Was versteht man unter korrektiver Arbeitsgestaltung?
Korrektive Arbeitsgestaltung bezieht sich darauf, dass Arbeitssysteme und -abläufe nach ihrer Einführung im Betrieb angepasst oder verändert werden müssen, wenn sie arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen. Diese Anpassungen können oft mit erheblichem ökonomischem Aufwand verbunden sein.
Was bedeutet präventive Arbeitsgestaltung?
Präventive Arbeitsgestaltung beinhaltet die Berücksichtigung arbeitswissenschaftlicher Konzepte und Regeln bereits beim Entwurf von Arbeitssystemen. Sie zielt darauf ab, mögliche gesundheitliche, physiologische, psychologische, sicherheitstechnische oder rechtliche Mängel von vornherein zu vermeiden.
Was beinhaltet prospektive Arbeitsgestaltung?
Prospektive Arbeitsgestaltung beinhaltet die Schaffung von Möglichkeiten der Gesundheits- und Persönlichkeitsentwicklung im Planungsstadium. Dazu gehören differenzielle Arbeitsgestaltung (Berücksichtigung der Unterschiede zwischen den Beschäftigten) und dynamische Arbeitsgestaltung (Offenhalten von Veränderungsmöglichkeiten und Gestaltungsspielräumen).
Welche Formen der Arbeitsgestaltung gibt es?
Es gibt drei Hauptformen der Arbeitsgestaltung:
Korrektive Arbeitsgestaltung (Korrektur erkannter Mängel)
Präventive Arbeitsgestaltung (vorwegnehmende Vermeidung gesundheitlicher Schädigungen und psychosozialer Beeinträchtigungen)
Prospektive Arbeitsgestaltung (Schaffung von Möglichkeiten der Gesundheits- und Persönlichkeitsentwicklung)
Wo liegt der Schwerpunkt bei betrieblichen Gesundheitsförderungsaktivitäten?
Der Schwerpunkt liegt meist bei der Umsetzung von personenbezogenen Interventionen, die entweder verhaltensorientiert (individuumsorientiert) oder bedingungsbezogen (verhältnisorientiert) sein können.
Welche Interventionsansätze sind laut dem Text sinnvoller bei betrieblicher Gesundheitsförderung?
Eine verstärkte Umsetzung verhältnisbezogener Interventionsansätze, also bedingungsbezogener Interventionen, wäre sinnvoll. Dies würde eine stärkere Berücksichtigung psychologischer Erkenntnisse im Gesundheitsschutz ermöglichen. Die Einsparmöglichkeiten durch die Berücksichtigung psychologischer Erkenntnisse im Gesundheitsschutz beliefen sich vor zehn Jahren bereits auf über 10 Mrd. Euro und dürften seitdem gestiegen sein.
Welche Betrachtungsebenen werden bei Arbeitsunfällen unterschieden, und welche Maßnahmen der Unfallverhütung gibt es?
Bei Arbeitsunfällen werden verschiedene Betrachtungsebenen unterschieden, darunter die Ebene der Unfallursachen (technische Ursachen, Wartung), die Ebene des Unfallhergangs (Unfallgegenstand, Art der Maschine) und die Ebene der Unfallfolgen (Personenschaden). Maßnahmen der Unfallverhütung umfassen Verhältnis- und Verhaltensprävention. Dazu gehören die Beseitigung der Gefahr, Trennung oder Beseitigung der Gefährdung, Abschirmung oder Verringerung der Gefährdung (z.B. durch Schutzgitter), Anpassung an die Gefährdung und Training sicherheitsgerechten Verhaltens.
Was versteht man unter sicherheitskritischem Verhalten, und welche Faktoren beeinflussen es?
Sicherheitskritisches Verhalten bezieht sich auf Handlungen, die Gefahren auslösen oder die Person in den Wirkbereich von Gefährdungen bringen, was zu gefährlichen Arbeitssituationen führt. Es kann bewusst durch riskantes oder sicherheitswidriges Verhalten entstehen oder unbeabsichtigt durch fehlerhaftes Verhalten. Etwa 80% aller Unfälle werden durch menschliche Faktoren, insbesondere Fehlhandlungen, beeinflusst. Faktoren, die sicherheitskritisches Verhalten beeinflussen, umfassen unter anderem Leistungsdruck, stressauslösende Faktoren, Alter, Persönlichkeitsmerkmale (z.B. geringe Verträglichkeit, geringe Gewissenhaftigkeit), und Neigung zu aggressivem oder impulsivem Verhalten.
Was sind die Unterschiede zwischen Fehlern und Irrtümern in Bezug auf Arbeitsunfälle?
Arbeitsunfälle entstehen zu einem hohen Prozentsatz durch fehlerhaftes Handeln von Menschen, wobei zwischen Fehlern und Irrtümern unterschieden wird. Fehler sind Versagen von psychischen Funktionen, während Irrtümer auf Unkenntnis oder mangelnder Kenntnis bestimmter Sachverhalte beruhen. Fehler können in Form von Irrtümern in der Zielbildung, Aktivierungsfehlern oder falschen Aufrufen aktiver Schemata auftreten. Irrtümer können Denkfehler in der Planungsphase oder Urteilsfehler in der Rückmeldephase der Handlung beinhalten. GEMS (Generic Error Modelling System) ist ein Modell, das verschiedene Fehlerarten auf verschiedenen Steuerungsebenen erklärt.
