Histologie: Gewebekunde
Beschäftigt sich mit:
Vielzelligen Organismen - Arbeitsteilung zwischen den Zellen (einzelne Zellen übernehmen unterschiedliche Aufgaben)
Verschiedene Funktionen: verschiedene Gestalt, Zellwand-Beschaffenheit und/oder unterschiedliche Zellinhalte
Gewebe: Verband gleichartiger Zellen (können analysiert werden)
Anwendung in der Pharmazie -> Prüfung von Drogenmaterial
Gewebetypen
Bildungsgewebe:
Meristeme/Kambien
Dauergewebe:
Erwachsenengewebe, die die Endstufe der Differenzierung darstellen
Parenchym (Grundgewebe)
Abschlussgewebe
Festigungsgewebe
Leitgewebe (nur in den Gefäßpflanzen)
Ausscheidungs- oder Exkretionsgewebe und Wundgewebe
-> (sind nicht physiologisch, Pflanzen bilden Calos und man hat eine Rückdifferenzierung zu Stammzellen – Differenzierung über Vorgewebe, Calos und Stammzelle; nur bei Pflanzen, bei Tieren nur bedingt und bei Pilzen nicht möglich)
Aufbau
Zellteilung
Bestehen aus Initialen (= Stammzellen)
dünnwandig, meist kleine Zellen
schließen lückenlos aneinander (keine Zwischenräume)
besitzen einen großen Zellkern und kleine (meist farblose) Plastiden
(befinden sich noch in der Vorstufe, Präplastiden, da man sie nicht differenzieren kann)
Zellen teilen sich inäqual:
d.h. eine Tochterzelle ist wieder eine Stammzelle, während die andere dazu bestimmt ist, Dauerzellen zu liefern.
Eine Zelle ist größer, die andere ist kleiner. Der größere Teil differenziert, der kleinere wächst heran und teil sich dann wieder. Man bekommt von einer Zelle 2 idente Tochterzellen.
primäres Meristem
geht durch Teilungen unmittelbar aus den Meristemzellen des Embryos hervor:
Wurzelscheitel (Calyptra)
Spross-Scheitel (Keimachse)
->Apikales Wachstum: man hat eine vorgegebene Wachstumsrichtung -> Richtung der Erdgravitation (der Sprossachse entgegen) Hier hauptsächlich Längenwachstum (=apikal)
Restmeristeme
Bleiben in einer Umgebung, die bereits in Dauergewebe übergegangen ist
größere Zellkomplexe meristematisch, werden sie als Restmeristeme von den Apikalmeristemen unterschieden.
Man findet es bei zweikernblättrigen Pflanzen.
Bsp. Faszikulärkambium (relativ gleichmäßig angeordnet, Zellen sind symmetrisch)
sekundäres Meristem
entsteht als Neubildung aus Dauergewebe, welches wieder teilungsfähig wird (= Folgemeristem)
Interfaszikulärkambium
Interfaszikulär: zwischen den Bündeln (zu einem Ring ausgebildet und bildet ein sekundäres Kambium). Dieses Restkambium ist wichtig für Verzweigungen.
Korkkambium (zusätzliches Teilungsgewebe im Stamm)
->Laterales Wachstum
Dauergewebe – Parenchym (Grundgewebe)
Bestandteile
isodiametrische
(in alle Richtungen des Raums in etwa den gleichen Durchmesser) Zellen; eher abgerundet
Zellwände meist dünn, nur gelegentlich mit sekundären Wandverdickungen;
primäre Zellwand ist nur ausgeprägt und daher auch viele Interzellularen (Lufträume) zwischen den einzelnen Zellen
Große Vakuolen, > 80% des Zellvolumens
normalerweise lufterfüllte Interzellularen
-> bei Sumpfpflanzen, wo ein gewisser Auftrieb für die Pflanzen notwendig ist, sodass sie aufschwimmen.
Parenchym- Modifikation
Modifikation:
Speicherparenchym
Hydrenchym (Wasserspeicherung) in den Vakuolen
Aerenchym (Gasaustausch)
Chlorenchyme (Photosynthese)
(Dauergewebe) –> Abschlussgewebe
Definition
Aufgaben
=> Es kommt zu einer Abgrenzung des Organismus zur Umwelt
Schutz vor Austrocknung der Pflanze
Schutz vor Angriff von Mikroorganismen
Schutz vor Umwelteinflüssen (Waldbrände = Pyrophyten, Kälte,...)
Schutz vor Fraßfeinden
ABER: Austausch mit der Umwelt muss gewährleistet sein!
(Wasser muss abtransportiert werden, O2 muss hintransportiert werden).
