Wann?
Das Joh ist wahrscheinlich um 100 n.Chr. (oder kurz nach 100) entstanden und damit jünger als die Synoptiker. Wenige Exegeten datieren es auf kurz vor der Tempelzerstörung (womit es älter wäre als die Synoptiker).
Wo?
Erwogen werden das Ostjordanland, Syrien oder (gegenwärtig von einer Mehr- heit der Exegeten) Kleinasien.
Wer?
Der Verfasser bleibt zunächst anonym; um 180 wurde er von dem Kirchenvater Irenäus v. Lyon mit dem Zebedaiden Johannes (= der „Lieblingsjünger“, vgl. 21,24) identifiziert. Er nennt als Quellen Papias und Polykarp, wobei bei beiden unsicher ist, ob bei ihnen nicht ein anderer Johannes gemeint ist. Verfasser wie Adressaten scheinen einen judenchristlichen Hintergrund zu haben, standen je- doch offensichtlich in einem starken Konflikt mit der Synagoge.
Gliederung
1,1-18: Prolog
1,19-12,50: Jesu Wirksamkeit und Offenbarung vor der Welt
13,1-17,26: Jesu Offenbarung vor den Seinen (“Abschiedsmahl”)
18,1-20,31: Passion und Auferstehung
20,30f: erster Buchschluss
21,1-25: Epilog/Nachtragskapitel: Ostererscheinung am See Tiberias
21,24f: Zweiter Buchschluss
Welche biographischen Angaben über Jesus finden sich?
Jesus stammt aus Nazareth (1), nicht aus Bethelehem (7)
Sein Vater heißt Josef (1;6), seine Mutter und seine Brüder bleiben anoonym (2,6;19 Mutter, 2;7 Brüder)
Erst in Joh 20-21 werden Jesu Jünger als Brüder bezeichnet
Welche Rolle spielt Petrus im Joh? Achten Sie dabei v.a. auf die Unterschiede zu den Synoptikern.
Petrus eilt Jesus entgegen (21,7)
er soll die Gemeinde weiden (21,15-17)
er wird das Todesschicksal Jesu teilen (21,18f)
Neben Petrus hat im Joh v.a. der sog. „Lieblingsjünger“ große Bedeutung innerhalb des Jüngerkreises. Was erfahren wir über diesen und welche Funktion kommt ihm zu?
Er wird erstmals in Kapitel 13 und dann in 19-21 erwähnt
Beim Mahl liegt er „an der Brust Jesu“ (13; vgl. 21)
Unter dem Kreuz nimmt er die Mutter Jesu zu sich (19)
Nach dem Wettlauf zum Grab mit Petrus „glaubt“ er als erster (20)
In Joh. 21 erkennt er Jesus als erster und wird abschließend als Autor des Buches identifiziert. Ein Gerücht sagt, er werde nicht sterben
unklar: repräsentieren der Johannesjünger in Joh. 1 und der „Bekannte des Hohenpriesters (Joh. 18) ebenfalls den geliebten Jünger
-> Bis zum Schluss bleibt der Lieblingsjünger anonym
Wer taucht bei Joh als Gegner Jesu auf?
meist werden die Gegner als „die Juden“ bezeichnet (1,19; 5-8)
weiter werden erwähnt: Hohepriester (7;11) und Pharisäer (4,1;7) - die Anhänger Jesu (9)
auffällig: das Fehlen von Schriftgelehrten
Sammeln Sie im sog. Johannes-Prolog (1,1–18) wichtige Themen und prägnante Begriffe, die bereits grundlegende Aussagen zur Christologie des Joh implizieren.
die Schöpfungsmittlerschaft und Göttlichkeit des Logos
-> er ist und spendet Leben und Licht (V.1-5)
-> das Licht scheint in der Finsternis, die es nicht ergriffen hat
das Zeugnis des Johannes (V.6-8,15)
Das Kommen des Lichtes in die Welt, Aufnahme und Ablehnung (V.9-13) als Zeichen der Gottesherrschaft
Die Fleischwerdung des Logos, seine Wohnung in der Welt und das Sehen seiner Herrlichkeit (griechisch: doxa) V.4
Gnade und Wahrheit Jesu Christu als Überbietung des Gesetzes (V.14, 16-17)
Die Verkündigung des Vaters durch den einziggeborenen Gott (V.18)
Joh spricht mehrfach in Dualismen, wie z.B. „Licht – Finsternis“ (zum ersten Mal 1,5: „Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.“). Nennen Sie wei- tere solcher Dualismen.