Wie werden sicherheitsrelevante Fehler nach dem GEMS-Modell kategorisiert, und welche Annahmen liegen diesem Modell zugrunde?
Nach dem GEMS-Modell werden sicherheitsrelevante Fehler in fertigkeitsbasierte, regelbasierte und wissensbasierte Fehler unterteilt. Fertigkeitsbasierte Fehler beziehen sich auf Ausrutscher durch Gewohnheiten oder Versehen durch Verlorengehen des Handlungsziels. Regelbasierte Fehler können Verwechslungen oder Erkennungsfehler beinhalten. Wissensbasierte Fehler umfassen Denkfehler in der Planungsphase oder Urteilsfehler in der Rückmeldephase der Handlung. Das Modell basiert auf der Annahme, dass Handlungen in erster Linie auf fertigungs- und regelbasierter Ebene gesteuert werden, und erst bei Problemen auf der wissensbasierten Ebene behandelt werden.
Wie können Regelverletzungen von sicherheitsrelevante Fehler abgegrenzt werden, und welche Ursachen können für Regelverletzungen existieren?
Regelverletzungen werden absichtlich begangen und können von sicherheitsrelevanten Fehlern unterschieden werden. Ursachen für Regelverletzungen können nicht-adäquate Einstellungen oder mangelnde Bereitschaft in Bezug auf Sicherheitsfragen sein. Die Vermeidung von Unfällen erfordert die Gefahrenkognition, die dem sicherheitskritischem Verhalten vorangeht. Dabei handelt es sich um einen Entscheidungsprozess auf mehreren Stufen, darunter der Empfang von Informationen, Problementdeckung, Suche nach Lösungen, Bewertung der Konsequenzen und bewusstes Eingehen von Risiken.
Was versteht man unter Systemsicherheit, und welche Ansätze gibt es zur wissenschaftlichen Erklärung?
Systemsicherheit bezieht sich auf die Eigenschaft komplexer organisationaler Systeme mit hohem Gefährdungspotenzial, unter vorgegebenen Bedingungen und mit minimalem Kontrollverlust oder Schaden für die Organisation und die Umwelt zu funktionieren. Es gibt vier Ansätze zur wissenschaftlichen Erklärung von Systemsicherheit: organisatorische Faktoren, Sicherheitskultur, High Reliability Organizations und interorganisationale Ansätze.
Wie wird Systemsicherheit durch Sicherheitsbarrieren gewährleistet, und was besagt das Swiss Cheese Model?
Systemsicherheit wird durch Sicherheitsbarrieren auf verschiedenen Ebenen gewährleistet, darunter technische (Alarmschaltungen) und organisatorische (Vorschriften). Das Swiss Cheese Model von Reason besagt, dass Systemunfälle vor allem dann geschehen, wenn Sicherheitsbarrieren in Kombination versagen. Die Metapher des Schweizer Käses zeigt, dass Unfälle passieren, wenn "Löcher" in den Sicherheitsbarrieren auftreten (z.B. Ausfälle oder Bedienfehler). Solange die Ausfälle nur auf einer Ebene erfolgen, kann die Sicherheit aufrechterhalten werden.
Was versteht man unter Sicherheitskultur, und welche Merkmale sind für ihre Entwicklung wichtig?
Sicherheitskultur ist die Gesamtheit der von der Mehrheit der Mitglieder einer Organisation geteilten sicherheitsbezogenen Grundannahmen und Normen. Wichtige Merkmale für die Entwicklung von Sicherheitskultur sind Berichtskultur, gerechte Vertrauenskultur, flexible Kultur und Lernkultur. Sicherheitskultur wird als ein systemumfassendes Konzept der Verantwortlichkeit auf den Ebenen der Politik, des Managements und des Personals betrachtet.
Welche Ansätze zur Arbeitsgestaltung gibt es, und was sind ihre Merkmale?
Es gibt verschiedene Ansätze zur Arbeitsgestaltung, darunter korrektive, präventive, prospektive, differenzielle und dynamische Arbeitsgestaltung. Korrektive Arbeitsgestaltung behebt erkannte Mängel, präventive Arbeitsgestaltung vermeidet gesundheitliche Schädigungen, prospektive Arbeitsgestaltung schafft Möglichkeiten der Gesundheits- und Persönlichkeitsentwicklung, differenzielle Arbeitsgestaltung berücksichtigt Unterschiede zwischen den Beschäftigten, und dynamische Arbeitsgestaltung lässt Veränderungsmöglichkeiten und Gestaltungsspielräume offen.
Wie werden TOTE-Systeme in Bezug auf Arbeitsgestaltung betrachtet?
TOTE-Systeme (Test-Operate-Test-Exit) sind Systeme, die darauf abzielen, durch verschiedene Maßnahmen wie Senkung von Material- und Arbeitskosten, Senkung von Krankenstand und Fluktuation, Bessere Auslastung der Betriebsmittel, Verkürzung der Durchlaufzeiten, Verbesserung des Informationsflusses, Erhöhung der Flexibilität und Erhöhung der Kundenzufriedenheit positive Veränderungen zu bewirken. Diese Systeme können dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen zu optimieren und die Leistungsfähigkeit zu steigern.
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