Beschreiben Sie das System der Kriminalwissenschaften und erläutern Sie in diesem Zusammenhang die Unterschiede zwischen Kriminologie und Kriminalistik.
- System der Kriminalwissenschaften: Juristische Kriminalwissenschaften unterteilt in Strafrechtswissenschaften und Strafprozessrechtswissenschaften, Kriminalpolitik und Nicht-Juristische Kriminalwissenschaften unterteilt in Kriminologie und Kriminalistik
- Kriminologie beruht auf alle empirischen Wissenschaften, die zum Ziel haben, den Umfang der Kriminalität zu ermitteln bzw. zu erklären – Klauwissenschaft (Biologie, Psychologie, Soziologie etc.)
—> Besonders die Ursachen von Kriminalität sowie Täter und Opfer und Behandlungsmöglichkeiten für Straftäter Also Erklären
- Kriminologie = „Crimen“ – Verbrechen, „logos“ – Verstehen
- Kriminalistik/Kriminaltechnik = soll Aufklären, Strafrechtlicher Verbrechensbegriff, Wissenschaft von Mitteln und Methoden der Verbrechensbekämpfung bzw. Aufklärung von Straftaten Soll Aufklären
Beschreiben Sie die verschiedenen Verbrechensbegriffe und erläutern Sie die Unterschiede.
- wichtig, weil materille Verbrechensbegriffe z.B. in den Formellen mit einfließen können und somit Einfluss auf die PKS nehmen können (Upskirtung, Cannabis)
- Natürlicher Verbrechensbegriff: Als Kernbestand der Kriminalität, der immer und in jeder Kultur verwerflich ist – Bsp. Mord (Drogenkonsum aber z.B. nicht überall verachtet)
- Formeller Verbrechensbegriff: Handlungen, die per Gesetz mit strafrechtlichen Folgen (also Strafen= Freiheitsstrafe/Geldstrafe als Hauptstrafe oder Fahrverbot als Nebenstrafe oder Maßregeln der Besserung und Sicherung = Unterbringung in psychiatrischen Krankenhäusern, Entziehungsanstalten etc.) bedroht sind – also der Gesetzgeber bestimmt die Strafbarkeit – Variationen in Ländern (Bsp. Drogen)
- Materieller Verbrechensbegriff: Sozialabweichendes Verhalten – z.B. Komasaufen, dabei ist keine Handlung automatisch sozial abweichend, sondern wird erst durch die Bewertung des sozialen Umfeldes zu einer Abweichung gemacht
Welche Bezugswissenschaften hat die Kriminologie? Benennen und erläutern Sie mindestens drei.
- Klauwissenschaft
- Biologie: Bsp: Kriminalität ist genetisch veranlagt
- Psychologie: Theorien sind täterorientiert, delinquentes verhalten wird auf Persönlichkeitsstörungen zurückgeführt
- Soziologie: Bsp: Kriminalität entsteht durch ein schwaches, soziales Umfeld
- Viktimologie: Bsp.: Anzeigeverhalten
- Geographie: Dass Leute die in sozialen Brennpunkten bsp. Eher deliqunetes Verhalten an den Tag legen
Beschreiben Sie den Labeling Approach und erläutern Sie die Vor- und Nachteile des Ansatzes.
