Erysipel - Definition
nicht-eitrige, diffuse Infektion der Dermis und der dermalen Lymphgefäße
meist durch Streptococcus pyogenes
von Hautphlegmone abzugrenzen, welche Subkutis sowie eventuell Faszien und Muskeln einbezieht
Umgangssprachlich: Wundrose
Erysipel - Epidemiologie
Inzidenz: 1 zu 1.000 Einwohnern pro Jahr handelt
eine der häufigsten Hauterkrankungen
Altersspanne: 20 bis 70 Jahren
Altersgipfel: etwa 50 Jahren
Männer > Frauen
Erysiple - Ätiologie
häufigste Erreger: Streptococcus pyogenes
Seltener: Staphylokokken (MSSA oder MRSA)
Auch gramnegative Erreger: Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa bei immunsupprimierten Patienten
Erysiple - Pathogenese
Eintrittspforte der Erreger sind Hautdefekte
Rhagaden, wie sie z.B. an den Nasenflügeln bei Schnupfen auftreten
Fußpilzläsionen
Ulzera, insbesondere Ulcus cruris
Insektenstiche
Einstichstellen (z.B. bei intravenösem Drogenabusus)
Venenverweilkanülen
Erreger in die Dermis
Ausbreitung entlang der Lymphwege und per continuitatem durch das Interstitium
bei S. pyogenes durch lysierende Enzyme -> diffus (phlegmonös) in der Dermis verteilen
Hyaluronidasen
Kollagenasen
DNasen
hämolysierende Streptolysin O
Erysiple - Risikofaktoren
chronische Wunden, insb. Ulcus cruris
atopisches Ekzem (Neigung zu Rhagaden)
Diabetes mellitus
Immunsuppression oder -defizienz
chronische Lymphödeme, z.B. bei Hemiparese oder bei axillärer Lymphknotenexstirpation (Blutentnahmenund Verweilkanülen an betroffener Extremität daher kontraindiziert)
chronisch venöse Insuffizienzen (CVI) und periphere arterielle Verschlußkrankheit (pAVK)
eine ausgeprägte Adipositas
Erysiple - Klinik
Leitsymptom
flächige
scharf begrenzte
plaqueartige Rötung
meistens zentrofazial, am Unterschenkel oder am Arm
Bei Gesichtsbefall: Ohrmuscheln mitbetroffen -> Milan-Zeichen
breitet sich rasch aus und kann dabei flammenartige Ausläufer bilden
an Extremitäten: Ausbreitung v.a. in proximale Richtung
Erysiple - DD
Beinvenenthrombose
Erysipeloid ("Schweinerotlauf")
Erythema chronicum migrans (Borreliose)
Hautphlegmone (Erythem unscharf begrenzt)
Kontaktdermatitis
Erytheme bei autoinflammatorischen Erkrankungen (M. Still, FMF) und bei akut-kutanem Lupus erythematodes
Erysiple - Therapie
Penicillin V oder Cephalosporinen (oral oder i.v.)
für 5 Tage
bei Penicillinallergie: Makrolid oder Clindamycin
Strikte Bettruhe empfohlen -> erhöht Thromboserisiko -> ggf. medikamentöse Thromboseprophylaxe, zusätzlich kann lokale Kühlung des betroffenen Areals die Symptomatik verbessern
Unter adäquater Therapie bildet sich das Erysipel unter anfänglich zu beobachtender zentraler Abblassung zurück.
Bei nekrotisierenden Mischinfektionen: chirurgisch durch ein Debridement entfernt
Zusätzlich: Breitspektrumantibiotikum -> lebensbedrohlichen Verläufen liegen zu 90 % Mischinfektionen und zu 10 % Infektionen mit β-hämolysierenden Streptokokken
kompliziert, wenn mind. eine schwere Grundkrankheit, z.B. Diabetes mellitus, Verbrennung oder Leberzirrhose
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