1. Was bedeutet die Aussage, dass Erblichkeit ein rein formaler Begriff ist? Erläutern Sie diese Überlegung an einem selbstgewählten Beispiel.
1. What does the statement that heritability is a purely formal concept mean? Explain this consideration using an example of your own choice.
Ähnlichkeit von Vorfahren und Nachfahren (einer Art) = Erblichkeit → unabhängig vom Mechanismus (Darwin wusste gar nicht von moderner Genetik, Synthese mit Genetik zu Beginn des 20. Jhdts)
Mechanismus muss sehr reliabel (sonst keine Vererbung), aber nicht perfekt (zufällige Entstehung neuer Varianten, z.B. Mutation der Gene)
“die Art”: relativer Begriff - relative Veränderung, Entstehung neuer Arten
→ Es bedeutet, dass sich die Bedeutung bzw Definition der Erblichkeit nicht je nach Mechanismus ändert. Unter der Erblichkeit versteht man die Ähnlichkeit zwischen Vorfahren und Nachfahren unabhängig von bestimmten Mechanismen. Beispielsweise ist die Oma von Schizophrenie betroffen, da sie genetisch vorbelastet ist und ein Trauma erlebt hat. Die Mutter hat trotz genetischer Prädisposition keine Schizophrenie ausgeprägt und war nie einer traumatischen Situation ausgesetzt. Die Enkelin hat kein Trauma erlebt und hat dennoch aufgrund genetischer Prädisposition eine Schizophrenie entwickelt.
2. In einer (hypothetischen) Säuglingsstudie wird der Befund berichtet, dass bei 2 Monate alten Kindern eine bestimmte Fähigkeit X gefunden wurde. Die Autoren schließen, dass das sehr frühe Vorhandensein dieser Fähigkeit ein Beweis dafür sei, dass diese Fähigkeit angeboren ist, evolutionär erworben wurde und genetisch vererbt wird. Nehmen Sie auf Basis evolutionstheoretischer Überlegungen und auf Basis entwicklungspsychologischer Modellvorstellungen (siehe VL 1) Stellung zu dieser Aussage.
evolutionstheoretische Stellung:
Die Fähigkeit X ist angeboren, wurde evolutionär erworben und wird genetisch vererbt wegen Fitness: Fähigkeit X als Folge der Passung (der Variante) einer Art an die für sie relevante Umwelt (Nische), die sich in relativ höherer Reproduktionsfähigkeit zeigt
1. angeboren ist
Fitness: Fähigkeit X als Folge der Passung (der Variante) einer Art an die für sie relevante Umwelt (Nische), die sich in relativ höherer Reproduktionsfähigkeit zeigt
2. evolutionär erworben wurde:
Durch Selektion
3. genetisch vererbt wird:
zusätzliche Variation bei gleichem Genotyp der Fähigkeit X (Plastizität der Art) (=> Evolutionäre Entwicklungspsychologie!)
Variation (zufällig unabhängig von der Umwelt)
entwicklungspsychologische Stellung:
1. angeboren ist:
Umwelteinflüsse auf das Baby während der Schwangerschaft könnten auch eine Rolle spielen, für angeborene Fähigkeiten. Beispielsweise wenn die Mutter während der Schwangerschaft besonders entspannte hatte & dadurch niedrige Cortisol Level hatte
Man kann keine Störvariablen aus der Umwelt ausschließen, die in der kurzen Zeit zwischen Geburt und Messung der Fähigkeit des Babys auf das Baby eingewirkt haben
Endogenistisches Modell: Fähigkeit X ist genetisch vererbt. Weder die Umwelt noch das Subjekt haben eine aktive Rolle darin (Nativismus).
→ Frage an sich ist unsinnig. Relativer Einfluss von Erbanlagen und Umwelt. Das eine kann nicht ohne das andere existieren, sie haben eine stetige Wechselwirkung.
3. Grundlegende kognitive Fähigkeiten (z.B., das Ausmaß der Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit) als auch Temperaments- und Persönlichkeitseigenschaften (z.B. Soziabilität, Introversion, Erregbarkeit) können als vererbbar beschrieben werden. Zeigen Sie jeweils anhand eines konkreten Beispiels (aus jedem der beiden Bereiche), wie nicht-genetische Mechanismen die Vererbung erklären könnten.
Umwelteinflüsse
kulturelle Einflüsse
• Passive Genotyp-Umwelt-Passung: Biologische Eltern schaffen Umwelt, die ihrem
Genom und damit auch ihren genetisch ähnlichen Kindern eher entspricht.
Extrovertiertes Kind, denn die Eltern haben mit ihm viel gespielt und dadurch wurde es mehr Gesellig.
• Reaktive Genotyp-Umwelt-Passung: Kind evoziert bei Umwelt Handlungen und
Angebote, die seinem Genotyp entsprechen.
Extrovertiertes Kind kann gut schauspielern, Eltern schicken es daher in die Theatergruppe.
• Aktive Genotyp-Umwelt-Passung: Kinder wählen aus den Angeboten der Umwelt
diejenigen aus, die ihrem Genotyp entsprechen.
Zwischen einer Lesegruppe und eine Theatergruppe hat das Kind die Theatergruppe ausgewählt, weil das ihm mehr Spaß machte
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