Definition von
“Definition”
Sprachliche Präzisierung eines empirischen Begriffs
Definiendum: Begriff, dessen Bedeutung festgelegt werden soll
Definiens: Begriffe, die den Inhalt des Definiendum darstellen
Sichert gemeinsames Verständnis eines Begriffs;
sprachökonomische Funktion
Nominaldefinition erhebt keinen Anspruch, das “Wesen”
eines Begriffs zu erfassen (keine “Realdefinition”)
Nicht richtig oder falsch, aber mehr oder weniger nützlich
welche 2 Begriffsdeutungen gibt es?
Intensionale
Extentionale
Intensionale Begriffsdeutung
Merkmale, die gegeben sein müssen, damit ein Objekt mit dem Begriff bezeichnet werden kann
=> mögliche Definition: Klare, deutlich bestimmte Intension
Extensionale Begriffsdeutung
Menge aller Objekte, die die Intension des Begriffs erfüllen
Kann Extension Null sein?
Extension kann null sein: Existenz eines Begriffs bedingt keine empirische Entsprechung
Zu welchen Anlass führt eine unklare Extension?
-> Anlass zu empirischer Forschung
Nenne 2 Definitorische Probleme
Was sind die Nachteile?
Jangle Fallacy
Jingly Fallacy
=> Erschwert wissenschaftliche Kommunikation
=> Behindert Wissensfortschritt
Erkläre
Jingle Fallacy
Unterschiedliche Begriffe für (fast) identische Konstrukte
Construct proliferation
gleicher Begriff für unterschiedliche Konstrukte
Was ist ein Beispiel für Jangle Fallacy
Destruktive Führung
Destructive leadership
Abusive supervision
Petty tyranny
Supervisor incivility
Supervisor aggression
Supervisor undermining
Was ist ein Beispiel für Jingle Fallacy
Emotionale Intelligenz
…als Fähigkeit zur Lösung emotionaler Probleme
…als Kombination von Kompetenzen, Persönlichkeitsmerkmalen, und Selbsteinschätzungen
Hypothesen
Aussage, die einen Zusammenhang zwischen mindestens zwei Variablen postuliert
Variable A (unabhh. Var.) —> Variable B (abh. Var.)
Gesetz
strukturell identisch mit Hypothesen (i.d.R. besonders gut bewährt)
Hypothesen und Gesetze sind …
…nicht nur sprachliche Konvention, sondern Aussagen über empirische oder logische Zusammenhänge
Was für 6 Arten von Hypothesen gibt es?
Deterministisch
ausnahmslos für alle Objekte
in Sozialwissenschaften sehr selten
Probabilistisch
gilt nur mit bestimmer Wskt
Normalfall in Sozialwissenschaften
Bsp: Kognitive Intelligenz erhöht das Einkommen
Wenn-Dann
Häufig: wenn unabh. Var. dichotom ist
“Wenn CEO eines U ein Mann ist, dann werden im Top Management mehr Männer als Frauen sein”
Je-Desto
Unabh. und abh. Var. kontinuierlich
“Je höher die Arbeitszufriedenheit desto höher die Leistung”
Kausale vs. nicht-kausale
Arbeitszufriedenheit erhöht Leistung
Arbeitszufriedenheit und Leistung hängen positiv zusammen
lineare vs. nicht lineare
nicht linear:
there is an inverted U shaped relationship between assertiveness und leadership perceptions
Hypothesen mit mehr als 2 Variablen
Moderation: M beeinflusst den Zusammenhang zwischen A und B:
Mediation: M erklärt den Zusammenhang zwischen A und B
Komplexe Kombination von Moderation und Mediation möglich
Das ist?
M beeinflusst den Zusammenhang zwischen A und B
M erklärt den Zusammenhang zwischen A und B
Theoretisches Niveau von Hypothesen
(Ipad noch schwärzen)
Kollektive Zusammenhänge können zur
Individualebene generalisiert werden, und umgekehrt
Was ist die Aussage hieraus?
Kollektive Zusammenhänge können nicht ohne Weiteres zur
(Noch kürzen?)
Definiere
“Theorie”
System von Aussagen, das mehrere Hypothesen umfasst
Komponenten von Theorien
Definitionen
Grundannahmen (Axiome), kaum empirisch prüfbar
eigentliche Hypothesen (Propositionen)
Relevante Theorien für Managementlehre
Upper echelons Theorie
Soziale Identitätstheorie
Conservation of resources theory
Theorien sind Ziel und Kern wissenschaftl. Arbeit
Funktionen von Theorien
Phänomene und deren Zusammenhänge erklären
empirische Phänomene vorhersagen
Wege zur praktischen Zielerreichung aufzeigen
Verleihen Konstrukten Bedeutung
Zeigen auf, welche Konstrukte in einem Kontext relevant sind
=> ACHTUNG: sehr weitgehende und unpräzise Verwendung des Theoriebegriffs in den Sozialwissenschaften
Nenne die Kennzeichen wissenschaftlicher Theorien
Falsifizierbarkeit
Theorien müssen so formuliert sein, dass Beobachtungen ihnen widersprechen können
Widerspruchsfreiheit / logische Konsistenz
Abstraktheit
Gute Theorien haben einen breiten Anwendungsbereich, Konstrukte sind oft sehr abstrakt
Einfachheit (parsimony): Theorien sollten nicht unnötig
komplex sein
Theoretische vs. empirische Hypothesen
Theoretisch
Zusammenhang zw. theoret. Konstrukten (Propositionen)
Empirisch
Zusammenhang zw. beobachteten Indikatoren
=> Korrespondenzproblem:
Operationalisierung bzw. Messung muss Konstrukte adäquat abbilden
Was ist das Korrespondenzproblem?
