Allmendegüter (Commons, Gemeingüter)
Beschreibung
gemeinsame Nutzung
gewisse Rivalität im Konsum in Form von Überfüllung bzw. Übernutzung
kein Ausschluss (ohne Regulierung)
mit Regulierung (staatlich, kooperativ oder anders) bei manchen Gütern Ausschluss möglich
Gefangenendilemma
Eigennutzmaximierendes Verhalten führt nicht zu einem gesamtnutzenmaximierenden Ergebnis
Tragik der Allmende
These von Garrett Hardin (1968)
Umweltzerstörung entsteht unabwendbar, wenn viele Individuen gemeinsam eine Umweltressource (Allmende) nutzen.
Ethische Relevanz der Bewahrung der Allmendegüter
Menschenwürde
Missachtung von Menschenrechten, z.B.
Menschenrecht auf Leben
Menschenrecht auf Ernährung
Menschenrecht auf Wasser
Menschenrecht auf saubere und gesunde Umwelt.
Freiheit
Je schlechter der Zustand von Umweltgütern ist, umso weniger positive Handlungsoptionen i.S. positiver Freiheitsrechte haben wir.
Zuordnung von Eigentumsrechten nach Coase
Das Umweltgut, z.B. Waldstück, wird an Privatperson oder Privatunternehmen verkauft. Zwei Fälle:
(1) Eigentümer nutzt bzw. bewirtschaftet selbst oder
(2) Eigentümer verkauft Nutzungsrechte gegen Gebühr.
=> Marktlösung, allerdings Gefahr des (regionalen) Monopols (keine vollständige Konkurrenz)
Rechtfertigung:
Eigentümer hat in beiden Fällen selbst
das größte und
ein größeres Interesse als „der Staat“
an einer ökologisch nachhaltigen Bewirtschaftung,
weil nur so langfristig hohe Renditen erwirtschaftet werden können.
Kritik am Coase-Theorem
Wenn kein langfristiges Interesse —> Übernutzung
Mit zukünftigen Generationen und indirekten Beteiligten kann nicht verhandelt werden
Wohlfahrtsdefinition: potenzieller Nutzen zukünftiger Generationen unberücksichtigt
Intergenerationengerechtigkeit
Nachhaltigkeit vernachlässigt
Widerspricht Gerechtigkeitsvorstellungen, denn Verursacherprinzip muss nicht erfüllt sein
Vernachlässigt Machtfaktor, z.B. dass vor allem reiche Menschen sich den Kauf von Umweltgütern überhaupt leisten können, wodurch sie noch reicher werden.
Elinor Ostrom: Governing the Commons (1990)
Zentrale Thesen
Es gibt nicht nur Markt, Staat und Zuordnung von Eigentumsrechten, sondern
viele mögliche und erfolgreiche,
d.h. langfristig funktionierende und
ökologisch nachhaltige Allokationsformen.
Die Sichtweise der Standard-Ökonomen hinsichtlich der Bereitstellung von Umweltgütern ist zu eng.
Eine erfolgreiche Bewahrung erneuerbaren Umweltgüter ist auch unter „Kooperation“ möglich (empirisch-deskriptive Analyse).
Ostroms Argumente gegen zentrale, staatliche Allokation von Allmende-Umweltgütern:
Zentrale Planer nutzen selbst nicht.
Zentrale Planer kennen Umweltgüter nicht.
Zentrale Planer sind von Konsequenzen selbst nicht betroffen.
Ökologisch nachhaltige Form der Bewirtschaftung der Commons (Gemeingüter) möglich, wenn Regeln der Nutzung und Verwaltung folgende acht Design-Prinzipien enthalten:
Klar definierte (räumliche) Abgrenzung des Umweltgutes
Kohärenz, z.B. Verteilung der Kosten ist proportional zu Nutzen
Gemeinschaftlicher Diskurs und Beteiligung an Entscheidungen
Kontrolle der Einhaltung der Regeln soll durch Gruppenmitglieder passieren.
Abgestuftes Sanktionssystem mit Beginn auf niedrigem Niveau
Billige und leicht zugängliche Konfliktbewältigungsstrategie
(Rechtliche) Anerkennung durch übergeordnete Autoritäten (z.B. Staat)
Bei großen Umweltgütern (große Flächen) viele dezentrale, sich überlagernde Entscheidungseinheiten (polyzentrische Governance)
SOLAWI – Solidarische Landwirtschaft
Vorteile gegenüber dem jetzigen Marktsystem:
Existenz des Landwirts ist unabhängig von (globalen) Preisen
Konsumenten tragen das unternehmerische Risiko mit einem überschaubaren Betrag —> Risikostreuung
Ökologische Bewirtschaftung
keine Vergiftung des Grundwassers,
keine Bodendegration
sauberes Wasser, Bodenaufbau, Artenvielfalt (geringere negative externe Effekte)
Regionaler und saisonaler Anbau und Konsum —> geringe Transportwege
Wenig bis null Verpackung
Mitarbeit möglich —> geringere Entfremdung, mehr Wertschätzung.
Globale Umwelt- bzw. Allmendegüter, wie z.B. Weltmeere, Klima können nicht kooperativ-regional „bewirtschaftet“ werden.
Lösung
Global Governance
Internationale, weltweite Regulierung / Steuerung / Kooperation durch Einführung verbindlicher Gesetze / Regeln
durch eine internationale Organisation, z.B. UN, ILO, OECD, WTO oder andere
möglichst mit Kontroll- und Sanktionsmechanismen, sonst wirkungslos (allerdings schwer umsetzbar), aufgrund großer Gruppe Gefahr von Freerider Verhalten
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