Keramiken - Unterscheidung
versch. vollkeramische Materialklassen für versch. Indikationen zur Auswahl
Keramiken anhand Glasphase in 2 Hauptgruppen:
Gruppe 1 (Keramiken mit „Glasphase“):
Silikatkeramiken (u.a. auch die stabilere Lithiumdisilikatkeramik)
glasinfiltrierte Oxidkeramiken (u.a. Aluminiumoxidkeramiken mit Glasphase)
Vorteil: besser Ästhetik durch höhere Lichtdurchlässigkeit
Nachteil: Reduzierte Materialfestigkeit
Gruppe 2 (Keramiken ohne „Glasphase“):
dicht gesinterte Oxidkeramiken (Aluminiumoxid-, Zirkonoxidkeramiken)
Vorteil: Höhere Materialfestigkeit
Nachteil: schlechtere Ästhetik durch geringe Lichtleitung
Silikatkeramiken
Glasmatrix (amorph) mit eingelagerten Kristallen (kristallin)
Sintertemperatur < 1000°
Lichtleitend
Adaptieren die Umgebungsfarbe
Gepresst oder aus vorgefertigten Keramikblocks gefrässt
Dimensionsstabil beim Brennen
Auch als Verblendkeramik einsetzbar
Lithiumdisilikatkeramik
Unterform der Silikatkeramik
gepresst: e.max Press
gefrässt: e.max CAD
gesteigerte Festigkeit mit Biegefestigkeit bis max. 400 MPa
Oxidkeramiken mit Glasphase
Infiltration von Glas -> verfestigtes poröses Gerüst aus Aluminiumoxidkristallen oder mit Zirkonoxiddotiertem Aluminiumoxid
Semilichtbrechend
Biegefestigkeit bis maximal 650 MPa
(historische Vorstufe der dichtgesinterten Oxidkeramiken)
Oxidkeramiken ohne Glasphase
Rein kristallin aus Aluminiumoxid oder Zirkoniumdioxid, yttriumdotierte, tetragonale Zirkoniumdioxid-Polykristalle
Sintertemperatur > 1400°
Weiß bis opak
Kaum lichtbrechend
Zirkoniumdioxidgerüste schrumpfen durch Endsinterung etwa um 15-20% und haben eine Biegefestigkeit von über 1000 MPa
Risszähigkeit - Definition
Widerstand, den ein Werkstoff einer Rissausbildung entgegensetzt
Biegefestigkeit - Definition
Maximale Biegespannung (Kombination aus Zug- und Druckfestigkeit), die während eines Biegeversuchs vom Prüfkörper ertragen wird ohne dass es zum Bruch kommt.
Bei der Biegung treten sowohl Druckkräfte (dort wo das Material gestaucht wird) als auch Zugkräfte (dort, wo das Material gedehnt wird) auf.
Biege- und Risszähigkeit von ZrO2 und Li2O-2SiO2
Aufbau Zirkonoxid
reines Zirkonoxid ist unbrauchbar
reines Zirkoniumdioxid bei Raumtemperatur in monoklinen Kristallstruktur
Bei Temperaturerhöhung: monokline Zirkoniumdioxid reversibel in tetragonale Phase -> Volumenabnahme >4%.
Beim Abkühlen auf Raumtemperatur: Volumenerhöhung durch Rückwandlun tetragonalen in monokline Phase
Einfluss von Yittrium
„Wunderwaffe“ Yttriumoxid stabilisiertes ZrO2
Transformationsverfestigung
Zusatz von 4-5% Yttriumoxid: tetragonale Phase bei Raum-/ Mundtemperatur erhalten (metastabil) und setzt Material unter „Vorspannung“
Riss kann Spannung freisetzen -> Umwandlung in monokline Phase -> Volumenzunahme -> Druckspannung an Spitze des Risses -> Rissfortschreitung gestoppt/gehemmt
Transformationsverstärkung - Ablauf
Belastungen
Umwandlung tetragonale in monokine Struktur im Bereich von Rissen
Volumenzunahme ca. 4%
Rissfortschritt durch entstehende Druckspannung am Rissgrund verhindert
Resultat: hohe Risszähigkeit des tetragonalen Zirkons im Vergleich zu anderen Keramiken
Eigenschaften monolithischer Gerüstwerkstoffe aus Zirkoniumdioxid
Klassisches Gerüstzirkoniumdioxid = 3Y-TPZ-A Zirkoniumdioxid
3 mol% Yttriumoxid („3Y“) stabilisiert
Tetragonale Kristallstruktur („T“)
Polykristallin („P“)
Zirkoniumdioxid („Z“)
Aluminiumoxid-dotiert
Vorteil: Hohe mechanische Werte (z.B. hohe Risszähigkeit)
Nachteil: Schlechte Ästhetik (Opakes Erscheinungsbild / mangelnde Transluzenz)
Ursachen der schlechten Ästhetik von 3Y-Zirkoniumdioxid
Tetragonale Struktur
Eigenschaften an den Korngrenzen*
Poren und Einschlüsse
*Zur Verbesserung der Hydrolysestabilität klassischer Gerüstzirkonoxide -> homogene Verteilung von ca. 0,25 Gewichtsprozent Al2O3 an Korngrenzen der einzelnen Kristalle. Grund: ZrO2 im aggressiven wässrigen Mundmilieu ständig den Angriffen des Dipols H20 mit seinen spaltenden Eigenschaften ausgesetzt
Möglichkeiten zur Ästhetikverbesserung bei Zirkoniumdioxid
Reduktion tetragonalen Phase (durch Erhöhung des Yttriumoxidanteils von 3 auf 4 bzw. 5mol%)
Reduktion Aluminiumoxids an Korngrenzen
Reduktion der Porositäten und Einschlüsse durch erhöhte Sintertemperaturen
tetragonale Phase wird bei 4Y-Zirkoniumdioxiden (5Y-Zirkoniumdioxiden) zu ca. 25% (50%) durch kubische Kristallstruktur ersetzt
Eigenschaften monolithischer Gerüstwerkstoffe aus Zirkoniumdioxid Risszähigkeit vs Biegefestigkeit
Kubischen Phase bei Zirkoniumdioxid
entsteht bei reinem Zirkoniumdioxid erst bei Temperaturen über 2370°C.
