Aufbau Paulusbriefe
Gliederung Römerbrief
1,1-7: Präskript
1,8-15: Proömium (mit Reiseplänen)
1,16f: Thema des Röm: Die Gottesgerechtigkeit für jeden Glaubenden
1,18-5,21: Die Universalität von Sünde und Heil
1,18-3,12: Die Universalität der Sünde
3,21-5,21: Die Universalität des Heils
6,1-8,39: Das neue Leben (WIderlegung des libertinistischen Missverständnisses)
6,1-7,6: Die “soteriologische Wende”
7,7-25: Das Leben von der “soteriologischen Wende”
8,1-39: Das Leben nach der “soteriologischen Wende”
9,1-11,36: Das Heil für Israel (Widerlegung des antijudaistischen Missverständnisses)
12,1-15,23: Konsequenzen des Evangeliums für die Lebensgestaltung
15,14-16,27: Briefschluss: Reisepläne und Grüße
Feingliederung: Die Universalität von Sünde und Heil
1,18-3,20: Die Universalität der Sünde
1,18-32: Heiden
2,1-29: Juden
3,1-8: Vorzug der Juden
3,9-20: Die Schuld der Juden
3,21-31: Die in Jesus Christus erschienene Gerechtigkeit Gottes
4,1-25: Die Abraham verheißene Gerechtigkeit Gottes
5,1-11: Heilzuversicht
5,12-21: Adam-Christus-Typologie
Wann?
Der Röm wurde vermutlich 56 n.Chr. geschrieben. Er ist damit einer der letzten, wahrscheinlich sogar der letzte unter den „echten“ Paulusbriefen
Wo?
Abfassungsort ist nach der großen Mehrheit der Forscher Korinth (vgl. Röm
15,25–32 mit Apg 20,3–6)
Wer?
Absender des Briefes ist Paulus. Empfänger sind „alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom“ (1,7).
Was erfahren wir aus dem Brief über die Adressaten?
Er schreibt an die Christen in Rom, ob es sich um eine Gemeinde oder einzelne handelt ist nicht bekannt, aber man geht davon aus, dass er an eine Gemeinde schreibt, welche nicht von ihm selbst gegründet wurde und welche ihm zum Zeitpunkt der Abfassung persönlich noch nicht bekannt ist, welche er aber im Zuge seiner geplanten Reise nach Spanien kennenlernen möchte. (V.15)
Sie sind (zumindest teilweise) Heidenchristen- zumindest teilweise (V.6)
Röm 1,16f. kann als das „Thema“ des Röm bezeichnet werden, da hier eine Vielzahl der folgenden Themen des Briefs in einer kurzen Formel zusammengefasst wird. Behalten Sie die Verse daher bei Ihrer Lektüre im Hinterkopf und versuchen Sie, die theologischen Linien dazu zu erkennen (und lernen Sie sie auswendig!).
„Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Hab 2,4): Der aus Glauben Gerechte wird leben.“
(Achtung: In der bekannten Lutherversion ist die Übersetzung des Zitats aus Hab 2,4 sehr „unscharf“: besser „der aus Glauben Gerechte wird leben“ anstatt „der Gerechte wird aus Glauben leben“!)
„Evangelium“ als zentrales Stichwort für den Inhalt der pln. Verkündigung
„Rettung der Glaubenden“
Verhältnis von Juden und „Griechen“ (d.h. Nichtjuden = „Heiden“)
„Gerechtigkeit Gottes“ (immer wiederkehrend)
„Neues Leben“ im Glauben
Wie präsentiert sich Paulus anhand seiner Selbstvorstellung zu Beginn des Briefes? Worin sieht er seine Aufgabe? Und wie begegnet er seinen Adressaten?
Er bezeichnet sich selbst als einen „Knecht Christi Jesu“ (1), der von Christus zum Apostel berufen worden ist.
Dabei sieht er die Aufgabe seines Apostelamts insbesondere in der Mission der „Heiden“ (1).
