Internationalisierung der Wirtschaft
Ursachen der Internalisierung
2. Internationale Unternehmen und internationales Management 2.1. Ziele und Motive der Internationalisierung
Persönliche Motive (individuelle Beweggründe)
- Motive: innerer Spannungszustand (löst gerichtetes Verhalten aus und bezieht sich auf das Individuum)
- zwischen persönlichen Motiven und unternehmensbezogenen Zielen besteht häufig ein Zusammenhang
in Form von Einkommens- und Karrieremöglichkeiten, die mit Umsatzsteigerungen oder
Sicherheitsüberlegungen mit dem Ausbau der Marktposition korrelieren
Unternehmensbezogene Ziele (Unternehmensbezogene Beweggründe)
- Lassen sich durch Befragungen relativ leicht erheben
- Ziele lassen sich nach absatzmarkt-, kosten-, ertrags-, sowie beschaffungsorientierten Zielen
differenzieren
Absatzmarktorientierte Ziele
- Erhöhung der Marktpräsenz
- Ausgleich saisonbedingter Nachfrageschwankungen auf dem Inlandsmarkt
- Langfristige Sicherung des Weltmarktanteils
- Überwindung von Sättigungserscheinungen auf dem Heimischen Markt
- Umgehen tarifärer und nicht tarifärer Handelshemmnisse
Kosten- und ertragsorientierte Ziele
- Risikostreuung
- Kompensation von Wechselkursschwankungen
- Ausgleich von Standortnachteilen
- Nutzung von Kostenvorteilen durch Produktion im Ausland
- Verhinderung von Know-How-Abfluss
Beschaffungsorientierte Ziele
- Nutzung des Arbeitskräftepotenzials
- Erwerb/Nutzung von Know-How
- Sicherung von Rohstoffversorgung
2.2. Nationale vs. Internationale Unternehmen
Internalisierungsgrad eines Unternehmens messen
Ausmaß der wirtschaftlichen Verbundenheit eines UNs mit dem Ausland
- Bestandgrößen:
o Anzahl der ausländischen Betriebe
o investiertes Kapital (im oder vom Ausland)
o Zahl der Aktionäre
o Zahl der Beschäftigten im Ausland
- Bewegungsgrößen
o Umsatz & Gewinn im Ausland
o Löhne & Gehälter
o Produktion
o gezahlte Steuern
absolute Zahlen wenig aussagekräftigt, man ermittelt Auslandsquoten
- Kombination von verschiedenen Merkmalen: internationales Unternehmen aber erst bei Überschreitung
bestimmter Schwellenwerte
- Kennzahlenprobleme
o Keine objektiv richtigen und allgemein gültigen Merkmale
o Der Anlass der Messung spielt eine zentrale Rolle
Qualitative Konzepte zur Messung der Internationalität
- Einzeln oder kombiniert werden drei Gruppen von Kriterien verwendet
o Die Einstellung des (Top-)Managements
o Die strategische Ausrichtung des internationalen Unternehmens
o Die organisatorischen Charakteristika des internationalen Unternehmens
Klassiker: EPRG Konzept von Perlmutter
- Werte, Einstellungen, Erfahrungen & Erlebnisse von Individuen beeinflussen die Art der Internationalität
eines Unternehmens
Ethnozentrische Orientierung
- geht von der Überlegenheit der Muttergesellschaft gegenüber den Tochtergesellschaften aus
- Entscheidungen werden prinzipiell im Stammhaus getroffen
- bewährte Strukturen und Konzepte werden auf Gastländer übertragen
- Schlüsselpositionen in den Tochtergesellschaften sind Managern aus dem Stammland vorbehalten
In Muttergesellschaften mit polyzentrischer Orientierung werden
- kulturelle Unterschiede zu den Gastländern und damit verbundene unterschiedliche Denkmuster
akzeptiert
- Das Management der Tochtergesellschaften setzt sich aus Landeskindern zusammen, die die lokalen
Gegebenheiten kennen und weitgehende Entscheidungsfreiheit haben
geozentrischer Orientierung
- Mutter- und Tochtergesellschaften werden als weltweite Einheit gesehen, das Unternehmen entwickelt
einen von Landeskulturen weitgehend losgelösten spezifischen Charakter
- Nationalität spielt bei der Rekrutierung von Führungskräften keine Rolle
- Entscheidungen werden in den betroffenen Einheiten gefällt
- Es findet intensive Kommunikation statt und man versucht die Ressourcenallokation bei weltweiter
Arbeitsteilung und Spezialisierung einzelner Unternehmenseinheiten zu optimieren
Die regiozentrische Orientierung
- bildet die Weiterentwicklung des polyzentrischen Konzepts vor dem Hintergrund einer zunehmenden
Regionalisierung der Wirtschaft
- es werden nicht mehr die Unterschiede zwischen Ländern, sondern zwischen relativ homogenen
Ländergruppen betrachtet.
Idealtypisches Konzept, weshalb kein Unternehmen eindeutig als ethno-, poly-, geo-, oder regiozentrisch
bezeichnet werden kann (geozentrische Orientierung wird als Überlegen angesehen)
Typologie von Barlett/ Ghosal
identifizieren 4 Unternehmenstypen anhand von Interviews mit Managern
Multinationale Unternehmen
- Nationale Einheiten sind strategisch weitgehen autonom
- Treten wie einheimische Unternehmen am Markt auf und passen sich lokalen Gegebenheiten an
Globale Unternehmen
- Streben nach globaler Effizienz & entwickeln dafür zentral ihre Strategien
- Kostenvorteile durch zentralisierte weltmarktorientierte Aktivitäten erzielen
- Defizite der lokalen Anpassung werden in Kauf genommen
Internationale Unternehmen
- Weitgehende Entscheidungskompetenz der Muttergesellschaft
- Strategien auf die Tochtergesellschaft übertragen6
- Ziel: unternehmensweite Nutzung des Know-hows der Zentrale
- Fragen der globalen Effizienz & lokalen Anpassung spielen keine Rolle
Transnationale Unternehmen
- Wollen globale Effizienz & lokale Anpassungsfähigkeit mit weltweiter Lernfähigkeit kombinieren
- Differenzierte und spezialisierte Rollen für Tochtergesellschaften
Vergleich der beiden Konzepte
- Beide haben keine verallgemeinerbare Schrittfolge
- Perlmutter: Einstellung / Orientierung der Unternehmensleitung ist zentrales Kriterium
- Barlett/ Ghosal: Strategie bzw. Entscheidung für Grad der Lokalisierung & oder Globalisierung steht im
Vordergrund
- Konzepte sind daher nicht ohne weiteres ineinander überführbar
Im Folgendem nur noch Begriff des internationalen Unternehmens: Unternehmen, dass (dauerhaft)
grenzüberschreitend tätig ist (d.h. über die nationalen Grenzen des Stammlandes hinaus tätig ist)
2.3. Dimensionen zur Beschreibung internationaler Unternehmen
Quantitative & qualitative Merkmale zu 3 Dimensionen kombinieren
- Anzahl und geographisch-kulturelle Distanz der Länder
o Unternehmen sind umso internationaler, je größer die Anzahl der Länder ist, in denen sie tätig
werden und je größer die die geographisch kulturelle Distanz zwischen den Ländern ist
o Jede Strategie, die auf einen neuen ausländischen Markt zielt, erhöht daher den
Internationalisierungsgrad
- Art und Umfang der Wertschöpfung in den verschiedenen Ländern
o Je größer und variantenreicher die Wertschöpfung im Ausland, desto internationaler ist das
Unternehmen
o Spektrum kann von reiner Marktbearbeitung (Export) bis hin zu Tochtergesellschaften mit
vollständiger Wertschöpfungskette reichen
- Ausmaß der Integration der Unternehmensaktivitäten
o Mit zunehmender Integration steigt die Internationalität
o Ausmaß der Integration erhöht sich mit:
Anzahl der Abstimmungspartner & Intensität von Abstimmungsaktivitäten
Stärke des unternehmensinternen Ressourcenflusses
Abstimmung von Technologie, Infrastruktur & Managementsystemen aufeinander
Gemeinsamkeiten, die die Kontexte der Unternehmensmitglieder & die Kulturen der
verschiedenen Unternehmenseinheiten aufweisen
- Kombination der 3 Dimensionen bringt den spezifischen Fingerabdruck des internationalen
Unternehmens
o Drei Dimensionen sind nicht unabhängig voneinander
o Mit zunehmender Größe & Internationalität steigt die Wahrscheinlichkeit, dass alle 3
Stoßrichtungen verfolgt werden können
o Vierte Dimension: Geschwindigkeit mit der sich die Internationalität eines Unternehmens
verändert
- Kritik: Es fehlen die Operationalisierung & die Gewichtung der Dimensionen
2.4. Begriff und Funktion des internationalen Managements
Management: Führung nationaler und vor allem internationaler Unternehmen (Unternehmensführung =
Management)
Funktionale Sichtweise (welche Aufgaben?)
