Leistungsrückmeldung (KM Baden-Württemberg, 2016)
alle Formen eines zeitnahen Feedbacks:
Gegenstände: Ergebnis, Qualität d. Lernwegs, Lernprozess
Ziele: Regulation & Optimierung individueller Lernprozesse
kann summativ & formativ sein
Durch: SuS selbst, Mit-SuS (Peerfeedback), LK
Fehler als Lernchancen
Leistung nach Sacher (2009)
Leistung ist der Vollzug und das Ergebnis einer Tätigkeit, die mit Anstrengung verbunden, auf die Erlangung eines Ziels gerichtet und auf Gütemaßstäbe und Anforderungen bezogen ist.
-> Leistung ist nicht absolut, sondern immer in Relation zu einem Gütemaßstab
Förderdiagnostik: Fördern und Förderunterricht (Sandfuchs, 2014)
Grundlagen:
Förderpflicht des Staates/Schule ergibt sich aus:
allgemeiner Gleichheitsgrundsatz (Art. 3, Abs. 1 GG)
Sozialstaatsprinzip (Art. 20, Abs. 1 GG & Art. 28, Abs. 1, GG)
Aussagen der Verfassungen
Schulgesetzen der Bundesländer
Förderpflicht = Gegenstand internationaler Vereinbarungen
Spezifika des Förderauftrags der GS ergeben sich aus:
Aufnahme aller SuS eines Jahrgangs -> besonders große Unterschiede in Lernpotenzial und Lernfähigkeit der Schülerschaft
Leitziel: lernschwachen SuS erfolgreiche Teilnahme am Regelunterricht ermöglichen
Förderdiagnostik: Didaktische Grundsätze (Sandfuchs, 2014)
Fördermaßnahmen als ständiger Diagnose- und Therapieprozess
Erzeugung einer angstfreien Atmosphäre
Zergliederung in kleinstmögliche sinnvolle Lernschritte und Gebrauch von anschaulichen Lernhilfen
Gründliches Lernen und Langsamkeitstoleranz
Honorierung der Bemühungen der SuS im Sinne einer anstrengungsorientierten Leistungsbeurteilung
Standardisierung
Folge internationaler Vergleichsstudien (PISA, TIMSS, IGLU) mit weltweit standardisierter Schulleistung
KMK, 2004: Vorgaben in Form fachbezogener Bildungsstandards (Regelstandards) - > durch Umsetzung: Erwartung der Behebung der Defizite im dt. Bildungswesen
Bildungspolitik zu Standards (Brokamp, 2005)
Setzung, Einhaltung und Sicherung von Standards als Erfolg versprechender Reformansatz
verbindliche Orientierung an allg. Bildungszielen unserer Kultur
Optimierung von Bildungsprozessen und -ergebnissen und Förderprogrammen
Qualitätssteigerung von Unterricht
Konzentration des U. auf Wesentliches
Leistungssteigerung des dt. Bildungssystems im internat. Vergleich
Vergleichbarkeit schulischer Abschlüsse
Leistungsbeurteilung/ -bewertung nach Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung ISB
„päd. Einschätzung des L bezüglich der Schülerleistung meist in Form von Noten oder verbalen Beurteilungen. Konsequenzen dieser Beurteilungen können – je nach Einschätzung der Schülerleistung – Lob oder Tadel sein, Entwicklung und Einsatz geeigneter Fördermaßnahmen bis hin zu Empfehlungen für die weitere Schullaufbahn bzw. berufliche Laufbahn.“
Leistungsbeurteilung umfasst:
• Leistungsfeststellung
• Leistungsbewertung, die sich an unterschiedliche Bezugsnorm orientiert
• Leistungsrückmeldung an S und Eltern
Leistung nach Wiater (2002)
„Leistung ist […] der Prozess oder das Ergebnis einer individuellen, ganzheitlichen […] Arbeit, die zielgerichtet mit Anstrengung verbunden oder vom Können abhängig ist und die nach einem Gütemaßstab beurteilt werden kann.“
Arten der Leistungsfeststellung
Beobachtung:
Systematisch: strukturiert, festgelegte Zielsetzung, Regeln, Zeitpunkte, Methode,… -> Mit Beobachtungssystem
Unsystematisch: spontanes, ungerichtetes “Zuschauen” ohne festgelegte Zielsetzung
Schriftliche Prüfungen
Aufsätze, Hausarbeiten, Klassenarbeit, …
Mündliche Prüfungen
Vorträge, speaking test in Englisch
Tests (formell/ informell)
Verfahren für praktische Tätigkeiten
Alternative Verfahren (z.B. Portfolio)
Formen der Leistungserhebung (ISB, 2017)