- Annahme, dass kriminelles Verhalten nicht nur mit sozialem Versagen zu tun hat, sondern auch mit Stigmatisierungsprozessen zu tun hat, denn Kriminalität ist nicht naturgegeben, sondern eine soziale Konstruktion
—> Tannenbaum (Vertreter des Labeling Approach) sagte: der junge Kriminelle wird böse, weil er als böse angesehen wird – ihm wird also ein Label aufgestempelt
- Erst wird kriminelles Verhalten vom Gesetzesgeber definiert, dann von Polizei und Justiz bewertet (im Sinne von: wer wird verfolgt) und letztlich stempelt die Bestrafung einen dann als Straftäter ab
- Self-fulfilling-Prophecy kann entstehen – „wenn ihr mich als Verbrecher seht, dass benehme ich mich auch so“
- Pro wissen von Labeling Approach: Verständnis für manche Verhaltensweisen bei Kontrollen, Reflexion eigener Handlungen und generell polizeiliches Handeln kritisch hinterfragen
- Contra: Hört sich so an: „Alle sind gut, solange nicht etikettiert“, Resozialisierung scheint nicht möglich
- Schubladendenken aber auch Vorteile – wenn unser Gehirn jedes Mal einen Reiz neu bewerten müsste, wären wir lange handlungsunfähig – Eigensicherung
Beschreiben Sie, was unter Dunkelfeld verstanden wird und erläutern Sie, wie man es aufhellen kann.
- Hellfeld= polizeilich bekannte Delikte, Dunkelfeld= polizeilich unbekannte Delikte, die somit in keiner Kriminalstatistik auftauchen (Bsp: Männer HG)
- Absolutes Dunkelfeld= Straftaten werden von niemandem bemerkt, Relatives Dunkelfeld= Straftaten sind Täter, Opfern oder Dritten bewusst, werden aber nicht angezeigt (sind der Dunkelfeldforschung aber zugänglich) -
- Dunkelfeld aufhellen, indem: Befragungen der Bevölkerung (schriftlich, Interviews etc., Bsp.: Viktimisierungssurveys in den USA), Schätzungen, Experiment - Bsp.: Um Dunkelfeldquote beim LadenDB herauszufinden, gezielte LadenDB durchführen und auswerten, wie viele von Ladendetektiven etc. entdeckt wurden -> wie sinnig die teilweise sind, fragwürdig
—> Ziel der Aufhellung: Man kann besser interpretieren, ob das, was in der offiziellen Statistik passiert auch tatsächlich sich so im Dunkelfeld abzeichnet, Lagebilder ergänzen, Hinweise für Verlagerungen von Delikten
Beschreiben Sie, wie sich Dunkelfeldrelationen darstellen lassen und erläutern Sie, welche Trendresultate aktueller Dunkelfeldforschung existieren.
- Eisberg im Wasser – herausragende Spitze = Hellfeld, Großteil, der Unterwasser ist und nicht ersichtlich = Dunkelfeld
- Mit der Dunkelfeldzifferrelation wird das Ausmaß des Dunkelfeldes angegeben: Verhältnis aus der Zahl der der Polizei bekannt gewordenen Delikte zu der Anzahl der nicht bekannt gewordenen Straftaten
—> 1:2 = auf ein Delikt kommen zwei unbekannte Delikte
—> Mehr im Hellfeld heißt nicht unbedingt gleich mehr im Dunkelfeld und andersrum
- Trendresultate: Es werden weniger Straftaten angezeigt als nicht angezeigt (besonders Sexualdelikte), Das Dunkelfeld variiert von Delikt zu Delikt, Im Dunkelfeld sind leichte Delikte weit überproportional
Beschreiben Sie die PKS und erläutern Sie, welche Straftaten von ihr erfasst werden und welche nicht
- PKS vom BKA für alle 16 Bundesländer, einzeln vom LKA – Seit 1954, in Deutschland als relevanteste Statistik
- Dient der Beobachtung von Kriminalität und einzelnen Deliktsarten, des Umfangs und der Zusammensetzung von Tatverdächtigen —> Ziel: Erkenntnisgewinnung für vorbeugende und verfolgbare Verbrechensbekämpfung
- Erfasst werden polizeilich bekannte Straftaten: Tatort & Zeit, Art & Anzahl der Straftaten, Opfer & Schäden, Aufklärungsquote (oft Schrott – wegen: Einpflegen – Max Mustermann), Alter-Geschlecht-Nationalität der Täter
- Erfassung von allem, was strafbar ist außer – Auslandsstraftaten, Verkehrsdelikte (außer §315b StGB – gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr), politisch motivierte Kriminalität, keine Owis
Welche wesentlichen Kriminalitätsquotienten gibt es? Beschreiben und erläutern Sie mindestens zwei entsprechende Quotienten ihrer Wahl.
