Frage 1: Wie hat sich die Arbeitswelt seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in Richtung Dienstleistungsgesellschaft verändert?
Antwort: Die industriellen Arbeitsplätze haben sich verringert, wobei im Jahr 2011 in Deutschland nur noch jeder vierte Beschäftigte im produzierenden Gewerbe tätig war. Gleichzeitig steigt der Anteil wissensintensiver Tätigkeiten an. Es gibt einen zunehmenden Fokus auf Wissensarbeiter, hoch qualifizierte Fachkräfte, die theoretisches und analytisches Wissen zur Herstellung neuer Produkte nutzen.
Frage 2: Welche Anforderungen stellt die Wissensarbeit an die Arbeitnehmer und den arbeitsorganisatorischen Kontext?
Antwort: Wissensarbeit erfordert das permanente Revidieren des Wissens, die Betrachtung des Wissens als verbesserungsfähig und als Ressource, nicht als absolute Wahrheit. Zudem geht Wissen oft mit Nicht-Wissen oder Wissensunsicherheit einher. Wissensarbeiter müssen als Problemlöser agieren. Der arbeitsorganisatorische Kontext erfordert aufgrund der Bedeutung von Teamarbeit, Autonomie und Selbstregulation übergreifende Organisationsstrukturen bei enklavenartigen Arbeitsstrukturen.
Wie gestaltet sich die kontinuierliche Weiterentwicklung im Beruf, insbesondere für "Job Nomads" oder "Arbeitskraftunternehmer"?
Antwort: Die kontinuierliche Weiterentwicklung im Beruf wird zur Regel, insbesondere für "Job Nomads" oder "Arbeitskraftunternehmer". Das Commitment verschiebt sich von der Organisation zur Arbeitsaufgabe. Mitarbeiter haben mehr Freiräume, zählen jedoch häufig nur zur Randbelegschaft, zum Beispiel als Freelancer oder bei befristeten Verträgen.
Welche Entwicklungen zeigen sich im Bereich der Telearbeit und Telekooperation?
Antwort: Telearbeit und Telekooperation nehmen zu, was mediengestützte arbeitsteilige Leistungserstellung über mehrere Standorte hinweg bedeutet. Telearbeiter sind elektronisch mit der zentralen Betriebsstätte verbunden, befinden sich jedoch räumlich entfernt. Es gibt verschiedene Formen der Telearbeit nach räumlicher Verlagerung, wie Teleheimarbeit, Telezentren, Mobile Telearbeit und Telearbeit vor Ort.
Welche Vorteile ergeben sich für Unternehmen, Mitarbeiter und die Gesellschaft durch Telearbeit?
Antwort: Für Unternehmen ergeben sich Vorteile wie eine Erhöhung der Produktivität, geringere Betriebskosten, Flexibilisierung der Arbeitszeiten und eine bessere Wiedereingliederung von Mitarbeitern. Mitarbeiter profitieren von einer erhöhten Arbeitsqualität, störungsfreiem Arbeiten, höherer Eigenverantwortung, besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie einer Verbesserung des Zeitmanagements. Für die Gesellschaft bedeutet Telearbeit die Sicherung von Beschäftigung, verbesserte Integration in besonderen Lebenssituationen und die Entzerrung von Verkehrsstoßzeiten.
Welche Nachteile sind mit Telearbeit verbunden, sowohl für Unternehmen, Mitarbeiter als auch für die Gesellschaft?
Antwort: Nachteile für Unternehmen umfassen einen erhöhten Koordinierungsbedarf, Kosten der Telearbeitsplätze, Verlust der Kontrollmöglichkeiten und geringere Datensicherheit. Mitarbeiter könnten unter Isolation leiden, soziale Kompetenzen und Karrierechancen verlieren, Schwierigkeiten bei der Trennung von Beruf und Familie haben und eine höhere intrinsische Motivation benötigen. Für die Gesellschaft könnten sich Nachteile in einem Bedeutungsverlust sozialer Kontakte und der Entkopplung gesellschaftlicher Zeitrhythmen zeigen.
Was ergaben empirische Studien zur Theorie der medialen Reichhaltigkeit und Mediensynchronizität in Bezug auf Telearbeit?
