Wie wird Gesundheit in früheren Definitionen verstanden, und welche Kritikpunkte gibt es an dieser Auffassung?
Frühere Gesundheitsdefinitionen betrachten Gesundheit als die Abwesenheit von Krankheit, was als negative Definition gilt, da Gesundheit lediglich durch die Abgrenzung von Krankheit bestimmt wird. Die Einschätzung, wie gesund man sich fühlt, hängt von der eigenen Meinung ab.
Wie lautet die Gesundheitsdefinition der Weltgesundheitsorganisation (WHO), und welche Aspekte umfasst sie?
Die WHO-Definition besagt: "Gesundheit ist der Zustand vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheiten und Gebrechen." Gesundheit umfasst auch die Fähigkeit und Motivation, ein wirtschaftlich und sozial aktives Leben zu führen
Was umfasst ein Gesundheitssystem laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO)?
Ein Gesundheitssystem umfasst alle Personen, Organisationen, Einrichtungen, Regelungen und Prozesse, deren Aufgabe die Förderung und Erhaltung der Gesundheit sowie die Vorbeugung gegen und Behandlung von Krankheiten und Verletzungen ist.
Was sind die Stärken und Probleme der WHO-Definition von Gesundheit?
Die Stärke der WHO-Definition liegt darin, subjektive Aspekte der Gesundheit zu betonen und gleichzeitig objektivierbare Daten (medizinisch-technische Einschätzung) zu berücksichtigen.
Als Problem zu betrachten ist, dass Gesundheit sich durch Prozesse verändert und es unterschiedliche Auffassungen von “perfekten Wohlbefinden” gibt.
Welche Ziele verfolgt die Gesundheitspsychologie, und welche Aspekte werden untersucht?
Die Gesundheitspsychologie befasst sich mit der Förderung und Aufrechterhaltung der Gesundheit, der Vorbeugung und Behandlung von Krankheit sowie der Identifikation von Krankheitsursachen. Untersuchte Aspekte sind Risikoverhaltensweisen, gesundheitsförderndes Verhalten, das Wissen zu Gesundheit und Krankheit sowie die Kommunikation von Maßnahmen zur Gesundheit.
Was charakterisiert das medizinische oder biologische Modell in Bezug auf Krankheit?
Das medizinische oder biologische Modell betrachtet Krankheit als Abweichung vom natürlichen Zustand. Es postuliert spezifische Ursachen und Verläufe für jede Krankheit, klassifiziert Krankheiten ohne Einbeziehung des sozialen Kontexts und sieht die Krankheitsbehandlung als medizinische Aufgabe.
Was sind die grundlegenden Annahmen des Risikofaktorenmodells, und welche Rolle spielt die Epidemiologie dabei?
Das Risikofaktorenmodell postuliert, dass Krankheiten nicht zwingend nur eine Ursache haben, sondern von multiplen Risiken beeinflusst werden können. Risikofaktoren können biologischen, verhaltensbezogenen, psychosozialen oder physischen Ursprungs sein. Die Epidemiologie untersucht die Verbreitung, Ursachen und Folgen von gesundheitsbezogenen Zuständen und Ereignissen.
Wie werden Odds Ratio (OR) und Relatives Risiko (RR) im Rahmen der Epidemiologie verwendet?
Die Odds Ratio (OR) drückt aus, um wie viel höher bzw. niedriger das Risiko ist, an einer bestimmten Krankheit zu erkranken, je nachdem, ob man einem bestimmten Risikofaktor ausgesetzt war oder nicht. Das Relative Risiko (RR) gibt an, wie viel häufiger Personen, die einer bestimmten Einwirkung ausgesetzt sind (z. B. einer Bedingung oder einem Faktor), im Vergleich zu denen, die dieser Einwirkung nicht ausgesetzt sind, von einer Krankheit betroffen sind. Es vergleicht die Risiken in Bezug auf die Exposition.
Was bedeutet der Begriff "Salutogenese" und wer prägte ihn?
Der Begriff "Salutogenese" leitet sich ab aus "Salus" (lateinisch: "Unverletztheit, Heil, Glück") und "Genese" (griechisch: "Entstehung"). Geprägt wurde der Begriff von Aaron Antonovsky, einem Soziologen, der sich mit Überlebenden aus Konzentrationslagern befasste.
Welche Beobachtung führte Antonovsky zur Entwicklung des Konzepts der Salutogenese?