- Aufklärungsquote: Prozentuales Verhältnis von aufgeklärten zu bekannt gewordenen Fällen – aufgeklärte Fälle x 100 durch bekannt gewordene Fälle
- Steigerungsrate: Prozentuale Steigerung/Minderung von bspw. Einzelnen Deliktsarten im Vergleich zum Vorjahr – Berichtsjahr – Vorjahr x 100 durch Vorjahr
- Quotienten sind wichtig, damit man z.B. Städte miteinander vergleichen kann – denn es ist klar, dass es so aussieht, als gäbe es mehr Kriminalität in Köln als in Buxtehude, wenn man die Relation zu Einwohnerzahlen nicht herstellt
Beschreiben Sie, was unter Anzeigeverhalten verstanden wird und erläutern Sie, welchen Einfluss dieses auf die PKS hat.
- Teil der Viktimologie
- Untersucht die inneren und äußeren Beweggründe für eine Anzeige bzw. Nicht-Anzeigeerstattung
- Wichtige Aspekte des Anzeigeverhaltens: Höhe des Schadens, Vorhandensein von Versicherungen, Niedrige Anzeigebereitschaft bei Opfern unter 40, höher bei Opfern über 40, Rückgang ab 60
- Häufigster Grund für Nichtanzeige: mangelndes Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Polizei („die hätten auch nichts machen können“
- Nichtangezeigte Delikte können nicht in die PKS einfließen und gehören somit zum Dunkelfeld
Beschreiben Sie Anfälligkeiten der PKS und erläutern Sie, welchen Sinn und Zweck die PKS trotz dieser „Schwächen“ erfüllt.
Schwächen Bsp.:
- Plötzlicher Anstieg von Sexualstraftaten – aber nicht, weil plötzlich mehr Sexualstraftaten passieren, sondern weil z.B. ein neuer Straftatbestand entwickelt wurde – Bsp.: Upskirting
- Es wird nicht alles erfasst, was in Deutschland strafbar ist
- Kann nur das Hellfeld erfassen
- Plötzlicher Anstieg bei Veränderung von Technik und Ausstattung der Polizei – Bsp.: Wärmebildkameras -> Cannabisplantagen können gefunden werden, die vorher unauffindbar waren
- PKS immer ungenau, bei Straftaten, die gegen Ende des Jahres passieren. Bis diese in der PKS sind, ist es bereits das Folgejahr
- Kontrollkriminalität: wenn ich als Schwerpunkt Rauschgiftdelikte kontrolliere, sind die Zahlen dementsprechend hoch, wenn der Schwerpunkt nicht mehr bei BTM-Kontrollen liegt, sinken die Delikte
- PKS trotzdem wichtig, denn man braucht Repression für Prävention —> kann durch „Trends“ bspw. besser einschätzen, welche Delikte gerade besonders viel begangen werden und kann meine Planung zur Prävention drauf auslegen – also wichtig für kriminalpolitische Entscheidungen oder auch Maßstab für Personalzuweisung
Beschreiben Sie, was man unter Lagebildern versteht und erläutern Sie den Unterschied zur PKS.
- Lagebilder beziehen sich auf bestimmte Kriminalitätsphänomene
- Es werden unterschiedliche Statistiken zusammengeführt und diese werden bewertet wohingegen die PKS lediglich Zahlen veröffentlicht ä
- Soll polizeiliche und politische Entscheidungsträger unterstützen
Beschreiben Sie, wie sich Kriminalitätstheorien einteilen lassen und erläutern Sie die jeweiligen Zielrichtungen der unterschiedlichen Ausrichtungen.