- Handlungen, die erforderlich sind, um den arbeitsteiligen Leistungsprozess zu steuern (Aufgaben, die über
den Ausführungsprozess hinaus erfüllt werden müssen)
- Der Anteil der Managementaufgaben an der Gesamtaufgabe eines Managers nimmt von Stufe zu Stufe in
der Unternehmenshierarchie zu
- Managementfunktionen überlagern Sachfunktionen (z.B. Beschaffung, Produktion, Logistik) querschnittsartig
- Management = Komplex unterschiedlicher Steuerungsaufgaben, die bei der Leistungserbringung im
Unternehmen zu erfüllen sind
o Gesamtkomplex in 5 Managementfunktionen unterteilen (von Koontz/O’Donell): planning,
organizing, staffing, direction und controlling
Institutionelle Sichtweise (wer?)
Stabile organisatorische Regeln und Strukturen bei der Erfüllung der Managementaufgaben
- Management = alle Positionen, die in einem Unternehmen Weisungsbefugnis haben
- Entscheidungs- und Weisungsbefugnisse sind an formale Positionen und nicht an Personen gebunden
- Unterscheidung zwischen oberes, mittleres und unteres Management
- Zentrale Aufgabe des Controllings: Der Gefahr, dass entscheidungsrelevante Aspekte ausgeblendet
werden und daraus eine Fehlsteuerung des Unternehmens resultiert, kann nur durch Reflexion begegnet
werden
2.5. Besonderheiten und Problemfelder des internationalen Managements
- Größere Komplexität des Managements
o Wächst mit der Internationalität der Unternehmenstätigkeit
o Jede Ausdehnung der Aktivitäten eines Unternehmens über nationale Grenzen hinaus bedeutet
den Eintritt in jeweils eine neue Umwelt (Veränderte Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren,
unterschiedliche länderspezifische Dynamik)
- Unterschiedliche Kulturen
- Veränderte Wettbewerbssituation
o Erreichung spezifisch internationaler Vorteile (z.B. Wertschöpfungsaktivitäten auf verschiedene Länder
verteilen)
o Aus Größe und Präsenz des Unternehmens in verschiedenen Ländern/ Märkten ergeben sich
Chancen
- Internationale Organisationen
o Können Verhaltensempfehlungen formulieren und indirekt über nationale Gesetzgebung
Wirkung erzielen
o Sonderstellung europäische Union
- Beispielsfragestellungen:
o Soll ein Unternehmen den Schritt ins Ausland wagen?
o In welche Regionen bzw. Länder soll expandiert werden?
o In welcher Form soll das Engagement im Ausland erfolgen?
o Welche Wertschöpfungsaktivitäten sollen wohin verlagert werden?
o Welche Ressourcen und Kompetenzen erfordert ein erfolgreiches Auslandsengagement?
Gerade in einem Frühstadium der Internationalisierung stellen diese Probleme eine Herausforderung für das Management dar (Vielzahl der Probleme wird durch Rahmenbedingungen des internationalen Managements hervorgerufen oder verstärkt)
3. Zentrale unternehmensexterne Rahmenbedingungen des internationalen Managements 3.1. Landeskultur 3.1.1. Das komplexe Konstrukt Kultur
Dinge, die im Stammland bewährt sind, funktionieren nicht immer im Ausland
- (Landes-)Kultur als Determinante des Verhaltens der Menschen
- Umgang mit Kulturunterschieden: bei Geschäftspartner und Mitarbeiter im Ausland nicht
unproblematisch
o Knigge für richtigen Umgang im Ausland (rezeptartig)
o Aus eigenen kulturellen Vorstellungen ausgehen und diesen den anderen Kulturen als
Orientierungsrahmen unterstellen (führt häufig zur Fehlinterpretation)
Kulturbegriff (Kroeber/Kluckhohn)
- System von kollektiven Verhaltensnormen, -mustern und –resultaten
- Vermittlung über Sozialisation
- Im Zeitablauf relativ stabil
- Dienen dem Zusammenhalt/Funktionsfähigkeit der Gruppe, Anpassung an die Umwelt
Unterscheidung (Kluckhohn/Kelly)
- Deskriptive Aspekte (Perceptas): Verhalten und Verhaltensergebnisse
o Beobachtbare immaterielle und materielle kulturelle Artefakte (Sitten, Gebräuche, Architektur,
Kunstgegenstände)
o Reichen nicht für Erklärung der Kultur aus
- Explikative Aspekte (Konceptas): Verhaltensursachen
o Nicht beobachtbar und schwer zugänglich (Einstellung, Normen, Werte)Problem der Kulturerfassung: Erfassung des komplexen Konstruktes
- Auseinandersetzung mit den vom Menschen geschaffenen Rahmenbedingungen und den affektiven und
kognitiven Determinanten des Orientierungssystems
o Zugänglich: materielle kulturelle Artefakte (Infrastruktur, Wohnungsausstattung)
o Schwer zugänglich: Aspekte sozialer Kultur (Sprache, Religion, Erziehung, Familie)
o kaum zugänglich: Aspekte mentaler Kultur (affektive und kognitive Kulturdeterminanten)
Kulturverständnis Hofstedes
- Kultur als mentale Software: Muster des Denkens, Fühlens und potentiellen Handeln
- Kultur: Kollektive Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von
Menschen von einer anderen unterscheidet
- Einfluss auf Unternehmenskultur: Kultur liefert „kognitive maps“ und ist bewusstseinsbildend und
identitätsstiftend
Einfluss auf Entscheidungs-, Gestaltungs- und Informationsprozesse (Entstehung, Identifikation und
Definition von Problemen, Einsatz von Problemlösungsmethoden, Entscheidungen im Rahmen des internationalen
Managements, Motive und Erwartungen des Menschen)
3.1.2. Landeskultur in der internationalen Managementforschung
Sechs Phasen der Kulturforschung (Kutschker/Schmid)
- Phase 1 (bis 1960): keine Berücksichtigung von Kultur
- Phase 2 (ab 1960): Ländervergleiche
- Phase 3 (ab 1970): Übergang zu Kulturvergleichen
- Phase 4 (ab 1980): Durchbruch der Akzeptanz von Kultur (typisch japanisch: Typ J, typisch
amerikanisch: Typ A)
- Phase 5 (ab 1990): Versuche der Integration von Landes-, Unternehmens- und Branchenkultur
- Phase 6 (ab 1995): integrative Kulturforschung im Kontext des internationalen Managements (Kulturen,
die sich auf Religionsgemeinschaften oder soziale Gruppen beziehen)
Komparativer Ansatz kulturbezogener Managementforschung (Harbison/Myers)
- Deskriptiv-vergleichsorientiert: wie und warum wird sich so verhalten?