Antonovsky beobachtete, dass trotz extrem belastender Situationen im Konzentrationslager 29% der überlebenden Frauen in einem relativ guten mentalen Zustand waren. Dies führte ihn zu der Frage, was Menschen trotz widriger Umstände gesund hält, und daraus entstand das Konzept der Salutogenese.
Was versteht man im klinischen Bereich unter "kohärent" und wie beeinflusst dies psychische Erkrankungen?
Im klinischen Bereich bedeutet "kohärent", dass etwas für sich in sich sinnvoll, logisch und zusammenhängend erscheint. Bei psychischen Erkrankungen, wie der dissoziativen Störung, kann das Erleben von Kohärenz beeinträchtigt sein.
Wie entwickelt sich der Kohärenzsinn, und welche Komponenten gehören dazu?
Der Kohärenzsinn entwickelt sich bis zum ca. 30. Lebensjahr und scheint dann relativ stabil zu sein. Die Komponenten des Kohärentzerlebens sind:
1. Verständlichkeit (Überschaubarkeit),
2. Handhabbarkeit (Bewältigbarkeit), und
3. Bedeutsamkeit (Sinnhaftigkeit).
Was bezeichnet das Kohärenzerleben, und welche Zuversicht geht damit einher?
Kohärenzerleben bedeutet, ein anhaltendes Vertrauen zu haben, dass Lebensereignisse vorhersehbar und erklärbar sind, und dass ausreichende Ressourcen vorhanden sind, um den Anforderungen des Lebens zu begegnen. Es umfasst die Zuversicht, dass persönliche Anstrengungen und Engagement sinnvoll sind.
Was besagt der Gesundheitsbegriff im Sinne der Salutogenese nach Antonovsky?
Er besagt das Gesundheit das Resultat einer dynamischen Interaktion zwischen zahlreichen belastenden und entlastenden Faktoren ist. Es entsteht aus der aktuellen Balance zwischen Risiko- und Schutzfaktoren innerhalb und außerhalb der Person.
Welche Faktoren ermöglichen einen konstruktiven Umgang mit Stressoren nach der Salutogenese, und wie wirken sie?
Individuelle und externe Widerstandsressourcen, politische und ökonomische Stabilität, Frieden, intakte Sozialstrukturen sowie funktionierende gesellschaftliche Netze. Diese Ressourcen verhindern, dass Stressoren ihr gesundheitsschädigendes Potential entfalten können.
Welche Pro-Argumente und Kritikpunkte gibt es bezüglich des Modells der Salutogenese?
Pro-Argumente sind, dass es sich um die erste und am weitesten entwickelte Theorie zur Erklärung von Gesundheit handelt. Kritikpunkte beziehen sich darauf, dass die Wechselwirkung zwischen körperlicher und psychischer Gesundheit unklar bleibt und der Bezug zwischen Kohärenzgefühl und Gesundheit bzw. Krankheit nicht eindeutig ist. Zudem gestaltet sich die empirische Prüfung des Modells aufgrund seiner Komplexität als schwierig.
Was besagt das Anforderungs-Ressourcen-Modell von Becker als Ableitung aus der Kritik am Salutogenese-Modell?
Das Anforderungs-Ressourcen-Modell von Becker geht von seelischer Gesundheit aus und erweitert diese Vorstellung um körperliche Gesundheit. Gesundheit besteht demnach in dem Maße, in dem sich die Anforderungen durch vorhandene Ressourcen bewältigen lassen.
Welche internen und externen Ressourcen spielen laut dem Anforderungs-Ressourcen-Modell eine Rolle?
Interne Ressourcen umfassen psychische und physische Anforderungen sowie psychische und physische Ressourcen. Externe Ressourcen beziehen sich auf psychosoziale und physische Anforderungen sowie psychosoziale und physische Ressourcen.
Weshalb ist es wichtig, sich mit Modellen zu befassen?
Modelle sind vereinfachte Darstellungen der Realität, die helfen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen. Sie können als Denkwerkzeuge dienen und uns ermöglichen, Phänomene zu erklären, zu analysieren und vorherzusagen. Modelle erleichtern die Kommunikation in verschiedenen Fachgebieten und unterstützen die Entwicklung neuer Theorien sowie den Fortschritt in Wissenschaft und Praxis.
Beschreiben Sie das biomedizinische Krankheitsmodell an einem geeigneten Beispiel.
