte Beobachtung
Nennen Sie verschiedene Interviewtypen
1. Grad der Standardisierung: Festlegung Wortlaut, Reihenfolge und Fragearten (geschlossen, offen)
2. Anzahl der befragten Personen: Einzel- oder Gruppeninterviews
3. Anzahl der Forschenden: Einzel-, Tandem- oder Boardinterviews
4. Modalität: Face-to-face, telefonisch oder online
Leitfadeninterview
ist ein halbstandardisiertes Interview.
die Reihenfolge der Fragen wird dem Gesprächsverlauf angepasst
die Fragen in Anlehnung an die Begrifflichkeit der Teilnehmenden formuliert werden.
Der Leitfaden dient bei der Gesprächsführung lediglich als Anhaltspunkt.
Ablauf des Leitfadeninterviews:
Erstellung des Leitfadens
Erprobung des Leitfadens / Schulung der Forschenden
Durchführung der Interviews
Verschriftlichung
-> setzt Vorwissen voraus
Narratives Interview
Erzählungen der gesamten Lebensgeschichte oder einzelner Episoden aus dem Leben der befragten Personen zu rekonstruieren.
Geht davon aus, dass es eine inhärente Struktur von Erzählungen gibt, die sich nur dann entfaltet, wenn man Personen ungestört erzählen lässt.
Ablauf:
Erzählanstoß
Aufforderung zum Erzählen („Wie war das, als Sie aufgewachsen sind?“)
Haupterzählung
Person erzählt ihre Geschichte; Interviewer:in beschränkt sich auf Zuhörersignale („mhm“)
Nachfragephase
Gelegenheit für Verständnisfragen und Möglichkeit, weitere Aspekte anzusprechen
Bilanzierungsphase
Abschließende Bewertung („Wie sehen Sie die Ereignisse heute? Würden Sie im Nachhinein anders handeln?“)
Gruppendiskussion / Fokusgruppen
Bei der Gruppendiskussion diskutieren zwischen 5 und 15Personen zu einem vorgegebenen Thema (“Fokus”).
Die Forschenden moderieren die Diskussion, äußern sich aber nicht inhaltlich zum Thema.
Phasen der Gruppendiskussion:
Theoretische Vorüberlegungen, einschließlich Erstellung eines Leitfadens
Erläuterung der Gesprächsregeln
Präsentation eines Grundreizes, Arguments oder Frage um die Diskussion in Gang zu bringen
Freie Gruppendiskussion
„Reizargumente“ für den Fall, dass die Diskussion ins Stocken gerät
Metadiskussion, in der die Teilnehmenden ihre Eindrücke austauschen können
Gruppendynamische Faktoren, die den Verlauf einer Gruppendiskussion beeinflussen:
Grad der persönlichen Betroffenheit durch das Thema (Bsp.: Studierende über Studiengebühren), je enger umrissen, desto weniger Abschweifen
Gruppengröße (5-15), Zusammensetzung der Gruppe hinsichtlich soziodemografischer Merkmale, breites Spektrum von Meinung erwünscht, zu große Gruppen führen zu mehr Schweigern
Bekanntheitsgrad der Gruppenmitglieder (evtl. Aufwärmphase bei ad-hoc Gruppen)
Meinungsverteilung in der Gruppe, zu heterogen: Streit, zu homogen: schnell erschöpfend
Verhalten der Diskussionsleitung (neutral; Meinung der DL kann als richtig aufgefasst werden)
laute Denken (think aloud)
Das laute Denken (think aloud) kann zur Erfassung kognitiver Prozesse verwendet werden.
Die Befragten werden aufgefordert, alles laut zu verbalisieren, was ihnen bei der Bearbeitung einer vorgegebenen Aufgabe durch den Kopf geht.
Die Verbalisierung kann während oder im Anschluss an die Aufgabenbearbeitung erfolgen.
schriftlichen offenen Befragung
die Teilnehmenden werden aufgefordert, Fragen in ihren eigenen Worten schriftlich zu beantworten
Die schriftliche Befragung erlaubt Anonymität und eignet sich daher besonders für die Datenerhebung in sozial normierten Gegenstandsbereichen.