o Suchen nach kulturellen Ursachen für Gemeinsamkeiten & Besonderheiten im ManagementProzess und -verhalten
o Erfassung und Vergleich der Merkmale der Akteure und der kulturellen Umwelt (Bildung von
Kulturkreisen)
o Kultur: unabhängige Variable
o Management-Prozess bzw. -verhalten: abhängige Variable
o Quantitativ: weisen Unterschiede hinsichtlich verwendeter Kulturdimensionen und statischer
Verfahren auf
o Qualitativ: Erfassen einzelne Kulturen mithilfe mehrerer Techniken und anhand
unterschiedlicher Kategorien
- Technologisch-anwendungsorientiert: Erfolg von Managementtechniken
o Ermittelt die Reaktion der Personen in bestimmten Kulturkreisen
o Management-Prozess bzw. -verhalten: unabhängige Variable
o Kulturbedingung: Kontextvariable
o Effizienz: abhängige Variable
Forschungsstandpunkt: etisch vs. emisch
- Emisches Vorgehen
o Forscher nimmt einen Standpunkt innerhalb des Systems ein
o Untersuchung beschränkt sich auf eine Kultur
o Forscher deckt bereits bestehende Struktur auf
o Vorgehen orientiert sich an systemimmanenten Merkmalen
- Etisches Vorgehen
o Forscher nimmt einen Standpunkt außerhalb des Systems ein
o Vergleichende Untersuchung mehrere Kulturen
o Forscher schafft selbst die Struktur
o Vorgehen ist absolut und universell
Kein gegenseitiger Ausschluss, sondern wechselseitige Ergänzung
Universalisten
- Culture-free-These
- Managementprinzipien bzw. -techniken sind kulturinvariant (unabhängig von kulturellen Bedingungen
immer und überall einsetzbar)
- Meist quantitativ-empirisch
Kulturisten
- Culture-bound-These
- Management als Funktion der kulturellen Rahmenbedingungen
- Managementprinzipien bzw. -techniken sind kulturgebunden (nicht immer und überall einsetzbar)
- Meist qualitativ-interpretativ
Einfluss der Kultur - Implizite Organisationsmodelle (Denkmuster) - Wahrnehmung/Einschätzung von Chancen/Bedrohungen - Teamarbeit - Individuelle Bedürfnisse
3.1.3. Hofstedes Untersuchung als bekanntes Beispiel kulturvergleichender Managementforschung
Untersuchungsziel: Kulturdimensionen herauszuarbeiten, anhand dieser Gemeinsamkeiten und
Unterschiede zwischen Ländern dargestellt werden können
- Kultur als wesentlicher Einflussfaktor auf Management(-erfolg)
4 Kulturdimensionen
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten (Werte/Einstellungen werden in Normen, Familie, Schule,
Arbeitsplatz deutlich)
Machtdistanz: Akzeptanz von Machtungleichverteilung
- Hohe Machtdistanz: in vielen mittel- und südamerikanischen Ländern
- Niedrige Machtdistanz: in skandinavischen Ländern
Unsicherheitsvermeidung: Bedrohung durch Ungewisses/Unbekanntes
- Hohe Werte: in Griechenland, Portugal
- Mittlere Werte: Deutschland, Österreich
- Niedrige Werte: Dänemark, Jamaika, Singapur
Individualismus (vs. Kollektivismus): lockere Beziehungen (vs. starke Einbindung)
- Individualistisch: USA, Australien, Großbritannien, Kanada
- Kollektivistisch: mittel- und südamerikanische Staaten
Maskulinität (vs. Feminität): Bestimmtheit, Leistungs- und materielle Orientierung (vs. Bescheidenheit,
Feinfühligkeit und immaterielle Orientierung)
- Maskulinität: Japan, Österreich, Schweiz
- Feminität: skandinavische Länder
Ergänzung: Konfuzianische Dynamik (Long- vs. Short-Term Orientation)
- Kurzfristige Orientierung: Respekt für Traditionen, geringe Sparquote, Erwartung rascher Ergebnisse,
Gesicht ist wichtig (Pakistan, Nigeria, Philippinen)
- Langfristige Orientierung: Anpassung von Traditionen, hohe Sparquote, Beharrlichkeit,
Unterordnungsbereitschaft (China, Hongkong, Taiwan)
Weitere Ergänzung: Genussorientierung vs. Zurückhaltung
- Befriedigung grundlegender menschlicher Bedürfnisse
- In Kulturen mit niedrigem Wert empfinden Menschen eine stärkere Kontrolle ihres Lebens (Pessimismus,
Zynismus, Sparsamkeit, geringere Bedeutung der Freizeit)
Kritik an Hofstede:
- Keine Repräsentativität (fehlen von theoretisch-konzeptionellen Grundlagen)
- keine individuellen Aussagen oder Stereotypen, nur Tendenzen
- können nicht repräsentativ für ein Land/Kultur sein
- Spätere Datenerhebung erhalten andere Datensätze (nicht vergleichbar mit Daten der 4
Kulturdimensionen)
3.1.4. GLOBE-Studie
Untersuchungsziel: Zusammenhänge zwischen Gesellschaftsstrukturen, Organisationskultur, Führung und
deren Effektivität zu untersuchen (Zusammenhang von Landeskultur und Führung)
Vorgehensweise
- Unterstellung: Kulturunterschiede zeigen sich in organisationalen Praktiken, impliziten Führungstheorien
und dem Führungsverhalten
- Kultur: geteilte Motive, Werte, Überzeugungen, Identitäten und Interpretationen oder Bedeutungen von
signifikanten Ereignissen, die aus der gemeinsamen Erfahrung der Mitglieder eines Kollektivs resultieren
und über Generationen hinweg vermittelt werden
3 Phasen
o Phase 1: Entwicklung des Instrumentariums für die Messung kultureller Praktiken und Werte
sowie effektiver Führung
o Phase 2: Entwickelte Instrumente werden in 60 Länder zum Einsatz gebracht
o Phase 3: Wirkung und Effektivität kulturgeprägtem Führungsverhaltens
- Zentrale Aussage: Merkmale, anhand derer sich die Kulturen unterscheiden ermöglichen eine Vorhersage
der organisationalen Praktiken sowie der Eigenschaften und des Verhaltens der Führungskräfte, die
innerhalb dieser Kultur am häufigsten auftreten und am effektivsten sind
9 Kulturdimensionen (die ersten 6 basieren auf Hofstede)
- Unsicherheitsvermeidung: Ausmaß der Mitglieder einer Organisation die danach streben Unsicherheit zu
vermeiden (soziale Normen, Rituale und Regeln)
- Machtdistanz: Ausmaß der Mitglieder in einer Organisation zu akzeptieren, das Macht ungleich verteilt ist
- Kollektivismus I (Gesellschaft, organisationale Institutionen): Ausmaß in dem gesellschaftlich und/oder
organisational institutionalisierte Praktiken die kollektive Verteilung von Ressourcen regeln, kollektive
Handlungen belohnen
- Kollektivismus II (Organisation, Familie): zeigt wie stark Individuen Stolz/ Loyalität für ihre Organisation
empfinden und diese zeigen
- Geschlechtergerechtigkeit: Ausmaß, indem die Gesellschaft Geschlechterunterschiede verhindert
- Bestimmtheit: Ausmaß, indem sich Individuen selbstbewusst, aggressiv oder konfrontativ auftreten
- Zukunftsorientierung: Ausmaß, indem die Handlungen von Individuen durch zukunftsorientiertes Planen
und Investieren geleitet ist
- Leistungsorientierung: Ausmaß inwieweit eine Organisation ihre Mitglieder zu Leistung motivieren
- Humanorientierung: Ausmaß, indem Organisationen ihre Mitglieder für gerechtes, altruistisches,
freundliches, sorgsames Verhalten belohnen
6 Führungsskalen
stellen intersubjektive, übergreifende Merkmale oder Verhaltensweisen dar, mit denen das Verhalten von
Führungskräften interkulturell unterschieden werden kann
- Charismatisch/wertbasiert
- Teamorientiert
- Partizipativ
- Menschlich (humanorientiert)
- Individualistisch
- Distanziert/unpersönlich
Aussagekraft
