Operante Methoden
Operante Methoden: Basieren auf psychologischem Lernmechanismus der operanten
(synonym: instrumentellen) Konditionierung (Skinner, 1935)
Prinzip:
Spontan gezeigtes Verhalten kann durch systematische Manipulationen der Konsequenzen verändert werden (ohne auf die Ursachen diagnostisch oder therapeutisch einzugehen)
Regelmäßigkeit der Verknüpfung eines Verhaltenselements mit seiner/n Konsequenz(en) wird als Kontingenz bezeichnet
Verhaltensaufbau – positive Verstärkung
Für die verhaltenstherapeutische Praxis bedeutet das
Vor der Anwendung positiver Verstärkung bedarf es einer präzisen funktionalen Analyse und der Bestimmung relevanter Verstärker
Als positive Verstärker eignen sich nicht nur primäre und sekundäre Verstärker, sondern auch Verhaltensweisen des Individuums selbst (Premack-Prinzip)
Positive Verstärker sollten unmittelbar nach dem Auftreten des Zielverhaltens verabreicht werden
Dem Individuum sollte die Relation zwischen erwünschtem Verhalten und der Verabreichung der Verstärker transparent sein
Zur Vermeidung von Sättigungseffekten sollte die Darbietung von Verstärkern abwechslungsreich erfolgen
Zum Aufbau von Verhalten sollte die positive Verstärkung zunächst kontinuierlich erfolgen (zur Stabilisierung von Verhalten sollte zu intermittierender Verstärkung übergegangen werden)
Bei der Auswahl des Zielverhaltens sollte darauf geachtet werden, dass dies selbstverstärkend wirkt bzw. eine Vernetzung in der natürlichen Umgebung erfährt
Die Person sollte schrittweise dazu befähigt werden, die Verstärkung selbst durchzuführen
Das Premack-Prinzip
Das Premack-Prinzip der Lernpsychologie besagt, dass Verhaltensweisen mit hoher Auftretenshäufigkeit als Verstärker für Verhaltensweisen mit niedriger Auftretenshäufigkeit verwendet werden können. „Die Gelegenheit zu wahrscheinlicherem Verhalten kann weniger wahrscheinliches Verhalten verstärken“ (David Premack, 1962)
Verhalten, das Menschen gerne und häufig tun (Kinder: auf Spielplatz gehen), hat demnach eine verstärkende Wirkung auf Verhalten, das man weniger gern und häufig tut (Kinder: Zimmer aufräumen)
Beispiele möglicher Anwendungsfelder der positiven Verstärkung:
Aufbau von prosozialen Verhaltens bei aggressiven Kindern
Förderung der Sprachentwicklung
Bei depressiven Störungen: Aufbau aktiven Verhaltens
Bei sozialen Phobien: Entwicklung neuer Verhaltensweisen
In Gesundheitspsychologie: Aufbau gesunder Verhaltensweisen (Compliance, Bewegungsverhalten, Essverhalten)
Verhaltensabbau
Bestrafung:
Angenehme Konsequenzen aus der Situation entfernen (Typ 2: indirekt Bestrafen) oder unangenehme hinzufügen (Typ 1: direkt Bestrafen)
Merke:
Methoden der direkten Bestrafung bewirken keinen nachhaltigen Verhaltensabbau, sondern unterdrücken das Verhalten in der Regel nur!
Außerdem problematisch bei Bestrafung: Belastung der Beziehung zu Interaktionspartner/ negative Bewertung des Settings (auch therapeutisches), in dem Bestrafung stattfindet
Bei Abbau unangemessener Verhaltensweisen (auch bei der indirekten Bestrafung) wichtig: Immer gleichzeitig das erwünschte Verhalten gezielt verstärken/ alternative funktionale Verhaltensweisen aufbauen!
Zusammenfassung
Verhaltensaufbau:
Wichtigste Möglichkeit zum Aufbau von Verhalten: Positive Verstärkung
Entscheidend für die Wirksamkeit ist die Kontingenz zwischen Verhalten und Konsequenz
—> Shaping: schrittweiser Aufbau des Zielverhaltens von einer ersten Teilhandlung des Verhaltensablaufs + anschließende Verstärkung
—>Chaining: Aufbau einer komplexen Verhaltensweise (Das letzte Element der Kette wird als erstes verstärkt, Verhalten „von hinten“ aufgebaut, durch Prinzip der Kopplung erwerben die einzelnen Glieder der Ketten ebenfalls verstärkenden Charakter)
—> Prompting: Verbale oder behaviorale Hilfestellung
—>Fading: Schrittweises Ausblenden von Hilfsstimuli (Auch zur Stabilisierung des Verhaltens)
Verhaltensabbau:
Bei der indirekten Bestrafung wichtig, gleichzeitig das erwünschte Verhalten gezielt zu verstärken
—> Time-Out (Auszeit): Eliminierung sämtlicher möglichen angenehmen Konsequenzen, die auf ein unangemessenes Verhalten folgen könnten, indem man Person unmittelbar nach Zeigen dieses Verhaltens aus der Situation entfernt (z.B. in einen neutralen Raum setzt)
—>Response Cost: Entzug bereits erhaltener generalisierte Verstärker (Token) im Falle unangemessenen Verhaltens
—>Löschen: Verhaltensabbau, indem keine Konsequenzen mehr auf dieses Verhalten folgen, es also ignoriert wird
—>Sättigung: Verhalten, das abgebaut werden soll, wird zur Aufgabe gemacht, die möglichst oft wiederholt werden muss
Verhaltensstabilisierung, Kontingenzmanagement
Verhaltensstabilisierung:
Schrittweise Übergang von den therapeutischen auf die Bedingungen des natürlichen Kontextes (intermittierende Verstärkungbesondere Löschungsresistenz; Fading; Selbstverstärkung)
Kontingenzmanagement:
Systematische Darbietung bzw. Entfernung positiver bzw. aversiver Stimuli (wenn verschiedene Verhaltenselemente gleichzeitig verändert werden sollen )
Token Economies: Token = generalisierte, konditionierte Verstärker; Vorteil: kontingent einsetzbar und kaum Gefahr der Sättigung
Kontingenzverträge
Modelllernen
Unzureichende Erklärung durch Klassische und operante Konditionierung für viele Befunde zum Auf- und Abbau von Verhaltensweisen
—> Lernen durch Beobachten und Nachahmen = Modelllernen (Bandura)
Im klinischen Kontext v.a. zum Aufbau von Verhaltenskompetenzen: Modell (z.B. TherapeutIn, MitpatientIn) führt in Gegenwart des/der PatientIn bestimmtes Verhalten durch und erlangt (sichtbar) Verstärker
—> PatientIn führt Verhalten durch, erhält ebenfalls Verstärkung
Am besten: Ähnlichkeit zwischen PatientIn und Modell (Coping- statt Mastery-Modell)
Bei komplexem Verhalten: Aufmerksamkeit auf Teilaspekte, Teilerfolge herausstellen
Rollenspiel: Problembeschreibung/ Situation, Festlegung/ Ablauf, Durchführung ggf. mit Hilfestellung, Feedback, erneute Durchführung, Feedback
Transfer in den Alltag und Entkopplung von externer Verstärkung
—> Wirksamkeit bestätigt als Mittel zur Verhaltensmodifikation (keine eigenständige Bhdl.-Methode)
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