Seinen Adressaten begegnet er durchgehend in einem freundlichen, werbenden Tonfall: Was auch immer ihn genau zur Abfassung des Briefs veranlasst hat, er will offensichtlich die Römer für seine Person und seine Theologie gewinnen. Dementsprechend werden sie als „Geliebte Gottes und berufene Heilige“ (1) angesprochen.
Die Universalität der Sünde
Nach der Vorstellung des Paulus steht die Welt unter dem göttlichen Zorn, das Stehen unter dem Zorn ist gleichsam der “Normalzustand”: Das Briefkorpus beginnt mit der Darlegung der Gründe für diesen Zorn Gottes.
Aus welchem Grund wird der Zorn Gottes offenbar werden? In diesem Zusammenhang: Worin kann bzw. könnte nach Röm 1 die Existenz Gottes erkannt werden?
Der Zorn bezieht sich universal auf „alles gottlose Wesen und alle Ungerechtigkeit der Menschen“.
Die Existenz Gottes könnte von allen Menschen aus der Schöpfung erkannt werden (auch von Heiden!), deshalb sollten sie eigentlich für die Gaben dieser Schöpfung dankbar sein, was sie aber nicht sind.
In den Begriffen der systematischen Theologie spricht man hier von einer „natürlichen Gotteserkenntnis“.
Mit dieser „natürlichen Gotteserkenntnis“ ist auch die Möglichkeit verbunden das Gesetz zu erkennen, d.h. die Möglichkeit, dass Menschen von Natur aus erkennen und tun, was gut und richtig ist. Keiner hat also eine Entschuldigung für sündiges Verhalten.
Gibt es nach Röm 3 einen Unterschied zwischen Juden und „Griechen“ (d.h. also „Heiden“), was deren Stellung vor Gott anbetrifft?
Die Juden hätten zwar prinzipiell gegenüber den Heiden einen Vorzug dadurch, dass sie das geschriebene Gesetz, die Tora, besitzen. Da sie diese jedoch permanent übertreten, besteht also faktisch kein Unterschied zwischen Juden und „Heiden“, was deren Stellung vor Gott anbetrifft, sondern vor ihm sind alle gleichermaßen schuldig.
—> Demnach kann für Paulus das Gesetz nicht (mehr) der Heilsweg sein.
Was ist nach Röm 3 die Funktion des Gesetzes? Wo äußert Paulus später im Brief noch ähnliche Gedanken?
Funktion= Die Sünde der Menschen aufzuzeigen: „Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“
Weitere Stellen:
5 („Denn die Sünde war wohl in der Welt, ehe das Gesetz kam; aber wo kein Gesetz ist, da wird Sünde nicht angerechnet.“)
7 („Was sollen wir denn nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde erkannte ich nicht außer durchs Gesetz. Denn ich wusste nichts von der Begierde, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte (Ex 20,17): Du sollst nicht begehren!“)
Der Mensch entkommt dem göttlichen Zorn durch „die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“ und wird dadurch „gerechtfertigt“. Welche markanten Formulierungen zur Rechtfertigung finden Sie in Kap. 3 und 4?
3,22-24 („Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“);
3,28 („So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“);
4,24b.25 („[...] wenn wir glauben an den, der unsern Herrn Jesus auferweckt hat von den Toten, welcher ist um unsrer Sünden willen dahingegeben und um unsrer Rechtfertigung willen auferweckt.“).
Welche Rolle spielt Abraham im Röm?
Vorbild des Gerechten schlechthin.
Rückbezug auf das atl. Zitat aus Gen 15,6 („Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.“
-> Gerechtigkeit aus Glauben und zwar BEVOR das Gesetz kam und vor der Beschneidung (Röm 4)
Zusammenhang von Gerechtigkeit und Glauben wird weiter ausgezogen auf alle Menschen:
In der Art und Weise, wie er gerechtfertigt worden ist, und zwar nur in der Art und Weise, werden nach Paulus alle gerechtfertigt;
vgl. 4,23.24a („Dass es ihm zugerechnet worden ist, ist aber nicht allein um seinetwillen geschrieben, sondern auch um unsertwillen, denen es zugerechnet werden soll [...]“).