Hat Korkwarzen oder bestimmte Spaltungen, damit dies passieren kann
primäres Abschlussgewebe
=> gehen aus dem Apikalmeristem hervor und sind von Anfang an da.
äußere Abschlussgewebe:
Epidermis (Blatt, Sprossachse außen; Abschlussgewebe) mit Cuticula (Wachsschicht nur oberirdisch); an allen Pflanzenorganen
Hypodermis (Zellschicht unterhalb einer Epidermis); kann vorhanden sein, muss aber nicht. Ist bei der Wurzel sehr wichtig und wird daher als Abschlussgewebe dazugezählt, aber eher zum sekundären Abschlussgewebe
Rhizodermis (bei der Wurzel) mit fließendem Übergang zur Exodermis (sek. AG)
inneres Abschlussgewebe:
Endodermis (umschließt Zentralzylinder d. Wurzel) – primär, sekundär, tertiär;
findet man unterirdisch in der Wurzel und auch bei den Nacktsamen und daher ist sie das Leitgewebe.
Bei höheren Pflanzen ist sie eher nicht im Spross.
Epidermis
=> Primäres Abschlussgewebe der Blätter und Sprosse
Zellen schließen lückenlos aneinander
(müssen einen Abschluss bilden, daher sind sie dicht aneinander)
Gerade
Wellig verzahnt (typisch für Gräser)
Außenwände häufig verdickt
Bildung einer Cuticula als zusätzlicher Schutz (nur oberirdisch)
Trichome (Haare)*/Drüsen*
Spaltöffnungen*
*mikroskopische Identifizierung von Pflanzenmaterial (siehe Blatt)
Cuticula
haben Wachsschuppen, die eine unterschiedliche Form haben (= Verdunsten von Wasser einschränkt)
liegt an der Zusammensetzung (Fettsäuren, Ester etc)
zB. kugelig
wellig
spitz
röhrchenartig
stapelförmig
Kann aber auch Auswirkungen auf physikalischen Eigenschaften haben (Lotus-Effekt der Lotuspflanze – Blatt nicht benetzbar und das Wasser perlt ab)
Hypodermis
Erweiterung der Schutzfunktion
Direkt unter der Epidermis
Rhizodermis
=> Abschlussgewebe der Wurzel
Abschluss- und Absorptions-Funktion
besitzt keine Cuticula und keine Spaltöffnungen
Oberfläche häufig durch Bildung von Wurzelhaaren vergrößert → effektive Wasseraufnahme
geht früh zugrunde -> Übernahme der Funktion durch Exodermis
sekundäres Abschlussgewebe der Wurzel: Exodermis
Sekundäres Abschlussgewebe der Wurzel,
das sich aus der subrhizodermalen Hypodermis bildet, dessen Zellen verkorken (Suberineinlagerung) und die degenerierte Rhizodermis ersetzt.
Sobald diese Suberineinlagerung vorhanden ist kann man von sekundärem Abschlussgewebe sprechen, ansonsten primäres Abschlussgewebe (Rhizodermis)
Bildung meist schon vor Beginn des sekundären Dickenwachstums (Laterales Wachstum)
Endodermis
Aufbau und Vorkommen
inneres Abschlussgewebe
schließen dicht ab und haben Verdickungen und U-förmige Zellwandverstärkungen
interzellularenfreie Zellschicht
analog zu „Tight junctions“
frei von Plasmodesmen
Casparische Streifen
Vorkommen:
Wurzel und Rhizom
Spross: bei vielen Feuchtluft- und Wasserpflanzen
Nadeln: bei Koniferen (Nadelbaum, Nadelgehölz)
Wurzelendodermis
Primäre Wurzelendodermis
mit Lignin und Casparischen Streifen
Sekundäre Wurzelendodermis
mit allseitiger Auflagerung von Suberin
Tertiäre Wurzelendodermis
mit zusätzlich abgelagerter Cellulose (ganz dick ausgeprägt)
= Ausbildung der Zellwand der primären Endodermis.
Eine gürtelförmige Auflagerung von Endodermin (ein Suberin) auf die radialen Zellwände der Endodermiszellen
macht sie wasserundurchlässig, sodass der Wassertransport nur durch die Zellen erfolgt.
sekundäres Abschlussgewebe: Periderm
= werden von (sekundären) Meristemen gebildet bzw. von den Restmeristemen.
besteht aus:
Phellem (Kork) mit Suberin (mit Wachseinlagerung) -> z.B. Exodermis
Phellogen = Korkkambium
Phelloderm
Aufbau Periderm
Der Kork ist nicht beschränkt auf den Spross, sondern kann auch bei verholzten Wurzeln vorkommen.
tertiäre Abschlussgewebe: (Borke)
Beschreibung und Bildung
= abgestorbene äußere Rindenschichten (unterschiedliche Teilungsgewebe, die sich abschnüren können) bei Stämmen und dicken Ästen
Bildung:
innen gelegenen, noch lebenden Bereichen der Rinde oder des Speicherbastes bilden mehrere Innenperiderme aus, die Risse des Oberflächenperiderms abdichten.