Zugabe des Yttriumoxids von 4 bzw. 5mol% -> Beibehaltung dieser Phase auch bei Raum- bzw. Mundtemperatur.
Vorteil: Erhöhung der Transluzenz (u.a. durch geringere Lichtstreuung)
Nachteil: Verlust der Transformationsumwandlung
Fazit: Verbesserte Ästhetik bei gleichzeitigem Verlust an Stabilität
Chipping - Definition
Bruch innerhalb der Verblendkeramik
Maßnahme zur Verbesserung der Langlebigkeit von verblendetem Zirkoniumdioxid?
Anatomisch unterstützende Gerüstgestaltung
Möglichst gleichmäßige Schichtstärken der Verblendkeramiken, die 2mm nicht übersteigen
Langsame Abkühlung beim letzten Verblendbrand -> Vermeidung von Spannungen in Verblendstrukturen (sehr hohen Wärmespeicherkapazität des Zirkoniumdioxids im Gegensatz zu Metallgerüsten)
Aufeinander abgestimmte Wärmeausdehnungskoeffizienten (WAK) von Gerüst- und Verblendkeramik
Chipping - Vermeidung
Material der Wahl = monolithisches / vollanatomisches Zirkoniumdioxid (Restauration aus einem (Werk)stück im Ganzen ohne zusätzliche geschichtete Verblendung)
Vestibuläre Verblendungen nur innerhalb der GKV Verblendgrenzen (OK bis einschließlich 5er; UK bis einschließlich 4er)
CAD/CAM - digitale Prozesskette - Übersicht
Rohling - Allgemeines + Bearbeitung
Rohlinge mit bestimmten Formen aus ZrO2-Pulver gepresst
Grünling ist heutzutage unpassend -> enthält immer noch Bindemittel
„Weißling“ bereits bei hohen Temperaturen vorgesintert -> Bindemittel ausgebrannt und das Material minimal verfestigt
im Weißzustand gefräste Zirkonoxid anschließend gesintert -> Endhärte und Endfestigkeit
Trockenfräse (Sintern ohne vorherigen Trocknungsprozess)
Nassfräse (Trocknungsprozess notwendig -> Wasserausdehnung beim Sintern würde Keramik zersprengen)
CAD = Computer Aided Design
CAM = Computer Aided Manufacturing
Bearbeitung erfolgt maschinell
mittels spezieller CAD/CAM-Maschinen bearbeitet
häufigste Variante: subtraktive Bearbeitung eines sogenannten Weißlings (angesinterter Zirkoniumdioxid-Block)
porösen, kreideartigen Struktur einfacher (mit Hartmetallfräsen) schleiftechnisch verarbeiten als dichtgesinterten (gehipten) Zustand
Sinterschrumpfung
Dichtsinterung nach Fräsprozess
Schrumpfungsprozess von 20-30 % seine dichtgepackte kristalline Struktur und damit seine beabsichtigten Eigenschaften erhält
Fräsen des Werkstücks in entsprechender Übergröße (Durch Barcode einscannbar oder manuell eingebbar)
Finalisierung(smaßnahmen)
Politur
Malfarbenbrand
Glasurbrand
Finalisierung
v.a. okklusionstragenden Flächen mit speziellen von grob nach fein abgestimmten Zirkoniumdioxidpolierern
nach dem Sintern und vor dem (Mal-) und Glasurbrand die essentielle Säule bei labortechnischen Finalisierung
Ohne Politur -> eventuellen verschleißbedingten Verlust der Glasurschicht -> Exposition rauhen Zirkoniumdioxids -> erhöhten Verschleiß am Antagonisten
weitere Möglichkeiten:
Einfach: Politur + Glasur
Höher: simultaner Mal- und Glasurbrand
Hoch: getrennter Mal- und Glasurbrand
monolithische Multilayer-Zirkoniumdioxiden (Rohlinge mit geschichtetem Farbverlauf) kann mit blockimmanenten unterschiedlichen Farbintensitäten
Keramik bei Bruxern
glaskeramische Werkstoffe fast immer nicht freigegeben
Oxidkeramiken (ZrO2) Vorteil: Yttrium stabilisiert tetragonale Phase -> bei Rissbildung Phasenumwandlung in monokine Phase + gleichzeitge Volumenzunahme -> Rissausbreitung unterbunden -> gesteigerte Bruchzähigkeit
1. + 2. Generation bei Bruxern bevorzugen
BruxZir (Glidewell, USA) freigegeben
monolithische Restauration bevorzugen, um Chipping/Delamination zu vermeiden
Implantversorgung und Suprakonstruktion bei Bruxern
monolithisches ZrO2 oder metallische Restauration
Anzahl Impls erhöhen -> jeder fehlende Zahn durch 1 Impl ersetzen
Verblockung der Impls -> Reduktion periimplantärer Spannung
nur wenige statische Kontakte möglichst nahe am Implantatzentrum
Okklusalfläche verkleinert
flache Höcker -> dynamische Okklusion keine exzentrischen Kräfte
harte Schutzschine nach ZE Eingliederung
Last changeda year ago