Grafik
Das Wort Grafik kommt aus dem griechischen und hat mehrere Bedeutungen: (be-)schreiben; zeichnen und einritzen. Die Wortendung “grafie” taucht in vielen Wörtern auf, wie z.B. Biografie, Choreografie und Orthografie. Das Schreiben und Zeichnen sind zwei wesensverwandte Vorgänge, schreiben wir unseren Namen, so zeichnen wir bereits.
“einritzen” -druckgrafisch arbeiten
Beim “Einritzen” werden Linien in den Druckstock eingekratzt. Es gibt vier verschiedene Druckverfahren: Hochdruck (Linolschnitt), Tiefdruck (Radierung), Flachdruck (Lithografie) und Durchdruck (Siebdruck). Bei der Druckgrafik ist der große Vorteil, das man große Auflagen eines Motives drucken kann.
Zeichnen
Handzeichnungen stellen schon seit Jahrtausenden eine Möglichkeit dar, seiner individuellen Wahrnehmung Ausdruck zu verleihen. Es gibt alle Art von Zeichnungen von Ideenskizzen und erklärenden Zeichnungen bis zu zweckfreien Arbeiten.
Die Art und Weise wie eine Linie gesetzt wird, lässt Rückschlüsse auf die Befindlichkeit des Zeichnenden zu.
Bei der Zeichnung wird zwischen Originalgrafik und Reproduktionsgrafik unterschieden. Die Originalgrafik ist eine Zeichnung oder Druckgrafik, die der Künstler selbst erstellt und in der Regel signiert hat. Bei der Reproduktionsgrafik handelt es sich um Kopien des Originalen.
Die Zeichnung wurde erst ab dem 15. Jhd., also zur Renaissance als autonomes künstlerisches Werk anerkannt. Vorher galt sie als Grundlage der Kunst, hatte aber nur eine dienende Funktion. Am Anfang steht die Idee, das concetto, als eine Art innere Zeichnung. Dann wird die Idee in der Zeichnung (dem Designo) festgehalten. Im 19. Jhd. wurde die Zeichnung in der Romantik sehr geschätzt, da sie eine Idee vermittelt und so die Handschrift des Künstlers sichtbar wird.
Angewandte und freie Grafik
Die angewandte Grafik ist oft mit Werbung und Öffentlichkeitsarbeit verbunden. Im Zentrum steht ein Produkt das verkauft werden soll. Die freie Grafik ist eine zeichnerische Äußerung ohne vordergründig an einen äußeren Zweck gebunden zu sein und ehr weitgehend zweck- und funktionsfrei und damit zutiefst künstlerischer Natur.
Grenzgänger zwischen Grafik und Malerei
In der Grafik wird ein Motiv durch grafische Mittel, also im wesentlichen von Linien dargestellt. Die Malerei stellt ein Motiv durch das flächige auftragen von Farbe dar.
Kolorierte Zeichnungen und Pinsel zählen zur Grafik, das Aquarell ist zwischen den beiden Gattungen angesiedelt.
Die verschiedenen Druckverfahren
Hochdruck (Linolschnitt, Holz)
Bild ist schlussendlich gespiegelt
Tiefdruck (Radierung, Kupferstich)
Bild am Ende gespiegelt
Lithografie
Feineres arbeiten, als beim Hoch-/Tiefdruck, möglich
Bild ist gespiegelt
Durchdruck - Siebdruck
Bild nicht gespiegelt
Grafische Gestaltungsmittel
z.B. Punkt, Linie, Schraffur, Struktur und Fläche
Sind Mittel, die der Künstler nutzt, um seine Bildidee für den Betrachter sichtbar werden zu lassen.
Punkt
Urgestaltungsmittel (erste Begegnung des Werkzeugs mit der Fläche)
durch Verdichtung entstehen dunklere Bereiche
Auflockerung der Punkte lässt hellere Bereiche entstehen
Linie
kann gerade, gekrümmt, geschwungen, kantig, dick, dünn, lang oder kurz sein
als Konturlinie (Umrisslinie) grenzt sie Bereiche voneinander ab
als Binnenlinie gliedert sie abgegrenzte Bereiche
als Formlinie gibt sie Plastizität (Körperhaftigkeit)
als Materiallinie kennzeichnet sie Beschaffenheit und Oberfläche des Dargestellten
Schrafur
entsteht aus mehreren dicht gesetzten, parallel verlaufenden Linien (Parallelschraffur)
Schraffur kann die Licht-/Schattensituation klären und so Plastizität erzeugen (Kreuzschraffuren in verschiedenen Richtungen)
Linien der Schrafur können gerade, geschwungen, kantig, … sein
Struktur
aus unterschiedlich geformten Linien entwickelt, ähnlich dem Muster
kann verdichtet oder aufgelockert gezeichnet werden
charakterisiert die Oberfläche eines Objekts bzw. die Materialbeschaffenheit
Fläche
meist monochrome (einfarbige) Fläche
resultierend aus einem Fleck oder klar definiert oder sich aus der Verdichtung von Linien ergebend
Tusche, Kohle und Kreide eignen sich besonders für den Übergang von der Linie in die Fläche
die Fläche kommt häufig in der Druckgrafik (Hochdruck, Flachdruck, Durchdruck) zum Einsatz
Grafischer Spannungsaufbau -Kontraste
Helldunkelkontrast
Helldunkelskala durch Weiß und Schwarz begrenzt, dazwischen Graustufen = Tonwerte
Illusion von Licht/Schatten → Räumlichkeit (entferntes = hell)
Dunkel durch Verdichtung oder unterschiedlichen Anpressdruck (Kohle, Grafik, Kreide), Tuschelavur (Wasserbeigabe)
Größenkontrast
Größendimension nur in Relation zu anderen Objekten
Großes erscheint bedeutsam, dominiert Kleines, lenkt den Blick
kann Perspektive betonen (räumliche Tiefe)
Formkontrast
Kombination unterschiedlicher Formen schafft Spannung
Punkt, Linie, Fläche bilden in jeweiliger Konstellation schon Spannungsgefüge
Linie selbst in verschiedener Qualität
organische Form im Kontrast zu geometrischen Formen
Andeutung und Ausformulierung
wichtiges ausformuliert, unbedeutendes angedeutet
Seherfahrung ist Orientierung
ausformuliertes zieht Aufmerksamkeit an, lenkt Blick = grafische Fokussierung
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