Was versteht man unter Wirkungslogik und Identitätslogik? Was sollen sie erklären?
March’s Theorie fokussiert auf interne Prozesse und Grenzen von Rationalität -> entspringt 2 Logiken:
Wirkungslogik = beruht auf Entscheidungsprozeduren (rationale Wahl, zukunftorientiert)
Handlungsalternativen, zukünftige Konsequenzen und Bewertung der Folgen (Präferenzen)
Begrenzte Rationalität = Unterform
Identitätslogik = Erwartungsgemäßes Verhalten (gegenwahrtsorientiert und zugleich vergangenheitsorientiert)
in welcher Sit. bin ich? Welche Rolle habe ich? Wie verhalte ich mich situations- und rollen-adäquat?
kann Einfluss auf Lernrate haben
Beide Logiken erklären die Realität des Entscheidens in Organisationen
Was versteht March unter der Theorie der vollständigen Rationalität?
Innerhalb einfacher Variante von Wirkungslogik werden folgende Annahmen getroffen
Entscheider kennen alle Handlungsalternativen & -folgen
Entscheider haben vollständige und transitive Präferenzen (eigenständige konsistente Einstellungen)
Entscheider wollen Nutzen maximieren
Alternativen und Folgen sind unabhängig vom Entscheider
➔ Spiegelt nicht die Praxis in Organisationen wider (z.B. Stellenbesetzungen) -> kein sinnvoller Ausgangspunkt für Orgaforschung!
Was versteht March unter der Theorie der begrenzten Rationalität?
Entscheider kennen nicht alle Handlungsalternativen & Handlungsfolgen
Entscheider haben keine vollständigen und transitiven Präferenzen
Entscheider können Nutzen nicht maximieren
Alternativen und Folgen sind nicht unabhängig vom Entscheider
Wie können Entscheider dann unter Annahme der begrenzten Rationalität überhaupt handeln?
Mit welchen Handlungsstrategien begegnen sie welchen Gefahren?
Gut-Genug-Regel (Satisfizing)
vorab Ziele festlegen und versuchen diese zu erreichen
keine vollkommene Rationalität (mit minimalen Ressourceneinsatz möglichst hohen Ertrag zu erwirtschaften)
Bsp.: bei Personalentscheidung, nicht beste Kombi aus Person und Stellenanforderungen zu suchen, sondern so lange bis Person gefunden, die den Stellenanforderungen genügt
Im Unterschied: Maximizer
reagieren auf relative Preisänderungen anders als Satisfizer
Z.B. wenn Strom teuer wird, verbrauchen Maximizer proportional weniger Strom oder wechseln, Satisfizer legen internes Energiesparziel fest
Puffer/Slack
unentdeckte und ungenutzte Einsparpotenziale in Organisationen -> Differenz zwischen realisierten und möglichen Leistungen einer Organisation
Wenn Leistung über Zielschwelle (Satisfizing) liegt, werden Puffer aufgebaut, um für Krisen gerüstet sein
Wenn Leistung einer Organisation unter Zielschwelle liegt, werden Puffer abgebaut, Organisation wird effizienter, weil sie weniger Ressourcen für gleiche Leistung benötigt
Bsp.: Pünklichkeit der Deutschen Bahn
Puffer Abbau - da Ziel nicht erreicht
Kernmerkmale der Theorie und Simulation organisationalen Lernens
-> Was kann eine Organisation wissen, wenn ihr Wissen begrenzt rational ist?
Exploration = Suche nach neuem Wissen und Überschreitung des gegenwärtigen Knowhows, eröffnet neue Horizonte und Perspektiven (Informationsbeschaffung)
Exploitation = Verfeinerung des etablierten Wissens und Einpassung in vorhanden Denkweisen, beutet vorhandenes Wissen und etablierte Technologien aus (Informationsverarbeitung)
Wie funktioniert die Theorie und Simulation organisationalen Lernens?
