Übersicht über die prozentuale Verteilung der therapeutischen Wirkfaktoren (Lambert, 2013)
15 % der Therapiewirkung sind auf spezifische Therapietechniken bzw. -verfahren zurückzuführen
15 % auf subjektive Erwartungen (Hoffnung auf Erfolg, Placeboeffekt)
30 % auf allgemeine Wirkfaktoren
40 % auf Patientenfaktoren (z. B. Bereitschaft zur Mitarbeit und Veränderung sowie Resilienzfaktoren) und auf Kontextfaktoren (Lebensumwelt und bisherige kritische Lebensereignisse, sozioökonomische Situation)
Sieben allgemeine Wirkfaktoren (Wälte)
1. Gestaltung einer professionellen Beziehung:
Zentrale Bedeutung: Aufbau und Gestaltung einer professionellen Beziehung zwischen Berater und Klient sind Schlüsselelemente für effektive psychosoziale Beratung und Therapie.
Basis für den Beratungsprozess: Diese Beziehung bildet die Basis für andere Wirkfaktoren und deren Wechselwirkung mit Interventionstechniken.
Haltung des Beraters: Basierend auf bedingungsloser positiver Wertschätzung, Empathie, Präsenz und Selbstkongruenz.
2. Analyse und Klärung der Probleme:
Sorgfältige Erfassung: Die genaue Erfassung der Probleme des Klienten unter Berücksichtigung von Verhaltensweisen, Gefühlen und sozialen Interaktionen.
Selbstexploration und Selbstwertschätzung: Ziel ist es, dass der Klient seine Situation besser versteht, sich selbst klarer wird und Selbstexploration sowie Selbstwertschätzung erlebt.
3. Analyse und Vereinbarung von Beratungszielen:
Zentrale Bedeutung: Breiter Konsens zwischen Berater und Klient über Beratungsziele ermöglicht transparente Vorstellungen und konkrete Arbeitsziele.
Flexibilität im Prozess: Berücksichtigung, dass Ziele sich im Verlauf des Beratungsprozesses ändern können.
Klientenbeteiligung: Prioritäten und Ziele, die vom Klienten selbst erarbeitet werden, haben positive Auswirkungen auf die Motivation zur Mitarbeit und Veränderung.
4. Motivation zur Veränderung/positive Erwartung:
Eigenmotivation des Klienten: Aufbau einer Eigenmotivation zur Veränderung beim Klienten.
Positive Erwartungen: Schaffung von positiven Erwartungen an den Beratungserfolg.
Motivierende Gesprächsführung: Einsatz von Methoden wie der "motivierenden Gesprächsführung" zur Förderung der Veränderungsmotivation.
5. Problemaktualisierung:
Realer Erlebensprozess: Probleme und ihre emotionalen Bedeutungen sollen im Hier und Jetzt der Beratung erlebt und bearbeitet werden.
Selbstwirksamkeitserfahrung: Intensives Erleben führt zu Selbstwirksamkeitserfahrung und unterstützt den Klienten bei der Überwindung von Problemen.
6. Ressourcenaktivierung:
Fokus auf Potenziale: Aktivierung von Ressourcen durch Fokussierung auf die positiven Eigenschaften und Fähigkeiten des Klienten.
Stärkung der Selbstwahrnehmung: Weg von Defiziten, hin zu eigenen Potenzialen, Stärken und Änderungsmöglichkeiten.
Entwicklung von Zuversicht: Aufmerksamkeitsumlenkung führt zu Zuversicht und einer positiven Grundstimmung für den Beratungsverlauf.
7. Hilfe zur Problembewältigung:
Zentrales Prinzip: Berater unterstützt den Klienten dabei, seine Probleme zu überwinden oder besser damit umzugehen.
Anpassung der Methoden: Die Hilfe muss auf die spezifischen Störungsphänomene des Klienten "passen".
Verschiedene Ebenen: Umfasst kognitive Bewältigung, Verhaltensregulation, Exposition und Desensibilisierung, Korrektur emotionaler Erfahrungen sowie Emotionsregulation.
8. Evaluation der Fortschritte:
Kontinuierliche Bewertung: Nicht nur zum Abschluss, sondern während des gesamten Beratungsprozesses erfolgt die Bewertung von Fortschritten.
Gemeinsamer Bewertungsprozess: Die Wirksamkeit von Therapie/Beratung wird als Ergebnis des Interaktionsprozesses zwischen Berater und Klient betrachtet.
Evaluation in der Beratung
1. Gründe für Evaluation:
Verbesserung der Behandlung, Sammeln wissenschaftlicher Erkenntnisse und ethische Verantwortung gegenüber dem Klienten und der Gesellschaft.
2. Ziele von Evaluationsprozessen:
In praxisorientierter, wissenschaftlich fundierter Aus- und Weiterbildung dient Evaluation dazu, den Erfolg von Beratungsprozessen zu erfassen.
Fokus auf gemeinsam anvisierten Beratungszielen und vereinbarten Veränderungszielen.
3. Zwei zentrale Evaluationsarten:
Prozessevaluation: Erfassung von Wirkfaktoren im Verlauf der Beratung.
Ergebnisevaluation: Messung des Beratungserfolgs retrospektiv oder durch Prä-Post-Vergleich nach Beratungsabschluss.
5. Wissenschaftliche Kriterien für Messinstrumente:
Messinstrumente sollten wissenschaftlichen Kriterien entsprechen: objektiv, standardisiert, reliabel, valide, ökonomisch und sensitiv.
Schwierigkeiten bei der Entwicklung angemessener Messinstrumente für das breite Spektrum der Beratung.
6. Herausforderungen und Behelfsmaßnahmen:
Schwierigkeiten bei der Entwicklung angemessener Messinstrumente für Beratung.
Oft werden Instrumente aus dem therapeutischen Setting verwendet, die nicht immer der thematischen Vielfalt und Verfahrensoffenheit der Beratung gerecht werden.
8. Empfohlene Vorgehensweise:
Evaluation sollte von Anfang an in den Beratungsprozess integriert werden.
Klarheit darüber, was und mit welchen Verfahren evaluiert wird.
Klientensicht und -bewertung sind vorrangig, aber auch die Einschätzungen des Beraters sind wichtig.
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