Einteilung diagnostischer Instrumente
In Anlehnung an Leutner
1. Stabilität vs. Veränderbarkeit das zu „beurteilende Konstrukt“ ist,
o Stabil → Statusdiagnostik (z.B. Persönlichkeit)
o Veränderbar → Prozessdiagnostik (z.B. Lesefähigkeit)
2. Zweck d. Diagnose
o Gesellschaftliches Ziel → Selektionsdiagnostik (summativ)
o Pädagogisches Ziel → Modifikationsdiagnostik (formativ)
3. Grad d. Beteiligung
o Fremddiagnose: durch LK
o Fremddiagnose: durch Mit-SuS (peer assessment)
o Selbstdiagnose: durch SuS selbst (self assessment)
4. Bezugsnormorientierung d. Rückmeldung
o Soziale Bezugsnorm Referenz: Gruppe (z.B. Klasse)
o Kriteriale Bezugsnorm Referenz: fachl. Kriterien
o Individuelle Bezugsnorm Referenz: SuS selbst
5. Standardisierungsgrad d. Diagnoseverfahrens
o Formelle Verfahren/Tests (IQ-Test, DEMAT-Mathetest)
▪ Wissenschaftliche Standards
▪ Testgütekriterien: Objektivität, Validität, Reliabilität
▪ Vergleich zur Gesamtpopulation
▪ → siehe: standardisierte Textverfahren
o Informelle Verfahren (Proben, Beobachtungen)
Beobachtung
Kleber, 1992
Beobachtung ist „das zentrale Medium oder die wichtigste Methode für menschliches Zurechtfinden, Handeln und Erkennen bzw. Reflexion
Informelle Testverfahren
Von LK für den eigenen Gebrauch im Unterricht entwickelt
Sollen die Ergebnisse von Lernprozessen unterrichtsnah erfassen → im Hinblick auf einzelne Lernziele & mit Bezug auf den tatsächlichen Unterricht
Deutlich geringerer Konstruktions- und Prüfaufwand als bei standardisierten Testverfahren → entspricht den schulischen Rahmenbedingungen: Ausbildungsstand der LK & Anforderungen des U-Alltags
Trotzdem: Einhaltung von Konstruktions- und Kontrollstandards bei der Entwicklung informeller Tests → um Objektivität und Zuverlässigkeit zu gewährleisten
Abgrenzung von den herkömmlichen, subjektiveren Klassenarbeiten
Fazit: Konstruktion von informellen Tests im Unterrichtsalltag:
Verglichen mit herkömmlichen Klassenarbeiten methodisch sehr aufwendig
Setzt ein Engagement d. LK voraus → wird aufgrund der gegenwärtigen schulischen Rahmenbedingungen kaum realisiert (Ziegenspeck, 1999)
Kann nur in Kooperation mit Kollegen durchgehalten werden (Ingenkamp, 1985)
Systematische Beobachtung
Charakter einer Beobachtung: mehr oder weniger zielgerichteter selektiver Vorgang
Im schulischen Kontext: häufig Alltags- oder Gelegenheitsbeobachtungen → naiv, frei, unsystematisch -
Abgrenzung der systematischen bzw. wissenschaftlichen Beobachtung → zielgerichteter, kontrollierter
Kriterien der systematischen bzw. wissenschaftlichen Beobachtung
Greve & Wentura, 1997
1. Ein bewusst begrenztes, genau fixiertes Ziel: Festlegung von Anlass, Zweck und Zielsetzungen
2. Systematische Konzeption: wer, was, wie, wann, wie lange, wie oft & womit beobachtet wird
3. Systematische Aufzeichnung: explizite Vorgaben durch Beobachtungskonzept
4. Wissenschaftliche Überprüfbarkeit: Erfüllung der Gütekriterien und Zugänglichkeit für wiederholte Prüfungen
Bedeutsame Faktoren für Aussagekraft von Beobachtungsdaten
Beobachtungssystem
Beobachtungssysteme
Merkmals-, Zeichen- bzw. Indexsysteme:
Beobachtungskategorien vertreten verschiedenen Ereignisse, Verhaltensweisen, die allein oder gleichzeitig im Beobachtungszeitraum auftreten können
Kategoriesysteme:
Jedes Ereignis wird in einer Beobachtungskategorie (=Klasse von untereinander äquivalenten Ereignissen) zugeordnet → hohe Anforderungen an Beobachter, da alle Ereignisse kategorisiert werden müssen (kann LK nicht im eigenen U. anwenden → zusätzlicher Beobachter)
Schätz- bzw. Ratingskalen – Checklisten:
Grad der Ausprägung, Intensität oder Häufigkeit eines Ereignisses im Beobachtungszeitraum, hoher intuitiver Faktor → Bsp.: Checkliste: (Ingenkamp & Lissmann, 2008) Begriffe, Aussagen oder Fragen zu einem Sachverhalt