Borkenarten
Ringelborke
Streifenborke
Schuppenborke
horizontal verlaufende Trennschichten parenchymatischen Gewebes zwischen den Innenperidermen (z.B. Birke, Kirsche)
Vertikal verlaufende Trennschichten (z.B. Weinrebe, Waldrebe) -> Clematis vitalba; wird in der TCM verwendet.
Innenperiderme konvex aufgebaut und durch netzförmige Parenchymstreifen getrennt (z.B. Kiefer, Platane) - Strandkiefer
(Dauergewebe) -> Festigungsgewebe (Kollenchym)
Kollenchym
lebende Zellen mit partiell verdickten Wänden (Primärzellwand); findet man in fast allen Pflanzen und ist nicht verholzt
Zellwand ohne Lignin (junge, krautige Organe)
Beispiele:
Plattenkollenchym (nur tangentiale Wände verdickt)
Eckenkollenchym (nur Zell-Ecken verdickt)
(Dauergewebe) -> Festigungsgewebe (Sklerenchym)
Sklerenchym
allseits gleich verdickte Zellen (v.a. Sekundärwand)
Sterben nach ihrer Differenzierung in der Regel ab und Reste bleiben übrig
Durch Lignineinlagerung (Phloroglucin-HCl Färbung!) werden Wände sehr hart und starr
Sklereiden/Steinzellen (isodiametrisch; Bsp. Birne, Nuss)
Sklerenchymfasern (langestreckte Zellen mit zugespitzten Enden; einige mm bis ca. 50 cm lang)
Kollenchym vs. Sklerenchym
Dauergewebe -> Leitgewebe
Vorkommen
Funktion
Beispiele
findet man nur in den Gefäßpflanzen und sind spezialisiert für den Stoffransport von oben nach unten und umgekehrt.
Sowie zur Speicherung als auch zur Basisversorgung von anderen Zellen.
„Ferntransport“ von Stoffen innerhalb einer Pflanze
Zwei, hohle, getrennten Röhrensystemen (geschlossenes Leitbündel und auch offenes Leitbündel mit Kambium Schicht)
Phloem (Siebteil)
Xylem (Holzteil)
Transport der organischen Substanzen die in den oberen Teilen der Pflanze auf- bzw. umgebaut worden sind. bzw. auch anorganische Substanzen.
Es kann aus allen oder einigen der folgenden Zelltypen bestehen:
Siebzellen
Siebröhren
Geleitzellen
Bastparenchymzellen
Basfasern
Siebzellen/Siebröhren
Evolution der Leitelemente ablesbar und ist ein lebendes Gewebe
a) ausgestorbenen Rhynia sp.
b) Bärlappgewachsen: primitive Siebfelder
c) Gymnospermen: Siebzellen mit Siebfeldern + proteinreichen Parenchymzellen (=Strasburgerzelle in den Nadelhölzern)
d) Angiospermen: Siebröhren + Begleitzellen
Siebzellen:
Lebende, prosenchymatische Zellen, Siebfelder, durch deren Poren die Protoplasten benachbarter Zellen verbunden sind
Siebröhren:
aus lebenden, hochspezialisierten, im ausdifferenzierten Zustand kernlos!!!
Auflösung des Tonoplasten (Miktoplasma), Plasmodesmen -> Siebplatte, Lebensdauer: meist eine Vegetationsperiode
(im Winter sterben sie ab, im Frühjahr wachsen wieder neue)
Genese Siebröhre Angiospermen
Genese Siebröhre: Angiospermen
Vorläuferzelle, die sich in 2 Tochterzellen teilt. der Rest vom Zellkern ist ein G-Protein-Körper, der zum Schluss ebenfalls noch aufgelöst wird.
Dann entsteht eine klassische Pflanzenzelle. Der Zellkern wird in Folge noch etwas plattgedrückt.
Xylem
Bestehen aus folgenden Zelltypen
= Transport von Wasser mit den darin gelösten, anorganischen Stoffen, abgestorbene Zellen
(Apoptose wird gezielt ausgelöst, um diese Röhrenstrukturen zu schaffen!)
Tracheiden
Tracheen
Holzparenchymzellen
Libriform- oder Holzfasern
lang gestreckte, englumige Einzelzellen – sind recht schmal von der Breite her (haben Gegendruck, der abhängig vom Durchmesser ist)
spitzwinklig-schrägstehenden
reich getüpfelten Endwänden
in Längsrichtung mit benachbarten Tracheiden verbunden
Hoher Strömungswiderstand
Ununterbrochene Röhrensysteme
größere Durchmesser (60 bis >700 μm)
Aufgebaut aus Tracheengliedern
NICHT bei Gymnospermen !