- Psychologische Theorien: Kriminalität als Produkt von psychischen und gesellschaftlichen Faktoren, Täterorientiert – Kriminelles Verhalten sei auf Persönlichkeitsstörungen zurückzuführen
- Soziologische Theorien: Annahme, dass Kriminalität durch sozialstrukturell bedingte Missstände entsteht, nimmt Kriminalität als normalen Bestandteil der Gesellschaft an
- Biologische Theorien: Kriminelles Verhalten ist genetisch veranlagt
- Integrative Konzepte
- Kriminalitätstheorien sind Versuche (KT haben nicht den Anspruch ein bestimmtes Phänomen abschließend zu erklären) zur Erklärung z.B. von Ursachen von Kriminalität, um Rückschlüsse auf Prävention und Repression zu erlangen – kann nie durch eine Theorie erklärt werden, da Kriminalität multikausal ist
—> Mikrotheorien: Fokus auf individuelle Merkmale, Makrotheorien: gesellschaftliche Merkmale
Was besagt die Lehre vom geborenen Verbrecher?
- Lombroso als Begründer der positiven Schule der Kriminologie, 19. Jahrhundert
- These: Verbrecher sind an äußeren Merkmalen zu erkennen
- Untersuchungen wurden an Strafgefangenen (an Schädel, Körpervermessungen)
- Verbrecher sind unterscheidbar durch psychische und physische Merkmale
—> Unterscheidet also z.B. Diebe (Bsp. Eher kleine Augen, krumme Nase) von Mördern (Bsp. Glasiger Blick, große Nase)
- Verbrecher sind weniger weit entwickelt
- Verbrechen vererbt sich
- Schüler von Lombroso (Ferri) hat die Theorie weiter ausgebaut und 5 Verbrechertypen beschrieben
- Kritik: Hatte keine Kontrollgruppe, nicht besonders statistisch solide, Kausalität zw. Äußeren Merkmalen und Kriminalität ist nicht nachweisbar, Fortpflanzungskontrolle als Kriminalitätsbekämpfung?
Was versteht unter der tiefenpsychologischen Theorie?
- Freud – 1923 – ursprünglich nicht als Kriminalitätstheorie vorgesehen, wird aber häufig als Erklärungsansatz für Sexualstraftäter genutzt
- Entwickelt Persönlichkeitsmodell mit den Instanzen: Es, Ich, Über-Ich
- Es – unbewusst, angeborene Triebe, Ich – Vermittelt zwischen Es und Über-Ich, Über-Ich – Gewissen, moralische Prüfung
- Annahme: eine schwache Ausbildung des Über-Ichs kann zu kriminellem Verhalten führen, also in der Erziehung begründet und Triebe übermächtig werden
Was versteht man unter Halt- und Kontrolltheorien?
- Psychologische Theorie
- Nach Reiss (1951), Anknüpfung an tiefenpsychologische Theorie
- Beschäftigt sich mit der Frage, warum man sich überhaupt konform verhält und nicht, wieso man sich abweichend verhält
- Annahme Innerer Halt: Schwache Entwicklung des Ichs und Über-Ichs (z.B. durch soziales Versagen) führt zu fehlendem inneren Halt gegenüber kriminellen Versuchen führt dazu, dass kriminellen Reizen nicht widerstanden werden kann
- Annahme Äußerer Halt (nach Reckless): fehlender innerer Halt kann durch äußeren Halt (Bsp. Freunde) kriminelles Verhalten vorbeugen, wiederum kann fehlender äußerer Halt durch inneren Halt gestützt werden
- Kritk: auch zwei Personen aus der gleichen Familie können unterschiedlich kriminell auffallend werden
Was besagt die Theorie der rationalen Wahl?
- Besonders gut, um Eigentumsdelikte zu erklären
- Anknüpfung an Halt und Kontrolltheorien durch Cornish und Clarke
- Täter führt eine Kosten-Nutzen-Abwägung durch, bevor er eine Straftat begeht
- Bsp.: Je geringer die Entdeckungsmöglichkeit an/in einem Objekt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit des Einbruchs
- Kritik: Affekttaten können nicht erklärt werden und diese Theorie misst dem Bestrafungsrisiko entscheidende Bedeutung zu, obwohl der Abschreckungseffekt in einer vielzahl von Studien widerlegt wurde (Bsp. Auch in Prävention)
Was besagt die Theorie der Neutralisation?