In seinem Argumentationsgang verwendet Paulus auch einen Vergleich zwischen Adam und Christus, die sog. „Adam-Christus-Typologie“. Versuchen Sie, diese in groben Zügen nachzuzeichnen.
Durch die Tat eines Einzelnen (eben Adam, gemeint ist damit natürlich die Szene der Vertreibung aus dem Paradies mit all ihren negativen Konsequenzen) werden alle Menschen von der Sünde beherrscht und sind dem Tod verfallen.
Durch die Tat eines Einzelnen (Christus) kamen für alle Menschen Gerechtigkeit und Leben (wieder) in die Welt (vgl.v.a. 5,18)
Die „soteriologische Wende“
Die Theorie von der Gerechtigkeit aus Glauben kann verschiedene Missverständnisse hervorrufen oder Einwände provozieren und hat dies evtl. in der röm. Gemeinde auch schon getan, ehe Paulus seinen Brief schrieb. Diesen Missverständnissen begegnet Paulus im Folgenden, sei es, dass er sich mit tatsächlich erfolgten Einwänden auseinandersetzt, oder dass er mögliche Missverständnisse gleichsam vorbeugend widerlegt. Zunächst begegnet er in den Kap. 6–8 dem sog. „libertinistischen Missverständnis“ (d.h. der Ansicht, das Bemühen um einen sündenabstinenten Lebenswandel werde dann ja überflüssig; vgl. 6,1: „Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger werde?“) mit seinen Vorstellungen vom neuen Leben der Glaubenden. In diesem Zusammenhang spielt die Taufe als Wendepunkt eine besondere Rolle.
Versuchen Sie, die paulinische Argumentation zur Taufe in Röm 6 nachzuzeichnen. Was geschieht in der Taufe mit dem Menschen? Und welche Konsequenzen hat sie im Hinblick auf seine Sündhaftigkeit und auf seinen Lebenswandel?
Taufe spielt als Wendepunkt im Leben des Einzelnen eine besondere Rolle:
Sie ist ein Sterben und Auferstehen mit Christus.
Das Sterben bezieht sich dabei auf die Macht der Sünde: Der alte Mensch, also der Mensch vor der Taufe, war dieser Macht unterworfen; der neue Mensch, also der Mensch nach der Taufe, ist für die Sünde gestorben und lebt seither unter der Herrschaft Gottes.
In der Gegenwart äußert sich dieses zunächst einmal in der Befähigung zu einem neuen, andersartigen Lebenswandel: Dadurch, dass der Getaufte für die Sünde gestorben ist, ist er nach Paulus in der Lage, ein Gott gemäßes Leben zu führen (6,17f.).
Dieses Leben führt aber letztendlich nicht in den Tod, sondern in das ewige Leben, d.h. also in die zukünftige Auferstehung mit Christus (6,22f.).
Das Auferwecktwerden mit Christus steht dagegen als zukünftiges Ereignis noch aus (vgl. 6,5: Futur!).
Das Leben vor der “soteriologischen Wende”: Welcher Zusammenhang besteht hier zwischen dem Gesetz und der Sünde?
Das Gesetz ist nicht selbst Sünde, sondern es ist „heilig, gerecht und gut“ , denn es zeigt an, was jeweils gut ist und was Sünde ist. Aber da der Mensch vor der Taufe „fleischlich“ ist (d.h. der Sphäre des „Fleisches“ angehört => das Denken in verschiedenen Sphären ist typisch für Paulus), ist er nicht in der Lage, sich der Macht der Sünde zu entziehen, obwohl sie ihm durch das Gesetz angezeigt ist.
Deshalb treibt ihn die Sünde in sein Verderben, und dem eigentlich guten Gesetz bleibt somit faktisch nur die Funktion, dass er dieses Verderben sehen kann oder zumindest könnte.
Das Leben nach der “soteriologischen Wende”: Sammeln Sie aus Röm 8 einige besonders eindrückliche Aussagen im Blick auf die Beziehung Gottes zu den Menschen (bzw. zu den Glaubenden).
