Vorhofflimmern - Definition
häufigste tachykarde Herzrhythmusstörung
gestörte Vorhoferregung durch Reentry-Mechanismen
Vorhoffrequenz: 350 bis 600 Impulsen/min
somit höher als beim Vorhofflattern 250 bis 350/min
Epidemiolgie + Risikofaktoren
Prävalenz: 1–2% in der Gesamtbevölkerung, somit häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung
Altersabhängigkeit: Die Inzidenz des Vorhofflimmerns steigt mit dem Alter erheblich an
Geschlecht: ♂ > ♀
Epidemiologische Risikofaktoren
Arterielle Hypertonie
Adipositas
Diabetes mellitus
Chronische Niereninsuffizienz
Unterscheidung
primäre VHF (15%)
sekundären VHF (85%)
primäres VHF
Ohne zugrundeliegende strukturelle Herzerkrankung („Lone Atrial Fibrillation“, „idiopathisches Vorhofflimmern“)
sekundäres VHF
Durch zugrunde liegende epidemiologische Risikofaktoren oder Erkrankungen ausgelöste Formen
Kardiale Erkrankungen
Myokarditis
Mitralstenose und andere Klappenvitien (valvuläres Vorhofflimmern)
Koronare Herzkrankheit, insb. bei bereits eingetretenem Myokardinfarkt
Chronische Herzinsuffizienz (inkl. der hypertensiven Herzkrankheit als Komplikation der arteriellen Hypertonie)
Kardiomyopathien
Vorhofseptumdefekte und andere angeborene Herzfehler
Erkrankungen der Reizbildung und Reizweiterleitung (z.B. Sick-Sinus-Syndrom, Präexzitationssyndrome)
Extrakardiale Erkrankungen
Hyperthyreose
Elektrolytstörungen (insb. Hypokaliämie)
Akute (z.B. Lungenembolie) und chronische (Rechts‑)Herzbelastung (z.B. COPD)
Rezidivierende oder chronische Hypoxien (z.B. bei Schlafapnoe-Syndrom oder chronischen Lungenerkrankungen)
Medikamentös-toxische Einflüsse
Holiday-Heart-Syndrom : Auftreten von Herzrhythmusstörungen (insb. paroxysmales Vorhofflimmern) bei Herzgesunden nach Alkoholexzess (auch bei jungen Menschen)
Klinik
Asymptomatische Verläufe: Häufig, bei bis zu ⅓ der Patienten!
Mögliche Symptome
Palpitationen und Herzrasen
Unregelmäßiger Puls
Schwindel, ggf. Synkope
Angst, innere Unruhe
Symptome der Herzinsuffizienz bzw. Auftreten einer kardialen Dekompensation
Zeichen von abgelaufenen systemischen Embolien, z.B. Hirninfarkte/TIA
Diagnostik
Anamnese und klinische Untersuchung
Beginn des Vorhofflimmerns – sicher oder unsicher?
Mögliche Auslöser des Vorhofflimmerns erfragen: Körperliche Belastung, Alkohol, Infektionen
Hinweise auf stattgehabte Embolien: Hirninfarkte/TIA, Niereninfarkte, Milzinfarkte, Mesenterialinfarkte
Palpation des Pulses: Unregelmäßige Herzaktion
Pulsdefizit: Differenz zwischen peripher tastbarer Pulsfrequenz und „hörbarer“ bzw. im EKG angegebener Herzfrequenz
Wechselnde Lautstärke des 1. Herztons
Labordiagnostik
TSH, ggf. Schilddrüsenhormone
EKG
Irreguläre/unregelmäßige RR-Intervalle („Arrhythmia absoluta“ )
Fehlende P-Wellen
Schmale QRS-Komplexe
Flimmerwellen (insb. in V1)
Bei Frequenzen ≥100/min spricht man von einer Tachyarrhythmia absoluta (TAA)
Bei Frequenzen von <50–60/min spricht man von einer Bradyarrhythmia absoluta (BAA)
Langzeit-EKG
Detektion eines (vermuteten) Vorhofflimmerns bzw. einer Rhythmusinstabilität
Erfassung des Herzfrequenzprofils
VHF - DD
Vorhofflattern
Supraventrikuläre Tachykardien inkl. Präexzitationssyndromen
Ventrikuläre Tachykardie, insb. bei Patienten mit einem Schenkelblockbild
Therapie
Thromboembolieprophylaxe
Frequenzkontrolle
Rhythmuskontrolle
„Upstream-Therapie“ → Behandlung ätiologisch zugrundeliegender Faktoren (z.B. Behandlung einer arteriellen Hypertonie)
Komplikationen
CHA2DS2VASc-Score
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