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7) Grundlagen der Diagnostik 7

HM
by Hanna M.

Der diagnostische Prozess (Modell)


  • Diagnostischer Prozess = Abfolge von Maßnahmen zur Gewinnung diagnostisch relevanter Informationen und deren Integration zur Beantwortung einer Fragestellung

  • Die Gewinnung eines umfassenden Persönlichkeitsbildes ist unrealistisch, da nur eine selektive Informationsgewinnung möglich ist

  • Bewährungskriterien für das Urteil: bereits im einleitenden Gespräch erfolgt Ableitung der Fragestellung

  • Prüfung der Umsetzbarkeit der Fragestellung

  • taktische/ strategische Planung

  • ggf. weitere Messungen

  • Auftraggeber = Rentenversicherung

  • Ist Frau X Arbeitsfähigkeit? Fragestellung

  • Differenziert: Ist Frau X in der Lage Arbeit weiterhin auszuführen unter Anstieg der Anforderungen?/ so strak beeinträchtigt, das sie Aufgaben nicht mehr erledigen kann und man von einer psychischen Erkrankung gemäß ICD10 sprechen kann?

  • Umsetzbarkeit in Hypothensformulierung (Ja/ Nein):

  • Hypothesenformulierung: Bei ausgeprägter/vorliegen einer Depression wird Frau Meyer nicht mehr alle Aufgaben ausführen können/ nicht mehr die Leistung erbringen die erfordert ist / Frau X sollte den Leistungstest oder Gedächtnistest mit durchschnittlicher leistung zeigen

  • Operationalisierbarkeit: Umgesetzte/erledigte Aufgaben in einem bestimmten Zeitraum/ Probearbeit in Zeitraum von 3 Monaten / Test mit Items die relevant sind für Fragestellung

  • Untersuchungsplanung/ Durchführung der Untersuchung: Einleitendes Gespräch, Planung der zu verrichteten Aufgaben und Durchführung der AUfgaben/Arbeit

  • Datenauswertung: Nur 1/ 3 der Aufgaben konnten zufriedenstellend ausgeführt werden

  • zusätzliche Hypothesen?!


Der diagnostische Prozess: Urteil

Nach Klassifikation von Meehl (1954) und Sawyer (1966) gibt es zwei gegensätzliche Strategien der diagnostischen Urteilsbildung:


  • Klinische UB: Wenn quantitative und qualitative Daten (z.B. projektive Tests, Verhaltensbeobachtung) vorliegen und ihre Kombination auf dem Fachwissen und der Erfahrung der Diagnostiker*in (Intuition) beruht, ohne dass Regeln explizit genannt werden.

    -> Der Begriff klinische Urteilsbildung bezieht sich also auf individuelle Urteile von Menschen (Diagnostikern)

  • Statistische (mechanische) UB: Wenn Daten quantifiziert vorliegen (Tests/ Fragebogen/ Interviews) und ihre Kombination auf einem ausformulierten Algorithmus beruht (z.B. Regressionsgleichung; Diskriminanzanalyse)

    -> Bei der mechanischen Urteilsbildung werden die Daten nach einer Formel verrechnet, die zuvor aus empirischen Daten abgeleitet wurde.


-> Regressionsgleichung


Befunde zur Güte der beiden Methoden


Laut Sawyer (1966):

  • bessere Prognosen mit statistsicher UB: unabhängig ob klinische Methoden, Testverfahren oder eine Kombination aus beidem


Metaanalyse von Grove et al. (2000):

  • 136 Untersuchungen zeigen ein ähnliches Ergebnis (besser Prognose durch Statistsiche UB), allerdings nur eine kleine Effektstärke von d=0.089

  • die statistische UB scheint der klinischen vor allem dann überlgen zu sein, wenn medizinische und forensische Kriterien vorherzusagen sind und wenn die Informationen in Form von Interviewdaten vorliegen


Vrieze und Grove (2009)

  • wollten wissen, was praktisch tätige Psycholog*innen über mechanische UB denken und ob sie breit sind, diese auch anzuwenden

  • eine Mehrheit von 98% berichtete, klinische Urteilsbildung zu nutzen (integrierten teilweise auch Informationen statistsicher Modelle in ihr Urteil)

  • einige wandten nur klinische Urteilsbildung an (47%)


Subjektive Gründe für Nicht-Verwenden von statistsicher UB (Vrieze und Grove, 2009):


  • Mechanisches Urteilsmodell nicht verfügbar (40 %)

  • Nicht gut genug mit der Methode vertraut, um sie bequem anzuwenden (36 %)

  • Kann nicht alle Faktoren berücksichtigen, die für ein Urteil nötig sind (32 %)

  • Nicht so genau wie andere Methoden (32 %)

  • Zu teuer (27 %)

  • Ineffizient (23 %)


Warum erreichen menschliche Urteile nicht die Genauigkeit, die bei Anwendung von mechanischen Modellen möglich ist? -> Urteilsfehler:


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Hanna M.

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