Ausnahme: Gnetales
Ephedra sinica (Ph. Eur.)
Gnetum spp.
Welwitschia mirabilis
Tracheentypen
x1 Ringgefäß
x2 Spiralgefäß
x3 Netzgefäß
x4 Tüpfelgefäß
x5 Fusionsstelle zweier Tracheenglieder
Leitbündeltypen
Leitbündeltypen:
Konzentrische Leitbündel mit Innenxylem (a) sind bei Farnen, mit Außenxylem (b) bei Erdsprossen (= Rhizom) von Monokotylen anzutreffen.
Radiale Leitbündel sind typisch für die Wurzeln der Monokotylen (radial geschlossen (c)) und der Dikotylen (radial offen (d)).
Kollaterale Leitbündel sind geschlossen in den Sprossen der Monokotylen (e) und offen bei Dikotylen und Gymnospermen (f).
Das bikollateral offene Leitbündel (g) zeigen Kürbis - und Nachtschattengewächse.
(Dauergewebe) Ausscheidungs- oder Exkretionsgewebe
Dauergewebe- Ausscheidungs- oder Exkretionsgewebe:
es gibt unterschiedliche Formen dieser Gewebetypen:
Idioblasten und Milchröhren
Exkretbehälter
Drüsen
Idioblasten
Zellen, die von einem homogenen Gewebe in ihrer Form abweichen
Meist sind sie größer als die umgebenden Zellen und können verschiedenste Exkrete/Substanzen enthalten (Bsp. Kristallidioblasten, Ölidioblasten, Gerbstoffidiobl.)
Milchröhren
enthalten Milchsaft, ein komplexes Gemisch von vielerlei gelösten und emulgierten Stoffen (Kautschuk, Alkaloide, Gerbstoffe, Sesquiterpenlaktone, Triterpene)
gegliederte Milchröhren (= Abb. a) bilden sich aus mehreren Zellen durch nachträgliche Auflösung der Querwände
z.B. Lactuca [Salat/Lactuca]
Taraxacum [Löwenzahn]
Hevea [Kautschuk]
Papaver [Mohn]
->Bitterstoffe (Kopfsalat, Radicchio)
ungegliederte Milchröhren (= Abb. b) entstehen aus Zellen des Keimlings, die beim Wachstum der Pflanze stets mitwachsen
z.B. Euphorbia [Wolfsmilch]
-> sind Diterpene, welche verestert sind und sich nur in den Euphorbiacaen finden!
Sie sind hochtoxische Substanzen, die krebserregend sind zB. Weihnachtsstern (Milchsae)
Lysigene Exkretbehälter
Schizogene Exkretbehälter
Lysigene Exkretbehälter:
Speicherung von Exkreten in Zellen gespeichert werden mit nachfolgender Auflösung der Zellwand
Exkretzellen sterben in der Regel ab
Schizogene Exkretbehälter:
Auseinanderweichen von Zellen (Auflösung der Mittellamelle)
Speicherung von Exkreten in flüssigkeitsgefüllten Interzellularräumen zwischen Drüsenzellen
Beispiele: Ölgänge bei den Apiaceae, Harzgänge bei Nadelbäumen
Interzellularräume
Auflösen der Mittellamelle
Auflösen der Zellwand
Aufreiße der Zellwand (Markhöhle)
Bestandteile und Aufbau
= können aus einzelnen Zellen oder ganzen Zellgruppen bestehen
Drüsenhaaren
Drüsenschuppen (mehrzellig) – darüber wird das ätherische Öl eingepumpt!
Nektarien: Nektarausscheidende Drüsen
Hydathoden: flüssiges Wasser ausscheidende Drüsen (scheiden z.T. auch überschüssige gelöste Stoffe wie z.B. Kalk aus, Bsp.: Saxifraga paniculata)
Salzdrüsen: dienen der Abgabe überschüssiger Ionen mittels Ionenpumpen, vor allem an salzstandorten, z.B. Strandflieder (Statice) -> man findet Salzkristalle an der Oberfläche
Verdauungsdrüsen: kommen bei Carnivoren vor, geben Hydrolasen und Schleime ab und nehmen anschließend die Abbauprodukte auf (Bsp.: Drosera sp., Dorseraceae*) -> die Pflanze sezerniert Verdauungsenzyme und die Pflanze wird dann von diesen aufgenommen (sie wachsen aber auf Torfmatten, wo der pH sauer ist und dadurch entsteht auch der Stickstoff).
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