- GLOBE-Studie liefert auf empirischen Weg quantitative und qualitative Aussagen über Erwartungen an
Führung und Führungsverhalten
o Variieren in unterschiedlichen Ländern, jedoch charismatische, teamorientierte und partizipative
Führung in allen Ländern überdurchschnittlich geschätzt wird
- GLOBE-Studie hat Fokus auf Führung: Allgemeinheitsgrad der Studie Hofstedes kann nicht erreicht
3.1.5. Landeskultur und internationales Management
Fokus internationales Management: Wirkung von Kulturen auf Aspekte des Managements (Unterschiede
zwischen managementrelevanten Kulturen herausfinden)
- Kulturelle Distanz: Ein UN ist umso internationaler, je größer die geographisch-kulturelle Distanz
zwischen Ländern ist, in denen es aktiv wird
o Geographische Distanz ist kein Indikator für kulturelle Distanz
o Kulturelle Distanz ist Teilkonzept der psychischen Distanz
- Problem der Kulturerfassung: keine allgemeingültigen Aussagen können über Kulturwirkungen getroffen
3.2. Internationale Organisationen
3.2.1. Internationale staatliche Organisationen
Grenzüberschreitende Akteure
- Internationale staatliche Organisationen
o Völkerrechtliche Verträge
o Staatenverbindungen mit eigenen Kompetenzen und Organen
o Multilaterale Kooperationen: politisch, ökonomisch, militärisch, sozial, kulturell
- Internationale nichtstaatliche Organisationen
o Internationales Privatrecht
o Schaffen Prinzipien, Normen und Regeln für grenzüberschreitende Aktivitäten
Vereinte Nationen (UN, VN, UNO)
- Zwischenstaatliche internationale Organisation
- Ziele: Weltfrieden und internationale Sicherheit, Freundschaften, sozialer Fortschritt, besserer
Lebensstandard, Menschenrechte fördern
- UN-Charta = völkerrechtlicher Vertrag (Rechte und Pflichten der UN-Mitglieder)
Sonderorganisationen
Internationale Arbeitsorganisation (ILO)
- Internationales Arbeitsrecht und Arbeitsbedingungen
- Aufgabe
o sozialpolitische Rahmenbedingungen für Wirtschaftsaktivitäten schaffen
o Übereinkommen und Empfehlungen für Arbeitsnormen aussprechen
Internationaler Währungsfonds (IWF)
- Verhaltenskodex (vertragliche Verpflichtung)
- Einhalten von Regeln, Kooperation beim Zahlungsverkehr, Unterstützung bei Zahlungsbilanzdefiziten
- Ziele:
o Förderung gesamtwirtschaftlicher Stabilität
o Vorbeugen/Bewältigung von Finanzkrisen
- Zentrale Aufgaben
o Sicherung der Wechselkursstabilität
o Sicherung der Konvertibilität der Währungen
o Sicherung der Freiheit des Zahlungsverkehrs
o Finanzielle und technische Unterstützung
o Kurzfristige Kreditgewährung, Überwachung ökonomischer Entwicklungen und
Wirtschaftspolitiken
- Kritik: Ausweitung seines Engagements
Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD)
- Stabilisierung der Weltwirtschaftsordnung
- Mitgliedsvoraussetzung: Mitglied bei IWF
- Zentrales Ziel: Förderung der Wirtschaftsentwicklung durch langfristige Kredite (15-25 Jahre)
- Technische Hilfe bei der Vorbereitung, Abwicklung und Durchführung von Projekten
Welthandelsorganisation (WTO)
- Gestaltung der Handelsbeziehungen
- Drei Vertragspfeiler
o General Agreement on Tariffs and Trade für Warenhandel (GATT)
Multilaterales Handelsabkommen
Ziel: Sicherung des ökonomischen Wachstums
Hauptziel: Mitgliedstaaten auf liberale Handlungspolitik fixieren
3 Grundsätze: Liberalisierung, Gegenseitigkeit, Nicht-Diskriminierung
o General Agreement on Trade in Services für DL (GATS)
Voraussetzungen, unter denen grenzüberschreitende DL erbracht werden können
Most-Favoured-Nation-Prinzip
Transparenzgebot
Akzeptanz von Qualifikationen und Standards
o Agreement on Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights (TRIPS)
Fragen zum Schutz des geistigen Eigentums
Festschreibung von Mindeststandards
- Senkung von Handelshemmnissen
o Senkung tarifärer und nichttarifärer Handelsbarrieren
o Erleichtert Transfer materieller Vorprodukte, immaterieller Güter und DL
o Marktzugangserleichterungen (UN können international tätig werden)
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)
- Bedeutendstes wirtschaftspolitisches Kooperationsgremium westlich orientierter Industrieländer
- Drei Ziele
o Förderung allgemeiner und finanzieller ökonomischer Entwicklung der Mitgliedsstaaten
o Förderung des wirtschaftlichen Wachstums der Mitglieds- und Entwicklungsländer
o Unterstützung bei Ausweitung des Welthandels
- Zusätzliches Aufgabenfeld: Transformationsprozesse in Mittel- und Osteuropa
3.2.2. Regionale staatliche Organisationen
Europäische Union (UN)
- Wichtigste regionale internationale Organisation
- Weitgehende Gesetzgebungskompetenzen
o EU-Verordnungen = unmittelbar geltendes Recht
o Richtlinien = Mindestanforderungen
- Vier ökonomische Ziele
o Harmonische Entwicklung des Wirtschaftslebens innerhalb der Gemeinschaft
o Stetiges und ausgewogenes Wirtschaftswachstum
o Wirtschaftliche Stabilität innerhalb der Gemeinschaft
o Schaffung enger wirtschaftlicher Beziehungen zwischen Mitgliedstaaten
- Voraussetzung zur Realisierung
o Grundfreiheiten des Binnenmarktes
o Harmonisierung von Wirtschafts- und Finanzpolitik
o Angleichung der Rechtssysteme
o Gemeinsame europäische Währung
3.2.3. Internationale nichtstaatliche Organisationen
- Höhere Wachstumsdynamik als staatliche Organisationen
- Gemeinsamkeiten
o Beeinflussung von internationalen UN durch Empfehlungen und Verhaltenskodizes
o Einfluss auf Handlungen staatlicher Organisationen durch Lobbyismus
- Zentraler Bestandteil der internationalen Arbeitsbeziehungen: Arbeitgeber- und
Arbeitnehmerorganisationen
o Wirtschaftliche, politische, soziale Interessengruppen
o Vermehrt ökologische (z. B. Greenpeace) Interessengruppen
3.2.4. Verhaltenskodizes als zentrales Regulierungsinstrument
Verabschiedung und Kontrolle der Einhaltung von Verhaltenskodizes stellt zentrales Instrument zur
Regulierung grenzüberschreitender UNTätigkeiten durch internationale Organisationen dar
- Verhaltenskodizes: Veränderung der Beziehung zwischen Entwicklungs-/Schwellenländern und
internationalen UN
o Brücken- und Harmonisierungsfunktion
o Prinzipien- und Normensysteme: Regeln für ein erwünschtes Wohlverhalten (Good Behavior)
o Freiwillig, nicht erzwingbar (Soft Law)
o Ziel: internationalen UN Verhaltensleitlinien bieten
Typologie
- Sachlich (universell/speziell)
- Geographisch (weltweit/regional/länderbezogen)
- Institutionell (staatlich/nichtstaatlich)
Verhaltenskodex der OECD: Empfehlungen für internationale UN
- Informations- und Beschäftigungspolitik
- Umweltschutz
- Korruptionsbekämpfung
- Verbraucherinteressen
- Wissenschaft und Technologie
- Wettbewerb
- Besteuerung
- Due Diligence
- Wertschöpfungsketten
Dreigliedrige Grundsatzerklärung ILO
- Beschäftigung
- Ausbildung
- Arbeits- und Lebensbedingungen
- Arbeitsbeziehungen
Global Compact (UN): Globalisierung soll allen Menschen zu Gute kommen
- Selbstverpflichtung und keine externe Kontrolle (jedes beteiligte UN legt öffentlich dar, was es zur
Einhaltung des Paktes beiträgt)