Organisationen in der Regel auf Exploitation ausgerichtet
Anerkanntes Wissen in routinierter Weise verarbeiten, auf Basis funktionierender Technologien, die Produktion bestimmter materieller und kultureller Güter planen und implementieren
Um Existenz nicht zu riskieren, müssen Organsiationen Exploitation und Exploration miteinander verknüpfen!
Exploration als Suchstrategie zur Vorbereitung von Entscheidungen in Organisationen, eröffnet Optionen und Handlungsfelder, die für Überleben organisierter Systeme in veränderlichen Umwelt von hoher Bedeutung sind
Schwierigkeit: Exploitation reproduziert sich schneller und effektiver als Exploration
Exploitation verfügt über Mechanismen der Selbstverstärkung, Exploration nicht
Lerngeschwindigkeit und Organisationswissen
Effekte der Lerngeschwindigkeit:
Langsames Lernen der Mitglieder erhöht Gesamtwissen
Schnelles Lernen der Mitglieder verringert Gesamtwissen und Exploration
->Mischung ideal
Effekte der Personalfluktuation:
Wenn Mitglieder langsam lernen und Personalfluktuation gering ist, wächst das Organisationswisseno
Wenn Mitglieder langsam lernen und hohe Personalfluktuation herrscht, wird das Organisationswissen verringert
Effekte der Personalfluktuation bei turbulenter Umwelt:
Gegenseitiges Lernen von Mitgliedern und Organisation führt zur Verringerung des Organisationswissens, wenn keine Personalfluktuation stattfindet
-> verringert Explorationschancen
Zentrale Schlussfolgerungen:
Langsames Lernen der Mitglieder -> schnelles Lernen der Organisation
Heterogene Mitglieder begünstigen Explorationspotenzial
Gewisser Austausch von schnellen Lernern bringt neues Wissen in die Organisation
Organisationales Lernen aus empirischer Perspektive (He/Wong 2004)
Sind Unternehmen die beide Innovationsstrategien (explorativ & exploitativ) verfolgen leistungsfähiger?
AV: durchschnittliche Wachstumsrate des Umsatzes
UV: Exploration und Exploitation
Exploration: Einführung neuer Produkte, Erweiterung der Produktpalette, Öffnung neuer Märkte, Eintritt in neue Technologiefelder
Exploitation= Verbesserung bestehender Produktionslinien, Verbesserung der Produktionsflexibilität, Reduktion von Produktionskosten, Reduktion des Ressourcenverbrauchs
➔ Beide UV führen zu Leistungssteigerung, Kombination beider Strategien noch effektiver
Organisationales Lernen aus empirischer Perspektive (Jansen et al.)
Befragung von 769 Einheiten eines Finanzdienstleisters in Europa; zwei Befragungszeitpunkte; Regressionsanalyse
AV: durchschnittliche Profitabilität (ein Jahr nach Messung der UV)
UV: Umweltturbulenz, Wettbewerbsintensität, explorative vs. exploitative Innovationsstrategien
➔ Bei hoher Umweltturbulenz, verbessert explorative Innovationstätigkeit die Performance und andersrum
➔ Je höher Wettbewerbsintensität, desto effektiver verbessert exploitative Innovation die Performance eines Unternehmens
Fazit:
Entscheidungsfindung von Wirkungs- und Identitätslogik gekennzeichnet
Organisationen sind auf Exploitation ausgerichtet
Exploration öffnet Optionen und Handlungsfelder
Langsames Lernen der Mitglieder → fördert Exploration
Heterogene Lerngeschwindigkeit der Mitglieder → fördert Exploration
Gewisser Austausch von schnell lernenden Mitgliedern → fördert Exploration
Folgestudien bestätigen empirisch die theoretische Aussage, dass eine Kombination für Wachstumssteigerungen und Leistungsverbesserungen notwendig ist
Jansen et al. zeigen, dass Exploration vor allem in dynamischen und turbulenten Organisationsumwelten die Profitabilität erhöht
Exploitation in wettbewerblichen Kontexten von Vorteil
Last changeda year ago