8,28 („Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.“);
8,31-34 („Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben –wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt.“);
8,38f. („Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“)
Das Heil für Israel
In Kap. 9–11 begegnet Paulus einem weiteren möglichen Einwand gegen sein Evangelium, dem sog. „antijudaistischen Missverständnis“ (d.h. der Ansicht, mit dem Christusereignis hätte Gott sein erwähltes Volk Israel verstoßen, vgl. 11,1: „Hat denn Gott sein Volk verstoßen?“). Mit dieser Frage ringt Paulus ganz besonders, denn zum einen geht es um sein eigenes Volk, und zum anderen steht damit die grundsätzliche Frage nach Gottes Gerechtigkeit auf dem Spiel.
Wie wird das Verhältnis zwischen Christus und dem Gesetz bestimmt? Was bedeutet das für Israel?
Dieses Verhältnis wird explizit formuliert in 10,4:
„Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht.“
-> Also erneut der Gedanke, dass nur der Glaube der Heilsweg ist, nicht das Gesetz!
Das bedeutet für Israel, dass auch sein Weg zum Heil nicht an Christus vorbei und schon gar nicht gegen Christus funktionieren kann
Jedenfalls steht am Schluss die Aussage, dass Israels Erwählung gegen den momentanen Augenschein bestehen bleibt und dass “ganz Israel gerettet werden” wird (11,26)
Ob es allerdings für Israel einen „Sonderweg“ gibt oder ob es zuvor bei ganz Israel zu einer kollektiven Bekehrung kommen muss, lässt der Röm auf eigentümliche Weise offen. Das bleibt gegenwärtig noch Gottes Geheimnis (Mysterion μυστήριον). Dementsprechend endet auch dieser Briefabschnitt mit einem hymnischen Lobgesang über die Wunderwege Gottes (11,33-36).
Wie lautet die „Bekenntnisformel“ in Röm 10, die zur „Rettung“ führt?
„Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.“
Mit welchem Bild beschreibt Paulus am Ende das Verhältnis zwischen Israel und den übrigen Völkern? Und welche Aussage über Israels Erwählung steht am Schluss?
Ein Ölbaum, bei welchem einige Zweige ausgerissen wurden, damit andere, neue Zweige eingepfropft werden konnten. (11)
Bei diesem sog. Ölbaumgleichnis symbolisieren die ausgerissenen Zweige die nicht christusgläubigen Juden und die eingepfropften die Heidenchristen. Die Wurzel jedoch ist Israel.
-> Warnung an die Heidenchristen vor Überheblichkeit und zugleich Betonung der Souveränität Gottes, der jederzeit wieder Zweige ausreißen kann
Worin besteht die Summe des Gesetzes?
(13,8-10) Nächstenliebegebot als Summe und Erfüllung des Gesetzes
Worum geht es bei dem Konflikt zwischen den „Starken“ und den „Schwachen“? Und wie argumentiert Paulus in diesem Zusammenhang?
Streit um Gesetzesfragen, v.a. um Speisevorschriften: Die Starken meinen, man brauche Regeln nicht mehr, die Schwachen halten sich weiterhin daran.
Paulus steht dabei prinzipiell auf der Seite der „Starken“, d.h. die entsprechenden Regeln sind bedeutungslos im Hinblick auf das Heil.
Aber Wichtiger als eine Klärung der Sachfragen ist für ihn die Einheit der Gemeinde.
-> Mahnung zur gegenseitigen Rücksichtnahme: Die „Starken“ sollen die „Schwachen“ nicht verachten, die „Schwachen“ sollen umgekehrt nicht über die „Starken“ urteilen.
Welches Bild gebraucht Paulus für die verschiedenen Gnadengaben in der Gemeinde und deren Verwendung?
Dafür verwendet er das Bild vom Leib und den Gliedern: Die Gemeinde ist ein Leib in Christus, und untereinander sind die Einzelnen als Glieder des Leibes verbunden (12,4-6). Vgl. Korintherbrief
Verwendung: Da die Gemeinde eine Einheit ist, sollen die Fähigkeiten zum Wohl der ganzen Gemeinde verwendet werden.
Auswendig lernen: Thema
Röm 1,16f:
Auswendig lernen: Von der Vergeltung
Röm 12,21:
“Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern überwinde das Böse durch das Gute”
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