Was ist Digitalisierung?
Ursprünglich: Umwandeln von analogen Werten in digitale Formate und ihre Verarbeitung oder Speicherung
Auch: Oberbegriff für gesellschaftliche Veränderungen, die sich aus der Nutzung von digitalen Technologien ergeben
Auch: Verstärkte Nutzung von digitalen Technologien in Organisationen zur Neugestaltung (Effizienzsteigerung) von Arbeitsprozessen
Trends der Digitalisierung (Schermuly, 2019)
Mobile Devices
Cloud Computing
Big Data
Social Media
Künstliche Intelligenz
Konsequenzen der Digitalisierung (Parker & Grote, 2020)
Soziale Aspekte: Digitalisierung in der Gastronomie
Neue Demands: Technostress (Tarafdar et al., 2007)
Herausforderungen für die Arbeitsgestaltung
Entwicklung von Technik schon unter Beachtung von Arbeitsgestaltung
Eigentliche Herausforderung liegt in Aufgabengestaltung:
Gemeinsame Optimierung (soziotechnischer Systemansatz)
Digitalen „Taylorismus“ vermeiden
Menschen auf Umgang mit digitalen Technologien vorbereiten
Gestaltungsspielraum erhalten, sodass auch individuelle Problemlösungen entstehen können (Raum für Kreativität)
Automatisierung von Produktion
Automatisierung befreit von stumpfer, schmutziger und gefährlicher Arbeit („dull, dirty, and dangerous work“; Parker & Grote, 2020, S. 2)
Die (Arbeits-)Welt ist VUCA/BANI
Ursprung von „New Work“
von Frithjof Bergmann in den 1980ern ins Leben gerufen
Er reist in den 1970ern durch Ostblockstaaten und prophezeit, dass der „reale Sozialismus“ keine Zukunft haben wird
Ausgangspunkt von New Work: Automatisierungswelle in der Automobilindustrie in Flint, Michigan (GM), Gründung des Center for New Work
Idee: Keine Arbeitsplätze verlieren; alle nur noch 6 Monate pro Jahr in Fabrik arbeiten
Rest der Zeit: Arbeit, die man „wirklich, wirklich tun will“
Später: 1/3 der Zeit in Fabrik, 1/3 der Zeit High-Tech- Eigenproduktion, 1/3 der Zeit sinnvolle Tätigkeit
Kernkonzepte von New Work
Flexibilität: New Work ermöglicht es, Arbeitszeiten und -orte frei zu wählen, um eine bessere Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu erreichen.
Digitale Technologie: New Work nutzt die Möglichkeiten der digitalen Technologie, um Arbeit effizienter und produktiver zu machen.
Menschenzentrierung: New Work legt Fokus auf Bedürfnisse und Wünsche der Menschen und unterstützt dabei, Talente und Interessen auszuleben.
Selbstbestimmung: New Work gibt Menschen die Möglichkeit, ihre Arbeit selbst zu bestimmen, anstatt sich an starre Vorgaben & Hierarchien zu halten.
Gemeinwohl: New Work zielt darauf ab, das Wohl der Gesellschaft und die Umwelt zu fördern und nicht nur den Profit einzelner Unternehmen zu maximieren.
Motivationale Kompetenz schulen – Was will ich wirklich?
Zu wissen, welche Arbeit man „wirklich, wirklich tun möchte“, benötigt motivationale Kompetenz. Rheinberg (2017) schlägt vor, sich in einer Selbstreflexion mit folgenden Fragen zu befassen:
Welche Sachen mache ich auch ohne Belohnung immer wieder und ziehe sie zeitlich vor?
Wobei/wann habe ich besonders gern oder problemlos gearbeitet und konnte kein Ende finden?
Wann habe ich mich über ein Ergebnis besonders gefreut? Wann konnte ich mich trotz erfolgreicher Arbeit nicht über das Ergebnis freuen?
Worüber denke ich am meisten nach, wenn ich Aufgaben prokrastiniere?
Vier Säulen von „New Work“ (Hofmann et al., 2019)
Empowerment als psychologisches Konzept (Schermuly, 2019)
Psychologisches Empowerment (Spreitzer, 1995)
Modell des Empowerment (Schermuly, 2019)
Wirkungen von psychologischem Empowerment
Was heißt Agilität? (Brückner & von Ameln, 2016)
Aktuell stark diskutiertes „Idealprinzip“ der Organisationsgestaltung:
Höhere Reagibilität auf (kritische) Entwicklungen in der Umwelt
Gesteigerte Fähigkeit zur kontinuierlichen Selbstveränderung
Schnellere Entscheidungsfindung
Nutzung verteilten Wissens
Selbstorganisation in netzförmigen Strukturen
Ursprünge: Software Entwicklung – das agile Manifest
Das agile Manifest
Menschen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge.
Funktionierende Software ist wichtiger
als eine umfassende Dokumentation.
Zusammenarbeit mit Kunden ist
wichtiger als Vertragsverhandlungen.
Reagieren auf Veränderung ist wichtiger
als das Befolgen eines Plans.
Scrum als Prinzip des Projektmanagements
Stammt aus dem Projektmanagement für Software-Entwicklung
Gegenentwurf zum klassischen Wasserfallprinzip im Projektmanagement
Rollen: Product Owner, Scrum Master, Scrum Team
Iteratives Vorgehen: Mehrere, kurze Entwicklungszyklen („Sprints“)
Wichtigster Punkt: Nach jedem Sprint ein vorzeigbares Produkt („Inkrement“)
Herausforderungen bei der Einführung agiler Strukturen
Rolle von Führungskräften überdenken, Rollenklarheit herstellen
Selbstorganisation konsequent durchziehen (Jahn et al., 2019)
Hierarchische Intervention vermeiden?
Längere Dauer von Entscheidungen, z.T. auch informeller Druck
Produktorientiertes Denken (Mayrberger & Slobodeaniuk, 2017)
Was ist das „Produkt“? Was kann nach Sprints „geliefert“ werden?
In Meetings: Stand des Produktes erläutern, statt Aktivitäten auflisten
Holokratie (Robertson, 2015)
Versuch, Organisationen ohne hierarchische Struktur aufzubauen
Rollen statt Positionen
Kreise statt feste Abteilungen
Rollen nach Aufgaben flexibel gebildet
Kreise können je nach Problem ebenfalls flexibel gebildet werden
Führung, wenn nötig, ist auch Rolle, keine feste Position
Folgen von Holokratie (Sua-Ngam-Iam & Kühl, 2021)
Aufbauschen und Wuchern der Formalstruktur
Sehr detaillierte Rollen
Leere Rollen (kein Mitarbeiter mehr da)
Verunsicherung und fehlende Übersicht angesichts der Komplexität
Mitarbeiter unter dem Radar: Rollen als Beschäftigungstherapie
Reduzierung von Initiativen und neuer „Dienst nach Vorschrift“ („nicht meine Accountability“)
Die Tücken flacher Hierarchien (Kühl, 2015)
Politisierungsdilemma
Weniger Möglichkeiten, Konflikte durch Entscheidung „von oben“ beizulegen
Entweder langwierige Diskussionen oder Mikropolitik
Komplexitätsdilemma
Überlastung der Kommunikationskanäle, weil keine Filterung
Zahl der Möglichkeiten nimmt ohne Hierarchien zu
Netnografie zur Wahrnehmung von Führung in digitalen Zeiten
Netnografie – Brauchen wir Führung überhaupt noch?
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