Für die Befragten ist die schriftliche offene Befragung allerdings deutlich aufwändiger als das Interview.
sampling bereits vorhandener Daten
Bei manchen Fragestellungen kann auch aus bereits vorhandenem Datenmaterial gezielt eine Stichprobe ausgewählt werden.
Dazu eignen sich vor allem verbale Selbstzeugnisse (Tagebücher, Kontaktanzeigen, Webseiten usw.).
Beobachtungsprotokoll
Protokoll sollte möglichst detaillierte Beschreibungen enthalten.
-> Interpretationen und Reflexionen sind als solche zu kennzeichnen.
Mit Beobachtung wird die Außensicht von Handlungen und Ereignissen erfasst, nicht deren Bedeutung.
nonstandardisierte Beobachtung
Es wird nicht vorab festgelegt, was genau beobachtet werden soll;
was von Bedeutung ist, ergibt sich im Verlauf der Untersuchung.
Der Gegenstand der Beobachtung wird dabei möglichst in seiner Ganzheit und in seinen verschiedenen Facetten erfasst.
teilnehmende Beobachtung
Forschenden übernehmen aktiv eine Rolle im Feld, werden also selbst zu einem Mitglied des Feldes, das den Forschungsgegenstand darstellt. (Abgrenzung schwierig)
vollständig offenen Beobachtung
die Personen im Feld wissen, dass sie beobachtet werden, und sie kennen die Forschungsfrage.
verdeckte Beobachtung
Personen wissen im Feld nicht, dass sie Gegenstand einer Beobachtung sind (Bsp. Forscher werden Teil einer kriminellen Gruppe; aber auch: Diagnose eines Kindes im Klassenraum als teilverdeckte Beobachtung).
Diese Form der Beobachtung wirft erhebliche ethische Probleme auf (ähnlich wie V-Leute)
Biografieforschung
Ziel ist die Erhebung und Rekonstruktion lebensgeschichtlicher Erzählungen, die als„Schnittstelle“ zwischen der individuellen Lebenswirklichkeit der Erzähler:innen und der sozialen Wirklichkeit fungieren.
Lebensgeschichten sind nicht als Abbildung objektiver Gegebenheiten zu sehen und sollten auch nicht im Hinblick auf ihren „Wirklichkeitsgehalt“ bewertet werden.
Qualitatives Experiment
Das qualitative Experiment ist der nach wissenschaftlichen Regeln vorgenommene Eingriff in einen (sozialen) Gegenstand zur Erforschung seiner Struktur.
-> Es ist die explorative, heuristische Form des Experiments
-> Das qualitative Experiment ist eingreifend statt rezeptiv (wie Interview).
Was sind die Drei Phasen der Auswertung qualitativer Daten
Datenaufbereitung / Transkription
Analyse der Ergebnisse
Systematisierung der Ergebnisse
Was meint die Transkription qualitativer Daten
Überführung von auditiver (oder visueller) in schriftliche Form (z.B. Interviews, Gruppendiskussionen, Gespräche, etc.)
Vollständigkeit: Vollständig oder selektiv?
Umfang: Inhalt vs. Form, Äußerung vs. Ko-Text
Äußerungsform: Para- und nonverbale Elemente
Schriftdeutsch, Lautschrift, literarische Umschrift
Codieren
Beim Codieren wird die Bedeutung relevanter Textstellen erfasst, indem ihnen ein“Bedeutungsetikett” (Code) zugeordnet wird. Die Codes werden häufig induktiv entwickelt,d.h. aus dem Textmaterial heraus. Können auch Grundlage für quantitative Analysen sein.
Systematisierung der Ergebnisse: Typenbildung
Ziel der Typenbildung ist es , ähnliche Fälle zu identifizieren und zu Gruppen bzw. Typen zusammenzufassen.
Die Fälle innerhalb einer Gruppe sollten möglichst ähnlich zueinander sein (interne Homogenität), während unterschiedliche Typen sich möglichst unähnlich sein sollten (externe Heterogenität).
Identifikation von Merkmalen bzw. Vergleichsdimensionen
Gruppierung der Fälle und Analyse empirischer Regelmäßigkeiten
Analyse inhaltlicher Zusammenhänge und Typenbildung
Charakterisierung der gebildeten Typen
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