Licht /Finsternis (1;9;12!)
Wahrheit/Lüge (8)
Freiheit/Knechtschaft (=Sünde) (8!)
Knecht/Herr (13;1)
Liebe/Hass (15-16)
Glauben/Nichtglauben (12)
„aus der Welt sein“/ „in der Welt sein“ (1;15-17)
Mose/Jesus (1;6)
Wie lauten die sieben „Ich-bin-Worte“, und wo stehen sie (mit Vers)?
Ich bin….
das Brot des Lebens (6,35)
Das Licht der Welt (8,12)
Die Tür (der Schafe) (10,7)
Der gute Hirte (10,11)
Die Auferstehung und das Leben (11,25)
Der Weg, die Wahrheit und das Leben (14,6)
Der wahre Weinstock (15,1)
Prägen Sie sich die johanneischen Wundererzählungen ein. Wo stehen sie? Welche werden als „Zeichen“ bezeichnet?
Zeichenhandlung im Rahmen des letzten Mahls Jesu:
Fußwaschung
-> Jesu wäscht seinen Jüngern die Füße und fordert sie dann auf, gleiches unter sich zu tun (13,1-20)
Wo finden Sie bei Joh ein Liebesgebot Jesu? Was ist der auffälligste Unterschied gegenüber dem Liebesgebot bei den Synoptikern?
steht in: Joh.13, 34 f.; 15,12f.
auffällig: kein allgemeines Nächstenliebe gebot, schon gar nicht ausgeweitet auf Feinde sondern auf die Liebe zu den (eigenen) Freunden beschränkt
-> Vorwurf an Joh.: „Konventikel-Ethik“
-> reineBruderliebe“ im Gegensatz zur „Feindesliebe“
Bei Joh spricht man häufig von einer Spannung zwischen präsentischer Eschatologie (= schon im Hier und Jetzt entscheidet sich definitiv, wer zum Reich Gottes gehört) und futurischer Es- chatologie (= Gerichtsvorstellung am Ende der Zeit). Bei Joh finden sich Aussagen zu beiden Richtungen. Suchen Sie entsprechende Belegstellen.
A) präsentische Eschatologie: (im Hier und Jetzt entscheidet sich, ob man ins Reich Gottes kommt)
Joh. 3,18: „Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den eingeborenen Sohn Gottes“
Joh. 3,36: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm“
Joh. 5,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben durchgedrungen“
-> Das Gericht entscheidet ereignet sich bereits gegenwärtig in der Begegnung mit Jesus; der Glaube an ihn entscheidet darüber, ob ein Mensch „ das ewige Leben“ hat oder nicht.
B) futuristische Eschatologie: (Gerichtsvorstellung am Ende der Zeit)
Joh. 5,28 f.: „Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, und werden hervorgehen, die Gutes getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts“
Joh. 6,39: „Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich es auferwecke am jüngsten Tage“
Joh. 14,3: „Und wenn ich hingehe euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin“
->Vorausgesetzt: Vorstellung eines zukünftigen Gerichts und der Totenauferweckung Hinweis anfügen, die Stellen müssen nicht zitiert werden, die Stelle aber in den Kontext eingeordnet werden (d.h. ... steht in Kapitel x im Dialog von Jesus und xy)
Im Verlauf der Abschiedsreden Jesu (13–17) ist an fünf Stellen von einer neuen Gestalt die Rede: dem „Tröster“, in Anlehnung an den griech. Begriff normalerweise als „Paraklet“ be- zeichnet. Welche Aussagen werden über den Parakleten getroffen? Welche Funktion kommt ihm zu?
