Was ist die Definition von Persönlichkeitspsychologie?
Persönlichkeitspsychologie ist die empirische Wissenschaft von den überdauernden Besonderheiten von Menschen im Erleben und Verhalten
Was ist Persönlichkeitspsychologie und wie unterscheidet sie sich von anderen Teildisziplinen?
Persönlichkeitspsychologie: Warum unterscheiden sich Menschen in dem, was sie tun?
Interessse an Varianz/Unterschieden/Differenzen zwischen Personen
auch Differentielle Psychologie genannt
-> Bsp.: “Wen macht das Übernehmen von Verantwortung glücklich”
Allgemeine Psychologie: Warum tun Menschen, was sie tun?
Allgemeine Gesetzmäßigkeiten, wie funktioniert der Mensch
-> Bsp.: “Macht das Übernehmen von Verantwortung glücklich”
Was sind typische Fragestellungen in der Persönlichkeitspsychologie?
1) Beschreibung von inter- individuellen Unterschieden (Beschreibung)
Wie lässt sich Persönlichkeit definieren, erfassen und systematisieren
2) Verstehen der Ursachen von inter- individuellen Unterschieden (Erklärung)
Wie kommen Persönlichkeitsunterschiede zustande?
3) Verstehen der Konsequenzen von inter-individuellen Unterschieden (Vorhersage)
Wie beeinflusst Persönlichkeit unser Erleben und Verhalten?
Was sind Persönlichkeitseigenschafte?
Persönlichketseigenschaften (Merkmale, Dispositionen, Traits) sind die zentralen Variablen der Persönlichketspsychologie
Persönlchkeitseigenschaften lassen sich nicht direkt beobachten
-> sind hypothetische Konstrukte
2 Arten von Eigenschaften:
Persönlichkeitsmerkmale im engeren Sinne (Wie?)
Leistungs-/Fähgkeitsmerkmale (Wie gut?)
Was sind historische Ansätze? (5)
Temperamentstypen - Hippokrates (460-377 v. Chr.)
Physiognomik - Aristoteles (384-322 v. Chr.)
Phrenologie - Gall (1758-1828)
Graphologie - Michon (1806-1881)
Temperamentstypen - Kretschmer (1888-1964)
Was besagt die Temperamentslehre nach Hippokrates
Temperamentstypen nach Hippokrates (460-377 v. Christus)
Sanguiniker (Blut) - hoffnungsvoll und sorgloses Leben
Phlegmatker (Schleim) - Energie- und Teilnahmslosigkeit
Choleriker (gelbe Galle) - jähzornig
Melancholiker (schwarze Galle) - Traurigkeit
Was besagt die Temperamentenlehre nach Kretschmer?
Temperamentstypen nach Kretschmer, die mit dem Körper zusammenhängen sollen
Leptosom (schlaksig) : feinfühlig, empfindlich, eigenwillig, ungesellig, still
Athletisch: ruhig, ernsthaft, langsam, bedächtig
Pykniker (klein und pummelig) : gesellig, freundlich, humorvoll, hitzig
Was ist mit Physiognomik gemeint?
Analyse des physiologischen Äußeren des Körpers (insbesondere der Gesichtszüge)
-> nicht mehr genutzt, nur noch bei Forschung zu Nullbekanntschaft
Was ist mit Phrenologie gemeint?
Phrenologie ist die Analyse der Schädel- und Gehrinform
Was ist mit Graphologie gemeint?
Analyse der Handschrift - komplexes Verfahren
-> keine Validität
Wer sind wichtige frühere Vertreter der Persönlichkeitspsychologie?
James McKeen Cattel (1860-1944)
Schüler von Wund
einer der Gründungsväter der APA
Gordon Allport (1897-1967)
Bekannt durch Sozialpsychologie
William Stern (1871-1938)
hat 4 Disziplinen der Differentiellemn Psychologie unterschieden
Was sind die vier Disziplinen der Differentiellen Psychologie?