- 10 Prinzipien: betreffen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz, Korruptionsbekämpfung
o Schutz der internationalen Menschenrechte unterstützen und achten
o sicherstellen, dass sie sich nicht an Menschenrechtsverletzungen mitschuldig machen,
o Vereinigungsfreiheit und die wirksame Anerkennung des Rechts auf Kollektivverhandlungen
wahren,
o zur Beseitigung aller Formen der Zwangsarbeit einsetzen,
o für Abschaffung von Kinderarbeit einsetzen,
o für Beseitigung von Diskriminierung bei Anstellung und Erwerbstätigkeit einsetzen,
o bei Umweltproblemen dem Vorsorgeprinzip folgen,
o Initiativen ergreifen, um größeres Umweltbewusstsein zu fördern,
o Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien beschleunigen
o gegen alle Arten von Korruption eintreten, einschließlich Erpressung und Bestechung
Vorteile von Kodizes: Imagevorteile durch Dokumentierung der Umsetzung der Prinzipien des Global Compact
4. Theoretische Grundlagen internationaler Unternehmenstätigkeit 4.1. Grundlegende Überlegungen 4.1.1. Ziele und Aufgaben von Theorien im internationalen Management
- Erzielung theoretischer Erkenntnisse durch zwei Positionen
o Naturwissenschaftliche Methode des Erklärens
Aufgabe: aus theoretischen Ursache- Wirkungs-Beziehungen sollen Ziel-MittelBeziehungen im Sinne praktisch nutzbarer Technologien abgeleitet werden (Gestaltung
und Steuerung)
Theorie enthält allgemeine Aussagen
Zielt auf instrumentelles Wissen
o Geisteswissenschaftliche Methode des Verstehens
Aufgabe: Aufklärung des Entscheiders hinsichtlich der Entscheidungssituation (schreibt
ihm nicht vor, welche Alternative gewählt werden soll)
Verstehender muss Vorverständnis besitzen
Subjektiver Prozess (lässt sich nicht erzwingen)
internationales Management braucht beides: wirkungsvolle Instrumente für den
aufgeklärten Entscheider
4.1.2. Überblick über die Theorienvielfalt
Differenzierung der Theorien nach Markteintrittsformen
4.2. Ausgewählte Theorien internationaler Unternehmenstätigkeit 4.2.1. Theorien des internationalen Handels
Klassische Außenhandelstheorie:
- unterschiedliche Kostensituation in zwei Ländern
- Erklärungsfokus: Entstehen des Außenhandels
- komparative Kostenvorteile durch unterschiedliche Faktorproduktivitäten in zwei Ländern (nur ein
Produktionsfaktor wird betrachtet)
Neoklassische Außenhandelstheorie:
- Faktorproportionen-Theorem
- Komparative Vorteile durch unterschiedliche Ausstattung eines Landes mit den Produktionsfaktoren
Kapital und Arbeit (immobil)
- Land A kann Gut günstiger produzieren, da es reichlich über die notwendigen Produktionsfaktoren
verfügt (Gut wird exportiert)
- Land A importiert Güter, deren Produktion zu teuer ist
→ Länder mit reichlich Faktoren sind günstiger und exportieren
- Leontief-Paradoxon:
o differenzierte Sicht des Humankapital
o „qualifizierte“ Arbeit kann in einem wenig entwickelten Land knapp und teuerer sein, als in
einem hoch entwickelten Land mit einem hohem hohen Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte
- Technologische Lücke: komparative Vorteile aufgrund von Technologieunterschieden
Kritik:
- Betrachtet nur einen Aspekt des Außenhandels (Aussagekraft auf Länderebene begrenzt)
- Restriktive Annahme der Immobilität der Produktionsfaktoren
- Keine Hilfestellung für die Formulierung internationaler Strategie
4.2.2. Theorien der Direktinvestition im Ausland
Direktinvestitionen sind Kapitaltransfers ins Ausland, um Geschäftstätigkeit zu erlangen
- Abgrenzung zur Portfolioinvestition: Kontrolle der Geschäftstätigkeit
Theorie des monopolistischen Wettbewerbsvorteils (Hymer/Kindleberger)
- Vier Gründe für systematische Wettbewerbsnachteile von UN im Ausland gegenüber der lokalen
Konkurrenten
o Geringe Kenntnisse der politischen, kulturellen, rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen
Situation im Gastland (hohe Informationskosten, da größerer Informationsbedarf)
o Vorurteile im Gastland gegenüber dem investierenden UN
o Räumliche Distanz von MG zu TG (hohe Kommunikations- und Koordinationskosten)
o Gewinntransfer ist Wechselkursrisiko ausgesetzt
- Wettbewerbsvorteile
o Unvollkommene Gütermärkte (Produktdifferenzierungsvorteile, Marketing)
o Unvollkommene Faktormärkte (geschützte Kenntnisse, Kapitalbeschaffung,
Managementqualifikationen)
o Economies of Scale (Massenprouktionsvorteile)
- Aussagekraft
o Theorie ist in sich konsistent
o Bietet Ansatz zur Erklärung der Direktinvestitionen
o Begründet, wieso UN im Ausland investieren, obwohl sie Nachteilen ausgesetzt sind und welche
Faktoren diese kompensieren
- Kritik/Schwächen
o Theorie hat Unvollständigkeiten und einen eingeschränkten Erklärungsgehalt
o Kann Entstehung von Direktinvestitionen nicht erklären (Statischer Erklärungsansatz)
Internalisierungstheorie
o Gründe für Entstehung von internationalen UN
o Erklärung von Direktinvestitionen
- Basis: Transaktionskostentheorie
o UN haben Möglichkeit, internationale Aktivitäten (Transaktionen) über den Markt oder innerhalb
eine UNs (Hierarchie) in Form von Direktinvestitionen abzuwickeln
o Abwicklung des Leistungsaustausches ist mit Transaktionskosten verbunden (durch Anbahnung,
Formulierung, Schließung, Überwachung, Durchsetzung und Anpassung von Verträgen)
o Internalisierungskosten entstehen aufgrund des erhöhten Kommunikations- und
Kontrollaufwandes innerhalb des UN
- Zentrale These: Unternehmensinterne Koordination der Leistungsprozesse erfolgt immer dann, wenn
diese geringere Transaktionskosten verursachen als die Koordination über den Markt (Make or Buy)
- Kritik
o Theorie hat nur einen eingeschränkten Erklärungswert
o Internalisierungskosten bzw. Kosten interner Transaktionen sind unzureichend berücksichtigt
o Abstraktion von Produktionskosten ist unrealistisch
o Strategische Aspekte und standorttheoretische Überlegungen werden ausgeblendet
o Einsparung von Transaktionskosten ist nur ein Ziel der Internationalisierung von UN auf dem
Weg der Direktinvestition
o Theorie hat stellenweise „Leerformelcharakter“
Standorttheorie
- Direktinvestitionen werden durch den Standort bestimmt
- Nach Jahrreiß gibt es fünf Gruppen von Standortfaktoren:
o Staatliche Investitionsanreize (Subventionen)
o Marktbezogene Faktoren (Marktgröße, Marktwachstum, Handelshemmnisse)
o Lohnkostendifferenzen
o Steuersystem
o Politische Risiken
- Bedeutendster Ansatz nach Tesch
o Generell nicht auf spezielle Branchen, Länder oder Faktoren beschränkt
o Versucht neben Direktinvestitionen auch Export und Lizenzvergaben zu erklären
o Standortbedingte Wettbewerbsvorteile: Standortfaktoren und Standortanforderungen der UN
- Aussagekraft:
o keine Hilfestellung für die Entscheidung bzw. verschiedene Markteintrittsformen
o Wettbewerbsvorsprung können nicht nur auf Standortfaktoren zurückgeführt werden
4.2.3. Theorien des Abschlusses internationaler Technologieverträge
Lizenzverträge: Nutzung gewerblicher Schutzrechte z.B. Patente, Warenzeichen etc.