- Sozialpsychologische Theorie
- Sykes & Matza (1957)
- Wieso begehen Menschen Straftaten, wenn sie wissen, dass es verboten ist? —> Wie kommen Menschen psychisch damit klar?
- Entwicklung von Neutralisationstechniken, um sein Gewissen zu reinigen
1. Ablehnung von Verantwortung: Hatte falsche Freunde, schlimme Familienverhältnisse
2. Verneinung des Unrechts: Anerkennung der Normverletzung, aber die Tat ist nicht unmoralisch
3. Ablehnung des Opfers: „wenn die sich so anzieht“
4. Verdammung der Verdammenden: Verschiebung der Aufmerksamkeit auf die die verurteilen/strafen – die haben mich nur kontrolliert weil ich ne dicke karre fahre
5. Berufung auf höhere Instanzen: Begehung von Taten nicht aus Eigeninteresse – politisch, religiöse Straftaten
Was besagt die Anomietheorie?
- Soziologische Theorie
- Ursprünglicher Ansatz von Durkheim
- „Etwas Kriminalität braucht die Gesellschaft, damit der Rest der Gesellschaft erkennt, wo soziale Regelungen vorhanden sind und wie der Staat darauf reagiert“
- Merton weiterentwickelt
- „Anomie entsteht durch das Aufteilen von gesellschaftlich anerkannten Zielen und deren Zielerreichungsmitteln“ – kann man also die Ziele nicht mehr mit den anerkannten Mitteln erreichen, entsteht Stress
—> Dieser Situation kann man mit unterschiedlichen Verhaltensmustern entgegenwirken
1. Konformität: Ziele und Mittel werden anerkannt und angepasst (Bsp.: ein annerkanntes Ziel ist es ein großes Haus durch einen gut bezahlten Job zu haben) – keine kriminologische Bedeutung
2. Ritualismus: Habe das gleiche Mittel aber kann mit dem Ziel eines großen Hauses aber nichts anfangen und behalte deshalb meine 1 Zimmerwohung – keine kriminologische Bedeutung
3. Rückzug: Kann mit Mittel und Ziel nichts anfangen, beide werden abgelehnt - Alkohol und Rauschgiftkriminalität
4. Innovation: Nehmen die gesellschaftlich annerkannten ziele an aber durch illegale Mittel (Bsp.: Ich möchte ein großes Haus, dafür will ich aber nicht arbeiten, sondern verdiene Geld illegal) – Gewerbliche Einbruchdiebstähle
5. Rebellion: gezielte Bekämpfung von Zielen und Mitteln – Terrorismus
Was versteht man unter Subkulturtheorien?
- Whyte & Cohen (1955)
- Grundannahme, dass Kriminalität durch Subkulturen (Minderheit) entsteht, in denen normabweichende Wert- und Moralvorstellungen herrschen
- Mehrheit ist nicht konform mit den subkulturellen Werten
- Die Entstehung von Subkulturen kann auch an die Anomietheorie gebunden werden. Personen aus einer sozial schwachen Schicht wollen bsp. Auch zu höhren Schichten angehören, haben aber nicht die Mittel dazu, z.b. kein Abitur, können also nicht studieren und einen annerkannten beruf erlernen – so können subkulturen entstehen, die vll neue eignene Ziele entwickeln oder die der anderen stupide ablehnen
- Bandenkriminalität
Was sind Mehrfaktorenansätze?
