Buffl

Das kunstseidene Mdchen

M
by Momen

Figurenkonzeption



Doris, z. B.:

 Die monotone Büroarbeit langweilt sie („wochenlang

schreib ich schon von

seine Backzähne, was einem eines Tages auf die Nerven

geht",

Z. 11—12) und sie ist abgelenkt durch ihre Gedanken an

Hubert („Ich hatte zu

wenig Briefe geschrieben wegen an Hubert denken", Z.

1).

 An ihrem Vorgehen beim Briefeschreiben erkennt man

ihre Taktik und eine

gewisse Arbeitsscheu („denn lieber gar keine Kommas

als falsche, weil welche

reinstricheln unauffälliger geht als falsche fortmachen",

Z. 3—4).

 Doris' Doppelmoral wird deutlich, da sie einerseits

gegenüber ihrem Vorgesetzten

selbstbewusst auftritt und ihre Reize bewusst einsetzt

(„Und guck schon gleich

beim Reinbringen wie Marlene Dietrich", Z. 5—6), a6er

andererseits auch Grenzen

setzt, wenn sie nicht bekommt, was sie will (vgl. Z. 24—

28).

 Sie hat offenbar bereits vorher ähnliche Erfahrungen

mit Männern gemacht; ihre

Selbstwahrnehmung, etwas Besonderes zu sein,

spiegelt sich auch im Auftreten

gegenüber ihrem Chef („Ich hab's auch satt bei Ihnen",

Z. 57; „Und ging keß mit

Drohungen vor", Z. 59).

Rechtsanwalt, z. B.:

 Er vertritt den Typus des rücksichtslosen männlichen

Vorgesetzten, der auch

nicht davor zurückschreckt, seine Machtposition für

sexuelle Übergriffe

auszunutzen (vgl. Z. 24—29).

 Doris findet sein Äußeres abstoßend („Pickelgesicht", Z.

7; „seine widerlichen

langen Knochenfinger", Z. 26; „miese Visage", Z. 59). Sie

beschreibt ihn als

selbstgefällig und einfältig, zu glauben, sie habe

Interesse an ihm (vgl. Z. 30—46).

 Darüber hinaus entlarvt sie ihn als scheinheilig, indem

sie ihn auf seine Frau

anspricht (vgl. Z. 51—54), als er ihr vorhält, sie wolle ihn

finanziell ausnutzen

(„Also so eine bist du!" Z. 48)

Figurenkonstellation



Doris und ihr Chef:

 Doris ist zu Beginn der Szene bereits überzeugt, dass es

früher oder später zum

offenen Konflikt zwischen ihr und ihrem Vorgesetzten

kommen wird (vgl. Z. 4—5).

Sie empfindet wenig Respekt ihrem Vorgesetzten

gegenüber, da sie von Anfang

an sein Aussehen und Verhalten abstoßend findet

 Dabei ist sie sich seines höheren Bildungsgrades und

ihres niedrigeren sozialen

Ranges vollkommen bewusst (vgl. Z. 30—33).

 Sie ist allerdings bereit, seine Schwächen zu ihrem

Vorteil auszunutzen und ihn

mit ihren körperlichen Reizen zu manipulieren (vgl. Z.

14—19).

 Sein Verhalten zeigt das Selbstverständnis eines

männlichen Vorgesetzten, das

Abhängigkeitsverhältnis seiner weiblichen Angestellten

ausnutzen zu können

(„Kind, verstell dich doch nicht, ich weiß doch seit lange,

wie es mit dir steht und wie dein Blut nach mir drängt",

Z. 28—29).

 Für Doris steht von Vornherein fest, dass sie ihn

abweisen wird, die Frage ist nur,

ob „sanft und anständig" (Z. 39) oder „gemein" (Z. 39).

Dies macht sie abhängig

davon, ob er ihren Wink versteht, dass sie ein neues

Kleid brauche (vgl. Z. 37—39).

 Ihr Chef reagiert auf die Abweisung wütend und mit

Beschimpfungen („Also so

eine bist du!", Z. 48), lässt jedoch von ihr ab. Durch die

Kündigung spielt er

dennoch seine Macht als Vorgesetzter aus (vgl. Z. 56—

57).

 Als Doris bewusst wird, dass die Stellung nicht mehr zu

retten ist, will sie

zumindest ihrer Frustration und Wut freien Lauf lassen

(„denn wo nun schon alles

verdorben war, wollte ich auch meinem Temperament

mal ganz freie Bahn

lassen", Z. 55-56).

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Momen

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