Antwort: In einer empirischen Studie von Konradt & Schmook (1999) fanden sie keine Unterschiede zwischen Telearbeitern und einer Kontrollgruppe bezüglich Belastungen wie Zeitdruck und Arbeitskomplexität. Jedoch zeigten Telearbeiter geringere Kommunikationsmöglichkeiten. Eine Aquatel-Studie (Büssing et al., 2003) ergab keine Senkungen der Arbeitsqualität durch Telearbeit, aber die Stichproben waren nicht repräsentativ.
Welche selbstständigkeitsrelevanten Persönlichkeitsmerkmale spielen laut einer Metaanalyse von Gajendran & Harrison (2007) eine Rolle im Vergleich von konventionellen und Telearbeitsplätzen?
Antwort: Leistungsmotiv, Unabhängigkeitsstreben und Problemlöseorientierung sind selbstständigkeitsrelevante Persönlichkeitsmerkmale. Die Metaanalyse identifizierte Outcomes wie Arbeitszufriedenheit, Arbeitsleistung, Fluktuationsneigung, Rollenstress und Karriereaussichten. Wahrgenommene Autonomie, Arbeits-Familien-Konflikte und Beziehungsqualität zu Vorgesetzten waren mögliche Mediatoren, während Telearbeitsintensität als Moderator wirkte.
Welche Effekte ergeben sich durch Telearbeit gemäß der Metaanalyse von Gajendran & Harrison (2007)?
Antwort: Die Metaanalyse ergab, dass Telearbeit zur Wahrnehmung höherer Autonomie führt. Familien-Arbeits-Konflikte sind bei Telearbeit geringer, während die Beziehungsqualität zur Vorgesetzten überraschend positiver ausfällt. In Bezug auf objektive Arbeitsleistungen zeigten sich bessere Ergebnisse bei Telearbeit. Die Intensität der Telearbeit wirkte als Moderator.
Wie wirken sich virtuelle Teams auf die Teamleistung und Zufriedenheit im Vergleich zu Face-to-Face-Verfahren aus?
Antwort: Virtuelle Teams sind flexible, standortverteilter Mitarbeiter, die auf gemeinsamen Zielen basieren. Das Input-Output-Modell der Teameffektivitätsforschung zeigt, dass die Zufriedenheit mit der Teamleistung bei virtuellen Teams geringer ist als bei Face-to-Face-Verfahren. Es reduziert jedoch den Einfluss sozialen Status auf die Teamleistung.
Was charakterisiert Remote Work als neue Form des Arbeitens?
Antwort: Remote Work bietet Mitarbeitern Flexibilität, verändert jedoch die Kommunikationswege, insbesondere im Hinblick auf nonverbale Signale und Small Talk. Verschiedene Theorien, darunter die Kanalreduktionstheorie und die Soziale Informationsverarbeitung, versuchen zu klären, wie sich Kommunikation durch das Internet verändert.
Wie wird computervermittelte Kommunikation im Vergleich zur Face-to-Face-Kommunikation charakterisiert?
Antwort: Computervermittelte Kommunikation ist genauso lebendig wie Face-to-Face-Kommunikation, da nonverbale Botschaften verbalisiert werden können. Sie bietet Freiheitsgrade in der Selbstdarstellung, begünstigt Täuschung, Authentizität und Selbstreflexion. Allerdings wird sie aufgrund fehlender Sinneskanäle als defizitär und unpersönlich betrachtet und führt durch Anonymität zu Enthemmung sowie sowohl prosozialem als auch antisozialem Verhalten. Die Nutzung wird durch soziale Normen beeinflusst, was oft irrational und dysfunktional ist.
Welche vier Arten der Bedürfnisbefriedigung durch die Nutzung von Massenmedien differenziert Burkart (2002)?
Antwort: Burkart (2002) differenziert vier Arten der Bedürfnisbefriedigung durch die Nutzung von Massenmedien:
Ablenkung und Zeitvertreib
Persönliche Beziehungen
Persönliche Identität
Kontrolle der Umwelt
Was versteht man unter "Fear of Missing Out" (FOMO) und wie äußert sich diese Angst im Zusammenhang mit Smartphones?