Das biomedizinische Krankheitsmodell betrachtet Krankheit als eine Störung oder Abweichung von normalen physiologischen Funktionen. Ein Beispiel hierfür ist die Sichtweise auf eine bakterielle Infektion. Nach dem biomedizinischen Modell würde eine Infektion als Folge des Eindringens pathogener Bakterien in den Körper interpretiert, was zu charakteristischen Symptomen wie Fieber und Entzündungen führt.
Zum Beispiel könnte das biomodizinische Modell bei der Betrachtung von Herzkrankheiten auf genetische Prädisposition, Blutdruckwerte und anatomische Strukturen des Herzens fokussieren, während psychologische Faktoren wie Stress oder soziale Einflüsse möglicherweise weniger beachtet werden.
Für welche Bereiche ist das biomedizinische Modell als geeignet anzusehen?
Das biomedizinische Modell ist insbesondere für die Diagnose und Behandlung von klar definierten, körperlich nachweisbaren Krankheiten geeignet. Es wird häufig in der Medizin und der klinischen Praxis angewendet, wo die Fokussierung auf biologische Ursachen und medizinische Interventionen im Vordergrund steht.
Welche zentralen Erkenntnisse erbrachte die „Framingham-Studie“?
Die Framingham-Studie, eine Langzeitstudie zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, identifizierte mehrere wichtige Risikofaktoren für Herzerkrankungen, darunter Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Rauchen und Diabetes. Die Studie trug wesentlich zur Entwicklung des Risikofaktorenmodells bei und legte den Grundstein für die Prävention von Herzkrankheiten.
Worin liegt der Unterschied zwischen dem biomedizinischen Krankheitsmodell und dem Risikofaktorenmodell?
Das biomedizinische Modell konzentriert sich auf biologische Ursachen von Krankheiten und betrachtet sie als Abweichungen von normalen physiologischen Zuständen. Das Risikofaktorenmodell hingegen untersucht die Einflüsse verschiedener Faktoren, einschließlich Verhaltensweisen und Umweltfaktoren, die das Risiko für die Entwicklung von Krankheiten erhöhen können. Es berücksichtigt einen breiteren Kontext, indem es nicht nur die Krankheit selbst, sondern auch prädisponierende Faktoren betrachtet.
Welche methodische Konsequenz folgt aus dem Risikofaktorenmodell?
Die methodische Konsequenz des Risikofaktorenmodells besteht darin, präventive Maßnahmen zu entwickeln, die auf die Reduzierung oder Kontrolle der identifizierten Risikofaktoren abzielen. Durch Interventionen, die das Verhalten beeinflussen oder Umweltaspekte verändern, soll das Risiko von Krankheiten minimiert werden.
Welche Ressourcen werden durch Antonovsky definiert, und welche Bedeutung kommt diesen zu?
Antonovsky definiert individuelle und externe Widerstandsressourcen als Ressourcen, die dazu beitragen, mit Stressoren konstruktiv umzugehen. Individuelle Widerstandsressourcen sind persönliche Fähigkeiten und Eigenschaften, während externe Widerstandsressourcen soziale und gesellschaftliche Unterstützung sowie stabilisierende Umweltbedingungen darstellen. Diese Ressourcen sind entscheidend, um Stressoren erfolgreich zu bewältigen und die Gesundheit zu erhalten.
Unter welchen Bedingungen entwickelt sich der Kohärenzsinn?
Der Kohärenzsinn entwickelt sich unter Bedingungen, in denen Menschen positive Erfahrungen der Vorhersehbarkeit, Kontrollierbarkeit und Sicherheit in ihrem Leben machen. Diese Bedingungen fördern die Entwicklung eines starken Kohärenzsinn, der dazu beiträgt, Stressoren besser zu bewältigen und die individuelle Widerstandsfähigkeit zu stärken.
Skizzieren Sie das Anforderungs-Ressourcen Modell.
Das Anforderungs-Ressourcen-Modell, entwickelt von Becker als Ableitung aus der Kritik am Salutogenese-Modell, betrachtet Gesundheit als das Maß, in dem Anforderungen durch verfügbare Ressourcen bewältigt werden können. Interne Ressourcen beinhalten psychische und physische Anforderungen sowie psychische und physische Ressourcen. Externe Ressourcen umfassen psychosoziale und physische Anforderungen sowie psychosoziale und physische Ressourcen. Dieses Modell betont die Wechselwirkung zwischen seelischer und körperlicher Gesundheit sowie die Bedeutung von Ressourcen für die Gesundheit.
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