Merkmalsbezogen
1) Variationsfoschung
ein Merkmal an vielen Individuen (Verteilung)
2) Korrelationsforschung
zwei oder mehr Merkmale an vielen Individuen (Zusammenhänge)
Ergebnis als Streudiagramm
Individuenbezogen
3) Psychographie
Individualität in Bezug auf viele Merkmale (Ausprägungen von Konstrukten)
Ergebnis als “Persönlichkeitsprofil” eines Menschen
4) Komparationsforschung
zwei oder mehr Individualitäten in Bezug auf viele Merkmale (Vergleich)
Welche Erfassungsmethoden gibt es in der Forschung? (6)
1) Selbsteinschätzung und Selbstberichte
2) Fremdberichte
3) Verhaltensbeobachtungen und verhaltensbasierte Methoden
4) Erfassunf kognitiver Fähigkeiten
5) Ambulantes Assessment
6) Indirekte Persönlichkeitsmessung
-> Idealerweise multimodale Diagnostik
Was sind Selbsteinschätzungen und Selbstberichte?
Und was sind Vor- und Nachteile?
Persönlichkeitsfragebogen
-> Grundidee: Person kennt sich selbst am besten
-> In Forschung und Praxis am weitesten verbreitet zu Messung von Persönlichkeit
Vorteile:
standardisiert
eher weniger aufwändig
subjektives Erleben erfassbar
Nachteile:
Setz Introspektionsfähigkeit voraus (nicht immer gegeben)
Setzt ehrliches Antworten voraus (Problem: soziale Erwünschtheit)
Was sind Fremdberichte?
typischerweise umformulierte Fragebögen, die durch Freunde/Bekannte/Partner auf Basis des Verhaltens einer Person die Persönlichkleit einschätzen
Vor allem bei externalen (von außen gut sichtbar) und hoch evaluativen Eigenschaften (stark bewertend) gute Alternative zum Selbstbericht
Aufwendiger als der Selbstbericht
nicht frei von Verzerrungen (häufig positiv verzerrt)
Ergebnis auch von Auswahl der Urteiler abhängig (Bekannschaftsgrad, Qualität..)
-> Aggregation von Selbst- und Fremdberichtsdaten möglich
Was sind Verhaltensbeobachtungen?
Verhaltensbeoachtungen durch unbekannte Beobachter:innen
-> meist im Labor durch Spiegel oder Videos
-> unter Verwendung von Makroindikatoren (beinhalten immer eine Interpretation) und Aggregation über möglichst viele Situationen (Verhalten nicht konsistent)
relativ objektiv (durch geschulte Fremde)
sehr aufwenig
subjektives Erleben nicht erfssbar
visuelle Beobachtung im Alltag kaum möglich
-> Bsp.: Riverside Behavioral Q-Sort- Verfahren für dyadische Interaktionen
Wie erfasst man kognitive Fähigkeiten?
Intelligenztests, Aufmerksamkeitstests, Konzentrationstests, Gedächtnistests etc…
-> Verschiedene Aufgaben (Items) zur Messung einer bestimmten Fähigkeit
-> typischerweise geordnet in aufsteigender Schwierigkeit
Anzahl der richtigen Antorten als Maß der individuellen Ausprägung der erfassten Fähigkeit
Was ist Ambulantes Assessment?
Daten werden im Feld (in der natürlichen Lebensumwelt eines Menschen) erhoben
Experience sampling: Stichproben des aktuellen Verhaltens werden zu mehreren Zeitpunkten im Alltag erhoben
-> durch z.B SMS und Fragebögen
-> auch akustische und physiologische Aufnahmen möglich
hohe ökologische Validität (durch reale Umgebung)
retrospektive Verzerrung können keine Rolle spielen
hoher Aufwand
mögliche Last für Probandinnen
mögliche Reaktivität (Wissen über Messung beeinflusst mein Verhalten)
Was ist die indirekte Persönlichkeitsmessung?