- Auffangen der Einseitigkeit von Kriminalitätstheorien
- Es werden mehrere Faktoren für die Erklärung von Kriminalität einbezogen
- Bsp. Multifaktorieller Erklärungsansatz vom Ehepaar Glueck
—> untersuchten 500 delinquente und nicht delinquente Jugendliche anhand von über 400 Faktoren zum Sozialverhalten
Familiärer und persönlicher Hintergrund
Körperliche Beschaffenheit
Gesundheit
Intelligenz, Temperament und Charakterzüge
- Wenn viele von diesen Faktoren auf eine Person zutreffen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Person kriminell wird
- Kritik: Theorielosigkeit, Gefahr von Scheinkorrelationen – also irgendwo Kausalitäten herstellen, wo keine sind Bsp.: „Kinder mit Karies werden kriminell“ – dabei ist nicht der Karies kausal, sondern beispielsweise die wirtschaftlichen Verhältnisse
Beschreiben Sie, welche Kritik Kriminalitätstheorien häufig erfahren und erläutern Sie, welchen Sinn und Zweck sie dennoch haben.
- Typische Kritik: Fehlende empirische Absicherung, Einseitigkeit Mangelnde Praxisrelevanz, fehlende interdisziplinäre Betrachtungsweise, mangelnde logische Geschlossenheit
Sinn und Zweck: Erlangung von Erkenntnissen zur Entstehung und Strukturen von Kriminalität
—> Herausarbeitung von: gesellschaftlichen Einflüssen auf Kriminalität, Strafwirkungen
—> Grundlage für: Kriminalprognosen, Kriminalpolitik und Kriminalprävention
Beschreiben und erläutern Sie die Begriffe primäre, sekundäre und tertiäre Kriminalprävention.
Primär – Gesamtbevölkerung oder einzelne Bevölkerungsgruppen
- Primäre Prävention zielt darauf ab, den allgemeinen Entstehungsbedingungen von Kriminalität in der Gesellschaft entgegenzuwirken
- Allgemeine Wertevermittlung
- Bsp. In Kindergärten oder Schulen – gewaltfreie Konfliktlösung lehren
- Ziel: Beseitigung sozialstruktureller Mängellagen
- Kritik: Teuer, Wirkung kann schlecht geprüft werden
- Wenig Polizeibezogen, außer diese werden z.B. in Schulen für Präventionsveranstaltungen angefordert
Sekundär – Tatgeneigte Personen oder potenzielle Opfer
- Versucht Tatgelegenheiten zu verändern
- Es werden gezielte Gruppen angesprochen (Bsp.: Aufklärung potenzieller Opfer – Sensibilisierung für WED vor Urlaubssaison)
- Abschrecken durch Strafnormen (Bsp.: Schaffung neuer Strafbarkeiten – Stalking)
- Schaffung von Verteidigungsmöglichkeiten (Bsp.: Vermittlung von Techniken der Selbstverteidigung)
- Polizei: Viel Beratung durch die Polizei oder Aufklärungskampagnen – Bsp.: #Riegelvor, #8geben etc.
Tertiär – Straffällig gewordene Personen
- Maßnahmen, die erneute Straffälligkeit verhindern sollen
- Wiedereingliederung von Straftätern
- Direkte Einwirkung – anlassbezogen
- Bsp.: Antiaggressionstraining, Beratung und Betreuung durch Psychologen, Fußfessel
Beschreiben Sie, weshalb die Kriminalprävention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und erläutern Sie, in welchen Bereichen die Polizei keine Präventionsbemühungen durchführt.
- Die Polizei handelt nicht innerhalb der tertiären Kriminalprävention, da diese in der Regel durch Auflagen von Richtern etc. unternommen werden
- Die Polizei erzieht nicht, keine Werte- oder Persönlichkeitsentwicklung
- Erlass Kriminalprävention: 1.1 – polizeiliche Kernaufgabe ist es einen Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Kriminalprävention zu leisten und Tatmöglichkeiten zu reduzieren
- Kriminalprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, nicht nur weil es im erlass steht: Es liegt an Familien, Schulen, der Stadt oder auch dem Jugendamt und der Politik Kriminalprävention zu fördern
Last changed10 months ago