- Know-how-Verträge: Nutzung von Produktions- oder Vertriebs-know-how ohne bestehende Schutzrechte
technische Hilfsverträge: kompensiert fehlendes Fachwissen in der Planung, Projektierung und
Errichtung von Anlagen
- Bestimmungsgründe:
o Überschusstechnologie
UN hat Technologie entwickelt, die sie nicht nutzen können oder wollen
Verkauf an UN im Inland oder Ausland
Hauptziel: Erzielung zusätzlicher Erlöse für Deckung der F&E-Aufwendungen
o Technologiegewinnung und -sicherung
Kreuzlizenzabkommen: Vergabe einer Technologie ermöglicht den Erwerb fremder
Technologie (Vorsprung gegenüber außenstehenden Dritten sichern)
o Unternehmensinterne Restriktionen
Verkauf von Technologien ist einzige Möglichkeit zum Markteintritt
UN kann Ressourcen für Nutzung einer Technologie im Ausland fehlen
o Unternehmensexterne Restriktionen
Ausländischer Absatzmarkt kann für Direktinvestitionen zu klein sein
Ausreichende Marktdurchdringung kann nur mit ausländischem Partner erfolgen
- Kritik: liefert nur Partialbetrachtung
4.2.4. Eklektische Theorie der internationalen Produktion
Verknüpfung der Theorie des monopolistischen Vorteils, Internalisierungstheorie und Standorttheorie
Drei Vorteilskategorien
Art und Umfang des Eintritts in ausländische Märkte hängt von der Existenz der 3 zentralen Vorteilskriterien ab
UN wird Direktinvestitionen vornehmen, wenn drei Vorteile erfüllt sind (ansonsten erfolgt Internationalisierung
über Exporte oder den Abschluss von Lizenzverträgen)
- Unternehmensspezifische Eigentumsvorteile: UN wird auf ausländischem Markt tätig, wenn es über
Wettbewerbsvorteile verfügt, zu denen einheimische UN keinen Zugang haben
o Generelle Vorteile: Unternehmensgröße, Kapital, Technologie
o Spezielle Vorteile: durch Internationalisierung, wie Risikostreuung, Marktzugang etc.
- Internalisierungsvorteile: höherer Nutzen, wenn UN die Eigentumsvorteile selbst verwertet, als an
andere UN zu übertragen (Exporte)
- Standortvorteile: UN hat bessere räumliche Anordnung und verfügt über kostengünstigere Ressourcen
(ausländische Direktinvestitionen)
Voraussetzungen der Direktinvestition
- Produktionsverlagerung (Direktinvestition) in einem Land dann, wenn ein Unternehmen über spezifische
Eigentumsvorteile ggü. den im ausländischen Markt tätigen Unternehmen verfügt, diese selbst effizienter
nutzen kann, als es bei der Vergabe der Nutzungsrechte an Dritte der Fall ist und der ausländische Markt
Standortvorteile gegenüber anderen Ländern aufweist
Kritik/Schwächen
- Aussagen sind zu allgemein
- Statischer Charakter
- Erosion von Wettbewerbsvorteilen wird nicht berücksichtigt
- Durch Fokussierung auf Transaktionskosten, werden andere Internationalisierungsziele vernachlässigt
- Vernachlässigt Zwischenformen (Kooperationen) und betrachtet nur Markt und Hierarchie
- Setzt Existenz von Wettbewerbsvorteilen als notwendig für Internationalisierung voraus
4.3. Theorien des Internationalisierungsprozesses 4.3.1. Berücksichtigung der zeitlichen Dimension in den Theorien zur Direktinvestition
Produktlebenszyklustheorie (Vernon)
- Produktlebenszyklushypothese wird auf internationale UN übertragen
- 3 Phasen
o Phase des neuen Produkts: Entwicklung und Produktion im Heimatland, Export ins Ausland
o Phase des reifen Produkts: Heimatland erste Reimporte, Auslandsproduktion interessant
o Phase des standardisierten Produkts: Produktion im Entwicklungsland, Industrieländer erhalten
Exporte
- Kritik:
o unspezifischer Produktlebenszyklus
o Nicht-Berücksichtigung von Markteintrittsformen
o Bestimmungsgründe für Standortwahl sind unzureichend
Theorien des oligopolistischen Parallelverhaltens
- Erstinvestition eines Oligopolisten wird als Störung des Gleichgewichts empfunden, die durch
Direktinvestitionen der Wettbewerber wiederhergestellt werden kann
- Zwei Reaktionshypothesen
o Follow-the-Leader-Investition: Konkurrenten werden ins Ausland verfolgt, um Vorteile dieser zu
verhindern
o Cross Investments: Gleichgewicht wird durch Investition im Heimatland des Erstinvestors
erreicht
- Es lassen sich keine Gründe für die Erstinvestition ermitteln
Verhaltenswissenschaftliche Theorie der Unternehmung (Aharoni)
- Multipersonaler Entscheidungsprozess
o Läuft in mehreren Phasen ab
o Abhängig von Auslandserfahrung und individuellen Motiven
o Interne oder externe Anstöße sind der Auslöser für Direktinvestitionen
- Kritik: Gilt als interessante und notwendige Ergänzung anderer Theorien
Evolutionäre wissensbasierte Perspektive (Kogut/Zander)
- UN als soziale Gemeinschaft ist darauf spezialisiert, Wissen schnell und effizient zu generieren, zu
transferieren und neu zu kombinieren
- Direktinvestitionen werden aufgrund der größeren Effizienz des internen Wissenstransfers marktnäheren
Lösungen vorgezogen (Kosten für Kommunikation/ Koordination/Rekombination von Wissen)
- Markteintrittsform als Wissenstransferalternative (Welche gewählt wird, hängt vom Grad der Tacitness
ab)
- Rekombination von Wissen kann für das Wachstum des internationalen UN genutzt werden
(Vorhandenes Wissen wird bei Eintritt in fremden Ländermarkt mit den Erfahrungen über den neuen
Markt kombiniert)
- Ziel: Entwicklung einer geeigneten Wissensbasis
- Kritik: stark partialanalytischer Ansatz
4.3.2. Behavioristische Prozessansät
- Prozess im Mittelpunkt: Frage nach dem „Wie“ (Wie internationalisieren UN?)