Antwort: "Fear of Missing Out" (FOMO) steht für die Angst, dass andere lohnenswertere Erfahrungen machen könnten als man selbst. Betroffene überprüfen dauerhaft, was andere gerade tun, um die eigene Situation damit abzugleichen. Im Zeitalter von Smartphones und sozialen Medien kann diese Angst durchgehend befriedigt werden. Die Intensität kann so stark sein, dass das Smartphone sogar in unangemessenen Situationen benutzt wird, wie zum Beispiel beim Autofahren oder während einer Vorlesung.
Was beschreibt der Begriff "Phubbing" und welche Auswirkungen hat die Angst etwas zu verpassen darauf?
Antwort: "Phubbing" beschreibt das unangebrachte Benutzen des Smartphones in sozialen Situationen. Die Angst, etwas zu verpassen, kann so stark sein, dass das Smartphone entgegen sozialer Normen, beispielsweise während eines Gesprächs, herausgeholt wird. Das Verhalten wird begünstigt, da Phubber und Gephubbte mit der Zeit das Phubbing als Norm akzeptieren, was die Hemmschwelle weiter herabsetzt.
Welche negative Korrelation besteht in Bezug auf Phubbing?
Antwort: Es besteht eine negative Korrelation zwischen Phubbing und der Impulskontrolle. Personen mit einem niedrigen Maß an Impulskontrolle neigen eher dazu, ihr Smartphone während sozialer Situationen zu benutzen (Chotpitayasunondh et al., 2016).
Was versteht man unter dem Begriff "Filterblase" und wie entsteht sie?
Antwort: Die "Filterblase" oder "Informationsblase" entsteht, weil Webseiten algorithmisch versuchen, vorherzusagen, welche Informationen der Benutzer finden möchte. Dies basiert auf den verfügbaren Informationen über den Benutzer, wie den Standort, die Suchhistorie und das Klickverhalten. Die Filterblase führt zu einer Isolation gegenüber Informationen, die nicht dem Standpunkt des Benutzers entsprechen.
Wie definiert Eli Pariser den Begriff "Personalisierung" im Zusammenhang mit der Filterblase?
Antwort: "Personalisierung" bedeutet, dass Inhalt und Struktur einer Web-Anwendung den Bedürfnissen, Zielen, Interessen und Vorlieben eines jeden Nutzers angepasst werden. Dazu wird ein Benutzermodell erstellt, das die Annahmen und Informationen erfasst, die das System über den Benutzer hat. Irrelevante Informationen werden herausgefiltert, um die persönliche Relevanz für den Benutzer zu erhöhen.
Wie definiert Antos den Begriff "Fake News" und warum werden sie geglaubt?
Antwort: Antos definiert "Fake News" als medial gesteuerte Informationen, die bewusst irreführend oder irrtümlich sind und bestimmten Rezipienten Meinungen vortäuschen. Menschen neigen dazu, bei unliebsamen Fakten bei ihren tradierten Einstellungen zu bleiben. Bei Diskrepanzen zwischen Fakten und Überzeugungen werden Entscheidungen häufig zugunsten von Überzeugungen getroffen.
Was ist "Impression Management" und wie unterscheidet es sich von "Self-representation"?
Antwort: "Impression Management" (IM) bezieht sich auf den Prozess, bei dem Individuen versuchen, die Eindrücke, die andere von ihnen haben, zu steuern. Im Gegensatz zur "Self-representation" geht es beim IM ausschließlich darum, die Eindrücke zu steuern, die andere von einem haben, während "Self-representation" auch die Kontrolle der Selbstwahrnehmung einbezieht.
Welche Strategien des Impression Managements gibt es laut Jones & Pittman (1982)?
Antwort: Es gibt fünf Strategien des Impression Managements:
Ingratiation (Anbiederung)
Intimidation (Einschüchterung)
Self-promotion (Eigenwerbung)
Exemplification (Beispielhafte Darstellung)
Supplication (Hilfesuchend, wenn man sonst nichts kann)
Gibt es eine Verbindung zwischen Impression Management und dem Internet?
Antwort: Ja, es gibt eine Verbindung zwischen Impression Management und dem Internet. Die Diskussion um Impression Management und "Attractiveness, Trustworthiness, Integrity, and Credibility" (ATIC) bleibt. Das Internet ermöglicht eine leichte Überbrückung räumlicher Distanz und erleichtert Headhunting. Es gibt eine steigende Akzeptanz von Bewerbern für Künstliche Intelligenz (KI) und die Nutzung von Apps zur Beurteilung von Bewerbern und Mitarbeitern.
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