Endokarditis
Definition
= Entzündung der innersten Schicht der Herzwand (Endokard)
betrifft insb. die Herzklappen
Pathogenese
Ausgangspunkt ist idR. das Vorliegen einer Bakteriämie = Infektionsweg
Klinik
Allgemein:
Fieber, Schüttelfrost
Leistungsknick, Schwäche, Blässe
Tachykardie
Herzgeräusche
Herzinsuffizienz (Klappeninsuffizienz)
Hautveränderung:
Petechien (va. an den Nägeln)
Splinterhämorrhagie
Janeway Läsionen
Osler Knötchen
Roth spots (Augenhintergrund)
Fortgeschrittene Klinik
Lokale Destruktion der Klappen (Insuffizienzen) und des Myokard (Sehnenfadenabriß)
Embolisation von Vegetationen in die Peripherie (Organinfarkt, septische Absiedlungen)
Immunkomplexablagerungen und Gewebedestruktion (Glomerulonephritis, verschiedene Hautzeichen)
Sepsis mit Multiorganversagen
Mortalität 10-20%; unbehandelt Prognose infaust
Verlaufsformen
Diagnoseweg
Anamnese, körperlicheUntersuchung
Labor: Leukozytose, Anämie, Thrombopenie, CRP, BSG erhöht
Blutkulturen!! → Mikrobiologischer Nachweis
mind. 2 mal 2 Pärchen (Blutkultur) mit zeitlichem Abstand
Bildgebung: Echokardiographie (TTE, TEE)
Nachweis von Befall der Aorten-/ Mitralklappe
Diagnosekriterien (Duke)
Mikrobiologischer Nachweis
Mindestens drei Blutkulturen vor Antibiotika Gabe
an atypische Erreger denken!
Endokarditis mit negativen Blutkulturen?
Achtung nicht jede Endokarditis zeigt positive Blutkulturen! Atypische Erreger!
Komplikationen
AV-Block III°
Wie kann eine Endokarditis zu einem AV Block führen?
Aortenklappe liegt bei AV Knoten und dort wo der linke Schenkel verläuft
→ Va. Endokarditis der Aortenklappe mit paravalvulärem Abszess
Periphere Embolisationen
Schlaganfall, Organinfarkte (Niereninfarkt/ Milzinfarkt
Hämodynamisch relevante Klappendestruktion
Therapieziel und Allg. Therapiestrategien
Wann sind chirurgische Maßnahmen indiziert?
indiziert in >50% der Fälle
Indikation:
Herzinsuffizienz
Unkontrollierte Infektion
Prävention einer Embolisierung
Große Vegetationen (> 10 mm) nach mind. einem embolischen Ereignis
Neurologische Komplikationen (Schlaganfälle in 15-30%)
→ Erhöhte Letalität
Was sollte eine Antibiotikatherapie berücksichtigen?
Mindestens drei Blutkulturen vor Antibiotika-Gabe
zügige kalkulierte parenterale Antibiotika-Therapie bei akuten Verlaufsformen
bei Erregernachweis Umstellung auf eine gezielte, antibiogrammgerechte Therapie
Zügiges Einleiten einer empirischen AB Therapie
Empirische Therapie sollte die häufigsten Endokarditis Erreger erfassen
Staphylokokken, Streptokokken, Enterokokken >80% der Fälle
In Abhängigkeit der Klappenstruktur = Nativklappe oder Prothesenklappe?
Parenterales Therapieregime = Bakterizid
Nach Erregernachweis gezielte Therapie unter Berücksichtigung des Antibiogramm
Welche Antibiotikakombination empfiehlt sich?
Nativklappen-Endokarditis: 4-6 Wochen
Prothesenklappen-Endokarditis: mind. 6 Wochen
Zusammenfassung:
Verdachtsdiagnose → Diagnosesicherung → Therapie
Nachsorge
Patienten aufklären
Rezidivrisiko (2-6%)!
Prophylaxenotwendigkeit
Strikte Mund- und Hauthygiene
Zahnärztliche Kontrollen sollten bei Hochrisikopatienten 2x jährlich
Wunddesinfektion
Jeden bakteriellen Infektionsfokus kurativ mit Antibiotika behandeln
Keine Selbstmedikation mit Antibiotika
Strenge Beachtung der Sterilitätsmaßnahmen bei jeglichem Risikoeingriff
Jeden Venenkatheter grundsätzlich alle 4 Tage erneuern.
Behandlungsalgorithmen für zentrale und periphere Kanülen strikt einhalten
von Piercing und Tätowieren abraten.
Prophylaxe (Welche Antibiotika werden empfohlen?)
Andere Ursachen
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