Werden angekreuzt, unterstrichen oder mit ja/nein beantwortet
Z.B. „Hilft der Schüler den Mitschülern seiner Gruppe?“, „Ist der Schüler eigenwillig?“
Beobachter
Praktische Umsetzung eines Beobachtungssystems
o Potenzielle Fehlerquellen:
▪ Individuelle Einstellungen, Motive, Vorurteile, Erwartungen
▪ bereits vorhandene Informationen
▪ „Wichtiges wird nicht wahrgenommen
▪ wichtiges wird verzerrt wahrgenommen, falsch eingeordnet und beurteilt
▪ wichtiges wird wahrgenommen und richtig beurteilt, aber die Beobachtung selbst ist die Ursache für Ergebnisse.“ (Thomas, 1999)
▪ Doppelrolle der LK: Beobachter einerseits, Teilnehmer andererseits (unterrichten) → Einsatz mehrerer Beobachter, Schulung in der Anwendung
3 Bereiche der Wahrnehmungs- und Urteilsfehler
Funktionen der Leistungsbewertung
Heller, 1984
Gesellschaftlich
Effizienzsicherung der Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems
Didaktisch
Kontroll- & Selbstkontrollfunktion für LK
Überprüfung des erreichten Kenntnisstandes
Maßnahmen für Unterrichtsgestaltung
Kontroll- & Selbstkontrollfunktion für SuS
Feedback über eigenen Lernprozess
Anreiz- & Motivationsfunktion für SuS für positives Leistungsverhalten
Disziplinierungsfunktion
Evaluativ
Berichtsfunktion für Eltern zu optimalen Fördermaßnahmen
Entscheidungs- & Selektionsfunktion
Zuweisung zu unterschiedlichen Gruppen, weiterführende Schulen, …
Leistungsprinzip = wichtigster Verteilungsmechanismus der Gesellschaft (Selektionsprinzip)
Funktionen der Leistungsmessung & -beurteilung (Noten)
Sacher, 2014
• Sozialisationsfunktion → auf Gesellschaft vorbereiten
• Rückmelde- / Informationsfunktion → für SuS, LK, Eltern
• Kontrollfunktion → Entwicklung • Legitimationsfunktion → Aufgabe der LK
• Selektionsfunktion → weiterführende Schulen, Beruf
• Disziplinierende Funktion → Noten als Strafe / Belohnung
• Lern- / Leistungserzieherische Funktion → Selbstständigkeit
Bezugsnormen
Zumhasch, 2014
soziale Bezugsnorm
kriteriale Bezugsnorm
Individuelle Bezugsnorm
-> jede Bezugsnorm ermöglich spezifische Informationen über Leistungsstände, sind nicht gegenseitig austauschbar und sollten weiterhin im passenden Kontext angewandt sein
-> sinnvoll und transparent ist Orientierung an individueller Bezugsnorm
-> Forernug nach Bezugsnormvielfalt
individuelle Bezugsnorm
Schulgesetzlich vorgeschrieben!
Erfordernis einer neuen Prüfkultur
Gründe
(Sacher, 2014)
traditionelle Formen der Leistungsüberprüfung sind wenig effektiv für Leistungserziehung
Methodisch- strategisches, sozial- kommunikatives und persönliches Lernen oft noch viel zu wenig beachtet und gewürdigt
Leistungsüberprüfung dient mehr dem Gewinnen von Informationen über den Schüler als für den Schüler
Zentrale Aufgabe der Grundschule besteht darin…
(Winter, 2004)
Leistungsbewertung […] nützlicher für das Lernen und den Unterrichtsprozess zu machen.
Leistungsbegriffe
Unterscheidungen der relevanten Begriffe
(ISB)
Zumhasch (2014)
Leistungsbeurteilung ist ein Prozess, bestehend aus …
summativ vs. formativ
summative Leistungserhebung: Ende einer UE - Produkt
formative LE: sukzessive - Prozess
Didaktische Grundsätze der neuen Leistungskultur (Klinkhardt, 2018)
Erfolgserlebnisse -> Selbstwirksamkeitserfahrung -> Leistungsselbstkonzept (SK)
offener U -> Verantwortung für Prozess -> Leistungsvielfalt
kooperatives Lernen -> gemeinsame Leistung -> Differenzierung
kognitiv aktivierende Aufgaben -> Motivation & Interesse
transparente Ziele
Leistungsangebot statt Leistungsforderung
Fehlerkultur -> pos. Selbstbild
Prozess, Feedback, Selbsteinschätzung
ErfOKoKoTAFeSe
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