Was ist mit Formalisierung als Rationalitätsmythos gemeint und warum müssen Formalstrukturen entzaubert werden?
Organisationen repräsentieren sozial wertgeschätzte Ideen und Prinzipien: Gleichheit vor dem Gesetz, Wohlstand, Sicherheit, Frauenrechte, Minderheitenrechte, Umweltschutz
repräsentieren diese in formalen Strukturen, ohne sie aber faktisch durchzusetzen
Rechte, Werte und Prinzipien bleiben daher Mythos
Modernisierung und Umwelterwartungen (Meyer,Rowan)
Rechte, Werte und Prinzipien entstehen in Organisationsumwelt
Modernisierung = mehr solcher Normen und Prinzipien (Verdichtung, Verrechtlichung sozialer Beziehungen)
Reaktion auf Rechte, Werte und Prinzipien
-> formale Strukturen
in neuen Organisationen
Ausdifferenzierung formaler Strukturen in vorhandenen Organisationen
Formale Strukturen schaffen Organisationen Legitimität (weil sie die wertgeschätzten Rechte, Werte, Prizipien repräsentieren)
ACHTUNG: Repräsentation ≠ soziale Realisierung der Rechte Werte und Prinzipien
Entkopplung, Fassaden, Zeremonien (Meyer,Rowan)
Inkonsistente Umwelterwartungen
Bsp.: Krankenhaus (Gewinn vs. Fürsorge)
Reaktion: Entkopplung von Formal- und Handlungsstruktur
Reduzierte/undeutliche Zielformulierung
Informale Rollen übernehmen Konsistenz
Verwendung von Fiktionen, Reformversprechen
Fassaden und Zeremonien werden verwendet, um Kontrollen zu umgehen.
Rationalität erster und zweiter Ordnung (Meyer,Rowan)
Die Rationalität von Organisationen hängt vom Modernisierungsgrad ihrer Umwelt ab
hoher Modernisierungsgrad -> weniger Rationale Organisationen
Staatlicher Schutz in weniger entwickelten Gesellschaften, um Existenz und Legitimität der formalen Organisationen zu gewährleisten.
-> rationaler -> Rationalität 1. Ordnung
Externe Gründung in entwickelten Gesellschaften, da die gesellschaftliche Umgebung bereits etabliert ist
müssen aber zusätzliche formale Strukturen schaffen, um gesellschaftliche Erwartungen und Legitimität zu erfüllen -> diese sind dann nicht wirklich Effektivität und Effizient (= nicht Rational)
-> Rationalität 2. Ordnung
Neo-Institutionalismus
Fokusverschiebung der formalen Strukturen
weg von der Effizienz hin zur Erfüllung der Erwartungen und Schaffung von Legitimität
Aufrechterhaltung des Rationalitätsmythos durch
Entkopplung, Fassaden, Zeremonien
Organisationale Felder als Umwelt (DiMaggio/Powell)
Umwelt von Organisationen = andere Organisationen
->organisatorisches Feld
Merkmale des Organisatorischen Felds:
Wechselseitiger Einfluss
gemeinsame Strukuren
Je mehrdeutiger die Ziele einer Organisation, umso eher wird sie erfolgreiche Organisationen imitieren
Isomorphie durch Zwang, normativer Druck und Imitation (DiMaggio/Powell)
Zwang erfolgt durch staatliche Normen
normativer Druck durch professionelle Standards
Imitation = kopieren von erfolgreichen Organisationen
-> Sozialer Effekt aller drei Effekte (wenn fehlerfrei):
isomorphie = gleiche Struktur = gleiches Handeln = Identisch
In einem Organisatorischen Feld gleichen sich Unternehmen über die Zeit immer mehr an
Empirie: Globale Verbreitung von Wissenschaftsministerien (Jang)
Untersuchung der Faktoren, die die Gründung von Wissenschaftsministerien in verschiedenen Ländern erklären.
Einflussfaktoren wie Prokopfeinkommen, Bevölkerungsanteil in naturwissenschaftlichen Studiengängen usw.
Ergebnisse:
entwickelte Nationalstaaten etablieren häufiger Wissenschaftsministerien als weniger entwickelte Länder (1950-70)
weniger entwickelte Länder ahmen die entwickelten Nationalstaaten allerdings nach (1970-90)
Nachahmung wird von einem globalen Diskurs rationaler Wissenschaft überlagert
Empirie: Beschwerdeverfahren bei Diskriminierung am Arbeitsplatz (Edelman et al.)
Untersuchung der Umsetzung von gesetzlich verbriefter Gleichbehandlung am Arbeitsplatz.
Analyse von betriebsinternen Beschwerdeverfahren und ihrer Effektivität.
Professionelle etablieren rationalisierte Mythen in organisationalen Feldern -> Beschwerdeverfahren sind dem am ähnlichsten und vom Gesetz akzeptiert worden
Homogenisierung des organisationalen Feldes: Unternehmen richten interne Beschwerdeverfahren ein, um sich vor Klagen ihrer Mitarbeiter zu schützen (Zwang, durch Urteil des Supreme Courts)
sofern diese Mythen durch Gerichte bestätigt werden, verbreiten sich Formalstrukturen, die von der Handlungsstruktur weitgehend entkoppelt sind.
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