Definition
chronische Erkrankung der Leber, die mit einer Zerstörung der Läppchen- und Gefäßarchitektur durch eine entzündliche Fibrose einhergeht.
Epidemiologie
Inzidenz: Ca. 250/100.000 pro Jahr (häufig!)
Prävalenz: 300.000–400.000 in Deutschland
Geschlecht: ♂ > ♀ (2:1)
Äthiologie
Toxisch
Äthyltoxisch (häufigste Ursache)
Nichtalkoholische Fettlebererkrankung
Medikamentös (z.B. Amiodaron)
Berufliche Exposition
Entzündlich
(Chronische) Virushepatitis B, C, D
Stoffwechselerkrankungen
Hämochromatose
Morbus Wilson
Chronische Stauung der Lebervenen bzw. Gefäßanomalien
Morbus Osler
Kryptogene Leberzirrhose
Leberzirrhosen, deren Ätiologie nach ausreichender Diagnostik unklar verbleibt
Pathophysiologie
Auslösende Noxe
Aktivierung/Einwanderung eines Entzündungsinfiltrats
Untergang von Hepatozyten
überschießende, bindegewebige Reparaturvorgänge
Anhaltende Einwirkung der Noxe → Zirrhotischer Umbau
Unterbrechung der Gallekanälchen sowie der Sinusoide → Portale Hypertension
Intrahepatische Shuntbildung zwischen Pfortader- und V.-cava-Ästen → Minderdurchblutung der Leber
Leberfunktionsstörung (exokrin und metabolisch)
Folgen Leberfunktionsstörung
Gerinnungsfaktoren↓ → Blutungsneigung
Eiweiße↓ (insb. Albumin↓ ) → Aszites
Gallensäuren↓ → Aufnahme fettlöslicher Vitamine↓
Transportproteine↓ für Hormone
Globuline↓ (außer γ-Globuline)
Cholinesterase↓
Harnstoff↓ → Ammoniak↑ → Hepatische Enzephalopathie
Gluconeogenese↓ sowie Glykogenspeicherung↓
Arzneimittelmetabolisierung/Entgiftung↓ → Kumulation toxischer Stoffe
Bilirubin-Glucuronidierung↓ → Hyperbilirubinämie, Ikterus
Gesteigerte Insulinresistenz → Hepatogener Diabetes mellitus
Hydroxylierung von Vitamin D3↓ → Sekundärer Hyperparathyreoidismus
Störung des Lipid- und Lipoproteinstoffwechsels
Symptome
Unspezifische Allgemeinsymptome (eine Leberzirrhose ist zu Beginn häufig symptomfrei)
Müdigkeit, Leistungsminderung
Druck- und Völlegefühl im Oberbauch (ggf. unter dem rechten Rippenbogen)
Pruritus
Ikterus
Bauchumfangszunahme
Leberhautzeichen
Kopf: Lacklippen, Lackzunge
Kopf und Rumpf
Teleangiektasien: Am häufigsten als Spider naevi
Periumbilikale Erweiterung der subkutanen Venen: „Caput medusae“
Extremitäten
Palmar- und Plantarerythem
Milchglasnägel/Weißnägel
Dupuytren-Kontraktur
Uhrglasnägel
Generell: Pergamentartige Hautatrophie
Hormonstörungen
Gynäkomastie, Bauchglatze und Brustglatze
Libido-/Potenzstörungen
Amenorrhö
Labor
Leberparenchymschaden
Transaminasen↑
GLDH↑
Alkalische Phosphatase↑
γGT↑
Evtl. Bilirubin↑
Ammoniak↑
Synthesestörung
INR↑, Quick-Wert↓
Gesamteiweiß bzw. Albumin↓
Thrombozytopenie bei Hypersplenismus infolge der Splenomegalie
Makrozytäre Anämie durch Vitaminmangel (B12, Folsäure)
Mikrozytäre Anämie durch chronischen Blutverlust bei Gerinnungsstörung
Diagnose
Sonografie
Leberform und -struktur
Leberkontur höckrig
Abrundung des Leberwinkels
Verplumpte, bikonvexe Organform
Inhomogene Parenchymstruktur, variable Hyperechogenität des Parenchyms mit bindegewebiger Septierung
CT/MRT
Pathologie
Therapie
allg. Maßnahmen
Behandlung einer auslösenden Grunderkrankung
Alkoholabstinenz
Vermeidung lebertoxischer Medikamente
Ausgewogene, kalorisch ausreichende Kost, keine Eiweißrestriktion
medikamentöse Maßnahmen
Senkung portalen Drucks: Nicht-selektive Betablocker, z.B. Propranolol
Aszitestherapie: Schleifendiuretikum
Bei Mangel an Gerinnungsfaktoren, ggf. kombiniert mit Thrombozytopenie → Koagulopathie mit Auftreten einer diffusen Blutungsneigung, z.B. disseminierte Marklagerblutungen, diffuse Blutung bei erosiver Gastritis
Vitamin K substituieren
Interventionell
Senkung des portalen Drucks durch eine TIPS-Anlage (Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt)
Operativ
Lebertransplantation als Ultima ratio
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