Uppsala-Schule
- Ansatz baut auf zwei empirischen Regelmäßigkeiten auf
o Schrittweise Internationalisierung: Establishment Chain
Markteintritt erfolgt unter Zuhilfenahme eines unabhängigen Vertreters, dann über
Verkaufsniederlassung und schließlich in Form einer Produktion im Ausland
o Schrittweise Abfolge der Länder, die von UN bearbeitet werden
UN expandieren in vertraute, nahe gelegene Märkte
- Internationalisierungsmodell
o Strategischer Faktor: internationale Erfahrungen und Informationen über fremde Märkte
o Mangel an Wissen führt zu langsamen Vorantasten bei Internationalisierung
o Modell unterscheidet zwischen Zustandsgrößen (Market Commitment und Market Knowledge)
und Veränderungsgrößen (Current Activities und Commitment Decisions)
Beeinflussen sich in dynamischen Prozessen wechselseitig
o UN lernt schrittweise dazu (bei jeder Internationalisierungsentscheidung kann auf größeren
Erfahrungsfundus zurückgegriffen werden)
- Wissen setzt zunehmende Ressourcenbindung in Gang, diese wirkt zurück und vergrößert die
Wissensbasis, die wiederrum die Ressourcenbindung stärkt usw. (Spiralförmiger
Internationalisierungsprozess entwickelt Eigendynamik)
- Länderabfolge wird dadurch erklärt, dass die Kenntnisse über Sprache und Kultur direkter Nachbarländer
zum Markeintritt reizt
o Erfahrungen über Gastland
o Informationen über angrenzende Märkte
o Abbau psychischer Distanz zu entfernten Ländern
o Unzureichende Berücksichtigung der UNspezifika (Branchenumfeld)
- Weiterentwicklungen
o Einführung des Netzwerkgedankens
o Erklärungskraft des Modells steigt durch Berücksichtigung der UNgröße bzw. der zu Verfügung
stehenden Ressourcen
o Erklärt, wieso UN Stufen der Establishment Chain überspringen und sich früh in entfernte
Regionen wagen
Helsinki-Schule
- Basis: Konzept der lateralen Rigidität
o Begrenzte Wahrnehmung, Reaktion und Alternativensuche
o Je höher die Rigidität in einem Unternehmen, umso geringer ist die Bereitschaft,
Verhaltensmuster zu ändern und neue Wege einzuschlagen
o Sie nimmt mit der Zunahme an Erfahrung und Wissen im Unternehmen ab
- Internationalisierungsmuster werden auf Gesamtunternehmensebene abgeleitet
o POM-Mix: bildet Internationalisierungsprofil eines UN (pro Periode) ab
Markts (Entfernung der Ländermärkte)
Operationsmodus (Markteintrittsformen)
Produktdimension (Vermarktung, Produktion)
4. Dimension: organisationale Kapazität (Organisationsstruktur, Finanzen, Personal)
o Inkrementales Vorgehen: Eindeutigkeit nimmt mit Fortschreiten ab (Menge an Alternativen
nimmt zu)
o Kritik:
keine wesentliche Weiterentwicklung
Wettbewerbs- und unternehmensspezifische Aspekte oder Netzwerküberlegungen
fehlen
- Born global
o Phänomen, bei dem Unternehmen kurz nach Beginn internationaler Tätigkeiten bedeutsames
Auslandsengagement aufbauen
o Kleine oder mittlere UN, deren Eigentümer eine globale Vision verfolgen
o Internet spielt wichtige Rolle
4.3.3. Der GAINS-Ansatz (Gestalt-Oriented Approach of International Business Strategy)
- Unternehmen: komplexe Konfigurationen aus dem Zusammenspiel struktureller und strategischer
Variablen sowie Umweltfaktoren
- Fit-Hypothese, Strategie und Struktur sind stabil: Umweltveränderung werden durch ein „Fit“ Rechnung
getragen (Risiko des Wandels wird versucht zu umgehen)
- Veränderungsdruck: Veränderung von Strategie und Struktur, bis ein konsistentes Muster entsteht
(strategische und strukturelle Grundorientierung passen nicht mehr zur Umweltsituation)
- GAINS-Ansatz überträgt diese Sichtweise auf die Internationalisierung von UN
o Betrachtet eine große Zahl von Erklärungsvariablen
o Berücksichtigt den Handlungsspielraum von Manager
o Ausweitung oder Rücknahme des Auslandsegments
- Primäres Ziel: empirische Längsschnittuntersuchungen erfolgreicher Variablenkonfigurationen
- Drei Modelltypen:
o Nicht-Exporteur
o Reagierender Exporteur
o Aktiver Exporteur
- Zusammenhang mit der Prozesstheorie: Revolutionäre Wandel kann als Stufe des Uppsala Modell
angesehen werden
4.4. Das Diamantmodell von Porter
- Nationale Wettbewerbsvorteile sind Ergebnis konkurrenzfähiger UN
o können durch permanente Innovationen Produktivitätsfortschritte oder neue Produkte
generieren (nationales Wohlstandswachstum)
o UN können nur innovativ sein, wenn die heimischen Umweltbedingungen günstig sind
- Porter sucht die Umfeldbedingungen mithilfe von vier Bestimmungsfaktoren und zwei
Ergänzungsfaktoren (abhängig von Umfeldbedingungen = Diamant)
Vier Bestimmungsfaktoren
- Faktorbedingungen
o beschreibt die Situation eines Landes bezüglich der Produktionsfaktoren und derer
Kombinationen
o Porter unterscheidet dabei in Grundfaktoren und fortschrittliche Faktoren
- Nachfragebedingungen
o Umfang und Wachstum der Inlandsnachfrage
Je größer Umfang und Menge der Inlandsnachfrage, desto eher wird die Break-EvenMenge erreicht und umso früher können Gewinne erwirtschaftet werden
o Zusammensetzung der Inlandsnachfrage
Ansprüche der Kunden
UN sind bestrebt, um Wettbewerbsvorteil zu kämpfen
Innovationsdruck entsteht, der vorteilhaft für die Entwicklungsfähigkeit der Branche ist
o Mechanismen zur Übermittlung heimischer Präferenzen
- Verwandte und unterstützende Branchen
o Wettbewerbsvorteile nur bei konkurrenzfähigen Zulieferern
- Unternehmensstrategie, Struktur und Wettbewerb
o Strategie: UNZiele und Führungsmethoden
o Struktur: Organisationsstruktur, Unternehmenskultur
o Wettbewerb: Verhältnis nationaler und internationaler Wettbewerb
Zwei ergänzende Faktoren
- Staat: nur Unterstützung durch rechtliche und politische Rahmenbedingungen
- Zufall: unbeeinflussbar (Technologie, Politik, Wirtschaft), verändern die Relevanz der
Bestimmungsfaktoren
Kritik
- Positive nationale Effekte können nicht nur aufgrund des Diamanten im Heimatland erzielt werden,
sondern auch durch in Gastländern angesiedelte Tochtergesellschaften
- Nationale Wettbewerbsvorteile werden durch Beziehungen zwischen Ländern beeinflusst
- Aussagekraft ist für zukunftsgerichtete UNentscheidungen begrenzt
4.5. Strategische Ansätze des internationalen Managements 4.5.1. Kontingenztheoretische Ansätze
Strategien können nicht unabhängig von der Umwelt des jeweiligen UNs formuliert werden →
Identifikation zentraler Umwelteinflüsse
- Zwei Ursprünge:
Machtpositionenmatrix von Prahalad
- Untersucht Strategieprozess im international tätigen UN
Vier-Felder-Matrix
- Unternehmen: Ausmaß der intraorganisationalen Verknüpfungen und Interdependenzen
- Umwelt: Vielfalt und Komplexität
- Beide Dimensionen werden in 2 Ausprägungen (hoch und niedrig) differenziert
o zu Beginn der internationalen Geschäftstätigkeit sind Umweltvielfalt und Interdependenz niedrig
o Mit Ausweitung der internationalen Tätigkeit nimmt die Umweltvielfalt jedoch schrittweise zu
- Aufgabe des internationalen Managements:
o durch Stellenbesetzung (Schlüsselpositionen), Standardisierung, Sozialisation oder Gestaltung
der Informations- und Kommunikationstechnologie eine Stimmigkeit (FIT) zwischen
Machtposition und den Wahrnehmungsdimensionen erreichen
o Erfolg wird erreicht, wenn Stimmigkeit zwischen der tatsächlichen Machtposition und den
Ausprägungen der Dimensionen Managerial Diversity und Managerial Interdependence erreicht
ist
Unification-Fragmentation-Framework von Fayerweather
- Grundgedanke: international tätige UN können ihre Ressourcen von einem Land in ein anderes