Indirekte Verfahrewn versuchen Persönlichkeitseigenschaften ohne Zuhilfenahmen der Selbsteinschätzung zu erfassen
-> Grundannahme: menschliche Introspektionsfähigkeit ist begrenzt
durch z.B Projektive Verfahren (oder Reaktionstests)
Vpn bekommen mehrdeutiges Material, welches offene Reaktionen generiert
Annahme: Personen projizieren unbewusste Persönlichkeitsanteile in die Wahrnehmung
Antworten werden kodiert und ausgewertet -> score
-> In manchen Forschungsbereichen verbreitet, Validität ist jedoch noch nicht abschließend beurteilt
Was sind unglaubwürdige Befunde?
in den vergangenen Jahren gab es viel Aufsehen um spektakuläre und kontra-intuitive Befunde
-> Bsp. dominante Körperhaltung erhöht Testosteronanstieg
-> Hören von Mozart steigert die intelligenz von Ungeborenen
-> Händewaschen befreit von moralischen Schuldgefühlen
-> Alterspriming
Was hat sich bei “Feeling the future” gezeigt?
9 veröffentlichte Studien mit signifikanten Ergebnissen von Bem (2011)
Ergebnisse zeigen: Personen antizipieren auf übernatürliche Weise Reize, die in der Zukunft liegen
-> Zukunftsereignisse beeiflussen mein jetziges Handeln
alternative Auswertungsmethodiken ergibt Nullhypothese
auch direkte Relikationen ergibt Nullhypothese
Wie hoch ist die Replkationsquote in der Sponderausgabe des Journals Social Psychology?
16%
-> 7 von 45 replizierte Studien lieferten signifikante Ergebnisse
Was hat das Reproducability Project Psychologie (RP:P) gemacht?
Replikationen von 100 Studien aus hochrangigen psychologischen Fachzeitschriften wurden durchgeführt
-> Signifikante Ergebnisse in 36% aller Replikationen
-> beim Jounal of Personality ans Social Psychology waren es nur 23%
Wie kann es sein, dass so viele psychologische Befunde nicht replizierbar sind?
enormer Druck auf Psycholog:innen zum Publizieren
-> für Jobs (viele Publikationen in bekannten journals)
-> für Forschungsgelder
-> Reputation eng verknüpft mit Output
Bislang fast nur statistisch signifikante Studienergebnisse publizierbar
Bislang meist kaum Transparenz - Kontrolle praktisch nicht möglich
-> Vertrauen auf Integrität der einzelnen Forscher:innen
Wodurch enstehen fragwürdige Forschungspraktiken?
researcher degreees of freedom: Forscher analysieren ihre Daten häufig nicht nur auf eine vorab festgelegte Weise, sondern auf verschiedene Weisen
Problem: Inflation des Alpha-Fehlers: Annahme der H1 (Alternativhypothese), obwohl in Wirklichkeit die H0 (die Nullhypothese) gilt
-> Alpha-Fehler: haben keinen Effekt, nehmen den aber fälschlicherweise an (5% Fehlerquote nimmt man an) - false positives
-> klappt nur, wenn man Daten nur auf eine Weise auswertet (Aphafehler wird sonst schnell größer)
Was sind typische fragwürdige Forschungspraktiken und wie verbreitet sind diese?
Erhöhung des Alpha-Fehlers durch:
nicht alle Variablen werden berücksichtigt (nur signifikante)
Zwischenauswertungen und früheres stoppen
nicht alle Bedingungen werden berichtet (nur signifikante)
P- Wert wird abgerundet
Extremwerte werden rausgelassen
Hypothese wird im nachhinein umgeändert
Datenfälschung
-> weitverbreitet bis zu 78% haben dies schonmal umgesetzte
Woran erkennt man vertrauenswürdige Befunde?
Präregistrierung (im Vornhinein das genaue Vorgehen festlegen und hochladen)
Transparenz (open data, open materials/codes)
direkte Replikationen
statistische Teststärke
-> Stichprobengröße (je größer desto besser)
p-Wert Analyse
-> Wenn ein wahrer Effekt vorliegt, nähert sich das Maximum der erwarteten p-Werte an 0 an (ab 0.5- Werte unter 0.2 sind aber wahrscheinlicher)
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