Für welche Probleme mussten Gehirne und Nervensysteme im Laufe der Evolution Lösungen finden?
Schnelle & genaue Steuerung der Motorik
Schnelle Anpassung des Körpers an Gefahrensituationen (Flucht/ Kampf)
Repräsentation der Umweltaspekte, die zum Überleben notwendig sind (anders für jede Spezies -> nur das Notwendigste)
Anpassung des Verhaltens an sich verändernde Umweltbedingungen
Fähigkeit, Infos über längeren Zeitraum zu speichern und später wieder nutzen zu können
Räumliche Orientierung und räumliches Gedächtnis (Wo kann ich Nahrung, Wasser usw. finden?)
Schnelle und verlustfreie Weiterleitung von Infos im Körper und Nervensystem
Neurowissenschaften
Biopsychologie Teilgebiet der Neurowissenschaften
Neurowissenschaften in letzten Jahren rasante Fortschritte gemacht
Zwei Bsp. Dazu: Raster Zellen & räumliche Karten im Gehirn/ Steuerung der Nahrungsaufnahme durch den Hypothalamus
Rasterzellen (grid cells)
Zellen deren feuerverhalten eng mit der Position der Tiere verbunden sind
befinden sich im entorhinalen Kortex
Einzelne Rasterzellen bilden die Umgebung vom Tier als hexagonale Karte ab
Rasterzellen im Menschen?
Ideen aus Tierstudien
werden übersetzt in Humanstudien
klinische Relevanz abgeleitet
Optogenetik
Jennings et al.: The inhibitory circuit architecture of the lateral hypothalamus orchestrates
Feeding. Science, 2013 -> Optogenetik in der Maus (Video)
-> Laser geht an wenn Maus frisst
-> was passiert hier? Wie geht das?
Hier kommt die Methode der Optogenetik zur Anwendung:
Nervenzellen (Neuronen) in verschiedenen Hirnarealen haben unterschiedliche Funktionen.
Bestimmte Neuronenpopulationen werden genetisch so verändert, dass sie lichtempfindliche Ionenkanäle (Channel Rhodopsin) in ihre Zellmembran einbauen (deswegen Opto-genetik) -> werden lichtempfindlich gemacht
Bei Bestrahlung mit Licht einer bestimmten Wellenlänge öffnen (oder schließen) sich diese Kanäle -> bestimmte Zellen können mit einem Laser gezielt aktiviert oder gehemmt werden.
Biopsychologie im Kontext der Psychologie; Teilgebiete der Biopsychologie
Die Psychologie untersucht menschliches Erleben & Verhalten
Die moderne Psychologie war von Beginn an naturwissenschaftlich (physiologisch) ausgerichtet
Die Geburtsstunde der modernen Psychologie ist auch die Geburtststunde der Biologischen Psychologie
Teilgebiete der Biopsychologie
Die Biopsychologie untersucht die biologischen Grundlagen von menschlichem Erleben und Verhalten.
Biopsychologie kann deshalb als Teilgebiet der Neurowissenschaften aufgefasst werden.
Teilfächer der Biopsychologie sind unter anderem:
Neuropsychologie: untersucht kognitive Beeinträchtigungen bei Störungen der Gehirnfunktion
Psychophysiologie: untersucht (peripher-)physiologische Korrelate psychischer Prozess
Kognitive Neurowissenschaft: untersucht die neuronalen Grundlagen höherer kognitiver Funktionen (z.B. Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sozialverhalten, ...)
Psychopharmakologie: untersucht die Wirkweise von psychoaktiven Stoffen
Enge inhaltliche Verbindungen bestehen zu medizinischen Fächern:
Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
Biopsychologie und kongnitive Neurowissenschaft
Für die Psychologie besonders relevant: kognitive Neurowissenschaft (Cognitive Neuroscience) untersucht die biologischen Grundlagen höherer kognitiver Funktionen (z.B. Lernen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, ...)
Methoden sind primär funktionelle Bildgebung, Läsionsstudien, EEG, TMS
Kognitive Neurowissenschaft ist Biopsychologie (und wird maßgeblich von Psychologen betrieben)
Biopsychologie ist aber mehr als kognitive Neurowissenschaft (Beispiel Psychophysiologie, Verhaltensgenetik, ...)
Die kognitive Neurowissenschaft basiert auf dem theoretischen „Unterbau“ der kognitiven Psychologie.
Historische Anmerkungen: Phrenologie
Erster Versuch der Zuordnung von psychischen Prozessen zu Hirnregionen
Versch. Hirnareale haben unterschiedliche Funktionen
Je größer ein Areal, desto stärker ist die entsprechende Funktion / das Persönlichkeitsmerkmal ausgeprägt
Diese Größenunterschiede spiegeln sich in Wölbungen des Schädels wieder
-> Krude bzw. kuriose psychologische Konstrukte (Häuslichkeit, Sinn für Freundschaft etc.)
-> Grundannahme des Zusammenhangs zwischen Schädelwölbung und Neuroanatomie ist falsch
-> ABER: Idee der funktionellen Spezialisierung hat sich aber grundsätzlich bestätigt
Brocas & Wernickes Beobachtung
Broca:
Monsieur Tan – Patient konnte nicht mehr sprechen (außer Tan) ansonsten keine kognitive Beeinträchtigungen, Sprachverständnis auch noch vorhanden
Broca Areal -> Das betroffene Areal das beeinträchtigt war wudre nach Monsieur Tan benannt
Sprachverständnis nicht gestört, aber Sprachproduktion (Broca Aphasie)
Wernicke:
Intakte Sprachproduktion, gestörtes Sprachverständnis
Das bei diesen Patienten betroffene Hirnareal ist nach Wernicke benannt (Wernicke Areal)
-> Wernicke Aphasie
Doppelte Dissoziation
stärkste Hinweis darauf das versch. Hirnareale untersch./ spezifische Funktionen haben
Funktionelle Spezialisierung ohne Phrenologie
Wichtiges Konzept in den Neurowissenschaften
Wird durch unzählige Läsionsbefunde gestützt (z.B. Broca/ Wernicke)
Heute: funktionelle Spezialisierung ist graduell – Regionen sind bis zu einem gewissen Grad auf bestimmte kognitiven Funktionen spezialisiert
Also gerade keine 1-zu-1 Zuordnung: Region A -> Prozess A‘; Prozess A‘ ->Region A.
Funktionelle Bildgebung: Reverse-Inference-Problem (Poldrack, 2006):
Region X ist aktiv – können wird daraus schließen, dass der kognitive Prozess X‘ abläuft? -> Nein, denn Regionen haben multiple Funktionen.
-> Grundprinzip der Phrenologie hat sich bestätigt; aber inhaltlich verkehrt!!
Wilder Penfield
Motorischer Homunculus
ordentlich sortiert/ Anordnung im motorischen Kortex in Hinblick auf die Körpermuskulatur die von diesem angesteuert wird
Kortikale Karten!!
Art des Sinneseindruckes hängt davon ab wo Gehirn stimuliert wird
untersch. Sinnes Modalitäten werden in untersch. Netzwerken verarbeitet
Analyseebenen in den Neurowissenschaften
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