Individualisierter Unterricht
Bohl 2017
Individualisierung = Ausbau innerer Differenzierung
Spannungsfeld Standardisierung & Individualisierung
Doppelte Herausforderung für GS:
Individuelle Entwicklungsbiografie jeden Kindes mit der Ermöglichung von individuellen Bildungsprozessen optimal fördern
Normierten Erwartungen der Gesellschaft gerecht werden (Götz & Müller, 2005)
Abgrenzung der Individualisierung (Heinzel & Koch, 2016)
3 Basisdimensionen von Unterrichtsqualität
Lipowsky, 2009 (Klieme et al., 2006)
Chance Individualisierung
Bohl, 2017
Anpassung an individuelle Voraussetzungen der Lernenden -> auf Grundlage regelmäßiger Diagnostik werden bereitgestellte Aufgaben fortwährend angepasst -> individuelle Entwicklung kann auf diese Weise gezielt unterstützt werden
Voraussetzung für Konzeption Individualisierung
organisatorischer Aufwand (Planarbeit, Materialauswahl, Raumorganisation,…) sollte zeitlich minimiert werden um Verringerung der aktiven Lernzeit der SuS zu vermeiden
hoher Zeitaufwand für LKs zumindest bis Konzeption vollständig entwickelt ist und insbesondere bildungsplanabdeckende, hochwertige Materialien vorhanden sind
Anschließend: alltägliche Arbeit kann durchaus entlastender sein und für Unterstützung, Beratung und Beobachtung genutzt werden
3 Komponenten adaptiven Unterrichts
Adaptives Rahmenmodell nach Sibley et al., 2023
Individualisierter Unterricht vs. adaptiver Unterricht
Sibley & Lachner, 2023
Individualisierung
Adaptiver Unterricht
Ziel: individuelle Förderung aller Lernenden
setzt formative Diagnose voraus
Jedes Kind arbeitet eigenständig im eigenen Tempo für längere Zeit mit niveau- gerechten Materialien und Aufgaben -> SuS entwickeln sich dadurch sehr unterschiedlich
gemeinsamer Diskurs innerhalb der Klasse im Vordergrund
Arbeit in parallelen Lernphasen
Ergebnisse werden zusammen getragen -> Lernen kann individuell aber auch kollaborativ in homogenen oder heterogenen Gruppen staattfinden (Orientieeung am Bedarf)
adaptiver Unterricht fokussiert stärker das gemeinsame Lernen sowie das Profitieren der SuS von jeweiligen Stärken und Schwächen
Schematischer Vergleich adaptiver Unterricht und Individualisierung nach Bohl, 2017
Chancen und Grenzen Individualisierung
Chancen
Grenzen
Anpassung an individuelle Voraussetzungen der Lernenden
Unterrichten im Klassenverband eingeschränkt
Ständige Anpassung der Aufgaben -> durch regelmäßige Diagnostik
Organisation kompliziert und aufwändig → hoher Zeitaufwand (Bohl, 2017: zu Beginn aufwändiger bis Material erstellt, dann entlastender für LK, kann sich Beratungsfunktion widmen)
Individuelle Entwicklung wird gezielt unterstützt
Hohe diagnostische & organisatorische Anforderungen an die LK
Hohe Anteile an Phasen selbstständigen Lernens -> ggf Risiko für schwächere SuS
Konzept der Individualisierung ≠ Einzelarbeit
Individuelle Förderung vs. Gemeinsames Lernen
Individuelle Förderung
wichtig, weil…
Gemeinsames Lernen
Jedem optimale Lernprozesse ermöglichen
-> gemeinsames Lernen im Klassenverband/ kooperative Lernformen auch wichtig
Individuelle Entwicklung positiv beeinflussen -> hohes Maß an einzelnem/ eigenständigem Arbeiten
Übernahme verschiedener Rollen (Hilfe geben und bekommen)
positiv für Selbstkonzept (stolz, wenn man Mitsus. etwas erklären kann)
Aneignung verschiedener Kompetenzen
Potenzial des Lernens von- und miteinander nutzen -> Entwicklung wechselseitiger sozialer Anerkennung, Respekt, Moral, Sozialkompetenz
Verhinderung der Isolation und Ausgrenzung
Studien zeigen, dass gemeinsames Lernen sich positiver auf Schülerleistungen auswirkt (Johnson, Johnson & Stanne, 2000)
Individualisierung von unten (Brügelmann, 2011)
Differenzierung von oben
Individualisierung von unten
z.B. jedem Schüler ein anderes AB zur Verfügung stellen → sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, aber inhaltlich bleibt der Unterricht lehrerzentriert und das Ziel bleibt die Lösung einer bestimmten Aufgabe
nicht nur organisatorische, sondern auch methodische und inhaltliche Öffnung des Unterrichts → Veränderung der Art der Aufgaben und der Aktivitäten
→ Individualisierung darf nicht nur auf didaktisch-methodische Maßnahmen beschränkt bleiben
→ sondern verlangt eine pädagogische Haltung, die Kinder und Jugendliche als eigene Persönlichkeiten wahrnimmt, ihre Rechte (UN-Kinderrechtskonvention 1989) respektiert und konkrete Partizipationsmöglichkeiten im Schulleben (auch Unterricht) ermöglicht
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