übertragen
- Anpassung an lokale Bedingungen:
o kulturelle Unterschiede
o ungleiche Markt- und Produktionsstrukturen
o nationale Rechtsvorschriften
o unterschiedliche Qualifikation von MA
→ mit jedem weiteren Markt steigt die Fragmentierung des UNs
- Unifikation: Standardisierung zur Ausnutzung von Kostenvorteilen
- Spannungsfeld zw. Unifikation und Fragmentation
o Keine Unabhängigkeit zwischen Unifikation und Fragmentierung
o Möglichkeiten Wettbewerbsvorteile zu erzielen, ist besser je stärker unifizierende Einflüsse
wirken und je weniger fragmentierende Einflüsse eine Rolle spielen
→ Unifikation verbessert das Potenzial zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen
o Keine Aussagen über generell anwendbare Verhaltensmuster
o Realitätsfern (Umweltkomplexität und -vielschichtigkeit wird nicht beachtet)
o Dimensionen nicht operationalisierbar
Globalisierungsansatz nach Porter
- Frage nach der Ausgestaltung der internationalen Strategie
- Genaue Bestimmung von Wettbewerbsvorteilen anhand der Wertkette
o Konfiguration der Unternehmensaktivitäten die Koordination dieser Aktivitäten sind zentrale
Rolle
- Er findet 3 globale Strategien (umrandet) für die er 4 Globalstrategievarianten definiert
Überlegungen von Kogut
- Identifikation der Wettbewerbsvorteile durch Analyse der Unternehmensumwelt
o Kompetitive Vorteile:
bei starkem Wettbewerb kostenorientiere Strategien →
bei schwachen Wettbewerb differenzierende Strategie → n
o Komparative Vorteile:
Entstehen durch die Aufteilung der Wertschöpfung auf verschiedene Länder
- Möglichkeiten der Nutzung von Vorteilen
o Arbitragemöglichkeiten: Ergeben sich durch die Ausnutzung von Differenzen zwischen Ländern
auf verschiedene Wege (Globale Lerneffekte)
o Leverage-Effekte: Ergeben sich aufgrund temporärer Subventionierung einzelner
Länderaktivitäten durch Gewinne aus anderen Ländern (cross subsidization)
- Kritik: Konzept zu wenig ausgearbeitet und somit nicht operationalisierbar
4.5.2. Ressourcen- und kompetenzorientierte Ansätze
Ziel: Voraussetzungen schaffen, um den komplexen Anforderungen eines international tätigen UNs zu
begegnen
- Drei Ansätze
Ansatz der transnationalen Wettbewerbsfähigkeit von Bartlett/ Goshal
- Branchen konvertieren und neuer Branchentyp entsteht
o UN müssen sich mit drei strategischen Notwendigkeiten auseinandersetzen:
Anpassung an nationale Besonderheit (multinational)
Effizienz der Leistungserstellung (global)
Länderübergreifender Wissenstransfer (international)
- Aufgaben (Matrix im Kopf des Managers):
o Unterschiedliche Perspektiven und Fähigkeiten der Unternehmenseinheiten sind zu legitimieren
o Koordination durch die Instrumente Zentralisation, Formalisierung, Sozialisation
o Schaffung einer gemeinsamen Identifikation zur Sicherstellung des Wissenstransfers
o Ansatz recht allgemein und unverbindlich
o Verzicht auf formale Strukturen
o Komplexität zu vielschichtig für die Köpfe der Manager
Ansatz Managementqualitätsansatz von Doz/ Prahallad
- Wettbewerbsvorteile durch unternehmensspezifische Managementqualität
o Fähigkeit zur Informationsverarbeitung
o Fähigkeit zur Entwicklung eines differenziertes Managementsystems
o Fähigkeit zum Management von Interdependenzen, Wandel und Innovationen
o Schaffung innerer Festigkeit zur Stabilisierung des komplexen internationalen UNs
- Sieben Anforderungen an das Management
o Strukturelle Unbestimmtheit: Es gibt weder eindimensionale Strukturen noch einfache Ansätze
zur organisatorischen Gestaltung.
Ansatz des heterarchischen Managements von Hedlund/ Rolander
Unternehmen sind wettbewerbsfähig, wenn sie in der Lage sind sich ständig der Umweltsituation
anzupassen
- Zwei strategische Zugänge
o Ausnutzungsprogramme: bauen auf bestehende Potentiale auf, um Wettbewerbsvorteile zu
schaffen
o Experimentierprogramme: Quellen von Wettbewerbsvorteilen erschließen
- UNstruktur muss Experimentieren, Lernen und schnelles Handeln ermöglichen
o Heterarchie soll folgende Charakteristika aufweisen
Vielzahl verschiedenartig strukturierter Zentren innerhalb des internationalen UN
Auslandsgesellschaften denen auch strategische Bedeutung zufällt
Integration, die auf normativen Grundlagen basiert
Offenheit für Verbindungen mit anderen Unternehmen
Ausgeprägte Fähigkeit zur Problemorientierung
Fähigkeit, das Wissen um das Ganze trotz dezentraler Organisation zu bewahren
Betrachtung des Unternehmens als zentral gesteuerte intellektuelle Einheit
- Erfahrene Mitarbeiter als kritische Ressource
- Beschränkt sich auf die Unterstützung von Experimentierprogrammen, allerdings Einbeziehung der
Unternehmensumwelt (kein Hinweis, wie aus Fähigkeiten Wettbewerbsvorteile entstehen)
Gemeinsamkeiten der betrachteten Ansätze
- Autoren schreiben unternehmensspezifischen Ressourcen bzw. Kompetenzen die größte Bedeutung für die Erzielung von Wettbewerbsvorteilen zu
o Transnationale UNkultur (Bartlett/Ghoshal)
o Differenzierte Fähigkeiten des Managements (Doz/Prahalad)
o Heterarchische UNstruktur (Hedlund/Rolander)
4.5.3. Fallstudie: Aldi auf internationalem Expansionskurs
4.6. Kritische Betrachtung der theoretischen Diskussion
Überzeugende Erklärungen der Internationalisierung fehlen
- Unrealistische Prämissen und beschränkte Alternativen
- Keine Gestaltungsempfehlungen
- Prozesse nicht hinreichend erklärt
- Strategische Ansätze
o Kontingenzansätze (Industrial-Organization-Forschung)
Wettbewerbsvorteile kommen im Rahmen internationaler Geschäftstätigkeit zustande,
wenn Abstimmung zwischen Variablen des UNs und den Rahmenbedingungen der
UNumwelt erfolgt
o Resource-based-View
Strukturierung der dynamischen und komplexen Umwelt ist nur begrenzt möglich
Fokus auf Aufbau strategischer Ressourcen und Kompetenzen (UN und Manager sollen
in der Lage sein, diese komplexen Anforderungen zu bewältigen)
- Umwelt- und Unternehmensorientierung verfolgen
o Branchenstrukturelle Merkmale müssen beachtet werden, wenn Wettbewerbsvorteile erzielt
werden sollen
o UNs haben Einzigartigkeit hinsichtlich ihrer Ressourcenausstattung bzw. Kompetenzen, aus
denen Vorteile generiert werden können
5. Konzeptionelle Überlegungen
Parallelen und Besonderheiten zwischen national und international UN
o UN müssen Wettbewerbsvorteile erringen, ausbauen und nutzen
o Internationale UN müssen die Nachteile (Handelshemmnisse, kulturelle Distanz) zu den
nationalen Konkurrenten in Wettbewerbsvorteile umwandeln
- Theoretische Ansätze zeigen potenzielle Vorteile gegenüber nationalen UN auf
o Vorteile:
Produktionsverlagerung
Gewinnverlagerung
Technologietransfer
→ Größendegressions-, Verbund- und Erfahrungseffekte
→ Vorteile entstehen erst, wenn UN diese nutzen
- Funktionale Sicht des Managements: Planung, Organisation, Personalmanagement, Controlling
o soll zu analytischer Durchdringung führen
o Die Funktionen sind im hohen Maße interdependent
o Institutionalisierungsentscheidungen sind nachgelagert
o Betrachtung von Idealtypen
- Fit-Überlegungen:
o Stimmigkeit (Fit) = Entscheidungen, Maßnahmen, Komponenten oder Subsysteme in einem UN
sind vor dem Hintergrund der verfolgten Ziele und situativen Rahmenbedingungen kompatibel
o Misfits bzw. Unstimmigkeiten sind in UN unumgänglich und sollen Anlass für das Hinterfragen
der Ziele sein
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