Wie lauten die vier analytischen Ebenen bei organisierten, technischen Systemen?
Einzelteile, die kleinsten Komponenten (z.B. Ventil, Schalter)
Funktionell zusammenhängende Einzelteile bilden eine Einheit (z.B. mit Dampf betriebener Stromgenerator)
Funktionale Anordnung von Einheiten ergibt Teilsystem (z.B. Kühlsystem, Motor, Pumpen)
Mehrere solcher Teilsysteme bilden Gesamtsystem (z.B. Kernkraftwerk)
Definitionen der Begriffe: Störfall, Unfall und Systemunfall
Bezug zu Coleman: durch erhöhte Anzahl korporativer Akteure zunehmende Risiken für n.P.
Störfall = nicht-intendiertes und unerwünschtes Ereignis bei Komponenten oder Einheit
, dass die gegenwärtige/zukünftige Leisung erheblich mindert oder größeren Schaden an Person/Sache anrichtet (90%)
Unfall = das gleiche nur bei Teilsystemen oder Gesamtsystemen (10%)
Komponentenunfall = durch vorhersehbare/erwartbare Sequenz von Störfällen verursacht
Systemunfall = nicht durch vorhersehbare/erwartbare Interaktion mehrere Störfälle verursacht
Wie entstehen Systemunfälle?
Komplexität der Interaktion zwischen Komponenten, Einheiten und Teilsystemen
linear oder komplex
Kopplung zwischen Komponenten, Einheiten und Teilsystemen
lose oder eng
Welche Interaktionsformen gibt es?
Lineare Interaktionen = treten in erwarteten und bekannten Betriebsablauf auf und sind für Bedienpersonal gut sichtbar, auch wenn sie außerplanmäßig auftreten (z.B. Fließband)
Komplexe Interaktionen = wenn Komponenten und Einheiten mehr als eine Funktion haben und räumlich benachbart sind (z.B. Schiff)
Welche Kopplungsformen gibt es?
Lose Kopplung
es gibt Puffer und Elastizität zwischen Komponenten und Einheiten (Bezug March “slack”)
Änderungen beeinflussen nicht direkt andere Teile
Aufschieben ist möglich
Enge Kopplung
es gibt keine Puffer und Elastizität zwischen Komponenten und Einheiten -> alle Vorgänge sind fest miteinander verknüpft
Änderungen an einer Stelle wirken sich unmittelbar auf die Vorgänge an anderer Stelle aus
von festgelegten Prozessabläufen gekennzeichnet -> nicht ersetzbar oder aufschiebbar
Qualitative Zuordnung von Organisationen (Perrow Quadrat)
Variablen (Kopplung, Interaktion) unabhängig voneinander
Komponentenunfälle können in allen Quadranten auftreten
Systemunfälle können nur im zweiten Quadranten auftreten (enge Kopplung und komplexe Interaktion)
Zentralisierung und Dezentralisierung (Überlegungen zu interner Organisationsstrukturen nach dem Perrow Quadrat)
Quadrant: enge Kopplung und lineare Interaktion
erfordern zentralisierte (hierarchische) Organisationsstruktur,
obere Hierarchieebene der Orga hält für Störfälle Gegenmaßnahmen bereit (eingeplant)
Pannen müssen wegen enger Kopplung schnell und exakt behoben werden (von Mitarbeitern)
Quadrant: enge Kopplung u. komplexe Interaktionen
erfordern dezentrale u. zentralisierte Orgastruktur
Orga auch hierarchisch strukturiert und Neigung zu Systemunfällen
Orgas die substituierbar sind und dies auch finanzierbar sind sollten abgeschafft werden (Kernkraftwerke)
Orgas die nicht gut substituierbar sind und auch nicht finanzierbar sind, sollen beibehalten werden, aber mit der Zeit verbessert werden (Luftfahrt)
Quadrat: lose Kopplung u. lineare Interaktionen
erfordern dezentrale und zentralisierte Orgastruktur;
empirisch überwiegen Orga mit zentralisierter hierarchischen Struktur -> Linearität höheren Stellenwert als lose Kopplung
Quadrat: lose Kopplung u. komplexe Interaktion
erfordern dezentrale Orgastruktur
Störfälle u. Unfälle können abgefangen werden, da Mitarbeiter Möglichkeit haben, Situation selbst zu beurteilen u. Maßnahmen ergreifen -> keine hierarchische Struktur nötig
Flächendeckender Stromausfall in Nordamerika
Frage: Wann treten schwere Unfälle auf? Wie kann man große Zerstörungen verhindern?
Organisationen mit mehr Ressourcen verursachen bei Systemunfällen größere Schäden (Marktanteil)
Drei verknüpfte Konzentrationsprozesse erhöhen das Ausmaß von Unfällen: Energie, Bevölkerung, wirtschaftliche/politische Macht.
Stromnetz- und Ausfall-Entwicklung:
In den 1990er Jahren: Dezentrales System mit häufigen regionalen Stromausfällen.
Seit den 1990er Jahren: Das Stromnetz wird instabil, lokale Probleme führen zu flächendeckenden Unfällen, höheres Risiko für Systemunfälle (Stromnetz von 1. zu 2. Quadranten gewechselt)
Ursachen: Wachsende Stromnachfrage ohne entsprechenden Netzausbau, Liberalisierung des Strommarktes (Anbieter- u. Preiswettbewerb)
Übernahmewelle: Entstehung großer Stromanbieter
Händler-Unternehmen: Kapitalisierung regiolaer Preisunterschiede, Störanfölle infolge Langstreckenübertragungen großer Mengen
Illegale Übernutzung des Stromnetzes: bewusst herbeigeführte Angebotsknappheit; Leerkäufe
Empfehlung: Reduzierung der Marktmacht großer Organisationen, Stärkung dezentraler Netzwerke zur Verhinderung von Störfällen
Coleman: Macht korporativer Akteure dezentralisieren
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