14,16
14,26
15,26
16,7-11
16,13
Der Tröster übernimmt viele Funktionen des vorösterlichen Jesus und stellt die Johannes Konzeption des heiligen Geist dar (explizit in: 14,26)
Wie lauten bei Joh Jesu letzte Worte am Kreuz?
Es ist vollbracht (19,30)
-> wichtig für das Selbstverständnis von Jesus Christus
-> komplett andere Grundstimmung als Markus und Matthäus
Drei letzten Worte:
Frau, sieh, das ist dein Sohn/Siehe das ist deine Mutter (Ordnung der Familie)
Mich dürstet
Es ist vollbracht
-> Insgesamt sieben letzte Worte am Kreuz in allen Evangelien
Skizzieren Sie in groben Zügen die Ereignisse am Ostermorgen (20,1–18).
Die erste Erscheinung des auferstandenen geschieht in der Begegnung mit Maria Magdalena. Sie erkennt Jesus erst, als er ihren Namen nennt, möchte ihn dann aber gar nicht mehr loslassen. Die Begegnung Maria am leeren Grab etwas genauer schildern (Stein im Weg/Bericht an Petrus und Lieblingsjünger/Wettlauf ans Grab/Lieblingsjünger zuerst da/Petrus zuerst ins Grad/Lieblingsjünger glaubt zuerst/Maria erkennt erst bei Namensnennung/verkündet Jüngern Auferstehung)
Schildern Sie in groben Umrissen die Erzählung über den „ungläubigen Thomas“ (20,24–29). Wie lautet das „Thomasbekenntnis“? Und wie lautet Jesu Reaktion darauf?
Thomas kann die Geschichten der anderen Jünger über Jesu Auferstehung zuerst nicht glauben, erst als er Jesus selbst sieht und ihn auch berührt glaubt er an seine Auferstehung. Sein Glaubensbekenntnis lautet: „Mein Herr und mein Gott“. Jesus ist allerdings nicht so begeistert, dass Thomas ihn erst wahrhaftig sehen musste, um an seine Auferstehung zu glauben.
Joh 21 ist nach der großen Mehrheit der Exegeten sekundär hinzugefügt. Es geht darin v.a. um eine Verhältnisbestimmung zwischen Petrus und dem Lieblingsjünger. Wodurch werden die beiden hier nochmals besonders hervorgehoben?
Petrus beteuert 3 Mal seine Liebe zu Jesus und erhält daraufhin den Auftrag zukünftig die Gemeinde zu leiten (21,15-17)
Petrus‘ zukünftiger Märtyrertod wird angedeutet (21,28f)
Auswendig lernen Prolog (Auszug)
Joh 1,1.14:
[1] Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
[14] Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlich- keit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Auswendig lernen: das Thomasbekenntnis
Joh 20,28:
(Thomas antwortete und sprach zu ihm:) Mein Herr und mein Gott!
Synoptiker
Synoptiker werden von der Exegese die drei Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas bezeichnet, da in deren Evangelien eine große Zahl von Textstellen den gleichen oder ähnlichen Wortlaut hat. Eine Bibelausgabe, bei der die Parallelstellen in Spalten abgedruckt sind, nennt man Synopse.
Vergleich zwischen den Synoptikern und Johannes
Die Reden in: Jesu Wirksamkeit und Offenbarung vor der Welt (1,19-12,50)
3: Nikodemusrede
5: Gerichtsrede
6: Lebensbrotrede
7: Rede auf dem Laubhüttenfest
8: Rede an die Juden
9: Pharisäerrede
10: Hirtenrede
12: Abschließende Rede Jesu
Feingliederung Jesu Offenbarung vor den Seinen (“Abschiedsmahl”) (13,1-17,26)
13-14: 1. Abschiedrede
15-16: 2. Abschiedrede
17: Hohepriesterliche Gebet Jesu
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