Definiere “Modell”
(Teilweise) Übersetzung einer allgemeinen Theorie in ein konkretes System von Hypothesen
Entwicklung und Überprüfung von Modellen ist Fokus der Feldforschung
Können durch Pfaddiagramme veranschaulicht werden
Pfeil: kausale Wirkung
Doppelpfeil: Beziehung, ohne kausale Aussage
Skiziere ein Beispiel für ein Model
Nenne die 3 grundlegenden Erkenntnisarten
Erkläre Induktion
Grundidee
Beobachtungen werden generalisiert
Weitere Beobachtungen bestätigen die Generalisierung
Älteste Methode der Erkenntnisgewinnung
Urvater: Francis Bacon (16. Jhd.)
Bsp.: Newton‘s Gravitationsgesetz
Problem:
Induktionsschlüsse sind logisch unhaltbar
Aus noch so vielen Beobachtungen kann keine Generalisierung
abgeleitet werden
Beispiel: Beobachtung weißer Schwäne beweist nicht, dass
alle Schwäne weiß sind
Erkläre Deduktion
Auf Basis einer Theorie werden Hypothesen entwickelt
Hypothesen werden mit Hilfe von Daten geprüft
Hypothesen nicht bestätigt -> Theorie falsifiziert
Hypothesen bestätigt -> Theorie gestützt, aber nicht verifiziert
Idealtypisches Vorgehen in der modernen Wissenschaft (nicht unumstritten)
Bedeutender Vertreter: Karl Popper (1902 1994)
Grundlage/Abgrenzungskriterium:
Wissenschaftliche Theorien müssen falsifizierbar sein
Falsifikation als „Motor des Erkenntnisfortschritts“
Wie ist der idealtpyische Ablauf wissenschaftlicher Entwicklung nach Popper
(Erkenntnisfortschritt durch Deduktion / Falsifikation)
Was sind die Probleme des idealtypischen wiss. Fortschritts nach Popper
„Naive Falsifikation“ bei einmaliger Nichtbestätigung einer
Hypothese nicht zielführend
In der Forschungspraxis
Falsifikationen werden häufig methodischen Problemen
zugerechnet
Bewährte Theorien haben i.d.R. einen „Schutzgürtel“ von Hilfs
oder Instrumententheorien -> Falsifikationen werden auf diesen Schutzgürtel umgelenkt
Trotz tlw. mehrfacher Falsifikation werden Theorien in der Praxis oft nicht aufgegeben
Erkläre die Deduktiv-nomologische Erklärung
Strukturelle Gleichheit von Erklärung und Prognose
Was sind praktische Probleme der deduktiv-nomologischen Erklärung?
Deterministische Gesetze existieren in den Sozial
wissenschaften nicht -> DN-Erklärung i.d.R. nicht möglich
Verifikation unmöglich, doch auch Falsifikation problematisch
Im Prinzip: Ein einziger widersprüchlicher Fall reicht aus
Aber: Keine Sicherheit bzgl. Vorliegen von Randbedingung und
Explanandum
Duhem Quine These: Auch wenn eine Hypothese nicht
bestätigt wurde, heißt das nicht, dass sie falsch sein muss
Schlechte Messung (z.B. niedrige Reliabilität)
Falsche Messung (fehlende Validität)
Probleme bei der Stichprobenziehung
Erläutere die Induktiv-statistische Erklärung
Was sind Probleme der Induktiv-statistischen Erklärung
Duhem Quine These bleibt relevant
Explanandum nicht mehr logisch aus Explanans ableitbar
Falsifizierbarkeit auch logisch nicht mehr eindeutig möglich
Widersprüchliche Wahrscheinlichkeitsaussagen denkbar
Erklärung/Prognose nur mit Wahrscheinlichkeitscharakter
=>Trotzdem aus pragmatischen Gründen unabdingbar!
=> Verweist nicht auf Unmöglichkeit von DN Erklärungen in den
Sozialwissenschaften, sondern auf unzureichende Theorie
und Methodenentwicklung
Forschungspraxis: Ist Hypothesentest als Theorieprüfung möglich?
Test spezifischer Hypothesen kann gute Methode zur Prüfung
übergeordneter Theorien sein
Hängt von logischer Verknüpfung zwischen Hypothese und
Theorie ab
Idealfall: Hypothese ist logisch direkt aus Theorie abgeleitet
Widerlegte Hypothese hat dann direkte Implikationen für Theorie
In der Forschungspraxis:
Oft wird zu einer Hypothese eine „passende“ Theorie gesucht
Lose Beziehung Theorie Hypothese (Theorie eher als
Argumentationsrahmen)
Widerlegte Hypothese schadet der Theorie nicht/kaum
Forschungspraxis: Abduktion
Deduktiver Hypothesentest als wiss. Standardparadigma
In der Praxis tauchen Hypothese jedoch oft erst im Laufe der Datenanalyse auf ( => Abduktion)
Auf Basis der Daten werden Hypothesen entwickelt, die diese
Datenlage verursacht haben könnten
Bsp.: Kommissar (Schluss von Indizien auf Täter); Ärztin (Schluss von Symptomen auf
Abduktive Schlussfolgerungen sind Hypothesen => müssen selbst wieder in neuen Studien getestet werden
Sonst Gefahr , nicht replizierbare Ergebnisse zu finden (v.a. in selektiven und/oder kleinen Stichproben)
Was ist das Problem?
Problem: Deduktives Paradigma schafft Anreize, Ergebnisse als „hypothesenkonform“ darzustellen
Führt zu Pseudo Unterstützung der Theorie
Welche Form hat der Prozess der Abduktion?
=> Abduktion als kreisförmiger Prozess!
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