Menschenbild
Menschenbild im Sinne einer Integration (natur-)wissenschaftlich fundierter Modellvorstellungen aus mehreren Forschungsbereichen
Der menschliche Organismus hat – am vorläufigen Ende einer langen Evolutionsreihe – die besondere Qualität des menschlichen Bewusstseins hervorgebracht:
Wir können uns nicht nur der Tatsache unseres Erlebens bewusst werden, sondern unsere Erfahrungen wirken auf das Zentralnervensystem (quasi die organische Voraussetzung für unser bewusstes Erleben) verändernd zurück
Unsere Erfahrungen werden unter Beteiligung von emotionalen und kognitiven Verarbeitungs- systemen nach kausalen Zusammenhängen organisiert
Schemata richten vor diesem Erwartungshintergrund unsere Verhaltensweisen auf die aktuellen Anforderungen hin aus. Darin spiegeln sich oft frühere Beziehungserfahrungen wider
Unser Handeln gründet zwar notwendigerweise auf kulturell überlieferten Bedingungen, doch verändert wiederum der Einzelne auch die Kultur, indem individuelle Werte und Bedürfnisse im Handeln realisiert werden..
Menschenbild und Störungsverständnis
Mensch als sich selbststeuerndes, aktiv und planvoll handelndes Individuum, zwar von der Umwelt beeinflusst, aber selbst imstande ist, seine Umwelt zu verändern und zu beeinflussen
Verzicht auf die Annahme hypothetischer pathologischer Größen, die eine „Krankheit“ erklären:
Ein/e PatientIn „hat“ sozusagen keine „Störung“, reagiert lediglich auf bestimmte Kontextfaktoren und ihre Kombination in bestimmter Weise
Wichtige therapeutische Grundfrage: Aufgrund welcher Kontextfaktoren wurde welches Verhalten gelernt und wie kann in der Therapie ein Umlernen stattfinden?
—> Keine a-prioiri-Wertung als per se pathologisch/ nicht-pathologisch, sondern jedes Verhalten hat i.d.R. zumindest ursprünglich eine sinnvolle Funktion, die es zu verstehen gilt
Therapeutische Grundhaltung der Kognitiven Verhaltenstherapie
Pragmatisch, handlungsorientiert und kooperativ
Betont Selbstbestimmtheit des Individuums
Im Sinne eines kollaborativen Empirismus (Beck, 1979): transparente, vertrauensvolle, auf gemeinsame Ziele ausgerichtete therapeutische Allianz
Therapeutische Beziehung als Grundlage für weitere Interventionen
Therapeutische Maßnahmen werden aus Fallkonzeption abgeleitet
Beziehungsgestaltung
Professionell und geplant Komplementäre/ Bedürfnis-/Motivorientierte Beziehungsgestaltung
Bewusste Anpassung an die Grundbedürfnisse und Motive der/s PatientIn
4 Grundbedürfnisse nach Grawe
Orientierung und Kontrolle
Selbstwerterhöhung/ -schutz
Bindung
Lustgewinn/ Unlustvermeidung
—> Vermittlung korrigierender Beziehungserfahrungen!
Therapeutische Beziehungsgestaltung für verschiedene VT-Verfahren weiter spezifiziert
„Widerstand“
Kein Störfaktor, sondern Hinweis auf unvollständige Problemdefinition
Nicht persönlich oder als prognostisch ungünstig anzusehen
Häufig Ergebnis von fehlendem Wissen, eingeschränkter Wirksamkeit therapeutischer Verfahren oder individueller Grenzen der Therapeutenpersönlichkeit.
Quellen des Widerstandes identifizieren und bearbeiten, „Richtigkeit“ bisheriger Hypothesen und therapeutischen Interventionen prüfen
„Den/Die PatientIn da abholen, wo er/sie steht“
Rahmenbedingungen
Setting
Einsatz in ambulanter und stationärer Psychotherapie als Einzel- und Gruppentherapie angeboten, u.a. auch in Psychiatrie und in Reha
Behandlungsfrequenz
Ambulant i.d.R. im wöchentlichen Rhythmus (aus Plan- und Machbarkeitsüberlegungen) als Akut- (12 Std), Kurz- (12-24 Std)- oder Langzeit- (60-80 Std) Behandlung mit Sitzungsdauer von 50 Minuten
Auch wirksam und besonders effizient bei Durchführung in intensivierter Form (z.B. hochfrequent innerhalb weniger Tage) (Studien z.B. von Ehlers et al., 2014)
Last changeda year ago